Narzissten unter uns?

Echo und Narziss (John William Waterhouse, 1903, Walker Art Gallery, Liverpool)

Woher kommt der Begriff «Narzisst»?

Die Figur des Narziss ist in der griechischen Mythologie der Sohn des Flussgottes Kephisos und der Nymphe Leirope. Narziss wächst als ungeliebtes Kind auf und kann selbst nicht lieben. Gleichzeitig sieht er sehr gut aus, ist eitel und berauscht von seiner eigenen Schönheit. Verehrerinnen weist er ab. Als Strafe wird er von Aphrodite dazu verdammt, sich in sein eigenes Spiegelbild zu verlieben. Als er sich selbst im Wasser bewundert, fällt ein Blatt hinein und verzerrt die Spiegelung. Narziss kann seine vermeintliche Hässlichkeit nicht ertragen – und stirbt.
Narziss (Wandmalerei, Pompeji, um 70 n. Chr.)

In der Psychologie wird zwischen krankhaftem Narzissmus und Narzissmus als gesunder Persönlichkeitseigenschaft unterschieden. Selbst wenn jemand narzisstische Charakterzüge hat, wie ein großes Selbstbewusstsein und Mut zum Risiko, ist das noch lange nicht krankhaft. Diese Menschen leiden nicht, im Gegenteil: Sie sind häufig sehr beliebt, kommunikativ und extrovertiert – und sehr erfolgreich im Berufsleben.

Narzissmus +/- (Quelle: Karrierefibel.de)
Narziss (Caravaggio, 1598/99, Galleria Nazionale d’Arte Antica, Rom)

«Ist die Selbstliebe eines Menschen jedoch stark geschädigt oder unentwickelt, dient die perfekte äußere Fassade aus Erfolg, Leistung, Status, Attraktivität und Schlankheit als Ersatz für ein positives Selbstgefühl», schreibt die Psychologin Bärbel Wardetzki in ihrem Buch «Eitle Liebe».

Erfolgreich im Beruf, Probleme im Privatleben.

In beruflichen Zusammenhängen seien narzisstische Menschen daher meist sehr erfolgreich und kompetent, ihr Problem liege mehr im Umgang mit Menschen und in intimen Beziehungen. «Denn Unsicherheiten und Selbstzweifel können zwar hinter der perfekten Fassade versteckt werden, bleiben aber dennoch erhalten und zeigen sich häufig in den Momenten, in denen jemand einem anderen Menschen emotional nah kommt. In der Distanz können sie sich besser tarnen als in der wärmenden Nähe», so Wardetzki.

Stark ausgeprägte narzisstische Persönlichkeitsmerkmale führen hingegen zu sozial unverträglichen Eigenschaften und Verhaltensweisen – worunter die Narzissten auch sehr leiden können. Die so genannte narzisstische Persönlichkeitsstörung tritt aber nur bei bis zu 0,4 Prozent der Weltbevölkerung auf.

Wie merkt man, ob jemand Narzisst ist? Merkmale der narzistischen Persönlichkeitsstörung:

Cartoon aus der satirischen Zeitschrift Punch

Eine «narzisstische Persönlichkeitsstörung» (NPS), wie man die krankhafte Form des Narzissmus nennt, ist eine tiefgreifende Störung der Persönlichkeit, welche sich durch mangelndes Selbstwertgefühl, eine ausgeprägte Empfindlichkeit gegenüber Kritik und einer geringen Empathie für andere Menschen auszeichnet. Das mangelnde Selbstbewusstsein wird häufig durch eine Zurschaustellung «grandioser» Taten kompensiert. Krankhafte Narzisstinnen und Narzissten werten noch dazu andere Menschen ab, um sich selbst «größer» zu fühlen.

Otto Kernberg, einer der berühmtesten Psychotherapeuten der Welt, ist führender Experte im Gebiet Narzissmus. Er sieht die Unfähigkeit zu lieben als typisches Symptom der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Narzisstinnen und Narzissten würden Bewunderung brauchen, keine Liebe.

Narzisstinnen und Narzissten wirken ungeheuer anziehend auf Menschen. Forschende der Universität Graz fanden in einer Studie heraus, dass Narzissten bei ersten Dates um für bis zu 10 Prozent attraktiver gehalten werden als andere. Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Der Grund: Narzissten sind extrovertiert, machen sich attraktiv zurecht und sind freundlich (auch falsche Schlangen!).

Daher sind sie auf den ersten Blick die perfekten Partnerinnen und Partner. Doch weit gefehlt. Denn obwohl der Beginn einer Beziehung mit einem Narzissten sehr schön sein kann, entwickelt sich die Partnerschaft im Laufe der Zeit oft zu einem Albtraum: Der Narzisst macht den eigenen Partner von sich abhängig und zerstört durch dessen Abwertung sein Selbstbewusstsein.

Durch dieses manipulative Verhalten suggeriert ein Narzisst dem Partner oder der Partnerin glaubhaft, dieser sei Schuld an den Problemen in der eigenen Beziehung. Aus diesem Grund fällt es vielen Betroffenen trotz dieser toxischen Verbindung so schwer, sich zu trennen.
Damit man gar nicht erst in diese Situation kommt, ist es hilfreich, einen Narzissten oder eine Narzisstin als diese zu erkennen – und dann bestenfalls zu meiden.

Wie erkennt man Narzissten? In den letzten Jahren wird die Bezeichnung «Narzisst» inflationär gebraucht. Ob die Ex-Freundin, der Chef oder Kollege – zu viele Menschen werden derzeit als «typische Narzissten» bezeichnet. Denn nicht jeder, der selbstbewusst und egoistisch handelt, ist ein Narzisst.

Wie definiert man krankhaften Narzismus? – Für die Diagnose einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung müssen Patientinnen und Patienten laut Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition [DSM-5]) mindestens fünf dieser Punkte erfüllen:

  • ein übertriebenes, unbegründetes Gefühl der eigenen Bedeutung und Talente (Grandiosität)
  • die Beschäftigung mit Phantasien von unbegrenzten Erfolgen, Einfluss, Macht, Intelligenz, Schönheit oder der vollkommenen Liebe
  • der Glaube, dass sie speziell und einzigartig sind und sich nur mit den Menschen auf höchstem Niveau verbinden sollten
  • der Wunsch, bedingungslos bewundert zu werden
  • die Ausnutzung anderer, um ihre eigenen Ziele zu erreichen
  • ein Mangel an Empathie gegenüber anderen
  • Neid auf andere und der Glaube, dass andere sie beneiden
  • Überheblichkeit

Wie verhält sich ein Narzisst in der Beziehung

Eine Beziehung zu einer Narzisstin ode einem Narzissten läuft meist in einem typischen Muster ab: Narzissten sind zu Beginn sehr einnehmend. Sie überschütten den (potentiellen) Partner oder die Partnerin mit Komplimenten, setzen ihren ganzen Charme ein, um den Begehrten oder die Begehrte zu erobern. Das Gegenüber denkt oft, die ganz große Liebe gefunden zu haben.

Falls eine Person mit Vorgestztenfunktion im persönlichen Umfeld auftaucht, müssen die Alarmlampen dringend beachtet werden! Das Gleiche gilt für narzisstische Personen im Fachbereich-

Falls ein Narzisst oder eine Narzistin in der Nachbarschaft lebt, ist es dringend, diese (n) so schnell als möglich zu «neutralisieren», sonst kann man damit blaue Wunder erleben!

Mit dem Farbtest von Prof. Dr. Max Lüscher (+) erkennt man Narzissten u. Narzisstinnen sofort! -> «(…) Wer den bewunderten Partner als Idol wegen seiner Schönheit, seiner imponierenden Intelligenz, seinem Erfolg usw. «liebt», geniesst die eigene Eitelkeit und Selbstbestätigung, die er aus Gegenlieb ableitet Diese egozentrische Sebstspiegelung wird seit «Freud» als Narzissmus bezeichnet. Stendhal hat sie als als die Liebesform der Eitelkeit beschrieben. Wir redn vom Idealisieren und der Idolrolle des «Gelbtypen» (+).  Er ist ein erwartungsvoller Phantast.  Die Spannnweite reicht von ruhelos, anspruchsvoll bis unglücklich  mit dem Prädikat «Selbstflucht»  

Wer sein sogenanntes «Ideal» in der äusseren Erscheinung, im schönen Bild, in der äusseren Erscheinung, im schönen Bild, in der gesellschaftlichen Geltung des Partners erfüllt sieht, verpasst die erotische Selbstverwirklichung…. Selbstgefällig sind jene Bilder oder Gegenstände, auf denen ihm niemand die Hand gibt, sondern sein Portrait in edler Einsamkeit und stiler GRösse an einer der eigenen vier Wände hängt oder vor seinem Gehöft hängt oder zur Schau gestellt wird. Diese Art der von Selbstbegegnung trägt den blumigen Namen «Narzissmus»: Wir reden vom «Grüntyp» (+) und seinen Prestigesignalen. Er ist ein eingebildeter Pfau. Die Spannnweite reicht von eigenwillig, reizbar bis gewissenhaft mit dem Prädikat «Selbstüberschätzung»

Eine weitere Sicht: «(…) Narzissmus breitet sich immer mehr aus, sagt der renommierten österreichische Psychiater Reinhard Haller (61). Grund: Die zunehmende Ego-Gesellschaft bestärke viele Narzissten darin, ihr Ding durchziehen – ohne Rücksicht auf Verluste.

Dabei bleiben aber nicht nur Mitmenschen auf der Strecke, sondern oft auch der Narzisst selbst. Denn glücklich wird er eigentlich nie.

Reinhard Haller: Narzissten sind von einer starken Eigensucht geprägt, sie drehen sich um sich selbst. Fälschlicherweise wird Narzissmus oft als Eigenliebe definiert. Aber Narzissten können gar nicht richtig lieben. Weder andere noch sich selbst.

Woran erkennt man einen Narzissten? Ich mache das an den vier „E“ ’s fest. Zunächst einmal die Egomanie, die Selbstbezogenheit. Dann ist da diese wahnsinnige Empfindlichkeit. Narzissten sind immer schnell gekränkt. Des Weiteren kennzeichnet sie ein Empathie-Mangel, die Unfähigkeit, sich in Mitmenschen hinein zu fühlen. Und schließlich: die Entwertung anderer.

Worin sehen Sie die Ursachen? So pauschal und abschließend kann man das nicht sagen, aber es gibt Risikofaktoren in der Erziehung. Zum einen, wenn das Kind überversorgt, verhätschelt wurde, ständig gesagt bekam, es sei der oder die Beste. So lernt dieser Mensch nie, mit Niederlagen fertig zu werden, sich eine dicke Haut zuzulegen. Oder aber, wenn das Kind nicht ausreichend Liebe und Zuwendung bekam. So wird es immer auf der Jagd nach Anerkennung sein. Und das spürt das Gegenüber auch, dass diese Person gelobt werden will. Man fühlt sich Narzissten gegenüber oft unangenehm schuldig und weiß gar nicht, warum …

Klingt, als seinen Narzissten alles andere als happy und sich selbst genug … Narzissmus ist eine Sucht – man ist getrieben, hechelt ständig Lob hinterher. Zufrieden und glücklich ist ein Narzisst nie, er kriegt einfach nicht genug. Außerdem vermutet er überall Gegner und Fallstricke – und antwortet darauf gern mit Mobbing.)»

Also, einmal mehr: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste!


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