Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück hat sich auf das hohe Ross geschwungen (Welt: …Er will die Schweiz ächten lassen…). Mit der Peitschen in der Hand manifestiert er, wer Vogt und wer Knecht ist. Hatten wir doch schon! Auch wenn’s Goethe dem Schiller „nur“ erzählt hat!
Der Umgang mit Vögten jedoch ist in der Schweizer Volksseele wie in Gotthardgranit gemeisselt.
St. Gotthard: Festungswacht Denkmal aus Gotthard-Granit (Foto: FWK)
Umgang mit den Vögten, aus Schiller’s «Tell»:
„(…)Werner Stauffacher erzählt seiner Frau Gertrud, daß der Landvogt Geßler ihm das neuerbaute Haus neidet:
«Ich bin Regent im Land an Kaisers Statt
Und will nicht, daß der Bauer Häuser baue
Auf seine eigne Hand und also frei
Hinleb›, als ob er Herr wär› in dem Lande …Der Rat der Stauffacherin: Stauffacher soll nach Uri zu fliehen und dort Gesinnungsgenossen suchen.
Die Hutwachen sind verdrießlich, weil das Volk den sonst belebten Platz meidet, «seitdem der Popanz auf der Stange hängt». Da erscheint Wilhelm Tell mit seinem Bub Walter und philosophiert über das große ebne Land:
Das Land ist schön und gütig, wie der Himmel,
Doch die’s bebauen, sie genießen nicht
Den Segen, den sie pflanzen.
…
Dort darf der Nachbar nicht dem Nachbar trauen.Wilhelm Tell will, obwohl ihn der Knabe noch auf den Hut aufmerksam macht, achtlos am Hut vorbeigehen, da halten ihn die Wachen auf. Landleute kommen dazu, es kommt zu Aufruhr. Da erscheint der Landvogt Gessler mit seinem Gefolge. Wilhelm Tell versucht sich herauszureden, er habe aus Unbedacht gehandelt. Doch Gessler zwingt ihn dazu, mit seiner Armbrust einen Apfel vom Kopf seines Buben zu schießen. Alles Flehen hilft nicht, weder von Wilhelm Tell selbst, noch von Walter Fürst, nicht einmal von Berta von Bruneck vermag den Wüterich Geßler zu erweichen. Während Wilhelm Tell die Armbrust zum Apfelschuss ansetzt, spricht Rudenz Klartext, obwohl Gessler ihn schweigen heißt:
Ich will reden,
Ich darf’s! Des Königs Ehre ist mir heilig,
Doch solches Regiment muß Haß erwerben.
Das ist des Königs Wille nicht – Ich darf’s
Behaupten – Solche Grausamkeit verdient
Mein Volk nicht, dazu habt Ihr keine Vollmacht.Wilhelm Tell hat einen zweiten Pfeil im Göller bereit gehalten. Nachdem ihm der Vogt das Leben zugsichert hat, gibt er zu:
So will ich Euch die Wahrheit gründlich sagen.
Mit diesem zweiten Pfeil durchschoß ich – Euch,
Wenn ich mein liebes Kind getroffen hätte,
Und Eurer – wahrlich! hätt› ich nicht gefehlt.Daraufhin läßt Geßer den Tell fesseln und auf dem Seeweg nach Küssnacht am Rigi bringen. Die Landleute protestieren (Wortbruch!):
Ihr wollt ihn außer Lands gefangen führen?
Das dürft Ihr nicht, das darf der Kaiser nicht,
Das widerstreitet unsern Freiheitsbriefen!Doch Gessler läßt sich nicht beeindrucken:
Wo sind sie? Hat der Kaiser sie bestätigt?
Er hat sie nicht bestätigt – Diese Gunst
Muß erst erworben werden durch Gehorsam.
Rebellen seid ihr alle gegen Kaisers
Gericht und nährt verwegene Empörung.
Ich kenn euch alle – ich durchschau euch ganz –
Den nehm ich jetzt heraus aus eurer Mitte,
Doch alle seid ihr teilhaft seiner Schuld:
Wer klug ist, lerne schweigen und gehorchen. …)“
Mittlerweilen wissen wir es: