Über die Kunst, seine Mitarbeiter zu beobachten


 

Gesundes Misstrauen ist natürlich («trau, schau wem»). «Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser», hat wohl in gewissem Mass seine Berechtigung. Übersteigertes Misstrauen allerdings kann Ausdruck einer paranoiden Persönlichkeitsstörung sein.

«Was habe ich gehört, ein Betriebspsychologe ist hier, ist da jemand krank?» Das waren die Worte von «Hirschi», dem Maschinenbauingenieur…

Wenn eine «graue Maus» auf «Peters Leiter» kontinuierlich der Unfähigkeit entgegnklettert, wird er sich vermehrt anstrengen müssen, um die Macht zu sichern. Je mehr er sich der Unfähigkeit nähert, umso grösser wird diese Anstrengung. Die dafür eingesetzten Mittel sind nicht immer aller Zweifel erhaben und je nach dem wie gross der Druck ist, kann  eine krankhafte Entwicklung über die Persönlichkeit gehen…

 Gelesen bei «stepstone»

Moderne Arbeitsweisen stellen die Unternehmensführungen vor neue Probleme. Einerseits muss man mehr Flexibilität im Betrieb akzeptieren, andererseits kann man nicht zulassen, dass die Mitarbeiter ihre größere Verantwortung missbrauchen.

Die Logik des Monitoring
Unter Umständen sind Maßnahmen zur Beobachtung notwendig. Um niemanden vor den Kopf zu stoßen, sollte dieses Monitoring jedoch sorgfältig erwogen und rücksichtsvoll eingeführt werden.
Monitoring hat den Zweck, festzustellen, was die Angestellten tun, wie viel sie arbeiten und wie gut sie ihre Aufgaben erledigen. Wenn ein Unternehmen diese Aspekte im Griff hat, kann es seine Wertschöpfung maximieren.

Neue Arbeitsweisen machen es schwieriger, die Produktivität im Betrieb zu überprüfen. Heute schicken die Angestellten E-Mails, surfen im Internet und telefonieren ungehindert, usw. Um zu kontrollieren, was jeder Einzelne tut, ist daher eher eine elektronische als eine physische Beaufsichtigung erforderlich. Dementsprechend sind Computerprogramme entwickelt worden, die nicht nur verfolgen, wie lange ein Mitarbeiter sich im Netz tummelt, sondern auch auf welchen Websites. Die E-Mails und der Inhalt von beigefügten Dateien können gescannt und Telefongespräche mitgeschnitten werden.

Verfehlte Überwachung
Dieses E-Monitoring kann jedoch seinen Zweck verfehlen. So ist es zum Beispiel nicht immer möglich, private von beruflicher Verwendung des Internet zu trennen. Was macht ein Mitarbeiter, der eine Stunde lang die Financial Times Deutschland (FTD) am Bildschirm liest? Informiert er sich über die neuesten Businesstrends oder beobachtet er die Kursentwicklung seiner eigenen Aktien?

Ein gutes Monitoring-Tool kann ernste Missbräuche identifizieren, so etwa wenn jemand Websites mit illegalem Inhalt besucht. Eine Entlassung wäre jedoch, auch wenn es der offiziellen Linie entspräche, in solchen Fällen nicht ganz fair. Es gibt zum Beispiel so viele Porno-Sites im Web, dass ein normaler Internet-Nutzer fast unweigerlich einmal bei einer solchen landet. Vor irgendwelchen disziplinarischen Maßregelungen sollte man daher den betreffenden Mitarbeiter um eine Erklärung bitten.

Großer Bruder hört mit
Abgesehen von den praktischen Schwierigkeiten wirft das E-Monitoring weitreichende ethische Fragen auf. Ist es akzeptabel, dass Mitarbeiter das Internet für persönliche Zwecke in ihrer Freizeit benutzen? Dürfen Sie die Mailadresse des Unternehmens für persönliche Korrespondenz verwenden? Eines der größten Probleme besteht darin, die Grenzen zwischen privat und beruflich zu ziehen. Gegenwärtig verläuft die Linie eher zu Gunsten des Arbeitgebers. Nach einer im April veröffentlichen Studie der American Management Association (AMA) verfolgen fast drei Viertel aller Großunternehmen in den USA, wie die Mitarbeiter ihr Telefon und ihren Computer nutzen, und kontrollieren alles, von eMails über Surfgewohnheiten bis zum Inhalt einzelner Dateien. Die Studie, bei der über 2 100 Unternehmen befragt wurden, kam zu dem Schluss, dass die Überwachung der Angestellten in den letzten zwei Jahren explosionsartig zugenommen hat.

Erfolgreiches Monitoring
Gestützt auf die Ergebnisse ihrer Untersuchung empfiehlt die AMA, nur faire und effiziente Maßnahmen zur Überwachung im Unternehmen einzuführen. Dazu müssen diese:

  • allen Mitarbeitern klar und deutlich mitgeteilt werden,
  • bei Einstellung, Arbeitsplatzeinweisung und Schulung angesprochen werden,
  • auf Meetings diskutiert werden, damit Fragen und Befürchtungen ausgesprochen werden,
  • durch spezifische Beispiele illustriert werden, um klarzustellen, was gegen die konsequenten Richtlinien des Unternehmens verstößt und was nicht.

Überwachung kein Ersatz für Vertrauen
Die größte Gefahr von Überwachungsprogrammen besteht darin, dass gegenseitiges Vertrauen zerstört wird. Die sehr weitgehenden Varianten solcher Programme signalisieren den Mitarbeitern, dass man ihnen nicht über den Weg traut und keinen Respekt vor ihnen hat. In diesem Fall kann man kaum damit rechnen, dass die Arbeitnehmer ihrerseits Vertrauen zum Arbeitgeber haben. Dadurch können sowohl die Beziehungen zwischen Unternehmensführung und Belegschaft als auch die Arbeitsmoral schwer beschädigt werden. Das Resultat bleibt nicht aus: sinkende Leistungsbereitschaft und Produktivität.

Wie es kommen kann:

«(…) Der Chef der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, verteidigt die Massenüberwachung seiner Mitarbeiter und schliesst eine Wiederholung nicht aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweilen…

…Mehdorn sagte, er sehe auch das Verhältnis zu den Arbeitnehmern der Deutschen Bahn nicht gestört: «Wir haben das Vertrauen der Mitarbeiter nicht verloren.» Die Belegschaft unterstütze den Kampf gegen die Korruption. «Wenn einer klaut, den muss man jagen.» Deshalb gebe es auch keinen Grund für Entschuldigungen. …)» Quelle

In der Sache richtig, in der Methode falsch

«(…) In der Tat ist der Datenabgleich an sich nicht automatisch rechtswidrig und durchaus üblich. Es ist die erste Maßnahme, zu der Korruptionsexperten raten, wenn sie zu Hilfe gerufen werden, weil im Betrieb Schwund festgestellt wird. Wenn bei der Überprüfung Namens- oder Adressengleichheiten auftreten, ist dies ein Hinweis, dem nachgegangen werden kann. Denn die Praxis, sich selbst oder einem Strohmann Aufträge zuzuschustern, war auch in der Bahn weit verbreitet. Korruption dieser und anderer Machart hat das Staatsunternehmen jährlich Millionen gekostet, und es war richtig, gegen sie vorzugehen. Dabei hat die Bahn weder Telefone abgehört noch Mitarbeiter gefilmt. Sie hat sich kein neues Wissen über sie beschafft, sondern nur Daten miteinander abgeglichen, die sie bereits hatte….)» Quelle

Misstrauen ist weit verbreitet:

«(…) „Es verwundert bei diesem in der Zielprojektion begründeten Zwiespalt eigentlich nicht», schreibt eine Autorengruppe des Frankfurter Sozialamtes, „daß die von der Justiz geschaffenen Planstellen weitgehend unbesetzt bleiben oder nach kurzer Zeit wieder verlassen werden: Vor der Gerichtshilfe schrecken viele Interessenten zurück, weil sie befürchten, der justitiellen Zielsetzung ausgeliefert zu sein.» Ernst Klee, (Zeit)

Die Unterstellung böser Absichten

«(…) Vertrauen ist nicht nur eine riskante Vorleistung! Misstrauen ist nicht nur eine schwere Belastung für jede Art von Zusammenarbeit, es ist auch ein Kostentreiber allererster Ordnung. In einem misstrauischen Umfeld dauern Entscheidungsprozesse um ein Vielfaches länger, und viele Veränderungsvorhaben verfehlen ihr Ziel. Je weniger die beteiligten Personen und Gruppierungen einander trauen, desto ausgeprägter ist bei Ihnen allen die Tendenz, imZweifelsfall «Nnein» zu sagen, und desto höher ist der Absicherungsaufwand, den jede(r) einzelne betreibt. Misstrauen ist somit ein Quell immenser Reibungsverluste; es schwächt die Handlungsfähigkeit, die Produktivität und dmit letztlich die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Mehr in «Die Umsetzungsberatung» …Misstrauen: Lähmung durch Unterstellen böser Absichten…

Die Theorie X von McGregor nimmt an, dass der Mensch von Natur aus faul ist und versucht der Arbeit so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Prinzipiell ist er von außen motiviert, das heißt durch extrinsisch ausgerichtete Maßnahmen zu belohnen beziehungsweise zu sanktionieren.

Der Mensch hat eine angeborene Abneigung gegen Arbeit und versucht, ihr aus dem Wege zu gehen, wo irgend möglich. Durch seine Arbeitsunlust muss er meistens gezwungen, gelenkt, geführt und mit Strafe bedroht werden, damit er einen produktiven Beitrag zur Erreichung der Organisationsziele leistet.

Die extrinsische Motivation führt zu Korruption, zu Finanzkrisen weil die Zufriedenheit fehlt, weil keine strenge Selbstdisziplin intus ist, weil nicht Freude an der Leistung, sondern Gier vorherrscht. Wenn «die da unten «sehen wie «die da oben» mit den Mitteln und Systemen «handwerken», dann lässt man sich eben auch etwas einfallen. «Die da unten» werden aber mit aller Strenge durch «die da oben» bestraft. Dies zur Zeit, während die da oben für ihr Tun noch belohnt, ja mit staatlichen Subventionen via «kreative Lohnbestandteile» unterstützt werden. Dbei wird leicht übersehen, dass ein Unrecht nicht durch ein anderes Unrecht begründet werden kann.

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