„Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist.“ Autor unbekannt. Er hat immer recht!
Am 06.06.2015 begann der Tag fast „stahlblau“. Doch schon bald bildeten sich erste Cumuli.
Ob es guter Tag für einen Streckenflug wäre wurde ich gefragt. Uiui, ich habe mich seit langem nicht mehr ums Segelflugwetter gekümmert! Wie habt ihr denn damals gewusst ob es einen guten Tag gibt oder nicht, war die nächste Frage. Nun, statt palavern, wollen wir uns mal die Aufgabe vornehmen – mit der veralteten «Steinbruchmethode» von einst. Wer sich um gute Leistungen bemüht, muss den «Motor» Wetter stets prospektiv beobachten. Dabei ist die Entwicklung der letzten Tage wichtig. Das «Stahlblau» hat damit zu tun, dass in der Nacht der «Himmel abgewaschen» wurde.
Das sich abzeichnende Hoch im westlichen Mittelmeer driftet warme Luft in unsere Gegend.
Bezüglich guter Streckenflugtag: Den Prognosen entsprechend ist’s für etwas grösser wohl nicht der «Tag des Herrn!» Aber für eine Übung bis 150 km sollte es mit etwas Glück schon reichen. Aber schauen wir weitere Gegebenheiten an:
Die Cumuli sehen sehr schön aus! Die Wolken «kippen» leicht Richtung Nord-Nordost. Es deutet auf Wind aus Süd-Südwest. Die Wolkenbasis hat bereits eine ansprechende Höhe.
Die allgemeine Wetterlage / Voraussage
Die Meldung vom Jungfrau Joch: Am Samstag ist es am Vormittag mehrheitlich bewölkt und meist trocken. Mittags wird es wechselnd bewölkt mit Regen- oder Schneeschauern. Der Nachmittag bringt wechselhaftes Wetter mit zwischendurch lokalen Schauern oder Gewittern. Die Frühtemperaturen liegen um den Gefrierpunkt und erreichen bis zum Nachmittag Werte von rund 4 Grad. Die Tiefstwerte in der kommenden Nacht liegen bei rund 1 Grad. Der Südostwind weht schwach.
Die Temperaturdifferenz Jungfraujoch-Säntis beträgt 8° C um 5 Uhr, später noch 7°. Ideal wäre 6°. Das passt an sich. Allerdings müsste der Säntis um 7 Uhr <3/8 bzw. wolkenlos, heiter, leicht bewölkt sein.
Das Emagramm zeigt uns die Zustandskurve und die Taupunktkurve vom Boden (Payerne) bis über 7000 M. ü. M. sowie die Windrichtung in verschiedener Höhe an. Daraus kann die Wolkenbasis ermittelt werden. Auffällig ist die relativ sehr feuchte Schicht im Bereich zwischen 3200 und 4600 m und eine auf etwa 7000 m. Generell haben wir es mit einer Luftmasse mit hoher Feuchtigkeit zu tun. Wenn sich kalte Luft darunter schiebt, dann wird es richtig rumpeln! Die Wetterentwicklung muss aufmerksam beobachtet werden! Ich möchte die Flugzeuge frühzeitig hangariert haben!
Die zu erwartende Temperatur: etwa 29° C. Daraus kann die zu erwartende Wolkenbasis im Flachland abgeleitet werden. Sie liegt etwa um 2000 M.ü.M.
In den Voralpen und Alpen liegt die Basis etwas höher, weshalb man sich mit einem Trick etwas nachhilft, um die Basis abschätzen zu können. Für die Voralpen und den Jura kann man die Werte auf das 850-hPa-Niveau verschieben. Hier allerdings ist das Niveau vorsichtig auf etwa 925 hPa angesetzt; vielleicht etwas tief. Der Grund ist den umliegenden Seen zu suchen, die stabilisierend wirken. So erhalten wir neu eine mittlere Basishöhe von etwa 2400 -2600 m ü.M. Die Beobachtungen bestätigen dies recht gut. Voraussetzung ist, dass die Feuchte im Bereich von 650 hPa abtrocknet, was der Fall ist, sonst hätten wir keine Cumuli über dem Jänzigrat.
200 km wären in Form eines Dreiecks oder im Catt’s Craddle wohl möglich.
Der frühere Altmeister im Segelflug der Schweiz, der verstorbene Hans Nietlispach sagte einmal, in «Urwalden» (Zentralschweiz) sei das Segelfliegen unmöglich. Er machte entsprechende Erfahrungen mit Aussenlandungen, einmal in Oberdorf, ein anderes mal in Buochs. Beide Ereignisse trugen sich an einem TAL (Trainingsausscheidungslager) bzw. einer Schweizermeister-schaft zu. Das erste Mal gab ich ich ihm den Tipp, besser auf einem Rollweg eines Militärflugplatzes zu landen, als drei km daneben einen Bruch hinzulegen. Beim zweiten Mal hatten sie es alle begriffen. Es strandete gleich eine grössere Gruppe. Hans in seiner Libelle und «Kling» in der LS-1 F. Bis die Rückholer da waren, konnten wir im Flugfeld noch einen «Handfäustel» geniessen und eins ziehen…
Bezüglich Segelfliegen in der Zentraschweiz erging es Hans wie jenem Geistlichen, der über das Wasser gehen wollte wie sein Herr in der Bibel und versank – weil er die Position der Pfosten nicht kannte. Hans kannte die tragenden Linien nicht! Die Nid- und Obwaldner Segelflieger haben sie entdeckt. Nachdem in Buochs der Schleppbetrieb organisiert und regelmässig durchgeführt wurde, waren es die Kollegen um Bruno Tuschak (Rolf Bucher, Paul Räber, Hanspeter Rohrer und Hans Georg Schmid*, die den Haldigrat als zuverlässigen Thermikspender ausmachten. Wir fanden den Einstieg in die Föhnwellen im Bereich Muottatal und Schächental. Am 3. 6. 1962 gelang mir ab Winde der 5-Stundenflug mit dem Moswey IIa, HB 309 in Buochs. Am 25. 5. 1969 schaffte ich über dem Muotatal die Überhöhung von 6045 Metern. Flugzeug: Ka 6 HB-601 «Erwin». Dies waren meine drei «Pioniertaten» in der SGN. Wegen Sauerstoffmangels musste ich den Flug bei einem Steigen von um die 4m/sec abbrechen. Am 17. 7. 1983 landete ich nach 535 km in Uttendorf/Österreich, kurz vor Zell a. See (Start Buochs, Klinkpunkt Gerlismatt, Wendepunkt Rochers–de–Naye (!). Genächtigt habe ich beim Vorhofbauer, Bauernhof in Uttendorf am Weißsee. Zusammen mit Bodo Fütterer, Jürgen Mayer und Hans Brunner flogen wir am 04. 08. 1970 erstmals zm Lac Hongrin und zurück. «BF» landete mit seinem Phöbus in Altenrhein. Hans Brunner (50km-Bedingung Streckenflug für’s Silber-C erfüllt) mit der K8 in Saanen, Jürgen, K6E, und ich, Mucha Standard (5 Std 22 Min) landeten in Kägiswil, wobei Jürgen den Lac Hongrin nicht gesehen hat, aber sonst im halben Berner Oberland herumkurvte. Der Bann war gebrochen. Den Hit hat Alois Bissig geleistet. Er schaffte den ersten Tausend-Kilometerflug ab Buochs! Alois Bissig: 10 000 Stunden ohne Motor – Segelfluggruppe Nidwalden
Wisi ist nicht nur ein begnadeter Segelflieger. Er ist auch ein hervorragender Fachmann. Nicht umsonst baute er sich in weniger als drei Jahren eine Elfe S-4, HB 1163. Nach dem ersten Flug übergab er mir den Steuerknüppel und damit das Vertrauen! Ich hatte früher die Gelegenheit mit der Elfe S3 HB-858 (Luftamt-Elfe) einige Kilometer am Jura hinter mich zu bringen.
Emagramm 1200 Z
Laut Emagramm von 12 Z ist die Basis auch bei etwa 2700 m ( würde man den Spielraum beim Taupunkt ausnützen, könnte die Basis auch höher sein, auch, wenn die Temperatur über 29° steigt), die feuchtese Schicht auf etwa 3500 m ist etwas trockener als am Morgen. Vorbote der neuen Front. Ich bleibe bei den 200 km!
In der Schweiz wurden folgende Temperaturen gemessen:
Flaach: 32.1 °C um 2015-06-06 17:01:40; Düdingen 33°
In der Nacht ist eine kleine Kaltfront vorbeigezogen. Um Mitternacht gab es Regen und sogar etwas Graupeln. Eine neue Front ist im Anzug. Wenn sich diese mit ihrer kalten Luft unter die warme schiebt, wird es anständig rumpeln!
Der Obwaldner Segelflieger Peter Steinmann legte am 6.6. 15 mit der LS6-18 264,8 km zurück. Flugdauer: 5.72 Std. Die grösste Höhe laut Barogramm war 2800 m. ü.M. Quelle.
Dieser Flug zeigt, wie die Einschätzung der Möglichkeiten zu bewerten ist. Wenn wir uns die übrigen gemeldeten Flüge ansehen, so ist erstaunlich, was da geleistet wurde! Die Ausbeute war besser, als ich es mir vorgestellt habe! Eben, weil ich mich schon länger nicht mehr damit befasst habe…!
Tageswertung OLC 2015 ( Schweiz / 06.06.2015 ) Längster Flug: 611 km! 6 Flüge über 500 km! 9 Flüge über 400 km, davon einer mit 492,98 ab Kägiswil!,15 Flüge über 300 km und noch viele über 200 km. Einzelheiten: OLC 2015 ( Schweiz / 06.06.2015 )
Es beginnt abzdecken und schon bald zu «Rumpeln»!
Wir sind glücklich verschont geblieben. Nach diesem heissen Tag haben sich am Samstagabend Gewitter über der Schweiz entladen. Es gab kräftigen Regen, teilweise auch Hagel. Im Kanton Bern wurden Dutzende Keller überflutet, in Graubünden verschütteten Erdrutsche eine Strasse. Der Wind liess zudem Bäume umstürzen. Auf dem Thunersee wurden zwei Segelboote vom Wind losgerissen, auch Bauschranken wurden umgewindet. In Thun stand vorübergehend eine Strasse unter Wasser. Im Berner Oberland bildeten sich schon am frühen Samstagabend grosse Gewitterzellen. In Wengen gab es 40 Liter Wasser pro Quadratmeter, in Thun 33 und in Adelboden 28. Im Kanton Graubünden entstanden schon am frühen Nachmittag heftige Gewitter. Zwei Erdrutsche verschütteten die Albulastrasse zwischen Filisur und Bergün. …
Der nächste Tag begann wieder als nichts gewesen wäre mit «Grand Beau»! Doch gab es nochmals heftige Gewitter und hohe Schschäden. In Dierikeon kamen gar zwei Personen um.
Zur Wetterauswertung: Zu Beginn meiner Fliegerei wussten wir ausser den Wetterbeobachtungen und den Erfahrungen unseren Eltern nicht viel mehr, als dass es schönes und schlechtes Wetter gebe. Dass der Föhn warm ist komme von der Reibung an den Talwänden her, erklärte uns der Lehrer in der Primarschule. Es war mir jedoch nicht klar, warum ich jeweils, wenn ich auf dem Tank des Triumph Tiger-100 meines Onkels mitfahren durfte (er war kein langsamer Fahrer!) immer kalte Ohren bekam. Als ich dies erwähnte schaute mich die «pädagogische Respektsperson», dessen Gattin auch die Frau Lehrer war, ohne je an einem Seminar gewesen zu sein, an wie wenn ich sofort unter dem Erdboden zu verschwinden hätte, so eine Frechheit! Später, als mich Kari Suter jeweils für’s Birrfeld abholte, hörte ich am morgen Die Wetterdaten für den Segelflug ab. Die Interpretation war anfangs schwierig, weil unsere Fluglehrer diesbezüglich die Theorie selber kaum beherrschten, dafür aber viel praktische Erfahrung hatten. Versuch und Irrtum…! Nach und nach begann es zu dämmern. Wir kamen an die richtige Literatur, lernten Leute kennen die «mehr» wussten. In den Kaderkursen des damaligen Luftamtes (es hatte unter anderem die Fliegerei zu fördern, während man heute oft den Eindruck hat, es (BAZL) müsse diese verhindern), an Veranstaltungen des Aero Clubs, an Seminarien von «Koriphäen» (Heinz Hut, Gerhard Waibel, Fred Weinholtz, dem Meteorologen Gaudenz Truog der SMA, Siegfried «Sigi» Kier und viele andere, lernten wir dazu. Es nützte, föderte das Verständnis und heute wissen wir besser, worüber wir reden, wenn das Wetter gemeint ist! Dank auch Willy Eichenberger’s – Flugwetterkund, oder Manfred Kreipls «Mit dem Wetter Segelfliegen», .Jochen von Kalckreuth?s Segeln über den Alpen , oder Das stille Abenteuer und Helmuth Reichmann’s Streckensegelflug und andere.
Heute ist alles ein wenig anders. Wir verfügen über die besten Informationen .z.B.:
FGZO | Flugplatz Speck — Segelflug · Wetter
Flugwetter in der Schweiz – meteo | centrale
Bayern und GAFOR Süd : Flugwetterprognose für die Luftfahrt Bereich Süd
Glidermeteo.ch um nur einige zu erwähnen. Die Daten kommen gar auf das Smartphon, sind also immer präsent!
Ich komme auf die Auf die Flieger zurück..
Das Flugmaterial hat sich leistungs- und materialmässig auf höchste Standards eingependelt. Trotzdem wird um den «Gupf» herum geflogen. Mehr Plausch als Leistung. Jürgen Mayer hat den Slogan «Segelfliegen ist Streckenfliegen» geprägt. Der grosse und breite Durchbruch erkenne ich nicht. Vielleicht ist es besser so. Man muss ja nicht unbedingt fliegen bis sich «das Rad dreht» (bis man Bodenkontakt hat… ). Heinz Hut hat mal dem Nachwuchs erklärt: «So lange das Rad nicht dreht, ist nichts verloren!». Die Jungen verstanden es und flogen weitere und weiter… am Abend waren 3 Totalschäden zu vermelden…!
Des Rätsels Lösung: Eine neue Kufe für eine Rhönlerche, mehrlagig verklebt (Aerodux), Made in Flüelen, BIKA!
Windkraftanlage – Gratisenergie aus der Luft
Fliegen heisst landen – eine alte Weisheit
* Es gibt nicht viele berühmte, alte Piloten
Aktuell: Banken – Figge und Mühle
Gehe zu: https://personalblogdotme.wordpress.com/
Lieber Walti
Die Streckenkilometer sind nicht das Mass! Freilich ist es ein Erlbenis, ein paar hundert km zurückzulegen und am Ende des Tages wieder am Ausgangspunkt zu landen. Es ist eine Herausforderung sondergleichen und erfordert wachen Geist und alle paar Sekunden einen Entscheid, der über das Vorwärtskommen wichtig sein kann. Ich schätzte stets auch die Gegend, die Geografie und das Vorstossen in unbekanntes Gelände. Du hast auch Deine grossen Strecken zurück gelegt. Bist mit dem Porter via Singapur nach Australien, nach Afrika und in Libyen in der Wüste herumgekurvt. Die Leistungen sind nicht hoch genug einzuschätzen! Erst recht, wenn die Umstände bekannt sind! Und Du bist heil zurück gekommen, hast wohl sehr Vieles richtig gemacht! Erinnerst Du Dich noch daran, dass Du mir in der Vorbereitung auf das «Amtliche» die Polare erklärt hast? Dass es vor und nach dem Kulminationspunkt zwei gleiche Sinkgeschwindigkeiten gibt, die eine aber wesentlich sicherer ist, hat sich in meinem «Memory» eingebrannt! ich habe das von Sepp gepredigte «Umèdustèrè», beim mindesten Sinken und noch etwas langsmer nie gemocht und nur sehr selten in guter Sicherheit und nur ausnahmsweise probiert, um noch etwas «heraus zu würgen». In sehr engen Schläuchen mit einem starken Zentrum kann es etwas bringen – sonst nicht! Nicht die Kilometer, die Anzahl Flüge sind es, die «es» ausmachen. Es ist allein die Freude zur Sache in Verbindung mit der Natur, oder die gesuchte gelungene Herausforderung, die es ausmacht. Ich schaffte damals als erster den 5-Stünder mit dem Moswey. Der Barograph streikte. Erinnerst Du Dich daran, dass Du mir beigestanden bist, um den Nachweis zu bestätigen? Es waren 5 h 09 Min! Der AeCS hatte keine Ursache, daran zu zweifeln! Mit diesem kleinen Ausflug soll auch ein Dank gut verpackt sein!
Für mich war die Wetterkunde ein höchst interessantes Thema , Leider kann ich nicht mit » tausenden von Streckenkilomtern brilliern .
Aber toll war es immer auch wenn ich abgesoffen war .