Das Menschenbild des Vorgesetzten bestimmt den persönlichen Führungsstil
Führungsmethoden und Managementsmodelle sind stammen weitgehend aus militärischen Quellen. Von da her ist der imperative F-Stil vorherrschend. Im Gegensatz zu den Soldaten, sollen Mitarbeiter mitdenken. Partizipativer Führungsstil ist daher nach wie vor gefragt. Die Unterscheidung:
Aus: Die Orientierung Nr 81 , Führung und Organisation, von Eberhard Ulich, Christoph Baitsch und Andreas Alioth, Skizze mod. nach Tannenbaum, R. und Schmidt, W.H.: How to chose a leadership pattern. Harvard Business Review, 1979 51, 162-180
Führernaturen sind von Haus aus direktiv und objektiv. Ihre Motivation ist «Macht haben». Wer die Führer-Rolle spielt, will befehlen, er wirkt autoritativ, will erobern. Er ist aber auch bereit, die volle Verantwortung zu übernehmen und zu tragen. Er pflegt ein ausgesprochen rationales Denken. Vorgesetzte sollten nicht «vor gesetzt» sein, sondern die erforderlichen Eigenschaften haben.
Wenn Politik und Politfilz (Vetterli-Wirtschaft) die Posten besetzen, dann kommt es weniger auf die idealen Eigenschaften, sondern mehr auf das Parteibuch an. Wenn es alte Seilschaften sind, die den Chef bestimmen weil sie einem Bekannten vom Golfclub, dem Freund aus der Loge oder dem Kollegen aus der Studentenverbindung oder dem Dienstkollegen aus dem Militär einen einträglichen Posten zuhaben wollen, dann sind eben am Schluss die falschen Leute auf den falschen Stühlen an den falschen Orten.
Untergebene sind meist rezeptiv. Aber es ist wichtig zu wissen ob sie rezeptiv/ variabel oder rezeptiv/konstant sind. Einseitig halten sie sich für beschaulich und wohlwollend, wägen beschaulich ab und suchen sich in einem übergeordnet gerechten Gesichtspunkt zu finden… Schwierig wird es, wenn sich jemand selber preis gibt oder allenfalls in eine dauernde Unzufriedenheit verfällt. Aber wenn ein Angestellter eine elitäre Selbstbestätigungsstruktur hat, wird er spontan motiviert sein, wenn als kompetenter Fachmann gefragt wird und sich dadurch als Experte anerkannt fühlen kann. Ein guter Chef wird das erkennen und so die Motivation fördern.
Ein kompleter, idealer Führertyp würde zu gleichen Teilen rezeptiv, provokativ, objektiv, reflexiv sein. Wer ist schon ideal? Wir müssen zufrieden sein, wenn zwei Eigenschaften mehrheitlich das Wesen bestimmt.
Wer vorwiegend rezeptiv und zugleich provokativ ist, gehört ins Reich der Spekulanten.
Der Spekulant ist ein rezeptiver Beobachter, der den Erfolg oder Misserfolg seinen provokativen Ideen verdankt. Er entdeckt die Marktlücken und wird reich und reicher. Oft übernimmt er sich, ist aber bald wieder oben. Der reguläre Handel interessiert ihn nicht. Aber Gelegenheiten, schnelle grosse Geschäfte und Transaktionen faszinieren ihn. Er hinterlässt entweder halbfertige Riesenbauten und ungläubige Gläubiger oder einen Reichtum, den er nie genossen hat, denn sein provokatives Denken: „Warum nicht besser? Warum nicht mehr“, lässt ihn nie zur Ruhe kommen.
Wer vorwiegend objektiv und zugleich reflexiv ist, denkt geregelt
Das geregelte Denken erfordert das reflexive Verstehen der sozialen, der ökonomischen und ökologischen Zusammenhänge und das objektive Festlegen durch Übereinkünfte, Verträge und Gesetze. Beide sind nötig: das reflexive und das objektive denken. Der Sinn dieses konservativen Denkens liegt im Bewahren und Weitergeben von Erkenntnissen, die sich die Vorfahren erkämpft und angeeignet haben. Das geregelte Denken ist Grundlage für die Rechtsordnung und letztlich Grundlage für die hohe Zivilisation und das gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenleben.
Wer vorwiegend reflexiv und zugleich rezeptiv ist, hat intuitive Fähigkeiten
Das intuitive Denken überschreitet die Grenzen des rationalen Denkens. Um zu verstehen was eine Intuition ist, muss man wissen, dass Empfindungen immer nur durch unbewusste Vergleiche entstehen. Die vielfache Wiederholung dieser unbewussten Urteile führt zu unbewussten Erfahrungen. Das rezeptive Denken mit dessen Aufmerksamkeit und Aufgeschlossenheit verbunden mit dem reflexiven Denken lässt erst eine Intuition entstehen. Eine reiche Erfahrung und das reflexive verstehen der Zusammenhänge, sind die Voraussetzungen, damit der zündende Blitz, die Erleuchtung, der intuitive Einfall eintreten kann.
Das analytische Denken beginnt mit dem rezeptiven Beobachten. Dann ordnet es die Fakten einem definierten, objektiven System zu. Diese Verbindung bedeutet Forschen. Ist die Verbindung des gelben Beobachtens und des grünen Zuordnens wiederholbar und überprüfbar, entstehen Erfahrungen und diese führen zu Wissen. Forschen um zu Wissen ist der Sinn der Wissenschaft. Wird das Wissen immer grösser, wird unsere bedeutung im Universum immer bescheidener. Dieses nachdenkliche Wissen bedeutet Weisheit =Sinnverständnis).
Wer reflexiv und zugleich provokativ ist, der hat besondere kreative Fähigkeiten.
Eine Kreative Leistung ist es, wenn das eigenwillige, provokative Denken auf eigenen Wegen Zusammenhänge entdeckt oder darstellt. Gewinnt der Forscher aufgrund einer neuen Methode eine Einsicht, oder gewinnt er an Fortschritt, dann ist es eine kreative Tat. Kreativ ist jener Künstler, der mit neuen Stilmitteln die erlebte Wirklichkeit zum Ausdruck zu bringen vermag. Wer mit bekannten Mitteln Neues gestaltet ist innovativ. Wer mit bekannten Mitteln bekannte Aussagen wiederholt, ist imitativ (Papageienwissen). Das kreative Denken ist die Provokation der rezeptiven Harmonie. Es provoziert die Ursprünglichkeit: die Originalität. Kreativität ist Engagement: im Sinne von provokativer Intensität und im Sinne von inniger Verbundenheit. Kreativität schliesst Sinnlosigkeit aus.. Sie ist Liebe zum Leben und für viele geniale Menschen „ der Königsweg der Flucht“.
Quellen:
Lüscher: Die Harmonie im Team
Die Orientierung Nr 81