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SBB – Vorbeugender Unterhalt vernachlässigt

Unterhalt von Betriebsmitteln kann man auf verschieden Art erledigen.

  1. Man macht keinen Unterhalt. Ist keine Unterhaltsequippe da, entstehen keine entsprechende direkten Lohnkosten.
  2. Man hat eine Dienstequippe, die ad hoc zusammengetrommelt wird und die immer dann zum Einsatz kommt, wenn etwas passiert ist, so ähnlich einer Feuerwehr. Da wo die Leute kurzfristig abgezogen werden, wird  der Arbeitsrythmus gestört.
  3. Der Unterhalt ist organisiert. Dieser schreibt nach gewissen Betriebszeiten spezielle Kontrollen, Teil- und Totalrevisionen vor, die eingeplant und durchgeführt werden.

Ein Szenarium nach 1) wurde mir bekannt. Ein Schweizer Unternehmung, die ganze Fabriken plante, erstellte und dem Kunden (hauptsächlich im Ausland), funktionstüchtig übergab hatte den Auftrag, eine Schwefelfabrik zu konzipieren und aufzubauen. Auch das dortige Personal zu instruieren gehörte dazu. Eine Zeit lang wurde das Personal von der Erstellerfirma begleitet. So lange so gut. Dann zogen sich die Berater und Begleiter vertagsgemäss zurück. Ca. fünf Jahre später stand die gesamte Fabrik still! Ob danach eine neue bestellt wurde, entzieht sich meinen Kenntnissen. Das Beispiel ereignete sich in Russland.

Szenarium 2) kennt man heute eigentlich nicht. Einzelfälle sind bekannt.

Szenarium 3) ist im Umgang mit Flugzeugen im Kernkraftbereich und in speziellen Bereichen der Medizinaltechnik zu beobachten. Dass sich periodischer und vorbeugender Unterhalt rechnet, ist heute Stand des Wissens.

Nun wurde ich aufgeschreckt: Die SBB soll ihr Schienennetz über Jahre vernachlässigt haben! Das ist ein Desaster. Auf zwei Seiten: Einmal ist es gefährlich, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit und niedere Kosten zu Lasten der Sicherheit und eines geordneten Ablaufes bzw. Betriebes vorzutäuschen. Andererseits rechnet man mit Leistungen aus der Staatskasse zu Gunsten des Staatsbetriebes und schliesslich zu Lasten des Steuerzahlers.

Dem SBB Geschäfts- und Nachhaltigkeitsbericht 2018 entnommen: «(…) Wir haben so viel Infrastrukturunterhalt gemacht wie noch nie. ..)» So weit kommt es, wenn man über Jahre zu wenig tat!

Gramper-Gruppe; 4. Quartal 2015, Flüelen – Bilder: odh

«(…) Die SBB sind ausser Form – Verspätungen, Ausfälle und Umleitungen häufen sich. Der Grund dafür liegt in der Vergangenheit: Jahrelang hat das Staatsunternehmen den Unterhalt vernachlässigt…)» Mehr bei Blick

Die obersten Bosse, von Benedikt Weibel bis zu Andreas Meyer nahmen oder nehmen ihre Verantwortung nicht wahr! Anstatt wie Unternehmer, verhalten sie sich wie schlechte Politiker, denen es an Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und Augenmass  (Max Weber) fehlt. Politiker werden alle 4 Jahre gewählt; Beamte inkl. SBB-Management alle 2 Jahre – Hinweise auf den vorausschauenden Denkhorizont! Die Auseinandersetzung mit dem digitalen Wandel scheint wichtiger als der vorbeugende Unterhalt der Betriebsmittel, sprich Schienennetz, Lokomotiven, Züge usw. Es scheint noch andere Problemfelder zu geben. Davon später!