Operation Matterhorn II

Nun lag unser Flugzeug, die HB-EXW, in Meiringen. Das Wetter erlaubte eine Überführung noch nicht. Die Wartungsequippe ihrerseits wäre froh, den Uhu so schnell wie möglich an seinem Standort zu wissen, um die Winterarbeiten beginnen zu können. Die Bise hielt an und der Hochnebel lag schwer in den Tälern. Die Beobachtung der Wetterentwicklung bekam jetzt hohe Priorität. Ich sprach zwei Mitarbeiter an, ob sie mich begleiten wollten – ohne Kosten, versteht sich! Die beiden Josef’s sagten zu. Am 10. 12. 91 war es so weit.

In Meiringen angekommen stand der Gang zum Turm bevor. Das Wetter liess den Flug zu und Buochs meldete Flugbetrieb. Der Uhu wurde aus dem Hangar geholt und flugbereit gemacht. Ich konnte den Motor nicht starten. Ob es an der Kälte lag? So schoben wir den Flieger zu dritt zur Montagehalle, wo dieser an die Wärme gestellt werden konnte. So ging wertvolle Zeit verloren. Zwischendurch erschien der Chef persönlich. Ich grüsste mit «Herr, Oberst…, sali Walti!» Wir nutzten die Gelegenheit, uns kurz an vergangene gemeinsame Militärdienste zu erinnern. Nun aber waren wir pronto. Der Motor hat uns das bisschen Wärme in der Halle durch problemlosen Start verdankt! Also nochmals zum Turm. Es sei in Buochs eben vor ein paar Minuten eine Mirage gelandet. Dass diese Maschinen allwettertauglich waren, half uns wenig.

Diese «frohe Botschaft», verbunden mit der Info über die Sichtverhältnisse, liessen uns den Flug angehen. Geplante Route: Via Sustenpass ins Reusstal, bai Amsteg absinken um unter die Hochnebeldecke zu kommen, via Flüelen-Brunnen-Gersau nach Buochs. Alternative falls Amsteg zu war: Via Andermatt ins Tessin fliegen und in Locarno landen. Die andere Möglichkeit via Oberalp-Chur-Walensee-Hirzel- Emmen-Buochs, liess ich fallen.

Endlich war es so weit! Um 15:57 Uhr hob der UHU ab. Wir flogen zuerst einma Richtung Brienzersee in den «Mist».

«(…)… by, by, Meiringen!)»

Nach einer grossen Kurve von über 180° sah es Richtung Innertkirchen viel besser aus.

Innertkirchen vor uns

Dem Weg via Sustenpass lag nichts im Weg. Kaum hatten wir Innertkirchen passiert öffnete sich der Himmel via Osten ganz!

Gadmen – Steingletscher – Sustenpass. Hier oben herrschte «grand beau (temps)»! Vom Sustenpass her liess ich absinken. Es erschien das Arniseeli, welches friedlich da lag. Über Amsteg musste nun nach «Hades», in die Unterwelt hinab gebohrt werden. Die Bodensicht war gut und es gelang gut, die sich von Norden her bildende Hochnebeldecke zu unterfliegen. Ab Schattdorf  konnte man 200 m über Grund halten. Die Höhe war zwar genügend, aber es sind auch noch Hospannunsleitungen in der Gegend! Die Horizontalsicht wurde knapper. So musste man halt den «Wänden entlang» fliegen. Rechts gab es stets Sicht zum Gelände, links ab Flüelen nicht mehr! So schlichen wir uns bis Morschach-Axenstein. Die Treib oder Seelisberg waren nicht erkennbar. Plötzlich war M.B. im Funk und wollte dauernd unsere Position kennen. Ich liess ihn wissen, er solle uns nicht stören. Nun lag Brunnen unter uns und der Urmiberg war die nächste Orientierungshilfe. Kurz darauf fragte Buochs nach unserer Position. «Gersau!» war die Antwort. Sofort leuchtete die Pistenbeleuchtung auf. Der Rest des Fluges bestand aus einem langen geraden Direktanflug. Landezeit: 16:29 Uhr. Mit einem Dank für den Service an den «Turm» meldete ich mit einem «Uf Wiederluègèn» ab. Joef I hantierte dauernd an einer kleinen Filmkamera herum. Später fand er jedoch keine Bilder…. Einmal mehr wurde bestätigt, dass man im Flugzeug nur noch halb so gescheit ist… Josef II, Bischof einer Mormonenkirche, genoss die Aussicht im Sustengebiet. Danach ging er etwas in sich. So nah war er seinem obersten Chef schon lange nicht mehr…!

Flug Meiringen Sustenpass-Buochs

Es folgte was folgen musste: Flugzeug retablieren, hangarieren, Flugbuch nachführen, danach im Allmendhuisli etwas Flüssiges geniessen und per Brigittes Taxi zurück nach Sarnen und nach Hause!

Allmendhuisli   http://www.allmendhuisli.ch/

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Die Vorgeschichte: Operation Matterhorn I  


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