Schweiz – Musterbau für die Finanzwirtschaft?

Vollgeld – eine schöne Theorie die ihre Reize hat. Doch soll sich die Schweiz in ein Abenteuer mit unbestimmtem  Ausgang stürzen? Kein Realist kauft eine Katze im Sack.

Soll die Schweiz ein Risiko eingehen, welches sie selbst zu berappen hätte, ginge es schief?

Anderen Staaten könnte so etwas nicht passen. Der Weltpolizist ennet dem grossen Wasser hättte die Möglichkeiten, dem Ansinnen zum Schiffbruch zu verhelfen. Dem durch den Gegenwind nach hinten  gekämmte Präsident käme so etwas gerade recht. Die Schleusen würden so geöffnet, damit die in der Schweiz gelagerten Gelder auf seine Mühlen umgeleitet würden. Die Macht über das Geld der Welt würde an den falschen Platz verschoben und womöglich «verbrannt»!

Den «Musterbau» oder die «Prototypenwerkstatt der Finanzwirtschaft» soll übernehmen wer will. In der Schweiz ist dieser fehl am Platz.

Peter O. sollte an der Lehrabschlussprüfung drei moderne Schmiermittel nennen (Molicote war dammals «das Schmiermittel»). Er wusste, dass es Olytfett und Graphitfettgab und dann suchte er nach einem dritten. Dann kams: «Geld!»  Die Experten waren gnädig und liessen die originelle Antwort grinsend gelten.

Das Schmiermittel der Wirtschaft dient nicht nur der Schmiere. Es ändert sich mit der Zeit in Form und Gebrauch. Niemand auf der ganzen Welt ist in der Lage, das «Geld» umfassend zu kontrollieren. Die laufenden Wertveränderungen sind Zeugnis dafür.

Mit der Umsetzung der Vollgeld-Initiative würden entgegen dem Versprechen der Initianten keine Milliardenbeträge vom Himmel fallen => Vollgeld-Initiative: Das Märchen des Geldregens – NZZ

Eine andere Sicht: Vollgeld: So einfach wäre es zu erklären! – Infosperber

Geld macht Macht. Wer über das Geld verfügt, besitzt Macht. Die Mächtigen würden auch mit Vollgeld, die Bäume nicht in den Himmel wachsen lassen! Also vom Regen via Traufe direkt ins Abtrittloch?

Peter Teuwsen schreibt in NZZ Geschichte:

«(…) Der Gedanke wäre schön: Endlich haben wir die Macht über das Geld. Es vermehrt sich nicht mehr einfach so, die Kraft des Geldes, das sich wie eine Krake des Geists der Menschen bemächtigt, ist gebändigt. So könnte man, ein wenig pathetisch, das Ansinnen der Vollgeldinitiative zusammenfassen, die am 10.Juni zur Abstimmung kommt.

Tatsächlich ist es so, dass viel mehr Geld im Umlauf ist als früher. Dies allein darum, weil die Banken Kredite vergeben können. Dieses Geld haben sie aber eigentlich gar nicht (die Eigenkapitalquote der Banken ist seit 1900 kontinuierlich gesunken). Sie stellen es per Knopfdruck auf dem Computer her. Das nennt man «Geldschöpfung». Die gesamte Geldmenge ist, auch infolge der Finanzkrise, in den letzten Jahren exponentiell gewachsen. Dies erhöht den Druck auf materielle Güter. Die Anleger wollen ihr Geld in Dinge investieren, die für sie einen dauerhaften Wert haben. Auch deshalb sind die Immobilien- und Landpreise in der Schweiz gestiegen.

Die Vollgeldinitiative will nun die Geldschöpfung der Geschäftsbanken verbieten und das zurzeit auf Bargeld beschränkte Monopol der Nationalbank (SNB) auf Buchgelder ausdehnen. Dies soll das Finanzsystem stabiler machen, die faktische Staatsgarantie für Grossbanken beenden und zudem Staat und Haushalten ein einmaliges Geschenk von etwa 300 Milliarden Franken sowie jährliche Zusatzerträge von 5 bis 10 Milliarden bescheren.

Die Wissenschaft streitet sich darüber, ob dies alles das Finanzsystem im Ganzen sicherer machen würde. Die meisten Experten bezweifeln es, auch weil sie aus der Geschichte wissen, dass sich Geld einer Kontrolle meist entzogen hat. Zudem würde die Nationalbank durch ein Vollgeldregime viel mächtiger als heute – und wäre demnach einem grösseren Druck von aussen ausgesetzt. Dass das ihrer Unabhängigkeit guttäte, darf bezweifelt werden.

Einige Wissenschafter aber wünschen sich, dass die Schweiz als erstes Land der Welt diesen neuen Umgang mit Geld ausprobiert – um zu schauen, ob sich so etwas bessert. Die Schweizerinnen und Schweizer werden sich am 10. Juni wohl vor diesem Experiment hüten. )» Peer Teuwsen

Es ist wohl klar, wie ich mich an der Abstimmung entscheiden werde! Ob es letztlich richtig ist, wissen die Götter!


Schreiben Sie einen Kommentar