«(…) Regieren heisst voraussehen
«Gouverner c’est prévoir!» (Regieren heisst voraussehen), sagt der Franzose. In diesem Sinne hat der völlig passive Merz zum Schaden der Schweizer Volkswirtschaft versagt. Dass er, kaum aus der Rehaklinik entlassen, wieder an seinen Berner Bürotisch zurückrennt, ist sowohl menschlich als auch politisch zu bedauern. Menschlich sollte er sich wohl besser mehr Zeit zur körperlichen und seelischen Verarbeitung seines Herzinfarktes gönnen. Politisch ist der neoliberale Wunschdenker fehl am Platz als Vorsteher des Eidgenössischen Finanzdepartementes in krisengeschüttelter Zeit. Lesen Sie in Comedia: …UBS muss politisch kontrolliert werden… Nun muss einmal zur Kenntis genommen werden: Die Schweiz wird nicht regeirt, die Schweiz wird verwaltet!
Nehmen wir eine alte Weisheit neu zur Kenntnis: Die Schweiz wird nicht regiert, die Schweiz wird verwaltet.
Kontrolle ist gut. Wenn, dann jedoch übergeordnet. Politiker allerdings bringen kaum das nötige Sachwissen für eine effiziente Kontrolle mit.
Man soll der Bank die Handlungsfreiheit belassen.
Die Bonidiskussion (verändert Redeart: variable Salärbestandteile!) kann man lassen. UBS macht ohnehin, was sie will und am Schluss der Übung ist der Bürger mit Zustimmung der Finma und dem Finanzminister über den Tisch gezogen worden…
«(…) Die erste Tranche von 2,2 Milliarden wird sofort ausgerichtet, die zweite von zusätzlich bis zu 1,6 Milliarden erst später und über drei Jahre gestaffelt. Dieser aufgeschobene Bonus wird von der UBS als «CVCP 2010–2012, Conditional Variable Compensation Plan» betitelt und die Auszahlung an Bedingungen geknüpft. …)»
Wer einen «Topshot» oder gleich ein ganzes Team im Händlerbereich anstellt, welches auch noch gleich ihre Kunden mitbringt, lässt sich dies verständlicherweise etwas kosten. Das ist verständlich. Nur, wenn diese das Institut wieder verlassen, und die Kunden mitnehmen, dann kann die Institution in die Sonne sehen… In keiner anderen Branche ist so etwas derart ausgeprägt wie in der Finanzindustrie.
Es ist nicht logisch, dass im Finanzbereich durchschnittlich sehr viel mehr verdient wird, als in anderen Branchen. Es ist und bleibt fraglich, ob ganze Industrien grossmehrheitlich für den Profit der Bankangestellten ab dem mittleren bis und mit dem obersten Kader arbeiten sollen. Allein schon deswegen und noch mehr wegen der Gefahr für die «reale» Berufswelt ist mehr Kontrolle sinnvoll.
Die teuerste Rechnung aller Zeiten: Würde sie unter der Weltbevölkerung aufgeteilt, müsste sich jeder Bewohner mit 1665 Franken daran beteiligen. Bisher haben weltweit 37 Staaten, die EU sowie der Internationale Währungsfonds Rettungsmassnahmen für Banken und andere Firmen in der Höhe von 11 324 Milliarden Franken beschlossen. Dies ergibt eine Aufstellung der «NZZ am Sonntag», die mit Hilfe von Research-Abteilungen internationaler Grossbanken entstanden ist.
Die Summe ist hundertmal so gross wie die jährliche Entwicklungshilfe derselben Industriestaaten, die nun ihre taumelnde Wirtschaft zu retten versuchen. Und sie entspricht 18 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts von 2007. Rund ein Fünftel von dem, was die Weltwirtschaft vor etwas mehr als einem Jahr erarbeitet hat, wollen die Staaten also nun für deren Rettung ausgeben. Das Geld verteilt sich auf Pakete zur Rettung des Finanzmarkts einerseits und auf Programme zur Ankurbelung der Konjunktur anderseits. Quelle: NZZ am Sonntag, 15. 2. 09
Bild: Tagesanzeiger: 206 Millionen Dollar mexikanisches Drogengeld: Man stelle sich 54’000 Mal diesen Haufen vor und hat eine ungefähre Vorstellung von der weltweiten Staatshilfe. Das gibt die unheimliche Summe von 1123’000’000’000’000 (11’324 Mia) Franken.
Man müsste nun den angerichteten Gesamtschaden an der «realen» Wirtschaft und anden Sparguthaben inkl. Vorsorge dazu rechnen… Und dafür bezahlt alleine die UBS 125’000 Franken an «variablen Salärbestandteilen (Boni) pro Mitarbeiter. Mehr dazu im Tagesanzeiger.
Während man Drogenbosse, die ja nichts anderes tun als Geld zu produzieren verfolgt, bestraft und einsperrt, laufen die Paten und deren Gehilfen der Finanzindustrie frei herum und geniessen zusätzlich noch hohe Achtung in der Gesellschaft… Verwundert jemand den Zorn im Volke?
SP-Nationalrat Hans-Jörg Fehr sagte, BR Merz verurteile zwar die Exzesse, doch die aktuellen UBS-Boni bekämpfe er nicht. «Merz ist schlicht nicht bereit, seine neoliberalen Grundsätze in Frage zu stellen.» Ist mit strukturierten Produkten nichts mehr zu holen ist, nimmt man es vom Staat…
Während ...Gierige Banker rund um den Globus in der Kritik… sind (Tagesanzeiger), werden sie bei uns vergoldet.
Erstens: Sie sind falsch (extrinsisch) motiviert sie arbeiten nur, wenn es Geld gibt, möglichst wohl schon im Voraus…). Zweitens: Mennschen verändern sich nicht. Auch bei ihnen gilt: Wer einmal am Blut gerochen hat… . Brady Dougan (CS) hat erstmals öffentlich zugegeben, dass grosse Fehler gemacht wurden. Mehr lesen Sie hier. Es wird etwas erst zugegeben, wenn man nicht mehr anders kann… Drittens: Banker können tun und lassen, was sie wollen. Sie können profitabel arbeiten und dabei Phantasielöhne beziehen. Sie können an den Rand des Ruins fallen und die übrige Wirtschaft in den Abgrund ziehen – und sie werden dafür vom Staat belohnt. Sie geniessen «Figge und Mühle» ( „Zwickmühle“). Das ist möglich, weil sich die Finanzindustrie selber kontrolliert. Hier muss ein Hebel angesetzt werden.
Junge, intelligente Berufsleute sollen sich gut überlegen, ob sie ihr Leben damit verbringen wollen, andere Menschen abzuzocken, indem man möglichst viel Geld wegen den Spesen und Kommissionen möglichst oft hin- und herschiebt. Ist es ein erstrebenswertes Ziel, …Geldspieler im feinen Anzug… (Die Zeit) zu werden? Vielleicht wäre es ein sinnvolles Ziel, einer kreativen Tätigkeit nachzugehen, die mehr bietet, als die Kompensation mit stimulierenden Mitteln wie Alkohol und Drogen und die Aussicht auf Burnout und Behandlung in der Psychiatrie… – ein Leben am Leben vorbei!
Wenn die Ausbildungen an den Universitäten und Fachhochschulen und die Auswahl der Spitzenkräfte mittels Tests, Assessmentcenters, Headhuntern lediglich dazu geführt haben, Leute mit dem Zockergen, eine Abart vom egoistischen Gen zu finden, dann haben die Ausbildungsstätten und die Auswahlmethoden versagt.
Es kann aber ein kluger Schachzug sein, den Banken kein ehernes Korsett über zu stülpen, wie dies in den USA und in vielen anderen Staaten jetzt gemacht wird. Das kann den Schweizer Banken Wind in die Segel geben, um erfolgreich gegen die Konkurrenz anzugehen. Es kann auch Grundstein dafür sein, die nächste Blase aufzupumpen. Das Risiko, dass man dabei umkommt ist klein, denn aus Erfahrung wird man gelernt haben, dass der Staat einspringt.
Es kann aber auch sein, dass den Schweizer Grossbanken das Hemd ausgezogen wird. Dann nämlich, wenn man sie des Schutzes durch das Bankgeheimnis entraubt.
Die Banken müssen zur Vernunft gezwungen werden. Sie müssen lernen mit dem Risiko umzugehen. Der Staatschutz für Banken muss abgeschafft werden. Wenn Bankkonkurse erst möglich werden, wird vorsichtiger agiert. Die Banken als Klumpfüsse für den Staat müssen verschwinden. Eine grosse Aufgabe wartet auf die Führungsmannschaft des Staates. Die Parlamentarier und Politiker können sich beweisen.
Und zum Schluss noch dies: