Der Mensch als Mittel. Punkt!


Wer die Credos, Betriebsideologien (-«philosophien»), Leitbilder, Unternehmensgrundsätze ….liest, findet diese Behauptung so nie. Dort steht es anders geschrieben. Z. B.:

  • «Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt»

Am Beispiel von «BEGO» lesen wir u.a.:

  • Wir handeln nach dem Prinzip: Was für das Unternehmen gut ist, ist auf Dauer auch für jeden einzelnen Mitarbeiter gut.
  • Wir achten die Würde jedes Mitarbeiters und Partners. Klarheit und Wahrheit, Toleranz und Fairneß in der Zusammenarbeit sind unsere Basis für Erfolg, Harmonie und Freude an der Arbeit.
  • Wir fördern die persönliche Entwicklung, Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und das Verantwortungsbewußtsein unserer Mitarbeiter und bauen dabei auf ihren Stärken auf: Wer fordert, der fördert.

Leitsätze werden von Zeit zu Zeit neu definiert…!

Wie sind solche Standpunkte aus der Sicht von gemobbten Mitarbeitenden zu sehen?

Wie empfinden es Entlassene, die wegen Reorganisation, aus (oft vom betroffenen Unternehmen selbst verschuldeten) wirtschaftlichen Gründen, oder aus einer «Organisationsentwicklung» (die man von aussen ins Unternehmen bringt, um die «schmutzige Arbeit» zu erledigen), abgebaut oder einfach auf die Strasse gestellt werden?

Wenn es sich um ein Mitglied des Kaders handelt, stellt man eine Begleitung durch einen Psychologen in Ausssicht, der nach der Bekanntgabe des «Todesurteils» bereits vor der Türe wartet und gar im gleichen Unternehmen angestellt ist (Kostenminimierung)!

Oder der Betrieb bietet ein kostspieliges Outplacement an. Dass dabei nicht der Mitarbeitend im Mittelpunkt steht, sondern dass es um die «Gewissensberuhigung» des Arbeitgebers geht, kann man im Firmenprospekt nachlesen. Dies wird besonders dann deutlich, wenn es sich um eine mitarbeitende Person handelt, die um die 60 Lenze zählt und wo die Statistik der Beraterfirma bezüglich Altersgruppe/ Berufsgruppe eine Erfolgsquote von gegen Null ausweist!

Nutzen für den Arbeitgeber: Anerkennung bei der verbleibenden Belegschaft für das soziale Engagement der/den Entlassenen gegenüber, Vermeidung von Imageschäden, Wahrnehmung der Kommunikation gegenüber Belegschaft, Kunden, Medien, Lieferanten und der betroffenen Branche, Erarbeitung eines Sozialplanes sowie die interne und externe Unterstützung der freigestellten Menschen. XY hilft dem Arbeitgeber, Personalprobleme bei Organisationsveränderung verantwortungsbewusst zu lösen und der freigestellten Person , sich neu auszurichten. XY gibt dem Arbeitgeber die Gewissheit und das Gefühl, der oder den entlassenen Personen eine faire Chance gegeben zu haben…
Nutzen für den Arbeitnehmer: XY hilft dem Arbeitnehmer, den Trennungsschock rascher zu überwinden. Durch die Karrierebilanz und die persönliche, berufliche Zielsetzung wird eine positive und vielleicht längst nötige Veränderung ausgelöst. Die erarbeiteten professionellen Bewerbungsunterlagen und die erlernte Kommunikationstechnik können über eine Stellensuche hinaus nutzbringend verwendet werden.

Jedes Unternehmen kann in die Lage kommen, sich von Mitarbeitenden trennen zu müssen. Die Frage ist, wie man so etwas tut oder es menschlich und sozialverträglich tut.

Die Methode mit der Brechstange: Die Konzernleitung oder der Verwaltungsrat, allenfalls ein Regierungsrat bestellt einen berühmten «Betriebssanierer». Dieser weiss, dass jeder Betrieb mit der Zeit etwas «Speck»ansetzt. Das heisst, dass man sich einen etwas zu grossen Personalkörper leistet, oft wird von einem überproportionalen «Wasserkopf» gesprochen. Nach ein paar Jahren, besonders in guten wirtschaftlichen Zeiten, kann man ohne grosse Anstrengung und ohne die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu schädigen, etwa 10% der Belegschaft abbauen. Das könnte das Unternehmen selber bewältigen. Aber der Sanierer wird es tun. Er ruft das Kader zusammen, informiert, dass die Firma ohne Personalabbau nicht weiter existieren könne. Der «Wasserkopf» müsse abgebaut werden. Er meint z.B., dass der nichtproduzierende Teil der Belegschaft zu reduzieren sei. In der Folge werden einige Kriterien festgelegt. Danach wird das obere Kader an die Arbeit geschickt. Es wird innert Kürze erwartet, dass eine Personalliste «IST/SOLL» vorgelegt wird. Das obere Kader wird vom unteren Kader die Namen der Personen, die zu entlassen sind innert Kürze, quasi mit dem Termin «sofort» verlangen. Abbau z.B. 15%. Danach wird die Personalabteilung die blauen Briefe (Kündigungs­schreiben) schreiben. Das Kader wird erneut aufgeboten, um die wichtige Korrespondenz in Empfang zu nehmen um diese danach sofort den Betroffenen auszuhändigen. Diese haben nichts dazu zu sagen. Sie werden lediglich informiert und vor nackte Tatsachen gestellt. Bildlich gesprochen.: während die Organisationspyramide die Spitze oben hat, steht die Informationspyramide auf dem Kopf. Deswegen entsteht dort der Eindruck vom Management by Helikopter – Jemand Fremder kommt schnell und mit viel Lärm angeflogen, wirbelt viel Staub auf und verschwindet wieder.

In einer zweiten Runde wird der Betriebssanierer auch die obere Ebene ausdünnen. Dann werden die strategischen Ziele angegangen, allenfalls auch mit neuen Leuten. Ist dieser Prozess abgeschlossen, kann der Sanierer wieder gehen, die Rechnung schreiben, «zurücklehnen» und sich auf einen neuen Auftrag konzentrieren. Seine Effizienz wird sich unter den Firmen schnell herumsprechen.

Die sozialverträgliche Methode: Am verträglichsten ist jener Weg der gar nicht beschritten werden muss. Das würde bedeuten, dass der Betrieb seine Hausaufgaben laufend ausübt. Dazu gehört auch (Fürsorgepflicht des Arbeitgebers) dafür zu sorgen, dass «Marktfähigkeit» der Mitarbeitenden jederzeit erfüllt ist.

Aber da schon viele Geschäftsleitungen sich anhören mussten, dass die Fehlentwicklung auf Ihrem Mist gewachsen ist, wird es nicht zu vermeiden sein, dass von Zeit zu Zeit neue Besen zum besseren Kehren eingesetzt werden müssen. Es gibt viele Möglichkeiten, den anspruchsvollen Weg verräglich zu gestalten:

  • Ausnützung der natürlichen Fluktuation
  • Man legt Kriterien fest:
    • Junge Mitarbeitende, mit intakten Chancen auf dem Arbeitsmarkt
    • Doppelverdiener vor Alleinverdiendende
    • Ledige vor Verheirateten und Alleinerziehenden
    • «Freiwillige» die im Rahmen der Karrierenetwicklung ihren nächsten Schritt vorziehen
    • Frühpensionierung
    • Verlängerung der Kündigungsfrist
    • Klärung von finanziellen Härtefällen
    • Klärung der Marktfähigkeit der möglich betroffenen Mitarbeitenden
  • Erarbeitung eines Sozialplanes unter Einbezug der Vertragspartner

Die «Brechstange» ist wahrscheinlich sehr effizient, geht man vom ökonomischen Prinzip aus. Sie schafft aber viel Unsicherheit und auch Leid.

Die sozialverträgliche Methode ist anspruchsvoller und dauert länger. Vermutlich ist jedoch die Akzeptanz grösser. Für die kurzfristige Steigerung des Aktienkurses an der Börse ist sie wahrscheinlich weniger geeignet, weil es zu wenig schnell geht.

Die Betriebssanierer sind so effizient und erfolgreich, dass sie selbst vor der Hölle keine Angst haben müssen. Die bereits verstorbenen Kollegen hätten dort ganze Arbeit geleistet: Es sei so gut und umfassend rationalisiert, dass man keine weiteren Sanierer mehr brauche!

 


Über die einfachen Arbeiten


Sogenannt niedrig qualifizierte Arbeit wird laufend in Billiglohnländer (Offshoring) ausgelagert. Im Kampf um Marktanteile hat jener Produzent die Nase vorn, der bei vergleichbarer Qualität und Leistung, den günstigeren Preis anbieten kann. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle.

Die Transporte sind billig, weil «subventioniert». Aktiengesellschaften haften nur mit dem Aktienkapital, nicht für den möglichen Schaden, den sie anrichten können!

Die Energie ist billig, weil «subventioniert». Umweltkatastrophen wie jene der Exxon Valdez tragen die Bürger der betroffenen Gebiete, kaum angemessen jedoch die Transportfirmen oder die Energielieferanten. Ein AKW muss eine Haftung von 1 Mia Fr. tragen! Ein GAU würde vielleicht einige 100 Mia Fr. kosten, die wiederum die Gesellschaft zu tragen hat!

Die grossen Geschäftsrisiken tragen die Geschädigten. Pleiten von Grosskonzernen oder Finanzinstituten werden auf die Kunden, den Staat und somit den Steuerzahler abgewälzt.

AKW’s werfen vergleichsweise billigen Strom auf den Markt. Der anfallende hoch radioaktiver Atommüll muss für einige hunderttausend Jahre gehütet werden. Die Kosten dafür wird auf die Gesellschaft abgewälzt. Dadurch wird erneuerbare Energie (Wind-, Solarenergie) benachteiligt.

Was rentiert wird kapitalisiert, alles andere sozialisiert.

Henry Ford I setzte die «wissenschaftlichen Betriebsführung» nach Frederic Winslow Taylor hinsichtlich der Arbeitsteilung in die Praxis um. Seine systematische Personalpolitik, war sehr im sozialmechanistischen Denken verhaftet. Sie hat sich teilweise bis heute erhalten; wenn weniger bei uns, bzw. in den hoch entwickelten Industriestaaten, so doch in «Billig-Lohn-Ländern.

Taylor war vom homo oeconomicus, einem rein rationalen Wesen, welches aus mehreren unveränderlichen Eigenschaften besteht, geprägt. Ziel dieses Menschen sei, mit möglichst geringer Anstrengung möglichst viel Geld zu verdienen. Lediglich die Angst vor dem Hunger und die Habgier vermöchten ihn zum Handeln zu bringen.

Einige bemerkenswerten Aussagen aus Ford’s Personalpolitik:

Einstellung und Einführung von Personal: Unser gesamtes Personal wird sowohl für die Fabrik, wie für die Büros durch verschiedene Angestelltenabteilungen verpflichtet. Wie bereits erwähnt, engagieren wir niemals einen Sachverständigen. Ebenso muss jeder auf der untersten Arbeitsstufe anfangen – bisherige Erfahrungen gelten bei uns nichts.

Gestaltung der Arbeitsplätze: Für die meisten Menschen ist das Denken-Müssen eine Strafe. Ihnen schwebt als Ideal eine Arbeit vor, die keinerlei Ansprüche an den Schöpferinstinkt stellt.
Wenn ein Mann ausserstande ist, seinen Lebensunterhalt ohne Hilfe einer Maschine zu verdienen, ist es dann recht, ihm die Maschine zu entziehen, nur weil die Bedienung eintönig ist? Sollen wir ihn lieber verhungern lassen?

Anlernung und Ausbildung: Zum Lernen der verschiedenen Beschäftigungsarten sind folgende Zeiten erforderlich: 43% sämtlicher Arbeiten erfordern nicht über einen Tag Lehrzeit, 36% einen bis acht Tage, 6% ein bis zwei Wochen, 14% einen Monat bis zu einem Jahr, 1% ein bis sechs Jahre.

Informationswesen: Die eine Abteilung braucht durchaus nicht zu wissen, was in der anderen vorgeht. Sache der leitenden Persönlichkeiten, die den ganzen Arbeitsplan entwerfen, ist es, darauf zu achten, dass sämtliche Abteilungen folgerichtig auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten. Versammlungen zur Herbeiführung eines guten Einvernehmens zwischen den einzelnen Persönlichkeiten oder Abteilungen sind gänzlich überflüssig.

Behandlung und Führung der Mitarbeiter: Unsere Organisation ist so bis ins einzelne durchgeführt und die einzelnen Abteilungen greifen so ineinander, dass es völlig ausgeschlossen ist, den Leuten auch nur vorübergehend ihren Willen zu lassen. Ohne die strengste Disziplin würde völliges Chaos herrschen…. Die Leute sind da, um gegen einen möglichst hohen Lohn, eine möglichst grosse Menge Arbeit zu schaffen.
Wem unsere Arbeit nicht zusagt, muss gehen.
Persönliche Fühlungsnahme gibt es bei uns kaum: Die Leute verrichten ihre Arbeit und gehen wieder nach Hause – eine Fabrik ist schliesslich kein Salon.

Entlohnung: Die Lohnfrage schafft 9/10 der psychischen Fragen aus der Welt, und die Konstruktionstechnik löst die übrigen.
Fühlt der Arbeiter dagegen, dass sein Tageswerk ihm nicht nur die Lebensnotdurft, sondern darüber hinaus noch die Möglichkeit gewährt, seine Kinder etwas lernen zu lassen und seiner Frau Vergnügen zu schaffen, dann ist ihm die Arbeit ein guter Freund, und er wird sein Bestes hergeben.

Aufstiegsregelung: kaum mehr als 5% all derer, die um Lohn arbeiten, sind gleichzeitig bereit, die mit Lohnerhöhung verbundene erhöhte Verantwortlichkeit und Arbeitsmenge auf sich zu nehmen.
Die bei weitem überwiegende Maiorität jedoch will dort bleiben , wo sie hingestellt ist: sie will geführt werden. Sie will, dass man in jeder Beziehung für sie handelt und ihr die Verantwortung abnimmt. Daher besteht die Hauptschwierigkeit trotz des grossen Angebotes nicht darin, die Beförderungsberechtigten, sondern die Beförderungswilligen herauszufinden.
Ich glaube, in dem grossen Siebungsprozess unserer Fabrik landet jeder zum Schluss dort, wo er hingehört.

Diskussion:

  • Der homo oeconomicus gehört der Vergangenheit an. So sollte man meinen. Bestimmt ist er noch nicht ausgerottet. Würde man Arbeitsgestaltung und Produktionsmethoden weltweit vergleichen, dann würde man dem homo eoconomicus mehr als vermutet begegnen. Es si an die aktuelle Diskussion über die PC-Produktionen in Fern-Ost erinnert(Fastenopfer): Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen.
  • Heute stellt man den Menschen in den Mittelpunkt – Oft meint man jedoch den Menschen als Mittel, Punkt. Das kommt besonders bei einer Entlassung zum Ausdruck.
  • Ohne Sachverständige kommt man heute nicht mehr aus. Immerhin erwartet man, liest man die Stellenoinserate aufmerksam durch, umfassende Fachkenntnisse sowie grosse Selbständigkeit. Loyalität wird zwar kaum erwähänt, aber Illoyalität gegenüber dem Arbeitgeber ausserhalb des Arbeitsplatzes (Verrat von Geschäftsgeheimnissen, Arbeit in der Freizeit für ein Konkurrenzunternehmen) wäre gar ein Grund zu einer fristlosen Entlassung. Wehe aber dem, der eine selbständige Entscheidung trifft! Loyalität und Selbständigkeit können sich ausschliessen!
  • Aufgabe, Verantwortung und Kompetenzen sind sehr oft nicht genügend aufeinander abgestimmt. Dass jemand eine riesige Arbeit zu bewältigen hat, und dabei bei praktisch Null Kompetenz am Schluss noch die gesamte Verantwortung tragen darf, ist keine Selltenheit.
  • Die Erfahrung neuer Mitarbeitender ist wichtig, wird aber oft zu wenig genutzt.
  • Betriebe sind auch heute noch keine Salons. Aber an der Zitrone wird wacker gedrückt. Der Druck wird allmählich unerträglich. Ob es den gut verdienenden Topmanagern auch so ergeht?
  • Die Maschine soll dem Menschen angepasst werden, was aber oft nicht getan wird! Man automatisiert, wo es sich rechnet, sonst findet man in Fernost Menschen die anstelle von Maschinen eingestzt werden…
  • Innerbetriebliche Information hat einen hohen Stellenwert. Es wird allerdings auch übertrieben. Es ist nicht wichtig, dass viel, sondern dass viel richtige Information fliesst.
  • Es wird viel für die Entwicklung der Kadermitarbeitenden sowie von Spezialisten getan. Ob man genügend für die basis tut?
  • Auch in hoch entwickelten Ländern gibt es Menschen, die für die Ausführung einfacher Arbeiten geeignet sind und bereit wären, dies zu tun oder dies gar wünschen, weil sie darauf angewiesen sind. Was wird aus ihnen, wenn die Produktion ausgelagert wird?

«(…) Jüngst wurde zum Beispiel durch einen Bericht in der britischen Zeitung Daily Mirror auf die Situation bei der Herstellung der Apple iPods aufmerksam gemacht. iPods werden von dem taiwanesischen Kontraktfertiger Foxconn in Shenzhen/ China produziert. Die Bezahlung der überwiegend weiblichen jungen Fabrikarbeiterinnen liegt illegal unterhalb des – eh schon nicht für die Sicherung des Lebensunterhalts reichenden – Mindestlohns, extreme Überstunden und 7-Tage-Wochen sowie die Nicht-Einhaltung von Arbeits- und Gesundheitsschutz sind dort die Regel. Foxconn ist jedoch kein Einzelfall: Vielerorts findet High-Tech-Produktion unter Sweatshop-Bedingungen statt. Dies ist die zweite Seite der Medaille, wenn über Exportsteigerung und technologische Spill-Over-Effects in Entwicklungs- und Schwellenländern debattiert wird. Denn ohne Zweifel sind es nicht mehr nur die entqualifizierten arbeitsintensiven Produktionsschritte, die nach Asien verlagert werden. Der deutsche Kontraktfertiger Infineon fertigt zum Beispiel neu eingeführte Halbleiterchips zunächst an seinem Forschungsstandort in Dresden. Die Massenfertigung findet dann aufgrund des Copyright-Schutzes in den USA statt und wird nach ca. zwei Jahren nach China verlegt. Die Verlagerungsstrategien werden von der Suche nach geringen Produktionskosten angetrieben. Denn in der Computerbranche sind derzeit die Gewinnmargen in der Produktion relativ gering und der Wettbewerb ist enorm – weshalb die beständige Suche nach neuen Niedrig-Lohnstandorten zur vorherrschenden Unternehmensstrategie im Produktions- und Montagebereich wird. Unterschiedliche Regionen werden weltweit zueinander in Konkurrenz gesetzt. Längst wird nicht mehr nur der Leiharbeiter in Deutschland mit seinen Kollegen in Singapur oder Malaysia verglichen, sondern der Standortwettbewerb hat den „globalen Süden“ erreicht. 2001 fanden in Zuge der Krise der New Economy starke Verlagerungsbewegungen von Osteuropa und Mexiko nach China statt. Heute gehen die ganz Mutigen bereits nach Vietnam. Mittels der permanenten Androhung zur Verlagerung drücken Unternehmen nicht nur Umwelt- und Arbeitsstandards, sondern eine realisierte Verlagerung kann auch in einer Region heftige Strukturkrisen auslösen…)»
(10.08.06: Sarah Bohrmann; Die Autorin Sarah Bormann ist Diplom-Politologin und Projektreferentin bei WEED e.V.

  • Die Auslagerung von einfachen Arbeiten in Billiglohnländer führt dazu, dass dort Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Sie bekommen für Ihre Arbeit kaum existentsichernde Löhne. Hilfwerke werden sich den mittellosen Menschen annehmen müssen. Sie sammeln in «hoch entwickelten» Ländern Geld für die Unterstützung. Und die wirtschaftlich starken Nationen werden von Zeit zu Zeit Schulden erlassen. Indirekt subventionieren man dadurch die Ausbeutung.
  • Müssten dort mindestens existenzsichernde Löhne bezahlt werden die auch den Zugang zur Gesundheitsversorgung sowie die Absicherung für das Alter beinhalten würden, könnten viele Arbeiten nicht mehr ausgelagert werden, sehr zur Freude heimischen Gewerbes.


Staatliche Diskriminierung


Das suggerierte Ziel: Senkung der Kosten Unternehmen und der Konsumentenpreise sowie Belebung der des Wettbewerbs im Inland. Das VWL will dies mit der einseitigen Einführung des so genannten Cassis-de-Dijon-Prinzips erreichen.

Bisher hat die Schweiz zwei Wege verfolgt, um Handelshemmnisse abzubauen:
1. Automatischer Nachvollzug gewisser EG-Vorschriften
2. Abschluss internationaler Verträge über den gegenseitigen Marktzugang, speziell im Rahmen der bilateralen Verhandlungen.
Das Cassis-de-Dijon-Prinzip war eine Ergänzung zu diesen zwei Wegen.

 

Cassis de Dijon

In dieser Entscheidung lag dem EuGH 1979 folgender Sachverhalt zu Grunde. Eine Firma wollte in Deutschland den französischen «Cassis de Dijon» vertreiben. Dieses Getränk hatte einen Alkoholgehalt von 15-20 %. Gem. § 100 III Branntweinmonopolgesetz darf in Deutschland aber nur Likör mit über 25 % Alkoholgehalt vertrieben werden. Somit wurde es der Firma untersagt, den französischen Cassis de Dijon nach Deutschland einzuführen. Hiergegen klagte die Firma vor dem EuGH. Das Gericht musste entscheiden, ob inländische Normen, welche sowohl für Aus- als auch für Inländer gelten, ebenfalls Maßnahmen gleicher Wirkung i.S.d. Art. 28 des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (EG-Vertrag) sind. Der EuGH hat dies bejaht. Eine Maßnahme gleicher Wirkung liegt dann vor, wenn sich die Norm als Handelshemmnis auswirkt. Dies war hier der Fall. Parallel dazu hat der EuGH die sog. Cassis-Formel aufgestellt, in der er Rechtfertigungsgründe benennt. Danach müssen Hemmnisse für den Binnenhandel der Gemeinschaft, die sich aus den Unterschieden der nationalen Regelungen ergeben dann hingenommen werden, soweit diese Bestimmungen notwendig sind, um zwingenden Erfordernissen der Allgemeinheit gerecht zu werden. Insbesondere den Erfordernissen einer wirksamen steuerlichen Kontrolle, des Schutzes der öffentlichen Gesundheit, der Lauterkeit des Handelsverkehrs und des Verbraucherschutzes. Aus der Cassis de Dijon – Entscheidung ergibt sich daher, dass ein in einem Mitgliedstaat rechtmäßig hergestelltes und vermarktetes Erzeugnis grundsätzlich in das Hoheitsgebiet der anderen Vertragsstaaten importiert werden kann, sofern nicht eine der Beschränkungen des Art. 30 EG-Vertrag oder der sog. Cassis-Formel eingreift.

Die einseitige Einführung des Cassis-de-Dijon-Prinzips ist problematisch, politisch und wirtschaftlich. Weil der Bundesrat auf jegliche Gegenseitigkeit verzichten will, weicht er vom bisher verfolgten Weg der schweizerischen Handelsbeziehungen ab. Ausserdem vergibt er für künftige Verhandlungen mit der EU eine wichtige Karte aus der Hand.
Zu bedenken ist, dass der Markt auch für Nicht-EU-Produkte aus Ländern (Drittstaaten) mit denen die Schweiz Anerkennungsvereinbarungen getroffen hat, geöffnet werden müsste, um die WTO-Verpflichtungen zu erfüllen.

Die Diskriminierung: Exportprodukte müssten weiterhin nach den strengen Schweizer Vorschriften entsprechen. Die ausländische Konkurrenz wäre davon befreit.

Schaltet man das Gehirn auf die Stufe «XM» (xsunder Menschenverstand), so kommt man zum Schluss, dass eine unilaterale Einführung des Cassis-de-Dijon-Prinzips mehr Nach- als Vorteile bringt. Daher: Liberalisierung ja, einseitige Liberalisierung nein! Und: die Dominanz über die eigene Gesetzgebung darf nicht aus der Hand gegeben werden! Unsere Wirtschaft soll von den Behörden erwarten können, dass sie für gute Rahmenbedingen sorgt. Dabei müssen ökonomische, ökologische, soziale und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Mit dem Abbau oder der Vereinfachung bestehender Vorschriften und grosser Zurückhaltung vor neuen, wäre im Sinne der eingangs erwähnten Zielsetzung bereits viel getan und vorallem die Gleichbehandlung mit ausländischen Konkurrenten wäre gewährleistet.


Stellenbewerbung


Der Unternehmenserfolg hängt in hohem Mass von den dem Verhalten und der Qualifikation der Mitarbeitenden ab.
Der Arbeitgeber wird daher der Personalbeschaffung und der Auswahl des Personals sowie der Personalentwicklung die notwendige Beachtung schenken.

Fluktuation ist teuer. Der Abgang guter Mitarbeitenden führt zu Wissens- und Erfahrungsverlust, zu Einstellungs- und Einarbeitskosten und zu beschädigten Kundenbeziehungen. Unternehmen sollten daher mehr über Personalabgänge wissen, als lediglich die Fluktuationsquote zu kennen.

Bewerbende ihrerseits sollten wissen, wie sie ihrem künftigen Arbeitgeber ein Bedürfnis schaffen. Die Frage: «Wie bewerbe ich mich richtig?» sei gestellt.

Es gilt indessen nicht nur, sich gut zu präsentieren. Man soll sich auch Informationen über den möglichen künftigen Arbeitsplatz und über den Betrieb bzw. die Unternehmung beschaffen.

Wenn es eilt, dann bewirbt man sich auch per Telefon.

Eine Bewerbung on-line, direkt auf den Bildschirm des Personalchefs ist schnell und heute üblich. Aber: OnlineBewerbung: Schnell – aber nicht voreilig (Beobachter)

Ans Vorstellungsgespräch soll man gut vorbereitet gehen. Man kann auch zu viel tun! Auf jeden Fall kommt es auf die Position an! Wer eine Rolle spielen will, wird schnell durchschaut! Also: authentisch bleiben!

Für die Vorstellung und allenfalls für Schnuppertage (Probearbeit), wie sie im Gesundheitswesen verbreitet sind, soll man sich genügend Zeit nehmen. Es macht sich nicht gut, wenn man als Bewerber dem potenziellen Arbeitgeber die Zeit diktiert oder beschränkt! Vor der Vorstellung kann man sich erkundigen, wie der zeitliche Ablauf geplant ist, damit man sich bezüglich Reise und Unterkunft organisieren kann. Oft bietet der Arbeitgeber Unterkunft und Verpflegung an.

*****


Lohndumping

Wenn die Personalvermittler hohe Gewinne melden, Beispiel Adecco, dann läuft die Wirtschaft wie geschmiert.

Es gab Zeiten, als ich meinem Chef die Konjunktursituation anhand der Dicke des Inserateteils in der
Technischen Rundschau aufzeigte. Nicht die Inserate wurden gezählt, sondern der Inserateteil wurde mit dem Mikrometer auf seine Stärke gemessen: «dicker Inserateteil, gute Aussicht auf Arbeit». Dieser «Indikator» war für eine kleines Ingenieurbüro, welches als Dienstleister und Unterauftragsnehmer funktionierte, schier überlebenswichtig.

Adecco meldet nicht nur gute Zahlen sondern verlangt nach mehr Kontrollen gegen Lohndumping.

Würden die Migrationsehörden bzw. Arbeitsmarktbehörden der Kantone die gleichen Masstäbe und Kontrollen bezüglich Lohnfestsetzung anwenden wie es das Seco, Staatsekretariat für Wirtschaft, Sektion Auswanderung und Stagiaires im Eidgenössichen Justiz- und Polizeidepartement EJPD, Bundesamt für Migration BFM für Stagiaires aus dem Ausland in der Schweiz tut, dann müsste sich der grosse Personalvermittler nicht weiter darum bemühen. Aber offenbar kontrollieren die Behörden was sie verstehen, oder das, worüber sie die Übersicht haben. Von einer Gleichbehandlung ist man aber weit entfernt! Da nützen auch ein paar «Lohndumping-Kontrolleure» kaum viel. Im Hinblick auf die Personenfreizügigkeit mit der EU wurde dem Volk versichert, dass genügend Massnahmen gegen Lohndumping vorgesehen seien. Schaut und hört man sich ein wenig um, stellt man fest, dass die Kontrolle und die «Flankierenden Massnahmen» kaum genug wirksam sind! Die Missbräuche gehen munter weiter. Ist das verwunderlich? Abstimmungsparolen und die darauf folgende Realität bedeuten immer zwei Paar Schuhe! Da kann man sich als Bürger ledigilich damit beruhigen, dass Irren menschlich ist. Und die politischen «Strategen» unterliegen ihren Irrtümern auf lange Sicht. Ist der Irrtum zu gross, wird ein Politiker höchstens nicht wieder gewählt, aber die von ihm eingebrockte Suppe, darf der Bürger auslöffeln. Ich werde den Verdacht nicht los, dass die Behörden gar kein Interesse an wirksamen Kontrollen haben. Man wartet auf den Kläger, um den Richter zu bemühen. Da das Verpfeifen nicht zur Grundmentalität der hier arbeitenden Bevölkerung gehört, muss man sich kaum vor einer Flut an Klagen fürchten. Die Kugel wird ruhig weiter geschoben…

Man sollte die Entwicklung nicht aus den Augen verlieren. Schon einmal wurden grosse Zahlen an niedrig qualifizierten Arbeitnehmenden aus dem Ausland geholt. Eine hohe Belastung der Sozialwerke und der Sozialämter der Gemeinden war u.a. die Folge. Es liegt an den Behörden, die versprochenen flankierenden Massnahmen durchzusetzen. Einfach der Zeit den Lauf zu lassen und dann zu reagieren wenn es zu spät ist, zeugt von unverantwortlichem Handeln. Eine «Versozialisierung» der Probleme wäre ein Betrug an der einheimischen Bvölkerung.


Arbeitsgestaltung


Arbeitnehmende stellen dem Arbeitgeber während längerer Zeit ihre volle Kraft zur Verfügung. Je nach Beruf und Tätigkeit kommen ca. 4 1/2 Jahrzente zusammen. Arbeitgeber sind in der Pflicht, würdige Arbeitsbedingungen zu schaffen und die Arbeit sinnvoll zu gestalten.

Man stelle sich vor, jemand müsste sich damit abfinden, immer die gleiche Maschine zu bedienen oder die gleichen Arbeitsgänge zu wiederholen. Er würde zu einem lebendigen Roboter, beraubt von seinen Kenntnissen und Fähigkeiten, beraubt von der Möglichkeit sich zu entfalten, beraubt von seinem Selbstvertrauen, seiner Selbstachtung, seiner inneren Zufriedenheit und seiner inneren Freiheit.

Das Fliessband, die Karrikatur des Taylorismus

Es gibt genügend Beispiele von negativen Ergebnissen langzeitig monotoner Arbeit. Da war jener ruhige, fleissige, ungelernte Mitarbeiter, der ca. 30 Jahre lang im gleichen Raum, die gleiche Maschine «fütterte». Seine Aufgabe bestand darin, das Rohmaterial zuzuführen, den Ausstoss in Kisten zum Abtransport bereit zustellen, kleine Störungen zu beheben, bei grösseren Störungen den Reparateur zu rufen, die Maschine regelmässig zu schmieren und sauber zu halten sowie den Arbeitsplatz sauber zu halten. Man verlangte von ihm Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und Loyalität.
Als die Produktion einer neuen weichen musste, bekam der Mann ernsthafte Zustände. Er konnte nicht mehr schlafen, wurde von Zukunftsängsten begleitet und hatte gar suizidale Gedanken. Er fürchtete sich vor etwas Neuem, weil er es sich nicht vorstellen konnte, dass er noch etwas neues zu lernen in der Lage war. Als man ihm eine andere Arbeit in einer anderen Halle des gleichen Betriebes anbot, weigerte er sich, diese anzunehmen. Er erklärte, dass es ihm egal wäre, was er tun müsste, aber von seinem derzeitigen Arbeitsort (Gebäude) würde er sich nicht entfernen… Seinen Vorgesetzten ist es gelungen, ihn vorübergehend im alten Raum zu beschäftigen. So hatte er Gelegenheit, sich langsam an die Veränderung zu gewöhnen. Schliesslich fuhren Baumaschinen auf, um das Gebäude abzureissen. Inzwischen war der geplagte Mann doch bereit zu wechseln. Er schaffte es schliesslich, eine vorerst einfache Ersatztätigkeit zu übernehmen. Sein Vorgesetzter wollte die gleiche Erfahrung nicht ein zweites Mal erleben. Er erweiterte das Aufgabengebiet sukzessive. Statt einer eintönigen, einfachen Tätigkeit ergab sich eine vielseitige, die statt einer einzigen, mehrere Operationen umfasste und die auch eine Kontrollfunktion beinhaltete. Neben der Aufgabenerweiterung trug er nun auch eine Verantwortung bezüglich Quantität und Qualität. Am Ende des Prozesses konnte der Mitarbeiter in eine höhere Lohnstufe eingereiht werden. Selber hat er später die Veränderung positiv beurteilt. Es ist ihm auch bewusst geworden, dass er lange Jahre «verloren» hatte. Er blieb seinem Arbeitgeber jedoch treu und erlebte die Pensionierung in guter Verfassung!

Montone Arbeiten findet man nicht nur in der industriellen Fertigung. Im Back-Office, in der Administration, in der Verwaltung, in der Grossküche, in der Grossbäckerei usw. findet man den tayloristischen Geist immer wieder.

Wenn niedrig qualifizierte Arbeit in Billiglohnländer transferiert werden, verschiebt man menschenunwürdige Arbeit und die daraus resultierenden Probleme. Diese Arroganz gegenüber anderen Menschen aus anderen Kulturen wäre weit geringer, wäre das ökonomische Prinzip zwingend mit einer humanen und einer ökologischen Komponente verbunden. Im Endeffekt würde es sich lohnen Arbeiten im eigenen Land zu behalten. Weniger Transsporte mit geringerem Verbrauch von natürlichen Resssourcen wäre eine Folge.

Was lernen wir?
Die Rationalisierung der menschlichen Arbeit zieht vielfach eine Verarmung des Arbeitsinhaltes nach sich. Die Nachteile sind hinreichend bekannt. Mit einfachenMassnahmen kann eine wesentliche Verbesserung erreicht werden.

  • Mehr individuelle Freiheit (jedoch nicht so, dass man sich verloren vorkommt). Jeder ist für sein Tätigkeitsgebiet sein eigener «Chairman». Man wird nicht dauernd kontrolliert, Anweisungen erfolgen nur ausnahmsweise
  • Abwechslung bei der Arbeit; Vermeidung von Monotonie und Ermüdung
  • Möglichkeit, bei der Arbeit zu lernen; eigene Ziele zu setzen, Kontrolle der Zielerreichung, daraus Verbesserung künftigen Verhaltens
  • Hand-in-Hand-Arbeit; Gegenseitige Unterstützung im Team, Respekt vor einander
  • Sinnvolle Tätigkeit; Erkennen des Beitrages an Betrieb und an die Gesellschaft (Konsum). Die Arbeit ist so, dass sie von einem Roboter nicht erledigt werden könnte.
  • Entwicklungsmöglichkeit (Platz an der Sonne); persönliche Weiterentwicklung ist möglich, Die Existenz sichernde, materielle Sicherheit ist gegeben, die Arbeit führt auf die Dauer nicht auf ein Abstellgeleise.


Parkinson ist überall


Die Segelflieger sind bekannt dafür, dass sie Wartungs- und Unterhaltsarbeiten an ihren Flugzeugen und dem Hilfsmaterial in Eigenregie durchführen. Selbst kleine Reparaturen werden selber vorgenommen. Die modernen Kunststoffsegelflugzeuge erlauben es hingegen heute nicht mehr, grosse Reparaturen selbst auszuführen. Die Flugzeuge sind heute im Vergleich weniger aufwändig in Wartung und Unterhalt. Von Amtes wegen hat man aber die Kontrollintervalle verdoppelt! Man kontrolliert mehr an weniger! Das BAZL argumentiert mit höherer Sicherheit, die Betroffenen sehen mit gemischten Gefühlen einer Flut ungeahnter Regelungsdichte entgegen… Es ist kaum der Rede wert. Ähnliche Entwicklung, einfach in grossem Stil hat schon C. Northcote Parkinson festgestellt. Er wies nach, dass die britische Admiralität 1928 um 78 % mehr Beamte zählte als 1914, während der Bestand an Grosskampfschiffen um 67% gesunken war.

Parkinson’s Erkenntnisse gelten auch in der Fliegerei. Beispiel aus der Sparte Segelflug (nullus motoris).
Das Folgende frei nach unbekanntem Autor bei LSG Paderborn / Unterhaltung:

Werkstattarbeit in Segelfluggruppen im Wandel der Zeit

Werkstattarbeit 1960
Ein Flugschüler beschädigt bei einer harten Landung sein Grunau Baby II. Der Flugschüler geht sofort in die Werkstatt, repariert den Schaden zusammen mit seinen Kollegen und kann noch am gleichen Tag wieder mit dem GB II fliegen.

Werkstattarbeit 1970
Ein Flugschüler beschädigt bei einer harten Landung eine Rhönlerche. Der Flugschüler repariert unter Aufsicht des erfahrenen Bauleiters den Schaden. Nach einer Woche fliegt die Rhönlerche wieder.

Werkstattarbeit 1980
Ein Flugschüler beschädigt bei einer harten Landung eine ASK-13. Der den Flugschüler beaufsichtigende Fluglehrer informiert nach einer Woche den Werkstattleiter über diesen Vorfall. Dieser wiederum informiert nach 14 Tagen den Vereinsvorstand über den Unfall. Der Vereinsvorstand berät an der Generalversammlung über den schweren Unfall mit dem Ergebnis, daß man einen lizenzierten Luftfahrzeugprüfer vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) zu Rate ziehen müßte. Der Prüfer empfiehlt eine Grundüberholung der ASK-13. Die Grundüberholung, die in der Vereinswerkstatt durchgeführt werden soll, ist bis heute noch nicht abgeschlossen. Der Flugschüler hat wegen des fehlenden Vereinsschulungsdoppelsitzers die Sportart gewechselt.

Werkstattarbeit 1990
Ein Flugschüler beschädigt bei einer harten Landung eine ASK-21. Der Flugschüler verklagt daraufhin den Verein wegen mangelnder Aufsichtspflicht bei seiner Ausbildung. Die ASK-21 wird zur Beweissicherung in der beauftragten Rechtsanwaltskanzlei eingelagert. Das Verfahren befindet sich zur Zeit in der vierten Instanz.

Werkstattarbeit 2003 nach Einführung der JAR-FCL
Ein Flugschüler beschädigt bei einer harten Landung eine BTI-45. Daraufhin beauftragt der Direktor des BAZL die JAA, eine Verfahrensanweisung im Sinne der JAR-FCL für diesen Vorfall zu erstellen. Bis zur amtlichen Veröffentlichung der amtlichen Übersetzung der Verfahrensanweisung im Sinne der JAR-FCL in die Muttersprache des Flugschülers, muss dieser im Cockpit der BTI-45 am Unfallort verbleiben.

Werkstattarbeit ab 11. 11. 11 Uhr 11, 2011
Es gibt keine Werkstattarbeit mehr, weil:
a) Luftsport in der EU mittelfristig verboten wurde. Das hat auch Folgen bis in die Schweiz, weil das BAZL in voreiligem Gehorsam die EU-Regeln und Gesetze adaptiert hat. *)
b) deshalb nichts mehr kaputt geht
c) die Verfahrensanweisung für den Vorgang BTI-45 noch nicht fertig ist

*) Das BAZL spürt Gegenwind von der Allgemeinen Luftfahrt, GA (General Aviation) und der Leichtaviatik. Der Grund liegt in der zunehmenden Flut an Regelungsdichte. Wegen einer Serie von Unfällen (Nassenwil, Bassersdorf, Überlingen u.a.) haben Bundesrat und Parlament via luftfahrtpolitischen Bericht den Auftrag erteilt: Die helvetische Aviatik soll einen im europäischen Vergleich hochstehenden Sicherheitsstandard aufweisen. Dazu braucht es eine Behörde, die ihre Aufsicht über die Luftfahrt systematisch und im Sinne eines «Risc-Managements» durchführt. Dagegen ist nichts einzuwenden. Wenn man aber um schnelle Erfolge aufzuzeigen vorerst die Schwächsten im Glied prügelt, dann ist der Gegenwind verständlich. Die Schweiz hat das bilaterale Luftverkehrsabkommen mit der EU unterzeichnet. Seit dem 01. Dezember 06 ist die Teilnahme an der EASA Tatsache. Somit ist die Schweiz voll ins europäische Aviatiksystem integriert. Das hat zur Folge, dass das europäische Regelwerk voll übernommen werden muss – auch wenn es fragwürdige Positionen enthält.
Raymond Cron, Direktor des BAZL, meint, dass es für nationale Sonderregelungen nur begrenzten Spielraum gebe. Gesslers Hut zu Altdorf lässt grüssen! Und die Glaubwürdigkeit der Aussage wird damit kaum erhöht.
Die EASA hat bestimmt, dass alle Klassen von Luftfahrzeugen einer Prüffrist von 12 Monaten unterliegen. Das soll auch in der Schweiz gelten. Hier, wo man seit Jahrzehnten mit 24 Monaten gute Erfahrungen gesammelt hat! Es wird also künftig mehr an weniger kontrolliert. Das hat auch Kosten zur Folge. Letztlich wirken sich höhere Kosten auf die Nachwuchsförderung negativ aus.
Hätte man diesen Kontrollintervall schon früher eingeführt: keiner der erwähnten Unfälle wäre damit nicht passiert! Die «GA Schweiz» ist nicht alleine mit ihrer Kritik. Auch in deutschland sind sich Fachleute einig, dass man am falschen Ort «amtshandelt»!
Der Luftraum wird enger. Trotzdem gehört dieser nicht nur dem «Kapital». Die Luftwaffe braucht ihren Freiraum genau so wie die Allgemeine Luftfahrt. Letztere kann man durch überbordende Regelung und Administration töten. Ist das ein Ziel?


Flieger tun "es" auf ihre Weise


«Pilots do it in the air………….oder aber hinterher». (alter Spruch)

Aber wie machens Piloten/Flieger denn eigentlich??? Nun:
Junge Piloten machens mit Begierde
Alte Piloten machens mit Erfahrung
Hubschrauberpiloten machens mit beiden Händen
Jetpiloten machens mit viel Lärm
Aufklärerpiloten machens heimlich
Airlinepiloten machens in Hemdärmeln
Geschäftsjet-Piloten machens luxuriös
Privatpiloten machens aus Spaß
Seglerpiloten machens ganz leise
Kunstflugpiloten machens verkehrt herum
Schleppiloten machens mit Spiegel
Instrumentenflugpiloten machens im Dunkeln
Copiloten machens, wenn der Käptn sie läßt
Tankerpiloten machens mit langen Rohren
Testpiloten machens auf ne neue Art
Flugzeugträgerpiloten machens ganz kurz
Australische Piloten machens auf dem Kopf
Kamikazepiloten machens nicht sehr oft
Simulatorpiloten tun so, als ob sie es täten
Flugschüler schwitzen es aus.
Bordingenieure tun es seitwärts
Der Maitre de cabin tut es in der Bordküche
Die Airhostesse tut es im Notschlafraum
Der Follow me car Driver tut es auf der Holding position


Homo Flugplaciensis

Der Homo flugplaciensis (frei nach Max Merdeis)

Der eigentliche Autor ist nicht auszumachen, da andere, ähnliche Beschreibungen vorliegen.

Der homo flugplaciensis: – ist eine durch Mutation entstandene Untergattung des homo sapiens (ordinärer Herdenmensch, 20.Jahrhundert). Er bevorzugt als Lebensraum weite, baumfreie Ebenen in abgelegenen Gebieten, oft auch im Moorland vorkommend und wird deshalb fälschlicherweise vielfach als Sumpfhuhn bezeichnet. Seine Hauptmerkmale sind möglichst viele Abzeichen, die ihn als Piloteur ausweisen, nocturnale Lebensgewohnheiten und phänomenale Kenntnis der aerodynamischen Gesetze. Ausgewachsene Exemplare werden von Neulingen der Species besonders verehrt und weisen patriarchalische Charakterzüge auf. Die Stammesältesten versehen der Überlieferung zufolge ihre Ämter meist bis nach ihrem psychischen Ableben.
Den homo flugplaciensis findet man im Areo-Club, dessen Sparten, Fliegervereinen und Fliegerorganisationen, die er als Statussymbol braucht. Hier wirkt er emsig nach dem Motto «Alles klar – keiner weiss Bescheid». Er macht sich dadurch als Akrobat der Worte unentbehrlich für den Verein. Es gibt ihn auch als herausragendes Einzel-Individuum. Trotzdem lässt er sich nicht in die Familie der Separatisten (homo jurassensis) einordnen, sondern die Eigenart des Absonderns ist auf besondere Individualität, Originalität und auf den hohen Intelligenzquotienten der einzelnen Exemplare zurückzuführen, die sich in folgende Hauptgruppen einordnen lassen:

Pilotus nullus motoris: – Bevorzugt den motorlosen Flug, weil er bei dieser Flugart einen Fallschirm mitführen kann, ohne dass ihm Ängstlichkeit vorgeworfen wird. Frühaufsteher! Leicht nach oben verdrehte Augen, was oft als Frömmigkeit ausgelegt wird, in Wirklichkeit aber vom ständigen Blick auf die Wolken kommt. Ist hauptsächlich in Berufsgattungen anzutreffen, die ein unbemerktes Abschleichen an schönen Tagen zulassen. Betreibt den Sport übers Weekend jedoch auch offiziell. Betrachtet den Motorflieger als geistig minderbemittelten Montagehelfer, der als Schlepppilot nie lernt, ihn in den richtigen «Schlauch», in die richtige Höhe und billig genug zu schleppen. Weiss alles über Ablösungen, Wellen und Inversionen und die unglaublichen Glücksfälle seiner ihm unterlegenen Konkurrenten. Grosser Erklärer der widerlichen Umstände, die ihn «absaufen» liessen. Träumt vom Besitz einer «Orchidee», die er sich erst leisten kann, wenn er zum Fliegen zu senil ist und schafft sich deshalb schliesslich einen Motorsegler (aeroplanus castratus) an.

Pilotus vulgaris (gewöhnlicher Pilot): – Bevorzugt den motorisch angetriebenen Flug, weil ihm das Fehlen eines Fallschirmes das übermässige Zerknittern des Massanzuges erspart. Spätaufsteher! Leicht introvertierter Blick, was oft als Bescheidenheit oder Meditation ausgelegt wird, in Wirklichkeit jedoch vom Magenbrennen herrührt. Ist oft in Berufsgattungen zu finden, die das steuerliche Abschreibensder Flugauslagen über die Geschäftsbuchhaltung zulassen und welche sich in ganz besonderer Weise für das Anbringen seiner «Luft»-Kenntnisse eignen. Betreibt den Flugsport meist auf Plätzen, die über ein gut geführtes Restaurant verfügen. Betrachtet den Segelflieger als Spinner, der immer zur Unzeit Hilfestellung fürs Montieren verlangt, nie im richtigen «Schlauch» ausklinkt und das beim Montieren versprochene Bier mit schöner Regelmässigkeit vergisst. Weiss alles über VOR, ILS, ROGER und die Gebühren des Luftamtes. Grosser Erklärer von kitzligen Situationen, in die er sich selbst hineinmanövriert hat, um seine fliegerischen Qualitäten unter Beweis zu stellen, und die sich am Stammtisch mit mittleren Lateinkenntnissen ohne weiteres in ein abendfüllendes Drama umschreiben lassen. Ein anderer labert viel und lauttönend über Flugzeugtypen, Motoren, deren Bauart und Wirkungsweise, so dass er damit den Normalpiloten ebenso beeindruckt, wie er ihn in den Grundfesten seiner Kenntnisse zu erschüttern versteht. Eine weitere Art des pilotus vulgaris ist der Experte für Flugunfälle, die er, selbst am Steuer, mit Sicherheit vermieden hätte. Träumt vom Besitz eines vollinstrumentierten IFR- Flugzeuges, das er sich erst leisten kann, wenn er den damit auf jüngere Damen erzielten Eindruck nicht mehr auszuwerten in der Lage ist. Schafft sich deshalb schliesslich einen Motorsegeler (Aeroplanus castratus) und, wenn ihn die «Naturslektion» nicht vorher erreicht, einen grösseren Weinkeller an.

Pilotus montgolfieris: – Bevorzugt den Flug (Entschuldigung: die Fahrt) vermittelst überdimensioniertem Fussball mit eingehängtem Einkaufskorb, der auch zur Mitnahme von Champagnerflaschen gebraucht wird. Meist in der Nähe von Gaswerken niedergelassen. Sonntagssportler! Benötigt zum Aufsteigen Presse, Fernsehen und ein grosses Publikum. Sändelt während der Fahrt, da er nicht rauchen darf. Spezialist für Sprechfunk, redet ununterbrochen, um den übrigen Flugverkehr über seine schöne Aussicht auf dem laufenden zu halten. Verachtet Flight Levels und Airways, indem er sie einfach als Luft behandelt. Landet mit Vorliebe in Baumgärten und in der Nähe von Starkstromleitungen. Navigiert mittels Schiffskompass, Fernrohr und Kapitänsmütze. Träumt vom Besitze eines richtigen, großen Heissluftballons, für den er erst einen Sponsoren findet, wenn er nicht mehr ohne fremde Hilfe in den Korb klettern kann. Aussterbende Gattung; wird demnächst unter Denkmal- oder Artenschutz gestellt (Barspenden sind erbeten auf Konto VII – 8199) (Klärung 8199: Achtung es kommt einer, der nicht ganz hundert ist!).

Pilotus restaurantis: – Grösste und bedeutendste Untergattung der Species. Ist in allen Flugplatzbeizen anzutreffen. Verfügt über umfassende Kenntnisse sämtlicher fliegerischen Belange. Kann in jeder Situation um Rat gefragt werden und erteilt diesen meist kostenlos. Verhinderter Flugkapitän. Grosser Erzähler seiner Erlebnisse, die er in immer wieder neugefasster Form spannend an Mann, Frau und Kind zu bringen weiß. Bildet das Rückgrat des lokalen Aero-Clubs und geniesst grosse Verdienste. Nie aussterbende Gattung.

Weiter wäre anzufügen (nach odh):

Pilotus castratis: – Eine Gattung, die früher für das Abholzen ganzer Balsawälder verantwortlich, freilebend auf Hügeln anzutreffen war und zuweilen suchend in Getreidefeldern umherstreifte. Begeisterter Flugmodellbastler, der seine Pilotenlizenz meist bereits in der Kindheit durch den Bau eines so genannten Kleinen UHU, Pro Aero 1 oder Kö II erwarb. Hat nur begrenztes Vertrauen in die Aerodynamik und steuert deshalb sein Flugzeug lieber in gebührendem Respektabstand «fern». Verbringt weitaus mehr Zeit mit dem Bau seiner Modelle, als mit dem eigentlichen Zweck derselben. Nach missglückten Landungen neigt er dazu, die Reste seiner Orchidee anzuzünden. Diese Handlung wird von Nichtsachkundigen häufig fälschlicherweise als Dankopfer gedeutet, weil der kontrollierte Absturz in sicherer Entfernung zum Piloten gelang. (frei nach Flugblatt 3/98 der Flugsportvereinigung Erlangen e.V.).

Pilotus schiziophrenensis (Unterart des Pilotus nullus motoris): – Auf dem Flugplatz, wo er nicht zu den Fähigsten zählt, spielt er die Rolle eines unersetzlichen Managers in einem wichtigen und zukunftsträchtigen Unternehmen (welches den meisten Anwesenden unbekannt ist). Er ist ein gieriger, wichtigtuerischer Angeber.
Im Betrieb, wo er seinem Brotberuf nachgeht, ist er eine graue Maus, die es jedoch hervorragend versteht, sich als erfahrener Flieger in Szene zu setzen. Hier ist er ein gekränkter, gequälter Märtyrer, was er kompensieren muss.
In seinem Aktenköfferchen findet man neben schwülstigen Erotikmagazinen noch den mechanischen «Nav-Plotter», mindestens ein PDA-Navigationssystem auf GPS-Basis und einen Cook-Kompass, um wenigstens Norden sicher bestimmen zu können.
Um den Eindruck seiner Wichtigkeit zu verstärken, kommt er immer etwas zu spät, muss nach dem Flugbetrieb immer etwas früher verschwinden. Dadurch stellt er die Fähigkeit des Delegierens unter Beweis, delegieren durch abschleichen. Seine Freundin hat er so programmiert, dass sie ihm just während des Briefings auf’s Handy, welches wie ein Colt weit herum sichtbar in der «Halfter» steckt, anruft, worauf er sich geheimnisvoll etwas aus der Runde entfernt, damit niemand mitbekommt was für ein nichtssagendes Blabla gerade geführt wird. Er ist die typische Kreuzung zwischen einem Profi und einem Amateur: nämlich der Profiteur.

1/2014: Die Fliegersprache ist eine Fachsprache aus dem Bereich des Flugwesens (WP) und der Luftfahrt. Neben den luftfahrtspezifischen Fachausdrücken gehören zur Fliegersprache auch unter Piloten verwendete scherzhafte Bezeichnungen. Nicht zu verwechseln ist die Fliegersprache mit dem Fliegerlatein (WP). In der Luftfahrt werden viele Fachbegriffe abgekürzt. Diese zählen nicht zur Fliegersprache und können in der Liste der Abkürzungen in der Luftfahrt nachgelesen werden. (Wiktionary) => Fliegersprache

 


Spitex in Rumänien


Der folgende Bericht wurde uns freundlicherweise von der Redaktion «Krankenpflege», des SBK/ASI, Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner, zur Verfügung gestellt. Auch Frau Adina Rieder gab ihr Einverständnis dazu.

Adina Rieder:

Ein Spitex-Dienst für Azuga

Adina Rieder arbeitet bei der Spitex Sevelen SG als Pflegefachfrau. Seit 2005 ist die gebürtige Rumänin daran, in Azuga (Zentralrumänien) einen Spitex-Dienst aufzubauen. Ausserdem unterstützt sie das orthopädische Spital in Azuga und ein weiteres Spital in Sinaia, nicht weit von Azuga entfernt. Unermüdlich sammelt sie in der Schweiz medizinisches Material, das in Rumänien hoch willkommen ist.

Krankenpflege: Wie kamen Sie von Rumänien in die Schweiz?
Adina Rieder: Ich wurde in Azuga/Rumänien geboren. Im Juni 1990 machte ich die Matura. Danach wurde ich im Rahmen eines Partnerschaftsprojekts für sieben Wochen in die Schweiz eingeladen, um die Sprache zu lernen. Ich kehrte nach Rumänien zurück und absolvierte die dreijährige Ausbildung zur Krankenschwester. Nach der Ausbildung wurde ich wieder eingeladen, diesmal machte ich ein Praktikum in verschiedenen Gesundheitsinstitutionen im Bündnerland. So lernte ich die Spitex kennen. Ich war von der Idee total begeistert. Bei meinem dritten Aufenthalt in Graubünden machte ich ein Praktikum in der Spitex, und man fragte mich, ob es nicht sinnvoll wäre, in Rumänien einen Spitex-Dienst aufzubauen. Ich fand die Idee gut, und begann mich umzusehen. Es gab einen einzigen vergleichbaren Dienst, geführt vom Roten Kreuz in einer Gemeinde nördlich von Brasov, RO. Dort machte ich ein Praktikum, um zu erfahren, wie so etwas in Rumänien funktioniert. Danach heiratete ich einen Schweizer, hatte Kinder, begann wieder zu arbeiten, und habe schliesslich die Idee, in Rumänien einen Spitex-Dienst aufzubauen, weiter verfolgt. Im September 05 begannen wir mit der Realisation.

Erfordert der Aufbau eines solchen Projekts nicht eine riesige zeitliche Investition?
Ohne Kontaktperson vor Ort hätten wir das nicht machen können. Diese Person ist Mitglied des Gemeinderates von Azuga, was sehr wichtig ist, um das Projekt zu verankern. Dann haben wir auch die drei örtlichen Hausärzte einbezogen und ihnen erklärt, was wir tun wollen und dass wir ihnen nicht Konkurrenz machen. Ich habe von Anfang an gesagt, „wir engagieren uns, aber Sie müssen auch etwas beisteuern“. Das Projekt soll nicht mit mir stehen und fallen. Ich wollte keine solche Abhängigkeit schaffen. Die Gemeinde stellt uns unentgeltlich zwei Räume zur Verfügung. Diese werden jetzt renoviert, und im nächsten Sommer soll das Projekt startbereit sein. Das Ganze ist administrativ recht aufwändig. Es braucht Bewilligungen, notarielle Bestätigungen usw. Die Pflegenden sollen anfangs auf Stundenbasis angestellt werden.

Wird die Krankenkasse die Einsätze bezahlen?
Das ist leider nicht so einfach, und ich habe noch keinen Kontakt mit der (staatlichen) Krankenkasse aufgenommen. Denn bevor diese etwas bezahlen wird, werden wir nachweisen müssen, dass wir professionell arbeiten und gemäss geltendem System Rapporte und Abrechnungen machen. Die Löhne werden vorläufig von der politischen Gemeinde bezahlt werden.

Nehmen Sie, was gespendet wird, oder sammeln Sie gezielt, aufgrund von Listen, die Ihre Partner in Rumänien zusammenstellen?
Ich nehme, was gegeben wird. Alles, was wir nicht für unsere Projekte brauchen, wird weiterverteilt.

Ist es nicht kompliziert, Material nach Rumänien zu transportieren?
Wir arbeiten mit einer Person zusammen, die in Rumänien eine Import-Export-Firma betreibt und regelmässig mit einem Lastwagen in die Schweiz kommt. Diese Person nimmt jeweils unser gesammeltes Material mit und erledigt auch die Grenzformalitäten.

Und Sie holen das Material bei den Spendern ab?
Ja, und dann lagere ich es in einem Depot, bis der Transport stattfindet. Beim letzten Transport lieferten wir Krücken, „Gilets“ (Armstabilisatoren), Bettwäsche, Halskragen, und Beinstabilisatoren vom Triemlispital in Zürich. Das ist alles sehr gefragt im orthopädischen Spital, das übrigens mit seinen etwa 150 Betten nur über drei (!) Rollstühle verfügt.

Und das Material kommt sicher an und bleibt dort und landet nicht auf dem Schwarzen Markt?
Das versuchen wir bewusst abzusichern. Bei jeder Materialabgabe gibt es ein Protokoll mit Unterschrift, in dem steht, dass wir die Vollmacht haben, das heisst, dass für eine Weitergabe des Materials unsere Unterschrift nötig ist. Wir haben auch in der Gemeinde bekannt gemacht, dass jeder, der Material braucht, es bekommt, aber wieder zurückgeben muss. Und unsere Büros in Azuga sind im gleichen Gebäude untergebracht wie die Polizei; deshalb wird dort wahrscheinlich nicht eingebrochen.

Interview: Margrit Bachl

Drei Projekte
Adina Rieder baut zusammen mit den örtlichen Behörden und den drei Hausärzten einen Spitex-Dienst in Azuga, einer kleinen Gemeinde mit 5000 Seelen auf. Sie hofft, dass dieser im nächsten Sommer startbereit wird.
Daneben unterstützt sie ein orthopädisches Spital in Azuga und ein Spital in Sinaia, das etwa 25 Kilometer von Azuga entfernt ist.

Wer medizinisches Material abzugeben hat oder Geld spenden will, melde sich bei Adina Rieder, Telefon 081-756 06 81081-756 06 81 oder per Mail: adina.rieder@freesurf.ch
PC-Konto 85-453047-8, Vermerk: Spitex Azuga.
Adina Rieder dankt all jenen, die bereits Geld oder Material gespendet haben.

 

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Schwächeren und bedürftigen Menschen uneigennützig helfen, ist nicht nur edel, sondern von höchster ethischer Qualität. Dass man dadurch aber auch Missstände fördern kann, ist wohl den meisten helfenden Menschen nicht bewusst. Indirekt werden Sie nämlich durch die herrschende Klasse des betroffenen Landes ausgenützt!

Die Hilfe Richtung Rumänien ist breit angelegt. Unzählige Hilswerke, Institutionen, Gemeindevertretungen, kirchliche Organisationen usw. aus vielen Ländern und auch aus der Schweiz, sammeln Geld und Hilfsgüter aller Art, um der Not leidenden Bevölkerung beizustehen. Auch viele Staaten haben bisher grosse Hilfe geleistet.

Politiker und ehemalige Funktionäre des Regimes kümmern sich einen Deut um die Nöte des Volkes. Sie verscherbeln das Volkseigentum und bürden dem Staat grosse Schuldenlasten auf. So ist die Petrochemie, die einst die staatliche Pensionskasse finanzierte, in ausländische Hände gefallen. Dabei hat sich der Staat nicht einmal die Landesversorgung in Krisenzeiten ausbedungen. Und der Energiesektor ist ebenfalls unter den Hammer geraten. Ausländische Investoren und Spekulanten reissen sich Grund und Boden unter die Nägel und der Erlös gestattet es den Neureichen, sich mit Luxusgütern der Sonderklasse auszustatten. Das gemeine Volk, welches von segenreichem Beitritt zur EU geträumt hat, kommt von der einen zur anderen Abhängigkeit!

In Bukarest fällt auf, dass sehr viele und relativ junge Leute mit modernsten und teuersten Luxuskarrossen durch die Stadt ziehen. Hier zu Lande würden diese Fahrzeuge in den Fuhrpark der Direktorenetage passen. Mit dem üblichen Monatslohn eines Normalverdieners (150-300 Euro pro Monat) kann man sich so was kaum leisten. In der Schweiz habe ich z.B. Autos von Maibach nur am Genfer Autosalon gesehen. In Bukarest sind mir im Sommer 2005 am gleichen Tag zwei davon begegnet!

Und da wo Eigeninitiative der Allgemeinheit etwas bringen würde, wird diese durch die staatliche Bürokratie im Keime abgewürgt.

Indirekt ist der Staat Profiteur von den Hilfsleistungen aus dem Ausland. Für alles was durch das Ausland finanziert wird, muss dieser nicht aufkommen. Seine Mittel werden somit für anderes frei!

Daraus folgt, dass Gelder an die Osthilfe nur dann gut angelegt sind, wenn Projekte nicht nur finanziert, sondern deren Realisation auch überwacht wird (von Sachverständigen der Geldgeber notabene). Das gilt auch für die «Kohäsionsmilliarde». Nachdem das Schweizervolk grünes Licht dafür gegeben hat, sind Begehren wie sie von verschiedenen Seiten vermutet wurden nun bereits auf dem Tisch. Die EU wünscht, dass sich die Schweiz an der Finanzierung der eingekauften «Armenhäuser» beteiligt. Die Geschichte wird vielleicht bei einer späteren Aufarbeitung zeigen, dass mit diesen Hilfen lediglich die Korruption verlängert wurde… Die Aufarbeitung der Geschichte aus dem 2. Weltkrieg (Verlängerung des Krieges) lässt dann grüssen.

Diese kritischen Gedanken sollen Frau Rieder jedoch nicht daran hindern, beharrlich an ihrem Werk weiter zu arbeiten.


Genau hingeschaut