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Der Patient als «Kunde»

Die Warheit ist unser aller bestes Gut, darum geht sparsam damit um ! Mark Twain

Es schien, als wären die Betriebssanierer und Organisationsentwickler kurz vor dem Aussterben bedroht gewesen. In der Industrie und im Gewerbe, dort wo man sich diese Leute leisten konnte schien die Arbeit getan.

Ernst Thomke, Hans Widmer & Co witzelten gar, als sie gefragt wurden, ob sie keine Angst wegen ihres Tuns hätten, wenn sie sich dereinst wegen Stellenabbau, Arbeitsplatzvernichtung und Existenzzertsörung tausender Mitarbeiter verantworten müssten und von Petrus die Hölle zugewiesen bekämen: „Wir sehen dem Geschehen mit Zuversicht entgegen. Die Hölle wurde von Kollegen bereits auf den höchsten Stand modernisiert und rationalisiert. Um die nötige Wärme zu erzielen, müsse nicht mehr Kohle geschaufelt werden. Es benötige daher längst nicht mehr so viele Leute! Die Sozialisierung ist, wie von uns gewohnt, der Staatsmacht, hier Petrus zugedacht!“

Was war geschehen. Bereits vor über zwanzig Jahren begann der Prozess. Ich habe ihn teilweise miterlebt.

Als die Kantone wegen der Neuregelung für auswärtige Behandlungen grössere Kosten zu tragen hatten, schossen die Gesundheitskosten in die Höhe. So wurde in einem Kanton das Gesundheitswesen als grösster Kostenfaktor ausgemacht und die schnelle Zunahme der Kosten passte weder dem Kantons- noch dem Regierungsrat. Es schien, die Mannschaft des einzigen Spitals hätte die Kosten nicht mehr im Griff und dagegen müsse vehement vorgegangen werden.

Eine erste externe Begutachtung liess keine schwerwiegenden Mängel erkennen, brachte aber einige Hinweise auf nicht genutztes Potenzial. Die Anregungen wurden allesamt umgesetzt. Die Kosten „Gesundheit“ im Kanton wurden jedoch nicht wesentlich geringer. Also wurde eine Organisationsentwicklung (OE) in Gang gesetzt mit einem Organisationsgremium unter externer Leitung und mit interner Steuerungsgruppe.

Es sollte ein «kleines feines Landspital» werden – wegen der kritischen Grösse wurde nichts daraus. Eine Fusion mit einem anderen Haus wurde in die Strategie einbezogen. Dem Kantonsrat wurden die Zähne gezogen. Dafür wurde ein Globalbudget eingeführt. Im Verlaufe des Geschehens wurde die bisherige «Führungsmann- und -frauschaft» ausgewechselt. Neben sofortiger Freistellung wurde in der Hierarchie und dem Status gerecht auch sanfter vorgegangen. Das Ausscheiden wurde direkt oder indirekt nahegelegt. Das Haus ist heute noch nicht fusioniert! Und das Gesundheitswesen ist kostenmässig kaum günstiger geworden! Aber es ist gehandelt worden…!

Als die die «OE-Gruppe» zu wüten begann entwickelte sich ein Gerangel welches nichts anders als organisiertes Mobbing bezeichnet werden kann. Die Eingeweihten sondierten nach jenen, die nicht in ein neues Team passen würden. Etwas verdeckt lief das Spiel „Jeder gegen jeden“,  immer unter dem Deckmantel einer „OE“.  Die weitere Entwicklung in den Einzelheitenlassen wir hier stehen.

Aufgefallen sind vor allem drei Aspekte:

  • Einführung gewisser englischer Fachbegriffe. Das Personalwesen z.B. war nun das HR-Management.
  • Art der Kommunikation nach aussen um zu zeigen, dass etwas läuft. Eine sofortige Freistellung mit Abhandlung in der Presse als Rauchzeichen: „Hier werden Nägel mit Köpfen gemacht!“
  • Patienten wurden ab sofort als Kunden bezeichnet.

„Wenn es in Betrieben «englisch» wird, steht es meist schlimm darum!“ – so ein Referent zum Thema Organisationsentwicklung.

Die Einführung des Kundenbegriffs sollte  auf «Markt» hindeuten – was im Gesundheitswesen der Schweiz schlicht nicht existiert!

Mich störte der Begriff «Kunde» anstelle des «Patienten». Warum?

Ein Kunde im freien Markt kann selbständig entscheiden, er kann den Lieferanten auswählen und er kann über Konditionen verhandeln. Er kann den Preis beeinflussen, Garantie und weitere Konditionen aushandeln und eine Konventionalstrafe vereinbaren. Schliesslich steht ihm Schadenerstaz zu. Selbst als «gewöhnlicher Kunde» habe ich Möglichkeiten. Ich kann die Ware im Dorf,  beim Grossverteiler, im Ausland oder übers Internet beschaffen. Es gibt verschieden Bezahlmöglichkeiten wie : bar, per EC- oder Kreditkarte, in Raten usw.

Als Patient, als solchen verstehe ich mich als Kranker oder Verunfallter, bin ich grossen Einschränkungen unterworfen. Denn, alles und das Hinterste ist reguliert. Im Krankheitsfall, muss ich dringend zuerst den Hausarzt aufsuchen, der die Triage vornimmt, wenn es nötig ist. Dann werde ich dem Spezialisten oder einem Spital zugewiesen. Ob ich Spital und Arzt wählen kann, hängt davon ab wie ich versichert bin. Ein allgemein Patient hat nicht die gleiche Möglichkeit wie ein Privatversicherter. Auch die Rechnung fällt unterschiedlich aus! Und ich erlebte und werde es weiter erleben, dass ich meine Geschichte mehrmals erzähle, diese wird mehrmals aufgeschrieben und mehrmals stelle ich fest, dass die Geschichte kaum jemand ernsthaft gelesen hat. Sie wird nur aufgeschrieben, damit etwas vorhanden ist, falls einmal ein Haftpflichtfall eintreten sollte. Von reduntanten Daten und den Schaden den solche anrichten können hat wohl in dieser Gilde noch niemand gehört – trotz veile akademischem Wissen…!

Wer glaubt, dass der «Kunde» gegenüber dem «Patienten» aufgewerteter und daher ernster genommen wird, irrt. Ich bin gleich mündig, ob ich als «Patient» behandelt werde oder ob man mich «Kunde» nennt.

Als Kunde bin ich ein Marktfaktor! Als Patient begebe ich mich in die Hände eines Spezialisten, der mir wieder auf die Beine hilft! Als Patient bleibe ich wertschätzungsmässig gleich. Der Arzt hingegen übernimmt Verantwortung gegenüber mir. Als Kunde bei «Vögele»  übernimmt die Verkäuferin mir gegenüber keine besondere Verantwortung. Im Gegenteil! Sie muss für Umsatz sorgen, kann mir etwas aufschwatzen oder einen Ladenhüter anpreisen. Ich kann annehmen oder ablehnen. Geben und nehmen passiert auf der gleichen Ebene!

Wurde bei mir Krebs diagnostiziert, bin ich auf eine glaubwürdige Empfehlung betreffend des weiteren Vorgehens angewiesen. Die Informationen und die Beantwortung meiner Fragen werden im Viertelstundentakt als „Konsultation“ abgerechnet. Es steht kaum genügend Zeit zur Verfügung, um die gesamten Folgen überblicken zu können, zumal es nicht nur um „technische Daten“ handelt sondern um eine umfangreiches Wissensgebiet und darum, dass jeder Patient anders reagiert.

Ich fragte den Urologen und möglichen Operateur danach, wie er sich in meinem Fall verhalten würde und wo er sich der OP unterziehen würde? Die Frage sei ihm so noch nie gestellt worden. Nach kurzem Nachdenken sagte er überzeugt, er würde sich im Spital „X“ operieren lassen, was auch meiner insgeheimen Vorstellung entsprach! Ich rechne es ihm hoch an, dass er mir nicht seine Praxis aufschwatzte, die an verschiedenen Spitälern operativ tätig war. Ich zweifelte nicht an der Fachkompetenz. Ich wollte jedoch eine „Zweitmeinung“, denn gewisse Umstände die ich hier nicht nennen mag, liessen mich kritisch werden. Er überwies mich an einen anderen Fachkollegen, bei dem ich schliesslich blieb. Im Nachhinein gesehen, war es richtig. Allerdings weiss niemand, was aus der anderen Variante geworden wäre. Hätte er mir jedoch etwas «aufgeschwatzt»,  hätte ich sofort reagiert

Ärzten, welche den Gesundheitsmarkt als solchen sehen, mögen scheinmündige, und belesene bzw. aufgeklärte Kunden. So ist es ihnen leicht, eine Behandlung zu verkaufen. Sie entziehen sich aus der Verantwortung, die sie gegenüber einem Patienten hätten. Der belesene, aufgeklärte Kunde trägt sie an seiner Stelle! Der Kunde entscheidet…. und bezahlt – mit Spielraum von praktisch «Null!»

Das Kostenproblem ist damit keineswegs gelöst. Über Jahre steigen die Gesundheitskosten überproportional zum BIP!

Sehr oft verirren sich die „Strategen“ mit ihren Aussagen. Schuld ist sehr oft der unverantwortliche Patient, den man erst einmal züchtigen soll. Eigenverantwortung soll er tragen, denn sein undiszipliniertes Verhalten treibe die Kosten in die Höhe. Man solle sich in Singapur informieren. Dort habe man die Gesundheitskosten in tiefem Bereich im Griff.

Stellenboom Schweiz:

Zwischen 2004 und 2014 ist die Zahl der Erwerbstätigen um 79’000 und im den Heimen und im Sozialwesen um 88’000 Personen angestiegen. Die Expansion der beiden Bereiche beträgt 38 %, während die Gesamtwirtschaft einen Anstieg von 16% auswies, so FDP-Nationalrat Ignazio Cassis (TI). Der Bundesrat hat diese Zahlen veröffentlicht.
Am Ende des Tages ist es mir egal, ob es nur die staatlichen Betriebe betrifft oder auch private, wie sich der Gewerkschaftsbund und der Spitalverband H+ zu wehren versuchen. Das Gesamte Gesundheitswesen trifft den Patienten mit den Prämien der Krankenkassen! Und der verlangte Blick über die Landesgrenzen hinaus, wonach es in allen hoch entwickelten Ländern die gleiche Entwicklung wie in der Schweiz gebe, akzeptiere ich nicht. „(…) Die treibenden Kräfte seien Alterung der Bevölkerung, ein höherer Pflege- und Betreuungsbedarf, neue medizinische Behandlungsmöglichkeiten, sowie eine gesellschaftliche Entwicklung, die zu weniger freiwilliger und mehr professioneller Betreuung führe.“) (Bernhard Wegmüller, Direktor Spitalverband H+).

Wenn es der einzige Grund ist, dass die Kosten ansteigen, weil sie andernorts auch ansteigen, genügt dies mir nicht! Für den Anstieg benötige ich eine plausible Erklärung und eine kritische Würdigung. Nicht gerechtfertigte Kosten müssten schleunigst eliminiert werden!

Blick’s Blick über die Grenzen 7 Fakten zum Gesundheitswesen

In der Diskussion über die Abstimmung zur Einheitskrankenkasse, wurde viel von explodierenden Gesundheitskosten berichtet. SonntagsBlick machte den Ländervergleich.

Alarmisten und Jammerer haben Hochkonjunktur. Die bevorstehende Abstimmung über die Einheitskasse treibt sie zu Höchstleistungen im Beklagen von Missständen. Explodierende Gesundheitskosten, steigende Krankenkassenprämien, ausgepresste Patienten – die ewige Leier. Die Diagnose steht schnell: Unheilbar krank sei unser Gesundheitswesen.
Ist sie auch richtig? Ist alles so schlimm?
1. Kosten
Behauptung: Die Schweiz hat nach den USA das teuerste Gesundheitssystem der Welt.
Tatsache: Wir geben elf Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) für die Gesundheit aus. OECD-weit liegt die Schweiz damit auf Platz sechs (siehe Grafik). Nimmt man absolute Zahlen, liegt sie auf Platz drei hinter den USA und Norwegen.
2. Teuerung
Behauptung: Die Gesundheitskosten explodieren.
Tatsache: Die Kosten steigen zwar, aber weniger stark als in anderen Ländern. Von 2000 bis 2011 erhöhte sich der BIP-Anteil der Gesundheitskosten in der Schweiz von 9,9 auf 11 Prozent – weit weniger stark als im OECD-Durchschnitt. => Ein hoch entwickeltes Land an der Spitze hat logischer Weise geringeren Anstieg!
3. Pharmapreise
Behauptung: Wir geben viel zu viel für Medikamente aus.
Tatsache: Die Schweiz hatte lange Zeit weltrekordhohe Pharmapreise und gehört noch heute zu den teuersten Ländern. Seit dem Jahr 2000 verläuft der Preisanstieg aber unterdurchschnittlich. Bei den Medikamentenausgaben pro Kopf kommt die Schweiz erst an elfter Stelle. Deutsche und Franzosen geben in absoluten Beträgen mehr für Medis aus.
4. Anreize
Behauptung: Prämienzahler haben keinen Anreiz, auf die Kosten zu achten.
Tatsache: Bei uns zahlen die Patienten 26 Prozent der Gesundheitskosten selber. Der Durchschnitt der OECD-Länder liegt bei 20 Prozent. Dies bedeutet, dass die Patienten durchaus gute Gründe haben, die Kosten im Auge zu behalten.
5. Leistung
Behauptung: Das Schweizer System ist teuer, die Leistungen sind in anderen Ländern aber besser.
Tatsache: Letztes Jahr hat die Schweiz Japan als Land mit der höchsten Lebenserwartung abgelöst. Kein anderes Land verzeichnet zudem einen stärkeren Rückgang der Todesfälle durch Krebs: Heute sterben 29 Prozent weniger an Krebs als 1990. In Umfragen sagen 81 Prozent der Erwachsenen, sie seien gesund. In Europa fühlen sich nur die Iren gesünder. Positiv auch: Nur 30 Prozent der Schweizer Bevölkerung haben eine Zusatzversicherung. Das zeigt, dass die Mehrheit zufrieden ist mit der Grundversicherung.
6. Arztbesuche
Behauptung: Die Schweiz hat zu viele Ärzte, und die Leute rennen zu oft zum Arzt.
Tatsache: Mit 3,8 Ärzten pro 1000 Einwohner liegt die Schweiz auf gleicher Höhe wie die Nachbarländer. Im Schnitt suchen Schweizer vier Mal jährlich einen Arzt auf. Auch hier sind es in Europa einzig die Iren, die noch seltener einen Arzt brauchen. Der OECD-Schnitt liegt bei mehr als sechs Arztbesuchen pro Jahr.
7. Spitalaufenthalte
Behauptung: Unsere Spitäler behalten die Patienten viel zu lange.
Tatsache: Mit 9,5 Tagen liegt die Aufenthaltsdauer in der Schweiz zwar um 1,5 Tage über dem OECD-Schnitt. Seit 2000 ging sie aber deutlich zurück.

Gedanken zu den 7 Fakten:
Zu 1): Es ist gefährlich sich nach dem BIP anderer Länder zu richten. Es führt zu mehr Ausgaben. (Die anderen haben es auch). Die Preisbildung im Gesundheitswesen entsteht in einem komplexen Tarifsystem. Der Markt hat kaum einen Einfluss. santésuisse spricht von «reguliertem Wettbewerb»! Oft entsteht der Eindruck, der Patient sei der einzige und vor allem der lästigste Kostenfaktor!
Zu 2): Andere Länder haben vielleicht Nachholbedarf! Die Schweiz bewegt sich schon lange an der obersten Position!
Zu 3): Viele bewährte Medikamente werden aus dem Verkauf genommen, Neue erweisen sich als teurer, oft um das Mehrfache! Selbst Generika sind überteuert! «(…) Medikamentenpreise (wir reden hier von denen, die von der Grundversicherung übernommen werden) sind keine Marktpreise, sondern werden staatlich festgesetzt. Der Publikumspreis eines kassenpflichtigen Medikamentes setzt sich zusammen aus dem Fabrikabgabepreis und den Vertriebskosten. Der Fabrikabgabepreis wiederum wird aufgrund eines therapeutischen Quervergleichs und eines Auslandpreisvergleich bestimmt.)» (aus PHARMA’sBLOG) Für den dreisprachigen Beipackzettel bezahlt der Konsument fünf Prozent! Das ist ungeheuerlich! Setzt man die Übersetzung in zwei Sprachen mit der Forschung und Etntwicklung in Relation, wird deutlich, dass es sich nicht um einen kalkulatorischen, sondern um einen politischen Wertsondern um eine politische Frechheit handelt.
Zu 4): Patienten tragen im Vergleich die höheren Kosten. Es gibt Tendenzen, den „unmündigen Patienten noch mehr Kosten anzulasten! Kostenkontrolle durch den Patienten ist nicht möglich! Die Rechnungen sind nicht transparent!
Zu 5): Wenn sich die Schweizer im Vergleich gesünder fühlen, müssten im Vergleich die Kosten tiefer sein!
Zu 6): Obwohl die Schweizer im Vergleich weniger zum Arzt springen, wird ihnen gerade dies angeprangert!
Zu 7): es gibt Spitäler mit noch tieferer Aufenthaltsdauer, in den Krankassenprämien kommt dies aber nicht zum Ausdruck.
Explosion der Gesundheitskosten: Es ist nie eine Explosion! So schnell wachsen die Kosten nun auch nicht in die Höhe!

Infosperbers Blick über die Grenzen:

Ärzte verdienen an unnötigen Behandlungen, Spitäler sind an vielen Operationen interessiert
Schweiz schlechter als Nachbarländer. In der Schweiz kommt es zu vielen Überbehandlungen ohne Nutzen. Es kommt auch häufiger zu Infektionen als in Holland, Deutschland oder Frankreich. Operationen enden in der Schweiz häufiger mit dem Tod als in Holland, Schweden und Finnland.

Bild: Gesundheitskosten im Vergleich, OECD
Bild: Gesundheitskosten im Vergleich, OECD

Avenir suisse und die FDP glauben, in Singapur und Holland die Heilsmittel für die Gesundung des kranken und teuren Gesundheitswesens in der Schweiz gefunden zu haben.

Die Tatsache: Das Schweizer Gesundheitswesen hat einen Kostenumfang von über 68 Mia Franken! Der Verteiler ist längst festgezurrt. Niemand ist bereit, etwas herzugeben. Verhandlungen enden meist in einem Patt. Es wird viel geredet jedoch wenig erreicht. Wenn etwas erreicht wird, so sind dies Erweiterung des grossen Kuchens und gelegentlich hat der Preisüberwacher gute Botschaft.

Müsste der grosse Kuchen beschnitten werden kommt die Frage: Zu Lasten wessen? Sind es die Leistungserbringer oder die „Konsumenten“ oder alle? Oft entsteht der Eindruck, es geschehe auf dem Buckel der Schwächsten. Von Ihnen gibt es mengenmässig am Meisten. Wenn ihnen pro Kopf etwas aus der Tasche gezogen wird, können sich die Profiteure an die Sonne legen!

Wäre das Gesundheitswesen ein zu sanierendes Grossunternehmen, würden die Rationalisierer auch mit Blick nach Singapur, Holland aber auch auf Finnland auf klare Hinweise stossen, wo die Hebel anzusetzen wären! Bevor die Sanierer gerufen werden kann jeder Betrieb  durch eigene Anstrengungen problemlos etwa 10 bis 15% rationalisieren (Speck abschneiden). Er muss es nur wollen.
Kommen aber die Sanierer, dann wollen sie Ergebnisse vorweisen. Sie orientieren sich an den Zielen der Unternehmung. Dann werden die grossen Kostenfaktoren unter die Lupe genommen. Es sind dies: Personal, Organisation, Auslastung der Betriebsmittel, Qualitätsaspekte, Fehlerquote, usw.

Es wäre zu einfach, in Singapur jene Rosinen heraus zu picken, die einem bestimmten Zweck dienen. Ein Vergleich lohnt sich.

Jeder Bewohner von Singapur hat ein eigenes Gesundheits-Sparkonto – in die Richtung will auch die FDP gehen.  Eine Besonderheit im Gesundheitssystem Singapurs stellt das Konzept des Medical Savings Account dar. Dieses auf individuellen Gesundheitssparkonten basierende Finanzierungssystem soll die Eigenverantwortlichkeit stärken und Moral-Hazard-Effekte reduzieren. Auch für die Schweiz hätte ein solches System Vorteile. Die Schweiz ist nicht Singapur! Ich wünsche Philipp Müller und seiner Entourage, einige Behandlungen in Singapur über sich ergehen zu lassen – mit allen Konsequenzen!

Das Medical Savings Account endet mit Lebensalter 90. Was dann?

Vergleich Singapur (SP ) und Schweiz (CH):

Da wo die grossen Hunde begraben oder Leichen im Keller sind:

*BIP pro Einwohner: CH : SP = 2.15 : 1
*Ärzte / 1000 Einwohner 2.05 : 1  (Blick ermittelte gar 3,8 Ärzte/1000 Einwohner!)
*Klinikbetten 2,5 : 1
*Krankenschwestern u. Hebammen 2,71 : 1
*Zahnärtzliches Personal, 3 : 1
Ärzte/Krankenkassen: Schweiz Vertragszwang (kein Markt), Singapur kein Vertragszwang (Markt!)
Medianalter im glob. Ländervergleich 2013 (Tot, m, f), CH: 41,8 ; 40,8; 42,7Singapur: (38) 33,6; 33,5;  33,7
Gesundheitskosten gesamt, bezogen auf das BIP,   2,45 : 1
* Quelle: (Weltbank 2012).
Spitäler: Singapur mit ca. 5.5 Mio Einwohner hat insgesamt 29 Spitäler gegenüber der Schweiz mit etwa 8 Mio Einwohnern 189 (abnehmend!). Man denke an die vielen Verwaltungen und daran, dass die meisten kostenträchtigen Spezialmaschinen und Apparate in der Schweiz kaum ausgelastet sind. Echter Markt würde eine möglichst hohe Auslastung zwingend erfordern!

Die FDP sieht die Chance, das System stärker marktwirtschaftlich auszurichten. Ein entsprechendes Positionspapier, das der NZZ vorliegt, hat die Partei unter Federführung der Gesundheitspolitiker Felix Gutzwiller und Ignazio Cassis ausgearbeitet. Im Zentrum ihrer Überlegungen steht einerseits eine Neuorganisation der Spitallandschaft, andererseits eine grössere Selbstverantwortung der Patienten.

Die Selbstverantwortung der Patienten: Sie wird immer wieder gebracht. Es ist das Einfachste! Weniger einfach ist es, von der Pharmaindustrie günstigere Preise für Medikamente zu erwirken. Sie hat die Keule der Auslagerung von Arbeitsplätzen in der Hand! Es ist auch anspruchsvoller, die Administration straffen zu wollen, Organisationen zu vereinfachen und Leerläufe zu eliminieren.

Wenn es wenn es Pflegefachpersonal mit höherer Fachausbildung braucht um im Pflegeheim Strichlisten über das Öffnen und Schliessen von Fenstern und das Bedienen von Sonnenstoren zu erstellen die der Feststellung der Pflegestufe dienen mögen, fällt dies unter administrativen Leerlauf. Und wenn dementen Patienten die Medikamente einfach mit einem Glas Wasser auf den Tisch gestellt werden, ohne zu prüfen ob die Einnahme auch erfolgt und mit dem Hintergedanken, eine noch rüstigere Mitbewohnerin werde ihr das Medi schon eingeben, ist dies unverantwortlich. Somit ist es unverantwortlich dafür eine Dipl. Pflegefachperson HF einzusetzen, weil ineffizient! Wenn es der „rüstigen Bewohnerin“ endlich den Deckel hebt und sie bei der Pflege vorspricht, und sie damit abgespiesen wird, Frau X sei doch bisher so selbständig gewesen, so kommt deutlich zum Ausdruck, dass da was nicht stimmen kann. – Selbständig weil eine aufmerksame Mitbewohnerin die Arbeit der zuständigen Pflegefachperson ausgeführt hat….!

Eigene Beobachtungen nach dem Multimomentverfahren haben gezeigt, dass viele Abteilungen personell sehr gut dotiert sind. Diese Feststellung kenne ich auch von einem Personalchef eines bedeutenden Zentrumsspitals.
Ich rede nicht deutschen Negativbeispielen das Wort, wo eine Person im Nachtdienst bis 50 Bewohner zu betreuen hat und wo die Zimmer im Winter höchstens 13 Grad C warm sind und wo sich die Bewohner sehnlichst auf den Besuch des Bürgermeisters freuen um einmal eine anständige Mahlzeit und ein warmes Zimmer und einen warmen Aufenthaltsraum vorzufinden! Auch rede ich nicht deutschen Spitälern das Wort, die noch organisiert sind wie eine Kaserne vor 50 Jahren.

Ich rede gut organisiertenBetrieben und Abteilungen das Wort, wo effizient und fachkundig gearbeitet wird. Es wäre wohl kaum durchzusetzen Betriebssanierer anzusetzen! Aber es wäre notwendig!

Wir haben in der Schweiz ein hervorragendes Gesundheitswesen und wir lassen es uns einiges kosten! Persönlich wurde ich immer sehr gut betreut und behandelt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Wir sollten dafür Sorge tragen. Perlen und Schmuckstücke brauchen ihre regelmässige Pflege, sonst verlieren sie an Glanz. Dem Gesundheitswesen ergeht es exakt so – und den zahlenden Kunden, die keine Möglichkeit zum Feilschen haben, den Prämienzahlern ebenfalls!!