Der Finanzblogger hat den hybriden Kunden beschrieben. Nicht nur Kunden, sondern die Menschen generell, verhalten sich «hybrid».
Ein immer grösserer Teil der Bevölkerung schert sich nicht länger um die traditionellen Klassifizierungen, sondern entflieht der eindimensionalen Kategorisierung durch multiple Lebens- und Konsumstile. Diese Konsumentenschar nutzt, den Konventionen und ihren sozialen Milieus zum Trotz, Markenerzeugnisse ebenso wie «Me-Too»-Produkte. Handlungsmuster, die für den eigenen Lebensstil relevant sind, haben für den nächsten nicht die geringste Bedeutung. Dort werden bereits andere Schwerpunkte gesetzt, die mitunter völlig von anderen Lifestyle-Parametern abweichen. Und dennoch hat jeder Stil im Leben des Verbrauchers eine eminent wichtige Funktion, wenngleich kein Stil ausschliesslich und durchgehend das individuelle Verhalten bestimmt.
Die Fahrerin eines Porsche-Cabriolets aus der gehobenen Gesellschaftsschicht, die zweimal unter der Woche in einem teuren Gourmetlokal oder auf dem Sälischlössli speist oder beim Starkoch Mosimann diniert(e), findet nichts mehr dabei, in einem Niedrigpreisgeschäft, z.B. Otto’s, Kaffee einzukaufen, mit dem Fahrrad von Villiger ins Büro zu fahren, Den Urlaub in einer unbewirteten Berghütte zu verbringen und am Wochenende den Pizza-Blitz anzurufen.
Woran liegt es, dass vermehrt dem traditionellen Verhalten abgeschwört wird? Liegt es daran, dass der Einfluss der Religion abgenommen hat? Liegt es daran, dass wegen der umfassenden Information nicht nur der altherkömmliche Trott im Angebot ist, sondern eine grosse Fülle? Liegt es am «umfassenden» Freizeitangebot? Oder sind die Menschen, wegen der besseren Bildung und Ausbildung selbstbewusster und selbstkritischer geworden? Oder sucht man den individuellen Weg, weil dieser mehr an Selbstverwirklichung bietet? Es liegt am Wertewandel oder gar am Wertezerfall, oder dann halt an der «Explosion» der Wünsche, an der Luxese (Luxus gepaart mit Askese) , der neuen Bescheidenheit, dem Cocoonining, der neuen Behaglichkeit
Ein Heizungsinstallateur, der für seine Abendgarderobe meist die Produkteauswahl eines Verbraucherarktes z.B. bei Migros, Vögele , oder C&A , neuerdings auch bei Tchibo, Aldi und Lidl in Anspruch nimmt, geht bei der Ausstattung seiner Freizeitkleidung keine Kompromisse ein und erwirbt in einem Sportfachgeschäft ausschliesslich hochwertige Joggingschuhe und Sportsuits von Markenherstellern wie Nike, Adidas oder Lacoste, Gucci , oder Armani und so. Während im Urlaub jeder Franken zweimal umgedreht wird wird, ist zu Hause kein Pflegeutensil zu teuer, um die Karosse in der Garage regelmässig auf Hochglanz zu trimmen. Bei Duschgel und Shampoo schaut er penibel auf die Marke, die Zahnpasta hingegen muss immer aus dem Sonderangebotskorb stammen.
Der «Erlebnismensch» tritt vermehrt in Erscheinung. Die Suche nach aufregenden Augenblicken beim Konsum, in der Freizeit, im Beruf, allein oder in der Gruppe stehen im Vordergrund. Der pure Erlebniswert scheint die Maxime zu sein. Ohne Bungee-Jumping, Riferrafting, Canooing, Freeclimbing oder verrückten Rennen durch Städte und über Autobahnen scheint nichts mehr zu gehen. Selbst die neuen Alten sind im Trend, eine wichtige Kunden- bzw. Konsumentengruppe. Die Demokratisierung des Konsums ist im Trend. Die Kunden wollen im Markt als gleichberechtigte Partner gelten.
Da lege ich mich gerne mal am Waldrand ins Gras, entdecke das spezielle Grün und während meine Gedanken fliessen, erkenne ich das Blau des Himmels und ich ziehe die Ruhe, die aus dem Wald auf mich einströmt in mich hinein… das ist mein «Cocon». Der vorübergehend selber gewählte Rückzug befreit vom Konkurrenzkampf, von den spitzen Ellbogen, von der Informationsflut, der (unerwünschten) Werbung, und von Typen, die ihren Frust oder ihr gestörtes Inneres geifernd auf andere abwälzen müssen. Ich stehe über den Dingen. Das Kleinkarierte, die Alltäglichkeiten, die Gehirnpicker der Moral, die gesellschaftlich geforderten Verhaltensmuster sind ausgesperrt. Dieser Rückzug ist aber keine Flucht in Illusionen. Die Realität und das «Jetzt und Heute», also die Gegenwart, bleiben respektiert.
Es passiert, dass die falsche Person im richtigen Moment bedient – ist mir auch schon passiert. Ich wollte mir eine «Kinetic», Chronograph von Seiko beschaffen. Der Uhrenladen ist eingangs der Niederdorfstrasse in Zürich gut positioniert. Es waren zwei Verkäuferinnen da. Leider waren sie nicht in der Lage, mir jene Auskunft zu erteilen, die ich gerne gehabt hätte. Sie verwiesen auf den Chef, der aber gerade in den Ferien weile… Ich habe den Laden ohne kauf verlassen und danach ein podukt von Tissot gekauft. es ziert noch mein Handgelenk und ich freue mich immer noch daran. Aber die Kinetic hat immer noch ihren Reiz, wer weiss – aber dann bei einem kompetenten Verkäufer!
… zum glück nimmt dein «hochwertig» nur Bezug auf die Sportschuhe nicht grammatikalisch nicht noch auf Armani – sonst wüsste ich nämlich auch noch etwas über Qualität und Luxusprodukte zu berichten. Von Armani habe ich dreimal etwas gekauft. Das erste, einzige und letzte Mal – die Qualität im Lidl etc. ist besser … und wenn man etwas beanstandet, wird man dort ernst genommen, was beim Armani verkaufenden Fachhandel in Langenthal nicht der Fall ist. Diese Dame hat mir vermutlich damals auch das letzte mal etwas verkauft. Wichtig ist nur, dass sie weiterhin die Miete bezahlt, damit ich als Kleinaktionär dieser Liegenschaft wenigstens indirekt profitiere …