In Bukarest ticken die Uhren anders


Das Bild in der Strasse Valter Maracineanu nr. 1-3, 4. Stock, 1. Stadtbezirk, Bukarest, gehört endgültig der Vergangenheit an. Während hier die Interessenten im Freien für Jobs im Ausland in langer Schlange auf dem Trottoir standen und warteten, bis sie empfangen und erfasst wurden, durften wir unsere Interviews in den Büroräumlichkeiten abhalten. Die Einrichtung war sehr einfach. Telefonkabel waren am Boden von Isolator zu Isolator gespannt. Man musste Acht geben, dass man mit den Schuhen nicht einfädelte, sonst wäre die Verbindung nach aussen gekappt gewesen! Wäre das Büro als Werkstattbüro in einem Stahlwerk deklariert gewesen, wäre kaum etwas aufgefallen. Aber ich war beeindruckt, mit welchen einfachen Mitteln hier in der staatlichen Verwaltung gearbeitet werden musste.

Im August 2007 wurde die Organisation und die Abläufe ohne jede Ankündigung geändert. Zuerst wurde die alte Infrastruktur verlassen, die Website gelöscht, E-Mail-Adresse und Telefonnummern anulliert. Dann hinterliess man ein grosses Loch. Betroffene die Fragen hatten, wurden unwirsch abgewiesen mit dem Hinweis, das OMFM gebe es nicht mehr, ohne einen Deut eines Hinweises, wer denn nun zuständig sei. Hartnäckiges Nachfragen bei verschiedenen Quellen brachte langsam Licht ins Dunkel. Es scheint offenbar eine neue Organisation zu geben. Leider weiss niemand genau, was das bedeutet. Selbst jene Stellen, die nun dezentral mit neuen Aufgaben beglückt wurden, sind nicht informiert. Neu ist in jedem Kreis ein Migrationsbüro (Kreisamt für Arbeitswanderung) eingerichtet. Wer einen Arbeitsvertrag aus dem Ausland hat, meldet sich nun dort. Dann wird das neue Büro (Agentur für Arbeitswanderung) in Bukarest bedient. Und von dort sollte alles den bisherigen Lauf nehmen. Sollte! Aber die ersten Unterlagen sind statt nach Bern geschickt , irgendwo verloren gegangen und eine Kopie hat man an die Kreisagentur zurück geschickt… «Hin- und Her-Delegation nach Kreuz- und Quer-Organisation».

Die zuständige Inspektorin in Bukarest ist in die Ferien gegangen, weder ihre Chefin noch sonst jemand wusste, was zu tun ist… Jede und jeder hütet sein Gärtchen wie der Teufel eine arme Seele.

Migrationsamt, Bukarest, 18.05. 2007

Das Haus des Volkes in Bukarest ist das zweitgrössten Parlamentsgebäude der Welt. Es soll Erdbeben der Stärke 8 nach Richter trotzen. Wenn die Arbeitsmoral in gewissen Bereichen auch so stabil desolat ist, dann «noapte buna», gute Nacht…!

Die rumänische Administration ist offenbar gar nicht echt daran interessiert, dass ihre Landsleute im Ausland Wissen und Geld erwerben können. Falsch verstandene «europäische» Wertschätzung gegenüber den eigenen Leuten?


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