Peak Oil ist später – Grundwasser in Gefahr?

Knappheit sieht anders aus

NZZ, 15. 06. 13

«(…) Einmal ertrinkt die Welt im Erdöl, ein andermal steht das Ende des fossilen Zeitalters kurz bevor. Beide Ansichten schlagen allzu laut Krach. Das Angebot am Erdölmarkt reagiert vielmehr auf Preissignale, wie die sogenannte Schiefer-Revolution zeigt. Geologische Knappheit unterscheidet sich von derökonomischen. Von Gerald Hosp

Erdöl ist eine endliche Ressource: Wenn ein Fass Rohöl gefördert und verbrannt wurde, ist es weg. Diese einfache Einsicht liegt der sogenannten Peak-Oil-Theorie zugrunde, die ein Fördermaximum beschreibt. Nach dem Gipfel geht es mit der Produktion bergab. Was für ein einzelnes Feld gilt, ist auch auf globaler Ebene gültig. Fraglich ist jedoch, wann das Fördermaximum eintritt. Vor einigen Jahren, als die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen aufgrund des Aufstiegs von Ländern wie China, Indien und Brasilien gross war und die Preise dafür nach oben schossen, gewannen die Vertreter der Peak-Oil-Theorie Auftrieb. Zudem fanden sich unter ihnen nicht nur Idealisten und Geologen, sondern auch Investmentbanker, die ständig steigende Preise im Blick hatten. Auch Energieunternehmen beteiligten sich am Herdenverhalten der Analytiker: Der Chef des russischen Staatskonzerns Gazprom prognostizierte 2008 einen Preis von 250 $ je Fass. Ein Jahr später jedoch sackte die Notierung für Erdöl der Nordseesorte Brent auf weniger als 50 $ ab. Derzeit hält sich der Preis bei 100 $.

Samtene Revolution

In den 1950-er Jahren hatte der Geologe M. King Hubbert, der damals für den Energiekonzern Shell arbeitete, die These aufgestellt, dass das Fördermaximum in den Vereinigten Staaten (ohne Alaska) 1970 erreicht werden würde. Zur Illustration zeichnete er eine Glockenkurve, die die Förderentwicklung treffend abbildete und den Gipfel der Produktion korrekt angab. Die Vorhersage eines Fördermaximums für die Welt, das Hubbert auf 1995 ansetzte, war weniger präzise. Die kurz bevorstehende geologische Knappheit von Erdöl hatte sich aber als ständiger Begleiter der Branche etabliert. Hohe Erdölpreise waren und sind der Schrecken der Weltwirtschaft.

Der Schieferöl-Boom löste eine wahre Euphorie aus. In den Vereinigten Staaten wird über Energieunabhängigkeit und eine Reindustrialisierung gesprochen. Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass sich das Angebot ausserhalb der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) von 2012 bis 2018 um rund 6 Mio. Fass pro Tag erhöhen wird, mehr als die Hälfte dazu trägt die neue Förderung in den USA bei. Derzeit beträgt die Nachfrage nach Erdöl gut 90 Mio. Fass pro Tag. Neue Schätzungen des amerikanischen Energieministeriums setzen das weltweite Potenzial für Schiefergas und Schieferöl nochmals höher als früher an. Die stark gestiegene Verfügbarkeit von Erdgas führte auch zu einer Diskussion unter dem Stichwort «peak oil demand». Darunter wird ein Nachfragemaximum für Erdöl verstanden, das von Erdgas, einem anderen fossilen Energieträger, verdrängt wird.

Schwimmt die Welt also im Erdöl? Nicht ganz. Prognosen im Energiebereich sind notorisch unpräzise, was einerseits die Korrekturen beispielsweise bei den Schiefergas-Vorkommen und andererseits die ständige Verschiebung des Fördermaximums durch die Vertreter der Peak-Oil-Theorie belegen. Aber auch Optimisten räumen ein, dass hinter dem Boom Fragezeichen stehen. Das Phänomen ist noch sehr jung, Erfahrungen müssen erst noch gemacht werden. Die Förderung von Schieferöl unterscheidet sich von derjenigen auf konventionellen Feldern: Der Kapitalbedarf ist hoch, weil ständig neue Bohrungen durchgeführt werden müssen. Der Rückgang der Produktionskapazität kann bis zu 70% pro Jahr betragen, wenn nicht andauernd investiert wird.

Boom mit Einschränkungen

Zudem wird nicht nur Erdgas oder Erdöl gefördert. In die Statistiken der Erdölförderung gehen – neben den Biokraftstoffen – auch Flüssiggase wie Propan oder Butan ein, die nicht zur Benzinproduktion verwendet werden können. Trotz dem weltweit ausgewiesenen Potenzial beschränkt sich derzeit der Boom auf die USA. Dies ist nicht zufällig: Der amerikanische Erdölsektor steht allen offen, die Konkurrenz ist hoch und fördert neue Techniken. Hohe Erdölpreise animierten zu Investitionen. Die Revolution frisst aber auch ihre Kinder: Sollte der Preis aufgrund der gestiegenen Mengen wieder fallen, sind die Investitionen – auch für Projekte in der Tiefsee, für Ölsande und in der Arktis – gefährdet. Günstiges Erdöl gibt es vor allem noch im Nahen Osten, wo sich die Probleme vielmehr über als unter der Erde befinden. Die neuen Fördermethoden und Vorkommen haben einen grossen Nachteil. Es muss – neben anderen spezifischen Umweltproblemen – mehr Energie aufgewendet werden, um ein Fass Erdöl zu fördern, als bei den sogenannten konventionellen Feldern.

Das fossile Zeitalter wird noch länger bestehen, der Preis wird aber voraussichtlich hoch bleiben. Die Erdölnotiz hat nach einer Untersuchung des Ökonomen David Jacks langfristig auch inflationsbereinigt stark zugenommen, die mittel- und kurzfristigen Schwankungen sind aber enorm. Vor allem die mittelfristige Perspektive mit einem anhaltenden Auf und Ab der Preise ist für die Wahrnehmung prägend. Preissignale haben auch dazu geführt, dass generell die Energieintensität in Industrieländern, der Energieeinsatz im Vergleich mit dem Bruttosozialprodukt, gesunken ist. Zudem werden alternative Energieformen gesucht, Umweltschäden werden – ökonomisch oder politisch – berücksichtigt. Die Welt versinkt nicht im Erdöl, und auch das Ende steht nicht unmittelbar bevor. Bei freien Märkten reagiert das Angebot auf Preissignale und nicht auf absolute geologische Knappheit.)»

Die Umweltbelastung (CO2-Ausstoss) wird sich so schnell nicht verringern. Das Gegenteil wird der Fall sein. 

«(…) Allein in den USA enthalten Schiefergestein-Formationen rund das Zwanzigfache an Öl, das im Boden Saudiarabiens eingelagert ist. Ein Riesenproblem für die Umwelt….

 …Maugeris Analyse von Projekten in 23 Ländern legt nahe, dass die Förderung bis 2020 um rund 17 Millionen Barrel pro Tag (auf 110 Millionen) steigen wird. Das sei die grösste Steigerung seit den 1980er Jahren. Die für diesen Boom erforderlichen Investitionen wurden dadurch ermöglicht, dass der Preis für ein Barrel lange Zeit bei 70 Dollar lag – heute kostet ein Barrel Brent Rohöl sogar 95 Dollar. Jetzt strömt Geld in die Erschliessung neuer Quellen: Eine Billion Dollar wurde während der vergangenen zwei Jahre investiert, 2012 sollen weitere 600 Milliarden folgen. …

Die Produktion in North Dakota ist bereits von 100’000 Barrel pro Tag im Jahr 2005 auf 550’000 im Januar dieses Jahres gestiegen.

Das ist also unsere Realität. Der Effekt einer automatischen Korrektur – der Rückgang der Ressource zerstört die Maschine, die ihn vorantreibt –, die viele Umweltaktivisten vorhergesehen haben, wird nicht eintreten. Das Problem besteht jetzt nicht mehr darin, dass wir zu wenig Öl haben, sondern zu viel.

Wir haben die Bedrohung des Planeten mit der Bedrohung der industriellen Zivilisation verwechselt. Beides ist zunächst einmal nicht identisch. Der Kapitalismus, geschmiert und angetrieben von reichlich vorhandenen Ölvorräten, ist widerstandsfähiger als viele der natürlichen Systeme, die er bedroht. Das überreiche Leben der Vergangenheit bedroht in der Form versteinerten Kohlenstoffes das überreiche Leben der Gegenwart.

Es befindet sich genügend Öl unter der Erdoberfläche, um uns alle zu frittieren, und es gibt kein Mittel, um Regierungen und Industrie davon abzuhalten, es dort rauszuholen. Die seit 20 Jahren andauernden Bemühungen, den Zusammenbruch des Klimas durch Überzeugungsarbeit zu verhindern, müssen mit dem Scheitern des multilateralen Prozesses vor einem Monat in Rio ebenfalls als gescheitert gelten. Die mächtigste Nation der Welt wird erneut zu einem Ölstaat und wenn man sich die politischen Veränderungen in Kanada ansieht, dann ist darf man sich auf etwas gefasst machen….  )» mehr in der Tageswoche: «Viel heisse Luft nach oben»

Fracking ist umstritten

«(…) Die Technik zur Schiefergas- und Schieferöl-Förderung ist wegen befürchteter Auswirkungen auf die Umwelt hoch umstritten. Beim sogenannten Fracking werden Wasser, Sand und Chemikalien in schwer zugängliche Gesteinsschichten wie Schiefer gepresst und dadurch Druck erzeugt, um Gas oder Öl freizusetzen. Kritiker bemängeln unter anderem, dass die Chemikalien das Grundwasser verseuchen könnten. …)»

Wenn es um eigene Interessen geht, dann handelt die mächtigste Nation, welche sich als älteste Demokratie rühmt (je nach Betrachtungsweise) absolut undemokratisch. Sie tut was ihr gut scheint und zwingt ihr Handeln andern wenn nötig auf. Droht Konkurrenz, wird auch zu protektionistischen Massnahmen gegriffen (Schutzzölle). => NZZ: «Amerikas neuer Protektionismus». Geht es ums «Schaffen von Arbeitsplätzen», ist man bereit andere Errungenschaften zu opfern, wenn sie im Weg stehen. Selbst der Umweltschutz wird nicht verschont. Ist es der Preis für freies Unternehmertum? Es sind die Republikaner, welchen die oberste Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency, EPA) ein Dorn im Auge ist. Sie sei verantwortlich für hohe Energiepreise, für Überregulierung, Arbeitslosigkeit und Geldverschwendung, schimpfen sie. Was den Wirtschaftsliberalen zuwider ist, wird ihr angelastet.

«Die EPA ist die furchteinflößendste Behörde der USA, die ich kenne», sagt der republikanische Kongressabgeordnete Mike Simpson aus Idaho. Wenn es um die Regierung gehe, höre er am häufigsten Beschwerden über die EPA. «Sie sorgt für wirtschaftliche Unsicherheit und vernichtet Arbeitsplätze.» siehe in Die Zeit: «Die Kampagne der Republikaner gegen den Umweltschutz»

Die Förderung alternativer Energien würde auch Arbeitsplätze schaffen. Allerdings gibt es  Subventiosprobleme (Sonnenenergie: Zu recht subventioniert?). Die Ausbeutung von Öl und Gas bringt zur Zeit und kurzfristig mit weniger Aufwand mehr ein. Schliesslich wurde bereits sehr viel investiert! 40’000 Bohrungen in den USA sind Zeichen genug! Die steigende Nachfrage nach Öl und Gas wird bleiben, die Menschheit vermehrt sich ungehemmt, exponentiell mit steilem Anstieg. Die Wachstumsökonomen werden sich die Hände reiben und die «Ausbeuter» werden sich bestätigt fühlen. Die hören nicht auf, bis die Erde zu 100% ausgebeutet und beschädigt ist. Nachdem die USA bereits aktiv und umfassend «bewirtschaftet » wird, ist der Blick Richtung Europa klar zu erkennen.

Die Schweiz soll ebenfalls nicht verschont werden! Mit der umstrittenen Fördermethode Fracking planen Firmen aus Übersee Bohrungen im grossen Stil. Tagi: => Gasbonanza in der Schweiz

Das Land ist bereits auf verschiedene Ausbeuter (Rohstoffföderer) aufgeteilt! Es interessieren Rechte und Pflichten!

«( …) Das Bergregal ist das Verfügungsrecht über ungehobene Bodenschätze. Der Begriff leitet sich ab aus den “Regalia”, den Rechten des Königs (Berghoheit). Heute obliegt die Berghoheit in der Schweiz den Kantonen. Nur in Graubünden hat der Kanton die Berghoheit den Gemeinden übertragen….)»

Neben den im Bergrecht geregelten Vorschriften sind für eine Konzession zur Exploration und Gewinnung von Bodenschätzen planungs- und baurechtliche Vorschriften, Umweltverträglichkeitsprüfungen und Sicherheitsvorschriften einzuhalten.  Wie sehen die Haftungsauflagen aus? Mehr => Detaillierte Informationen zum BergregalInhalt wird in neuem Fenster geöffnet.

Angesichts der Tatsache, dass man es mit Gesellschaften zu tun hat, die global agieren, sollte bezüglich gesetzlichen Grundlagen eine Bundeslösung angestrebt werden. Bei den Unternehmensteuern wird dies schliesslich vom Ausland auch gefordert.

Bereits sollen von der SEAG 8 Bohrungen geplant sein. Mehrere Gesellschaften sind interessiert und die meisten Geldgeber haben ihren Sitz in den USA.  Umweltbelastung hin oder her, es soll gebohrt werden! Einige Kantone wollen jedoch nichts davon wissen. Gesundes Grundwasser ist es ihnen wert.

«(…) Profitieren würden aber vor allem die Geldgeber. Die Texaner, die das Geld in die Schweiz pumpen, würden 90 Prozent der Gewinne abschöpfen, nur 10 Prozent blieben bei der Seag….)»

Es muss niemand Geld in die Schweiz pumpen. Die Gesellschaften tun es aus eigenem Antrieb und nur, wenn es lukrativ ist. Ergo sind 10 Prozent Beteiligung am Gewinn zu wenig! Anders als irgend wo im Urwald finden die Profiteure hier eine hervorragende Infrastruktur vor! Schliesslich will jemand Rohstoff, der ihm nicht gehört, abbauen und «versilbern» (zu Geld machen). Dieser Rohstoff ist nicht umsonst zu haben. Daher wäre es besser, neben den Unternehmenssteuern für den geförderten Rohstoff 10 % der verkauften Menge zu verlangen. Damit würde man allen kreativen Buchhaltungstricks vorbeugen und es würde keine Diskussionen wegen der Teuerung geben. Es ist sehr zu hoffen, dass die Kantone geschickt verhandeln – so wie die Urner der Sage nach in der Schöllenenschlucht mit dem Teufel geschickt verhandelt haben. => Der Schmied von Göschenen – Wikipedia

Schliesslich hat sich «Mister-Fünf-Prozent», Calouste Gulbenkian Wikipediaauch mit einem festen %-Satz gesund gestossen. Er war Mitbegründer der Iraq Petroleum Company, eine Vereinigung der größten Erdölfirmen. Er veräußerte seine Beteiligung von 15 Prozent gegen einen lebenslänglichen Gewinnanteil von fünf Prozent. Ausser, dass er «dabei» war und sich geschickt als «Berater» in Szene setzte, hat er kaum Wesentliches zu wichtigen Geschäften beigetragen oder selbst erworbenen Boden zur Verfügung gestellt.

«(…) Da der Armenier (Gulbenkian) aber die Schachzüge und Finessen der Ölkonzerne kannte wie kein zweiter und mit Enthüllungen für den Fall drohte, daß er nicht erhalte, was er fordere, einigte sich die Londoner Runde darauf, Gulbenkian einen Anteil von fünf Prozent an sämtlichen zukünftigen Gewinnen der Turkish Petroleum Company zuzugestehen. …)»

Typisch für Big Brother: Geht es um die Bekämpfung des Terrors, sind alle Mittel legitim. Geht es um die Schaffung von Arbeitsplätzen sind alle Mittel nicht weniger legitim! Auffällig: Das Kyoto-Protokoll ist von 193 Staaten und der EU unterzeichnet worden. Die USA haben es nicht unterzeichnet. Wen wundert es? Kanada hat am 13. 12. 2011 den Ausstieg bekannt gegeben.

Wasser folgt oft verschlungenen Wegen bis zur Quelle. Das Trinkwasser in Flüelen hat seinen Ursprung im Sardonagebiet! Und die Akratotherme in Bad Ragaz bezieht ihr Wasser aus dem Gebiet des Tödi. Es versickert entlang kristalliner Gesteinsschichten und nach über 10 Jahren, tritt es in der Taminaschlucht hervor! Später einmal vielleicht mit oder ohne Chemikalien…

In der Schweiz wird Trinkwsser aus drei natürlichen Ressourcen gewonnen. Ca. 40% kommt aus Quellen, ca. 40 % wird mächtigen Grundwasserströmen entnommen und etwa 20% kommt von Oberflächenwasser (Seewasser). => Quelle

Hätten Sie es gewusst? Die Stadt Zürich unterhält auf ihrem Gebiet etwa 1000 Brunnen an öffentlich zugänglichen Stellen. Höchstens 3 Promille davon geben kein Trinkwasser von sich! Und diese Brunnen sind speziell gekennzeichnet.

Bevor in der Schweiz «gefrackt» wird, sollten die Gefahren für die Umwelt und speziell die Gefährdung des Grundwassers gründlich geklärt sein.

Christopher MartensonWikipedia, the free encyclopedia

Mit klarer Sicht : «Inconvenient Truth» – «unbequeme Wahrheit»

DiePresse.com:  Schieferöl könnte globalen Ölkonsum zehn Jahre decken

Ölschiefer – Wikipedia

Gasförderung : Warum Fracking so extrem umstritten ist … – Die Welt

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