Zukunft der Arbeit


«Die Arbeitswelt steht vor einem gewaltigen Wandel: Neue Management-Methoden und neue Technologien revolutionieren unseren Arbeitsalltag. Das schreibt Daniel Rettig in wiwo. Mehr: …Heute hier, morgen dort…

«(…) Wir sind die erste Generation, die sich vom Schreibtischzwang emanzipiert“, sagt der Politologe und Journalist Markus Albers, dessen Buch „Morgen komm ich später rein“ gerade im Campus-Verlag erschienen ist.

Darin skizziert Albers, warum Anwesenheitspflicht und feste Arbeitszeiten überholte Modelle sind: „Wir leben in der Informationsgesellschaft, aber arbeiten oft noch nach den Regeln der Industriegesellschaft. Das muss sich ändern. …)»

Ganz so neu ist das für mich nicht. Schon 1968/69 habe ich etwas ähnliches praktiziert. Ich war damals Mitarbeiter mit freier Arbeitszeit eines kleinen Ingenieurbüros. Eben habe ich an einem Werbeseminar von Profiles International erfahren, dass eine «neue Welle» von Arbeitsformen in die Richtung von freier Mitarbeit gehhen soll, wo die Arbeitenden ihr Pensum und den Arbeitsplatz nach Möglichkeit selber bestimmen, auf uns zu kommen soll.  Da jedoch gleichzeitig ein grosser Mangel an qualifizierten Arbeitskräften vorausgesagt wird, glaube ich kaum an die grossen Freiheiten der Schlüsselarbeitskräfte. Die Zukunft wird es bringen. Als Maschinenzeichner /Konstrukteur bearbeitete ich abwechslungsweise kleinere oder grössere Projekte. Projektleiter für einen neuen Auftrag wurde jeweils jener Mitarbeiter, der gerade für so etwas frei war. Nicht alle Projekte eigneten sich aus verschiedenen Gründen dafür, dass wir diese im Haus abwickelten. So kam es, dass die Arbeit am Ort des Geschehens, bzw. beim Kunden erledigt wurden, oder dass wir vorübergehend an den Kunden «vermietet» waren, quasi als «Fremdarbeiter». Das war eine äusserst erfahrungs- und abwechslungsreiche Zeit. Einmal wurden Bootsstege für eine damals grosse Yacht-Hafenanlage mit ca. 110 Liege und Gastplätze) konstruiert und gezeichnet. Ein anderes mal durfte ich Prozessleitungs- und Gebäudepläne für eine chemische Fabrik herstellen. Diese wurde in Pitesti, Rumänien gebaut. Dann rechnete der Projektingenieur einen Netzplan. Ich war sein «Graphitarbeiter» (Zeichner) und übertrug das Gerechnete auf den Plan. Hier lernte ich nebenbei das Berechnen des kritischen Pfades. Später ging es darum, eine vom Ingeneering skizzierte Maschine für das Umladen von Getreide von einem kleineren auf einen grösseren Typ zu konstruieren und zu detaillieren, von der Fertigungszeichnung bis zu Stückliste. Dabei wurden drei verschiedene Antriebe vorgesehen (Elektromotor, Dieselmotor, Benzinmotor). Ein anderes Projekt betraf die konstruktive und zeichnerische Bearbeitung von Strassenmarkierungsmaschinen.

An einem Tragflügelboot von Supramar durfte ich das WC einbauen und einen Schalldämpfer auf den Luftansaug des 150-PS – Maibach Dieselmotors bauen. Sofern das Schiff noch fährt, geniessen die Passagiere dank meiner Arbeit noch heute geringeren Lärm vom Motor und sie können bei Bedarf zur Erleichterung ihres Ausfluges das stille Örtchen aufsuchen… «Jede Arbeit findet ihren Sinn».

 

Tragflöügelboot; Foto aus: flickr.com
 .
Vorteile dieser Art von Arbeitseinsatz: Jobrotation «on the job». Viele Erfahrungen in kurzer Zeit. Grosse Abwechslung. Keine Gefahr des «Einlaufens» und des Ausbrennens. Training der geistigen Regsamkeit. Kennen lernen verschiedener Fachleute, die später zu einem wichtigen Netzwerk gehörten.

Nachteile: Oft längere Zeit auswärts wohnen. Viel «Leerlauf» wegen Reisezeiten (ineffiziente Zeitausbeute). Belastung für die Familie. Besuch von Fort- und Weiterbildungen war eingeschränkt oder unmöglich. Teilnahme am Vereinsleben eingeschränkt, zeitweise unmöglich. Z.T. nicht volle Abgeltung der Spesen.


Schreiben Sie einen Kommentar