Sandmonkeys – Karrierestrategien in der Krise


«Was ist die Steigerung von depressiv?», fragte mich neulich ein Kunde. Mit Blick auf den Abgrund üben viele Führungskräfte derzeit einen Balanceakt auf der Kreditlinie und sind im «survival mode». Es geht um Sicherheit und die Karrierestrategie heisst: die Sicherung des Abstiegs – um den Absturz zu verhindern. Das bewegt bzw. lähmt sie, da es in diesen Kreisen meist tabuisiert wird. Und nicht jeder kann sich wie Scheich Raschid al Maktoum, der Herrscher und rastlose Schöpfer des neuen Dubai, angesichts der Misere in die Einsamkeit der Wüste zurückziehen, um dort Zuflucht und Trost in der Poesie zu suchen. So die Legende.

Es geht um die Angst vor dem Verlust von Status und Orientierung, ja gar um die Identität. So manche Topshots erleben, dass sie ihre Lebensmodelle zu Geschäftsmodellen verschlankten. Die Familie wurde zum Zulieferer, Freizeit zu Networking, und Freunde zu strategischen Beziehungspartnern. Kurz: die Karriere entpuppte sich als eingedampfter «Glamours-Restentwurf» von Leben und ICH. Es scheint als ob das ICH, so wie Dubai, auf Pump und Sand gebaut ist. Geliehen sind Status und Identität und zusätzlich ist man noch Klumpenrisiken eingegangen. Und zwar gleich mehrere: Man besitzt allzu viele firmeneigene Aktien und Optionen (als ob das Arbeitsplatzrisiko nicht schon hoch genug ist), ist fachlich oft hoch spezialisiert und bewältigt berufliche Marathonläufe. Karrierestrategien brauchen ein Risikomanagement, ein Karriere-Hedging, damit Manager stabiler und handlungsfähiger bleiben.

Sieben Regeln für das Misslingen eines Karriere Hedging:

  1. Arbeiten Sie 60 – 70 Std./Woche, damit Sie frühmorgens «sick & tired» in die Federn sinken, ohne Kraft und Energie für irgend etwas – oft noch nicht einmal zum Schlafen.

  2. Verkehren Sie «unter sich»: nach getaner Arbeit, in der Fitness, im Sport, in den Clubs. Die meisten Informationen fliessen in «schwachen», losen Netzwerkkontakten, also nicht unbedingt im engsten Kreis der Familie und von Freunden. Beziehungen immunisieren Jobunsicherheiten. Die meisten finden einen Job oder Auftrag via Netzwerke. Dabei sein reicht allerdings nicht. Es geht um Geben und Nehmen – in dieser Reihenfolge.

  3. Schwimmen Sie, was die Hobbys betrifft, im Strom. Aussergewöhnliche Hobbys könnten andere Saiten zum Klingen bringen und andere Welten eröffnen, die man bei Gelegenheit sozusagen zweckentdecken könnte. Aber auch da aufgepasst: Bitte nicht (wieder) falsch korrelieren und neue Klumpenrisiken entwickeln wie z. B. Weinbauern in der Toskana, Whisky-Handel, Segelturn-Charterer etc. Wer züchtet bspw. Bonsais oder Königspudel?

  4. Denken Sie lokal, regional, allenfalls national. Wenige kommen auf die Idee, sich als ausgewiesene Experten in Shanghai oder Mumbai zu orientieren. Dabei weht dort der Duft der grossen weiten Märkte. Aber es ist ja so komfortabel, so schmuck hier. Stimmt. Bloss: was bringt`s? Damit bin ich beim nächsten Punkt.

  5. Konzentrieren Sie sich auf das Bestehende. Sei es in Salärvorstellungen, im Beschäftigungsmodus, ja im Beruf. Der Wandel gilt vor allem für die anderen. Oder nicht? «Common sense» ist nicht «common practice». In früheren Krisen haben sich die Menschen oft umgeschult, sind ausgewandert in die «Neue Welt» oder haben bei Null angefangen. Klar ist das einfacher gesagt als getan; mit Kindern, Haus und Ferienhaus. Klar birgt dies Risiken. Klar ist aber auch, dass Ankunft mit Zukunft möglich ist. Übrigens ist das bei Null wieder anfangen eine geheime Sehnsucht von manchen. Ein Kunde meinte neulich: «Ich habe grossen Respekt vor Menschen wie den Trümmerfrauen damals in den zerbombten Städten. Ich habe die Bilder von Berlin im Kopf. Aus Nichts haben diese Frauen zu sich gefunden – und etwas aufgebaut aus eigener Kraft… Eigentlich träume ich von so einer Erfahrung – ich bin hier nur ein kleines Rad am Wagen». Notabene: Dieser Herr ist Mitglied einer Geschäftsleitung und wir beim nächsten Tipp.

  6. Nehmen Sie es bitte persönlich! Hilfreich ist, die grösseren Zusammenhänge der Turbulenzen zu erkennen und anzuerkennen, dass man in der Regel viel mehr geschubst wird, als das man schubst und dass es einen Faktor «Zufall» gibt. Verständlicherweise kränkt das und passt wenig ins Selbstverständnis von «Führungs(!)kräften». Gleichzeitig erleben sich manche trotz hoher Verantwortung als ohnmächtig bzw. Gefesselt: von LOAs (limits of autority), SOX (Börsenregulierungen), mehrdimensionalen Matrixen – und den «Wurstzipfeln» von vermeintlichen Sicherheiten und Karriereschritten. Die wenigsten sehen sich in der Position, das System zu ändern: Dann lieber erschöpft in den Depresso gehen, mit einer etwas allzu hohen Dosis Selbstmitleid, und von einem «reset bottom» träumen. Bloss wird man dann attraktiver? Auf dem Arbeitsmarkt oder zu Hause? Last but not least.-

  7. Hoffen Sie auf bessere Zeiten. Dies ist tricky: Einerseits gibt Hoffnung Lichtblick und Perspektive, andererseits kann simple Hoffnung lähmen. Sie verführt zum Verdrängen, Beschönigen, Bagatellisieren (Unkraut wird als frische Triebe, eine Pleite als Liquiditätskrise gesehen) oder einfach zum Abwarten.

Realistische Träumer

Doch Perspektiven sind wichtig. Für Orientierung, einen langen Atem und eine gewisse inneren Stabilität. Die wirksamste Aussicht ist, wenn einem selber ein Licht aufgeht: die eigene Vorstellung von der Zukunft. Realistische Träume – jenseits von Illusionen. Realistische Träumer sind hellwach. Sie sehen oft in einem Mangel grosses Potential, oder begehren mit Herzblut und Schärfe des Gedankens in der so bequemen Gewöhnlichkeit auf. Not macht eben erfinderisch. Realistische Träumer erkennen Möglichkeiten und ergreifen Gelegenheiten. Sie aktivieren, animieren und inspirieren. Sie erleben, was sie alles können und ihr Selbstvertrauen wird robuster. Realistische Träumer sind erfolgreich, weil sie Kollegen und Partner, Kunden und Mitarbeiter bei ihren Träumen abholen. Sie ermöglichen Engelskreise. Bringt das nach so manchen Teufelskreisen (Teufel sind der Legende nach gefallene Engel) nicht den «Spirit», nach dem wir uns alle so sehnen?

Das Verführerische an der Marktwirtschaft ist der «Traum und Wille, ein privates Reich zu gründen» (Schumpeter). Viele grossen Projekte, Entwicklungen und Firmen sind so entstanden und eröffnen ganz neuartige Karrierestrategien. Möglichkeiten gibt es genug für Menschen, die nicht unter ihren Möglichkeiten bleiben wollen. Nicht mehr in temporären und schnell vergessenen Rollen und ICHs eines Lebens für den Lebenslauf, sondern für Menschen, die das «Laufband Leben» als einmaligen Weg nutzen wollen. Let`s go for it. )»

(*) Weiterlesen können Sie in Betty Zucker «Top Dreams. Wenn Manager träumen» 2009, Linde Verlag. Betty Zucker ist GF von BettyZucker + Co. (www.bettyzucker.ch)

«(…) …der österreichische Ökonom Joseph Schumpeter hat die Motivation der Unternehmer folgendermaßen beschrieben:

Bei der Beschreibung der Motivation des Unternehmers benutzt Schumpeter eher psychologische als ökonomische Kategorien. Der Traum und der Wille, ein privates Reich zu gründen, Siegerwille und Freude am Gestalten trieben den Unternehmer an, nicht Bedürfnisbefriedigung, Nutzenkalkül oder Gier

Eine Grossbank ist ein Unternehmen, kein Zweifel. Die obersten Manager sind Unternehmer, da herrscht auch kein Zweifel. Investmentbanker, die eigene Kunden bringen und mit ihrem Team Gewinne für die Bank generieren sind zwar nicht die eigentlichen Unternehmer, aber sie tragen unternehmerische Verantwortung. Sie haben meist eine sehr hohe Kaderfunktion. Dafür sind sie auch mit weit reichenden Kompetenzen ausgestattet. Somit sind sie so etwas wie Unternehmer im Unternehmen. Wenn die Bezahlung nicht stimmt, verlassen sie das Unternehmen mit samt dem Team und dem Kundenstamm. Gier nach Erfolg, Geld und Macht bestimmen ihr Tun. Nach Schumpeters Theorie handelt sich demnach nicht um Unternehmer – vielleicht hätte er sie eher als Zocker mit Casinomentalität oder Raubtierkapitalisten bezeichnet.

mehr Betty Zucker?

Betty Zucker & Co: Inhaberin Betty Zucker ist Expertin im Change- und Knowledge Management sowie in der F¸hrung von Familienunternehmen.
www.bettyzucker.ch/

ZÜRICH – Manager sind auch nur Menschen mit Fehlern und Schwächen – sagt Betty Zucker und hält ihnen den Spiegel vor. Die Zürcher Fachfrau hat gute Chancen,
www.lukesch.ch/Text98_19.htm

Betty Zucker, Unternehmensberaterin und Buchautorin in Zürich, übt harsche Kritik an den Work-Life-Balance-Konzepten vieler Firmen.
www.faz.net/…/Doc~E098343EE10964F2A82ADF7A915577936~ATpl~Ecommo..

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