Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung durch den Chefredaktor Jürg Wyss, Aerorevue.
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Schlussbericht der Flugunfall-Untersuchungskommission über den Unfall des Flugapparates SX-1 IK, Konstruktion Daidalos, Pilot Ikarus, im Lande der Hellenen (siehe in «Griechen«; Wiki), Raum Samos (Wiki)
1. Vorgeschichte
Daidalos (Wiki) der Kunstreiche – Vater von Ikarus (Wiki), der weit über die Grenzen Athens hinaus grosses Ansehen als Bildhauer und Baumeister genoss, liess sich aus krankhafter Furcht, sein Stern könnte sinken, zu einem Mord an seinem hochbegabten und erfindungsreichen Neffen hinreissen. Der Vollstreckung des gegen ihn gefällten Todesurteils vermochte er sich nur durch verwegene Flucht auf die Insel Kreta (Wiki) zu entziehen, deren König Minos ihm Asyl gewährte.
Trotz angenehmen und schöpferischem Leben und der Gunst des Königs Minos war Daidalos nicht glücklich. Mehr und mehr fühlte er sich als Gefangener. Sein schöpferischer Geist sann nach Möglichkeiten der Flucht. Heimlich begann er nun Vogelfedern zu sammeln und für seinen Sohn Ikarus Flügel zu bauen, deren Vorbild das Flügelkleid der Vögel war.
Nach vorsichtigen Flugversuchen traten Vater und Sohn die Flucht an. Kurz nach 9 Uhr (überlieferte Zeugenaussage) hob Daidalos und kurz darauf sein Sohn Ikarus von der Insel Kreta ab. Ihr Ziel ist und bleibt unbekannt, da kein Flugplan aufgefunden werden konnte, was unter den gegebenen Umständen begreiflich ist, da es sich um eine Flucht handelte. Der Start erfolgte normal. Trotz Ermahnungen des Fluglehrers (Daidalos) schwang sich der noch unerfahrene Ikarus immer höher und höher bis sich sein Flugapparat auflöste und der Pilot steuerlos ins Mittelmeer, unweit der Insel Samos, stürzte.
2. Untersuchung
Die Voruntersuchung wurde durchgeführt von Prof. Dr. Hybris. Spezialgutachten wurden eingeholt bei:
– Wissenschaftlicher Dienst Knossos (Wiki)
– Materialprüfungsanstalt Hagia (Wiki)
– Vogelwarte in Lesbos (siehe: ägäischer Dreisprung, Abenteuer Reisen)
– Psychologisches Institut Herakleion => Iraklio (Wiki)
3. Elemente
A. Beteiligte:
Ikarus, Sohn von Daidalos. Geburtsjahr unbekannt. Letzter Aufenthaltsort: Insel Kreta.
Fliegerische Erfahrung gering (Keine Aufzeichnung).
Daidalos (auch Dädalos genannt). Vater von Jkarus. Künstler, Erschaffer des Minotaurus Labyrints (arcor online). Geburtsjahr unbekannt. Letzter Aufenthaltsort: Insel Kreta. Fliegerische Erfahrung gut (Keine Aufzeichnung).
Da sich der Unfall nach einem Patroullienstart ereignete, sind beide Beteiligten aufgeführt. Es ist aber unwahrscheinlich, dass rein fliegerisch ein Kausalzusammenhang besteht.
B. Flugapparat:
SX – 1 JK (JK lässt mit grösster Wahrscheinlichkeit auf den Namen des Piloten Ikarus schliessen).
Eigentümer: Daidalos-Ikarus GMBH Kreta
Halter: Ikarus
Verkehrsbewilligung: keine Angaben.
Hersteller: Daidalos und Sohn Ikarus.
Werknummer 2.
Antrieb: Muskelkraft.
Kurzbeschreibung: Der von Daidalos und Sohn Ikarus hergestellte Flugapparat bestand aus Vogelfedern und Wachs und war konzipiert für Kurz- und Mittelstrecken. Die mit Muskelkraft angetriebenen Flügel mussten je nach gewünschter Höhe und Geschwindigkeit schneller oder langsamer betätigt werden.
C. Flugapparat:
SX -1 DA (DA lässt mit grösster Wahrscheinlichkeit auf den Namen des Piloten Daidalos schliessen).
Halter: Daidalos.
Werknummer 1.
Die übrigen Angaben inklusiv der Kurzbeschreibung sind identisch mit dem Flugapparat SX – 1 JK.
D. Funkausrüstungen:
Funkausrüstungen waren auf beiden Flugapparaten keine vorhanden. Die Verständigung zwischen den beiden Piloten Daidalos und Ikarus erfolgte während allen Phasen mittels Stimmorgan (Zuruf).
E. Flugüberwachungsinstrumente:
Die zu jener Zeit durchgeführten Flüge wurden vorwiegend mit den Augen des Piloten überwacht. An Hand der Zugluft konnte die Geschwindigkeit festgestellt werden. Nebst diesen beiden Hilfsmitteln wurde auch das Gefühl in der unteren Gegend des Steissbeines in Anspruch genommen.
4. Gelände:
Der Start erfolgte auf der Insel Kreta. Die schmale, 260 km in West/Ost-Richtung sich erstreckende Insel, gehört zum grossen Inselbogen, der den Peloponnes mit dem südlichen Kleinasien verbindet. Sie ist sehr gebirgig. Höchster Punkt Psiloritis 2300 M.
Der Unfall selbst ereignete sich über dem Mittelmeer, unweit von Samos. Samos, eine Insel mit einem Ausmass von 468 km2, liegt vor der kleinasiatischen Küste, südlich von Izmir, dem früheren Smyrna.
5. Wetter:
Da sich zu jener Zeit noch keine aeronautischen oder anderweitige Institute mit dem Wetter befassten und daher auch keine Aufzeichnungen gefunden werden konnten, sind wir gänzlich auf die Überlieferungen der Zeugenaussagen angewiesen. All diese Angaben lassen darauf schliessen, dass am Unfalltag über dem ganzen Mittelmeer inklusiv Kleinasien schönes Wetter geherrscht hat. Das Vorhaben (Flucht) der beiden Piloten berechtigt zu der Annahme, dass diese Hypothese mit grösster Wahrscheinlichkeit als sicher angenommen werden kann.
Da sich der Unfall im Heumonat zugetragen hat, kann man auch annehmen, dass die Höhenwinde nicht allzu stark waren. Zudem hat der Wind keinen direkten Einfluss auf das Unfallgeschehen, mit Ausnahme des zurückgelegten Flugweges.
6. Spezialgutachten:
Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes Knossos: Die vom Such- und Rettungsdienst Samos aufgefundenen 11 Federn wurden unverzüglich dem wissenschaftlichen Dienst Knossos zugestellt. Die Untersuchung der uns zugestellten 11 Federn hat ergeben, dass diese durch den Aufschlag auf die Wasseroberfläche wohl gebrochen, durch das Salzwasser leicht aufgelöst, anderweitig aber durch keine äusseren Einflüsse verletzt oder beschädigt wurden.
Stellungsnahme der Untersuchungskommission zum Bericht des wissenschaftlichen Dienstes Knossos: Da nur 11 Federn gefunden und untersucht werden konnten, ist nicht ganz auszuschliessen, dass äussere, gewaltsame Einflüsse den Absturz verursacht haben. Gestützt auf die damaligen Schussdistanzen und die nachfolgenden Gutachten kann jedoch diese Hypothese ausgeschlossen werden.
Bericht der Materialprüfungsanstalt Hagia:
Die spurenkundlichen Ermittlungen der uns zugekommenen 11 Federn haben ergeben, dass sich an 7 der 11 Federn der aufgetragene Wachs gelöst und sich entgegengesetzt der Flugrichtung nach hinten bewegt hat. Dieses sich Auflösen hatte zur Folge, dass sich die Federn verschieben und sich zum Teil vom Flugapparat lösen konnten. Versuche im Windkanal haben gezeigt, dass beim erwähnten Vorgang das aerodynamische Gleichgewicht gestört wurde und unter diesen Bedingungen der Auftrieb auch mit erhöhtem Flügelschlag nicht mehr bewerkstelligt werden konnte.
Die Wärmequelle die das Auflösen des Wachses auslöste, konnte nicht eruiert werden. Es ist aber mit grösster Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass es sich dabei um die Sonne handelte.
Bericht der Vogelwarte Lesbos:
Die von uns untersuchten 11 Federn führten zu folgendem Ergebnis:
A. Die aufgefundenen Federn stammen von folgenden Vögeln: 2 Federn des Wanderalbatros (Diomedea exulans); 3 Federn der grossen Raubmöve (stercorarius skua); 3 Federn des Basstölpels (Sula bassana); 3 Federn des Graureihers (Ardes herodias)
B. Angaben zu den obgenannten Vogelarten:
Wanderalbatros: Flügelspannweite 3 bis 4 Meter grösster und auffälligster Meeresvogel.
Raubmöve: Flügelspannweite ca. 1,35 Meter.
Basstölpel: Flügelspannweite ca. 1,80 Meter
Graureiher: Flügelspannweite ca. 2,30 Meter (Watvogel)
C. Zu erwähnen ist noch, dass 3 Federn, nämlich 2 des Wanderalbatros und 3 des Graureihers männlicher Abstammung und die restlichen 6 Federn weiblicher Abstammung sind.
Bericht des psychologischen Instituts Herakleion:
Da eine medizinisch-psychologische Untersuchung weder bei Daidalos noch bei Ikarus durchgeführt werden konnte, sind wir auf die überlieferten Angaben angewiesen. Das nachfolgende Gutachten kann aber trotzdem als folgerichtig und beweiskräftig angesehen werden, wobei es sich nur auf die Beurteilung von Daidalos als Fluglehrer beschränkt.
Da über Ikarus, ausser seinem Flugverhalten keine Angaben vorhanden sind, beschränken wir uns in der Beurteilung auf den Hinweis, dass Ikarus der Sohn von Daidalos war, was sicher zu gewissen Zweifeln an seinem Charakter berechtigt.
Daidalos, als angesehener Künstler, Bildhauer und Baumeister muss in unserem Fall als Fluglehrer von Jkarus angesehen werden. Nachdem Daidalos aus ganz verwerflichen Motiven (Furcht vor Ehrverlust, Furcht vor Prestigeverlust) nicht zurückschreckte, seinen eigenen Neffen kaltblütig zu ermorden, kommen wir zum Schluss, dass Daidalos nicht als Fluglehrer hätte eingesetzt werden dürfen. Ob das Unfallgeschehen eine direkte oder indirekte Folge des Einflusses von Daidalos auf Ikarus war, ist schwer festzustellen. Ein Kausalzusammenhang muss aber auf alle Fälle angenommen werden.
7. Flugverlauf:
Einige Minuten nach 9 Uhr starteten Daidalos mit SX-1DA und praktisch zur selben Zeit Ikarus mit SX-1JK von der Insel Kreta zu einem Flug, der sie in die Freiheit bringen sollte. Der geplante und vorbereitete Flug führte vorwiegend über offene See. Der Start und der Steigflug verliefen anfänglich routinemässig. Darauf missachtete der Luftfahrzeugführer des SX-1JK Jkarus die angewiesene Reiseflughöhe, welche vom Fluglehrer unter Berücksichtigung des Terrains und der Sonneneinstrahlung gewählt wurde. Vermutlich hingerissen von den Schönheiten des Fluges über dem strahlenden Meer einerseits und anderseits verblendet vom vermeintlichen Erfolg, setzte Jkarus seinen Steigflug fort. Ob Daidalos seinen Sohn Ikarus durch Zurufe gewarnt und auf die gefährliche Situation aufmerksam gemacht hat, ist nicht mehr festzustellen.
Der in seinem Übermut immer höher steigende Ikarus war der Sonneneinstrahlung immer intensiver ausgesetzt. Der sich nun auflösende Wachs hielt der Beanspruchung nicht mehr stand und die Federn lösten sich aus der Halterung. Der Flugapparat SX-1JK wurde steuerlos, der Luftfahrzeugführer Ikarus stürzte ab und fiel zusammen mit den Einzelteilen seines Apparates ins Meer. Der unter ihm fliegende Fluglehrer Daidalos leitete unverzüglich eine Such- und Rettungsaktion ein. Diese blieb aber mit Ausnahme der elf erwähnten Vogelfedern erfolglos.
8. Schluss:
Der Absturz der SX-1JK mit dem Luftfahrzeugführer Ikarus ist darauf zurückzuführen, dass sich der Wachs wegen zu starker Sonneneinstrahlung auflöste. Diese zu starke Sonneneinstrahlung erfolgte wegen Missachtung der zugewiesenen Reiseflughöhe, was als Disziplinslosigkeit im Übermut bezeichnet werden muss.
Für die Untersuchungsleitung
Max Dübendorfer
Charles Paul Landon (1760-1826) Daedalus und Ikarus, Oel auf Leinwand, Musée d› Alençon
Anmerkung: Damals machten sich die Erzfeinde jeglicher Sicherheit erstmalig in der Fliegerei bemerkbar, nämlich:
– Disziplinlosigkeit
– Übermut
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Etwas mehr zu Ikarus (Wiki) und zu Daidalos (Wiki)
Daedalus-Projekt (Wiki)
Ikarus Leichtflugzeuge , in der Schweiz durch Lightwing Aircraft vertreten, sehen Sie den Film dazu an (am Steuer Kari Boren => Segelflugzeugschlepp mit Ikarus C42), mehr auch bei SWISS MICROLIGHT FEDERATION
Wie ein Vogel fliegen, das war schon immer ein Traum der Menschen. So schickten sie sich an, Versuche zu unternehmen.
Flieger sind fähig, aus Erfahrungen zu lernen. Deshalb entwickelte sich parallel zum eigentlichen Fliegen, die Untersuchung und Analyse von Flugunfällen. In der Schweiz befasst sich das Büro für Flugunfalluntersuchungen intensiv damit. Am Beispiel des Schlussberichtes Nr. 1833 des Büros für Flugunfalluntersuchungen ist ersichtlich, wie ein Flugunfall analysiert würd und welche Schlüsse daraus gezogen werden. Wie leicht zu erkennen ist, weicht der «Erste Flugunfallbericht» im Grundsatz nicht von der noch heute üblichen Systematik ab…
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