Erstmals erschienen: 21. 08. 2008, angepasst am 07. 05. 2021
«Die Arbeitswelt steht vor einem gewaltigen Wandel: Neue Management-Methoden und neue Technologien revolutionieren unseren Arbeitsalltag. Das schreibt Daniel Rettig in wiwo. Mehr: …Heute hier, morgen dort…
«(…) Wir sind die erste Generation, die sich vom Schreibtischzwang emanzipiert“, sagt der Politologe und Journalist Markus Albers, dessen Buch „Morgen komm ich später rein“ (Campus-Verlag)
Darin skizziert Albers, warum Anwesenheitspflicht und feste Arbeitszeiten überholte Modelle sind: „Wir leben in der Informationsgesellschaft, aber arbeiten oft noch nach den Regeln der Industriegesellschaft. Das muss sich ändern. …)»
Ganz so neu ist das für mich nicht. Schon 1968/69 habe ich etwas ähnliches praktiziert. Ich war damals Mitarbeiter mit freier Arbeitszeit (!) eines kleinen Ingenieurbüros in der Innerschweiz. Ich erfuhr an einem Werbeseminar von Profiles International, dass eine «neue Welle» von Arbeitsformen in die Richtung von freier Mitarbeit gehen soll, wo die Arbeitenden ihr Pensum und den Arbeitsplatz nach Möglichkeit selber bestimmen, auf uns zu kommen soll. Da jedoch gleichzeitig ein grosser Mangel an qualifizierten Arbeitskräften vorausgesagt wurde, glaubte ich kaum an die grossen Freiheiten der Schlüsselarbeitskräfte. Die Zukunft würde es zeigen.
Unser Team bestand aus sechs Stammmitgliedern und zwei bis vier Mitarbeitenden, die sporadisch zur Verfügung standen. War der Auftragsbestand gross, wurde viel gearbeitet, war er gering, hatten wir Zeit für anderes. Abwechslungsweise bearbeitete ich als Maschinenzeichner- Konstrukteur kleinere oder grössere Projekte. Projektleiter für einen neuen Auftrag wurde jeweils jener Mitarbeiter, der gerade für so etwas frei war. Nicht alle Projekte eigneten sich aus verschiedenen Gründen dafür, dass wir diese im Haus abwickelten. So kam es, dass die Arbeit am Ort des Geschehens, bzw. beim Kunden erledigt wurden, oder dass wir vorübergehend an den Kunden «vermietet» waren, quasi als «Fremdarbeiter».
Das war eine äusserst erfahrungs- und abwechslungsreiche Zeit. Einmal wurden Bootsstege für eine damals grosse Yacht-Hafenanlage mit ca. 110 Liege- und Gastplätze konstruiert und gezeichnet. Ein anderes führte ich Prozessleitungs- und Gebäudepläne für eine chemische Fabrik aus.. Diese wurde in Pitesti, Rumänien gebaut. Der Projektingenieur berechnete einen Netzplan. Ich war sein «Graphitarbeiter» (Zeichner) und übertrug das Errechnete auf den Plan. Hier lernte ich nebenbei das Berechnen des kritischen Pfades. Später ging es darum, eine vom Ingeneering einer bekannten Maschinenbaufirma in der Ostschweiz skizzierte Maschine für das Umladen von Getreide von einem kleineren auf einen grösseren Typ zu konstruieren und zu detaillieren, von der Fertigungszeichnung bis zu Stückliste. Dabei wurden drei verschiedene Antriebe vorgesehen (Elektromotor, Dieselmotor, Benzinmotor). Ein anderes Projekt betraf die konstruktive und zeichnerische Bearbeitung von Strassenmarkierungsmaschinen.
An einem Tragflügelboot von Supramar, dem PT 150, baute ich, quasi als «Abfallprodukt», das WC ein und ich baute einen Schalldämpfer auf den Luftansaug des kräftigen Maybach Dieselmotors. Die Grundidee kam vom Auftraggeber. Ebenso arbeitete ich am Einbau der mit Wasser «geschmierten» Gummilager für die Propellerwelle.
Die Bezeichnung PT 150 hätte eigentlich PT 165 sein müssen, weil das Schiff trotz Leichtbau 15 Tonnen zu schwer wurde! Es wurde auf einer Werft in Norwegen gebaut und es war für den Personentransport für 250 Passagiere im Atlantik vorgesehen (versorgung von Bohrinseln. Sofern das Schiff noch fährt, geniessen die Passagiere dank meiner Arbeit noch heute geringeren Lärm vom Motor und sie können bei Bedarf zur Erleichterung ihres Ausfluges das stille Örtchen aufsuchen… «Jede Arbeit findet ihren Sinn».
Bei Tragflügelbooten galt wie beim Flugzeugbau die Leichtbauweise als oberstes Prinzip. Das PT 150 von 1969 war das weltweit grösste vollständig aus Aluminium gebaute Schiff. Dieser mit einer Tragkraft von 250 Personen grösste Supramar-Typ sollte ursprünglich auch als Autofähre zum Einsatz kommen. In Küstengewässern fand das «Wunder des Leichtbaus» grosse Verbreitung. Die Tragflügelboote unterlagen in der Praxis jedoch den Katamaran-Fähren, die aus zwei miteinander verbundenen Rümpfen bestehen.
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Siehe auch: Seesicht, Fliegende Schiffe