Über Farben


Ich erinnere mich: Als Kind war ich von den wechselnden Farben des Sees beeindruckt. Tiefes Blau bei Föhn. Grünblau, ja fast Türkisblau bei klarem Himmel oder ein dreckiges, kaltes Grau mit etwas Grün bei kühlem Nordwind und tief liegenden Wolken, beeinflussten die Gefühle.
Das Himmelblau war mir sehr sympathisch. Im Engadin empfand ich das Blau des Himmels dunkler, angenehmer. Im Schlafzimmer der Eltern hingen dunkelblaue Vorhänge. Die wirkten beruhigend. Im Wohnzimmer war die Farbe der Vorhänge ähnlich dem «gelben Ocker». Die wirkten sanft aber spontan anregend und befreiend.

Das Grün der Wiesen, von dem es reichlich gibt, interessierte mich weniger. Das Rot der Schweizer Fahne, etwa an den Dampfschiffen und Nauen angebracht hingegen, «wirkte» stark. Rote Rennautos im Würfelspiel oder die roten Würfel wurden bevorzugt.
Das Violett, welches man in Kirchen antrifft, löste etwas Geheimnisvolles aus.

Als Viertklässler machte ich an einem Zeichnungs-/ Malwettbewerb mit. Offenbar gefiel den Juroren meine Zeichnung. Allerdings waren nach deren Beurteilung die Farben etwas zu wenig kräftig. Ich sollte nachbessern. Ich zeigte das «Bild» dem Lehrer und bat um Rat. Dieser begann sofort zu korrigieren, bis die Zeichnung überhaupt nicht mehr meinen Vorstellungen entsprach. Zu Hause lag dann die Sache etwas zu lange herum und sie wurde kurzum im Feuerofen entsorgt…. Das war nicht sehr motivierend und den in Aussicht gestellten Preis konnte ich somit ins «Kamin schreiben». Heute bevorzuge ich vor allem helle Farben. Gelb und Rot sind die Favoriten, nimmt man ein mit etwas Gelb aufgehelltes Rot, Hellgelb, Dunkelblau und Tannengrün.

Wenn ich an Farben denke, dann fällt mir spontan ein:

  • Raben-, pech- und brandschwarz gelogen (allgemein gebrächliche Ausdrücke)
  • Le bleu de bleu, das Blaue vom Blau, pingelig auf «welsch»
  • Grün und blau geärgert (allg. gebr.)
  • Les violets (les tantes), so werden die Homos in Frankreich genannt
  • Das neue Weiss, weisser als alle bisherigen Weiss (Weiss in der Werbung)
  • Der Vorteil schwarzer Wäsche: Sie bleibt länger weiss!
  • Rotlicht (-quartier). Die «Rotlichtquartiere» sind weltweit rot! Farben wirken bei allen Menschen gleich.

Die Menschen hatten schon in frühen Zeiten das Bedürfnis, mittels Farben bleibende Werte zu schaffen, Eindrücke festzuhalten oder einfach auf sich aufmerksam zu machen.

Die alten Meister, man sehe sich die Gemäldesammlung im Palazzo Pitti in Florenz an, verfügten bereits über hervorragende Mittel und Kenntnisse um diese in in ihren Werken umzusetzen. Seit Farben in Spraydosen erhältlich sind, kommen besondere «Kunstwerke» zum Vorschein. Ich denke an die Graffiti-Künstler. Da war doch jener Jugendliche, der an bester Lage mitten in der Stadt Zürich den eindrücklichen Satz hinspritzte: «Und mich sieht keiner». Offenbar hat er von Werbung das Wesentliche verstanden! Und ich denke an den Sprayer von Zürich, Harald Nägeli, dem es gelungen ist, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Fremdes Eigentum zu beschädigen war für offenbar kein Thema, denn er beglückte ja durch seine Kunst…. Mit seinem Eigentum (Weltwoche) jedoch hielt er es anders. Man darf ja einmal von der eigenen Meinung abweichen!

Nun handelt es sich hier nicht um irgendeinen Naegeli, sondern um Harald Naegeli, den famosen «Sprayer von Zürich» – den einzigen «Fall von Kunst im öffentlichen Raum, der internationale Ausstrahlung erreicht hat» in dieser Stadt, wie Philip Ursprung, Professor für zeitgenössische Kunst an der Universität Zürich, vor einem Jahr in der Wochenzeitung schrieb.

Es ist jedoch nur Prof. Dr. Max Lüscher mittels Farben sowie seinem kategorealen Denkansatz gelungen, «die Seele zu röntgen», die Gefühlslage der psychovegetativen Emotionalität differenziert zu messen, und die psycho-somatischen Ursachen sichtbar zu machen.

 


2 thoughts on “Über Farben”

  1. Der Imperativ lautete: «Schreib mal was über Farben»! Ich habe mich rezeptiv verhalten…!
    Du sprichst eine etwas anspruchsvolle Farbkombination an.
    *)Schwarz als sympatischste Farbe bedeutet: Auflehnung aus trotzigem Protest gegen sein Schicksal (Schwarz: Idee des Nichts; Nichts als absolute Absage, als Tod oder als Nein im kämpferischen Protest; Schwarze Fahnen der Anarchisten und Nihilisten)*). Wenn du mit Leuchtendgrau an ein sehr helles Grau denkst, dann, nach Schwarz an 2. Stelle meint es: *)Einteilung «seiner Welt» in kompensatorisch überschätzten Bereich (Reiz- und Erlebnisbereitschafft) und in die abgewerteten oder aus Angst verdrängten Lebensmöglichkeiten.
    Würde man ein helles Gelb anstelle deines «Grau» setzen und Gelb wäre vor Schwarz, dann sucht jemend definitiv endgültige Befreiung von allen Lasten, was im Extremfall Selbstvernichtung bedeuten kann!
    Wären die Prioritäten umgekehrt, 1. Gelb, 2. Schwarz würde es heissen: Illusionäre Zukunftserwartung / Problemflucht unter Protest und Abwendung von einer Situation oder Person*) .
    *) aus: «Psychologie der Farben» von Prof. Dr. Max Lüscher
    Ich strebe lieber eine harmonischere «Phase» an!
    Salut und schöne Ostertage!

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