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Die Mediziner reden eine andere Fachsprache als die Informatiker und die Maschinenbauer eine andere als die Elektroniker. So wundert es mich nicht, dass ich die Sprache vieler Jungendlichen nicht ohne weiteres verstehe. Ein Beispiel von Benno Marti, NZZ Folio 10/08
Vom Fach — Neulich nach der Party
«Du hast gefehlt, Mann, das war fett gestern.»
«Ich steh nicht so auf deutschen Minimal.»
«Das war alles andere: lockere Tracks, coole Chicks.»
«Und, hast du gestochen?»
«Nein, blieb alles nur optisch.»
«Easy(1). Was ist eigentlich mit unserem Gig, ist er schon auf Facebook aktiviert?»
«Easy(2). Aber das reicht nicht. Ich hab’s noch klassisch auf Tilllate als Save-the-data geposted und über E-Mail gepushed. Wie machen wir’s mit dem Futter?»
«Ich nehm meinen Grill mit, und ihr liefert die Basics. Was ist mit dem Rest?»
«BYOB.»
«Was legen wir auf?»
«Electro.»
«Easy(3). Dann lanciere ich meinen neuen Röster, damit wir den Sound auch so richtig geil reinbraten können.»
«Da wird Esther keine Freude haben.»
«Haben wir denn eine Exitstrategie für die Bullen?»
«Easy(4).»
Vokabular:
Fett: gelungen. Deutscher Minimal: Stilrichtung der House-Musik. Lockere Tracks: sanfte Technomusik. Coole Chicks: attraktive Frauen. Stechen: kopulieren. Nur optisch: nur schauen, keinen Kontakt knüpfen. Easy 1: schade. Gig: hier: Party. Auf Facebook aktiviert: auf dem Online-Netzwerk veröffentlicht. Easy 2: klar. Tilllate: Online-Veranstaltungskalender. Als Save-the-data gepostet: als Datumserinnerung veröffentlicht. Gepushed: verschickt. Basics: Würste, Softgetränke, Bier. BYOB: (bring your own bottle) harte Getränke selber mitbringen. Electro: Technostil. Easy 3: super. Röster: Musikanlage. Sound reinbraten: Musik abspielen. Esther: Esther Maurer, Polizeivorsteherin der Stadt Zürich. Exitstrategie: Szenario zur Auflösung einer illegalen Party. Easy 4: ja.
…
Es ist bekannt, dass die Innerschweizer jeweils am 1. November (Feiertag Allerheiligen) Richtung Zürich fahren und dort Vorweihnachtseinkäufe tätigen. Die Zürcher bekunden etwas Mühe, den Wortschatz des Urnerdialekts zu verstehen. Da sie aber mit der «Tonalität», welche mit dem Wortschatz verbunden ist nicht vertraut sind, kann es durchaus sein, dass der Sinn nicht ohne weiteres erkannt wird. Die Urner können, wenn sie wollen, so untereinander kommunizieren, dass man sie nicht versteht.
…
Anspruchsvoller war (und ist) wahrscheinlich nur noch das Mattenenglisch. Beispiel:
Die drei Geheimsprachen der Matte:
Hochdeutsch: |
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Bärndütsch: |
Matte-Geheimsprache: |
Altes Matteänglisch: |
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Neues Matteänglisch: |
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Mehr: …Die Berner Matte…, Matte Englisch
Scharf überlegt!
Auch die Satzzeichen kann man nicht setzen wie es einem gefällt. Beispiel:
Ein Gefangener ersuchte um Begnadigung. Der König war einverstanden. Er diktierte dem Sekretär: «Begnadige, nicht hängen!» Der Sekretär schrieb: «Begnadige nicht, hängen!»
Der König hatte die Hausaufaben nicht gemacht. Die Führung umfasst nämlich das Planen, Entscheiden, Anordnen und Kontrollieren (PEAK). Hätte der König wenigstens die drei berühmten «K» (Kommandieren, Kontrolliern, Korrigieren) angewandt, wäre dem Gefangenen geholfen gewesen.
Die Sprache und ihre Möglichkeiten – die Unsitte, alles klein zu schreiben.
Ich fragte mich auch schon, warum wir Deutschsprechenden immer noch gross und klein schreiben. Jetzt weiss ich warum!
Da soll es doch tatsächlich Leute geben, die behaupten, die Gross- und Kleinschreibung wäre nicht wichtig!
Die Spinnen
Die spinnen
Warum sind füllige Frauen gut zu Vögeln?
Warum sind füllige Frauen gut zu vögeln?
Er hat liebe Genossen.
Er hat Liebe genossen.
Wäre er doch nur Dichter!
Wäre er doch nur dichter!
Sich brüsten und anderem zuwenden.
Sich Brüsten und anderem zuwenden.
Die nackte Sucht zu quälen.
Die Nackte sucht zu quälen.
Sie konnte geschickt Blasen und Glieder behandeln.
Sie konnte geschickt blasen und Glieder behandeln.
Der gefangene Floh.
Der Gefangene floh.
Helft den armen Vögeln.
Helft den Armen vögeln.
alles klar?