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Positiv denken macht krank

Von der Art des Denkens hängt alles ab.
Vom Denken geht alles aus, wird alles gelenkt und geschaffen. Wer schlecht redet oder handelt,
dem folgt Leid wie das Rad den Hufen des Zugtieres.
von Buddha

Geht man von den (vor allem amerikanischen) Gurus aus, die positives Denken als Allerheilmittel verkaufen, landet man irgend wann in der Klappsmühle. Da jedes Missgeschick bzw. dessen Ursache mittels positivem Denken vedrängt wird, kann sich die Abwärts-Spirale fortsetzen. Spätestens dann, wenn sich einer unter dem Teppich hindurch zwängt, und immer noch alles positiv sieht, ist er ein Fall für den Psychiater. Für dessen Buchhaltung ist’s dann «positiv!

Positives Denken ist eine Verdrängungsmethode. Positiv-Denker sind perfekte Verdränger, weil nicht sein soll, was nicht sein darf. Ganze Lebensinhalte, die zu unserem Leben gehören, werden ausgeblendet. Wer letztlich sein schlechtes Gewissen verdrängt, schafft ein pathalogisches Gewissen. Dieses reagiert im Extremfall in einer Explosion (jemand wird umgebracht) oder in einer Implosion (jemand bringt sich um). Zwischen diesen Extremen ist genug Platz, um sich mit psychosomatischen Krankheiten zu belasten.

Die „Propheten» stammen aus den USA. Sie heissen Murphy, Peale und Carnegie. Sie sind zwar gestorben aber ihre «Apostel» wirken weiter. In Deutschland gibt es den Erhard Freitag, vormals Verkäufer von Teflonpfannen, als 150%-Nachbeter.

Die Wirklichkeit des Positiven Denkens sieht oft anders aus

«(…) Die Beispiele, die zur Bestätigung der Richtigkeit positiven Denkens angeführt werden, sind einseitig ausgewählt: es gibt keinen Misserfolg. Das kann ich mit den Beispielen aus meiner Berufstätigkeit nicht vereinbaren. Bei einer Patientin, die wegen einer schweren Depression zu mir kam, stellte sich im Laufe der Therapie heraus, dass sie einen ganzen Bücherschrank voller Bücher zum positiven Denken besass, darunter Werke wie ‹Denke nach und werdereich›, ‹Die Kunst, ein Egoist zu sein›, die ihr schlussendlich nicht helfen konnten. Die Frau verhielt sich stets sehr korrekt, kümmerte sich um alles. Sie war allzeit bereit, dieSchattenseiten des Lebens zu verneinen. Zum Schluss brach sie zusammen und war jahrelang eine schwer depressive Frau, die selbst dann nicht erkennen konnte, dass sie viele für die Selbstbehauptung wichtige Gefühle wie Aggression unterdrückte. Letztlich verlor sie auch ihre Menschlichkeit, da sie auf andere Menschen sehr maskenhaft und oberflächlich wirkte. Die anschliessende Behandlung dauerte Jahre. Lesen Sie mehr von Günther Scheich => …»Positiv Denken» macht krank – vom Schwindel mit gefährlichen Erfolgsversprechen…

Optimismus ist gut. Man kann es aber auch übertreiben. Die amerikanische Journalistin Barbara Ehrenreich beschreibt in einem klugen Buch, wie Amerika unter dem Zwang zum positiven Denken verblödet…

«(…) …Sie erinnerte sich, dass auch Lance Armstrong in einer völligen Selbstverständlichkeit einst gesagt hatte: «Der Krebs ist das Beste, was mir in meinem Leben je passiert ist.» Sie begriff: Hier ging es nicht darum, tapfer zu sein, und schon gar nicht um eine gesunde Portion Optimismus, sondern um den Glauben, kraft positiven Denkens dem Krebs den Garaus machen zu können. Um eine Haltung, die zu einem kollektiven Wahn geworden war und die da lautet: Alles ist möglich, man muss nur fest genug wollen. Man muss nur genug positiv sein. …)» Lesen Sie im Tagesanzeiger mehr von Bettina Weber über Barbara Ehrenreichh => Der Wahn des positiven Denkens

Wie sagt der Volksmund doch: «Allzuviel ist ungesund!» Der Glaube allein kann keine Berge versetzen. Es wäre zu einfach! Bleiben wir beim gesunden Optimismus, respektieren die Realität und die Gegenwart und gestatten uns Visionen, die einmal mit Hilfe des Unterbewusstseins umgesetzt werden können. Das ist vermutlich das Rezept der Pioniere.

Wenn schon mit Optimismus und Zuversicht, dann wenigstens auch mit Kopf! =>

Katz und Maus

Eine Maus spazierte keck an der Kuhstalltüre vorbei. Leider hatte sie dabei nicht beachtet, dass dies just zur Melkzeit geschah. Denn genau zu dieser Zeit wartete wie jeden Abend die Katze auf den Schaum der frischen Milch, den ihr der Bauer jeweils aus dem Melkkessel zum Schlürfen und Schlecken in einem Tellerchen hinstellte.
Als die Katze die Maus entdeckte, ging die Jagd los. Nach dem Slalomlauf um die umherstehenden Milchkannen rettete sich die Maus in den Stall hinen. In Todesangst rannte die Maus im «Schorrgraben» quer durch den Stall, die Katze relativ vorsichtig neben dem Kotkanal hinterher (denn Katzen sind sehr reinliche Tiere).
Genau in dem Moment, als die Maus hinter der vierten Kuh vorbeiraste, platschte von dieser ein riesiger Kuhpläder auf die arme Maus nieder, so, dass sie völlig zugedeckt war. Die Katze hielt inne und schaute genau hin. Da entdeckte sie, einen kleinen Schwanz, der unter dem noch frischen Kuhfladen herausschaute. Vorsichtig packte die Katze das Schwänzchen, zog daran und erwischte so die Maus. Sie schüttelte den Dreck ab sie und verspeiste sie.

Und nun die Moral von der Geschichte:

– Nicht jeder der dich anscheisst ist dein Feind.
– Nicht jeder, der dich aus der Scheisse zieht, meint es gut mit dir!
– Und wenn du schon in der Scheisse steckst, dann zieh wenigstens deinen Schwanz ein! 😉

In der Libyenfrage kam mir die damalige Frau Bundesrätin Calmy Rey etwa so hilflos wie die erwähnte Maus vor. Selbstsicher hat sie die Visumsguillotine betätigt. Sie musste bald erkennen, dass die Solidarität unter den Schengenländern kaum einen Pfifferling wert ist. Italien und Malta heben es vorgezeigt. Nun begann sich die Bundesrätin Schutz bei der EU zu suchen. Von dort kommt aber Druck, dass sich die Schweiz bewegen soll. Man kneifte vor einem Diktator, der schon Flugzeuge zum Absturz brachte und Discos sprengen liess… Also auch keine Solidarität. Aber als es um die Kohäsionsmilliarde der Schweiz an die neuen EU-Länder ging, war der Konsens da!
Mit der Grossen, ledrigen Geldtasche können viele Probleme gelöst werde. Bezahlt wird es vom Steuerzahler.