Es wurde einst gelehrt, die Zeitpfeile Vergangenheit und Zukunft seien entgegengesetzt, unendlich und geradlinig (die Raumkrümmung bzw. die Raumzeit war noch kein Thema). Da sie einen gemeinsamen Anfang hatten, nannte man es Gegenwart – auf einen Punkt reduziert (keine Ausdehnung). Hat man die Endlichkeit des persönlichen Zeitpfeils begriffen, beginnt man sich damit zu beschäftigen, wie die verbleibende Zeit zu gestalten sei.
«(…) Die Frage liegt stets im Raum: Wie lange dauert denn die Gegenwart? Die Naturwissenschaft misst die Zeit quantitativ in Stunden, Sekunden… Nanosekunden, aber auch in Lichtjahren. Daraus würde man folgern, dass die Gegenwart keine Sekunde dauert. Im Rennsport trennt der Sieger vom Zweiten um eine Hunderstselsekunde. Ein Hinweis auf die Dauer der Gegenwart!
Die Aufmerksamkeit für einen «Reiz» dauere etwa für die Länge einer Ferszeile oder den Abschnitt einer Melodie, also für etwa zwei bis drei Sekunden. Das wurde u.a. bei experimentellen Untersuchungen am Institut für medizinische Psychologie der Universität München ermittelt.
Die objektive Zeit ist die von den Gestirnsumdrehungen abgeleitete siderische Zeit. Danach werden die Uhren gerichtet. Die Gegenwart ist ein trennender Messpunkt zwischen Vergeangenheit und Zukunft. Dauer: 1 Hundertstel Sekunde.
Die subjektive Zeit, die wirklich erlebte, kann nicht gemessen werden. Ist dauernde Gegenwart z. B. die «ewige» Liebe eines Paares, die über Jahrzehnte dauert? Das subjektive, psychische Erleben ist mmer nur Gegenwart. Wir können uns über Vergangenes oder Künftiges erinnern bzw. nachdenken, doch es passiert stets in der Gegenwart. So kann man Vergangenes in der Gegenwart nochmals erleben…)» Max Lüscher, Das Harmoniegesetz in uns. – Ullstein 36656
Der Radfahrer sieht das Ziel bei der Abfahrt in der Zukunft. Ist er angekommen, liegt die Abfahrt in der Vergangenheit. Doch während der Fahrt ist er bei jeder Pedalumdrehung in der Gegenwart (ausser, er sei in träumerischen Gedanken in einem Strassengraben erwacht).
Menschen mit einfältigen, vor allem repetitiven Tätigkeiten am Fiessband, am Bildschirm usw. neigen dazu «Daydreamer» zu werden. Darunter fallen z.B. Fliessbandarbeiter, Leute die Daten zu erfassen und zu übertragen haben (Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung) oder Banker, die im Nanosekundenkapitalismus auf Schnäppchen aus sind und dauernd am Algorythmus schrauben. Wenn sie beim Läuten der Fabrikglocke in die Realität zurück geworfen werden, steigt Frust auf, den man kompensieren muss – an der Bar, im Puff oder bei der Coiffeuse oder beim Psychiater.
In der Diskussion am Stammtisch nehme ich das Auto als Erklärungsvehikel. Das aktive Leben findet auf dem Fahrersitz statt. Was hinter uns liegt, interessiert kaum noch. Deswegen die kleinen Rückspiegel! Und ob die Ampel am Ziel «rot» anzeigt interessiert bei der Abfahrt niemand. Das nimmt man noch früh genug wahr. Um heil durch den Verkehr zu kommen ist die Übersicht über das unmittelbar vor uns Liegende zentral. Daher die grosse Frontscheibe. – Ungefähr genau ist besser als absolut falsch. Einem pingeligen Pedanten vom Typ «Buchhalter», darf man so etwas nie sagen. Für ihn gibt es keine Toleranz und es werden keine Fehler geduldet.
Du befindest dich also im Downwind deines Lebensfluges. Das Ziel, auf den Punkt exakt zu landen ist gegeben. Mit etwas Höhenreserve (gute Gesundheit) kann man den Downwind etwas verlängern um schliesslich im Longfinal anzufliegen. Im stabilen Endteil fein abzufangen und – aus ist es!
War es das, wird vielleicht die letzte Frage sein? Ob es das war, einem Getier anzugehören, welches für sich einen Verstand und einen freien Willen reklamiert. Einem Geschöpf, das bereit ist, alles aus dem Weg zu räumen, was ihm im Weg steht um sich letztlich selbst zu vernichten? Die Christen teilen ihre Geschichte in ein altes und ein neues Testament ein. Im alten Testament sprach Gott noch zu den Menschen. Im neuen nicht mehr! Dafür steht der Papst in speziellen Situationen in direktem Kontakt mit Gott.Man muss es glauben, den es weiss es niemand! Wenn Polytheisten erkannten, dass sich die höchste Macht des Universums nicht für ihre Probleme interessierte, kamen einige Anhänger jeoch von dieser Erkenntnis ab. Sie wollten erkannt haben, dass sich diese höchste Macht doch für irdische Probleme Interesse zeigen könnte. Diese Macht würde den einen (guten) helfen und die anderen (bösen) Menschen bestrafen. Mit guten Taten und Opfergaben würde man sich Gunst erkaufen können. Heilung von Krankheiten, Gewinn von Kriegen usw. dürfe man erwarten. Es entstanden die monotheistischen Religionen. So z.B. die erste um 1350 vor unserer Zeitrechnung in Ägypten. Der Pharao Echnaton «ernannte» den Gott Aten zum uneingeschränkten Herrscher des Universums. Später kam wieder die Vielgötterei auf. Ohne weiter auf diese Aspekte einzugehen, wurden die Götter von den Kirchenfürsten dazu missbraucht, auf Kosten des gemeinen Volkes ihre Einflussbereiche auszubauen und zu festigen. Unter dem Aspekt der Nächstenliebe musste das Volk also den Kopf tief halten….
«(…) Als vor 14 Mia Jahren Materie, Enerie, Raum und Zeit entstanden (was war vorher?)* entstand die Physik. Nach einer kurzen Zeit von 300’000 Jahren entstanden Atome und diese zu Molekülen. Es entstand die Chemie. Vor etwa 4 Mia Jahren entstand die Biologie, weil sich auf der Erde gewisse Moleküle zu komplexeren Strukturen verbanden. Kulturen entstanden vor rund 70’000 Jahren weil Organismen der Art Homo sapiens weitere komplexe Strukturen aufbaute. Die Entwicklung dieser Kulturen nennt man Geschichte. Die menschlichen Kulturensind von drei grossen Revolutionen gezeichnet. Die kognitive Revolution vor etwa 70’000 Jahren war quasi der Antrieb. Die landwirtschaftliche Revolution vor rund 12000 Jahren war der Beschleuniger. Die wissenschaftliche Revolution nahm vor rund 500 Jahren ihren Anfang…)» Yuval Harari, Eine kurze Geschichte der Menschheit
*Urknall: es handelt sich lediglich um eine Theorie! Niemand weiss, ob sie stimmt! Es wird daran gezweifelt => (https://www.youtube.com/watch?v=u2ntEA-NhXA) Ist Stephen Hawking widerlegt – Clixoom Science & Fiction?
Immerhin verbot einst der Papst die Forschung weiter als bis zum Urknall zu betreiben. Alles was vorher gewesen sein soll, sei Gottes Angelegenheit. Zum Glück wusste er an der entsprechenden Tagung, als er zu den Wissenschaftler, darunter auch Steven Hawking, sprach, dass sie bereits weiter waren, als er es sich vorstellen konnte! Ob wir es wissen oder nicht, ob es Gott oder Götter gibt, soll niemanden davon abhalten, gut zu leben. Das kann man neben dem Beizug der Bibel auch aufandere Weise tun.
Der einfache Weg: Die Vergangenheit ist nicht mehr zu ändern. Dies auch dann nicht, wenn wir sie in Gedanken in die Gegenwart zurück holen. Aber es gab schöne, lehrreiche und erfolgreiche Erlebnisse. An die denkt man gerne zurück. Und es gab auch unerreichte Ziele, und schmerzhafte Erlebnisse, die vielleicht gar zum Erlebnis wurden! Wie soll man dies bewerkstelligen.? Meine Tipp: Man nehme sich das Trio Eugster zu Herzen. «Oh läck du mir am Tschöpli…
Um die Gegenwart bzw. den Alltag Gegenwart zu bewältigen ist die Orientierung an Fridolin Tschudis Anakreontischer Imperativ ein mögliches Szenarium.
Mit Verstand ein Weinlein schlürfen
froh sein, dass wir leben dürfen
eine hübsche Jungfer küssen,
nie sich sklavisch ducken müssen,
Freundschaft mit den Freunden pflegen,
möglichst sich normal bewegen,
keinem die Erfolge neiden,
dankbar werden und bescheiden,
aber, mit sich selbst im klaren,
dennoch seinen Stolz bewahren,
die Talente frei entfalten,
kritisch sich und wach verhalten,
gegen die Vergreisung kämpfen,
seine eigne Stimme dämpfen,
auch die Gegner gelten lassen,
weder sich noch andre hassen,
niemals wegen Nichtigkeiten
blau sich ärgern oder streiten
oder hypochondrisch werden
und sein Glück dadurch gefährden,
sondern still sein Weinlein schlürfen
und, solange wir’s noch dürfen,
die erwähnte Jungfer küssen:
das ist alles was wir sollen –
respektive können sollen –
respektive können müssen.
Falls es einst bis zu Petrus reichen sollte, so ist Ruedi Rymann’s Schacher Seppli: eine Möglichkeit. Ansonsten müssen die Weisungen befolgt werden. Nicht einfach für einen Revoluzzer 😉