Fluglehrer Tony Birrer gibt das Werkzeug ab

Grenchen – Fast vier Jahre in der Luft verbracht: Pilot mit den meisten Flugstunden hört auf.

Tony Birrer gibt mit 79 Jahren den Steuerknüppel ab. Seine Flugschule auf dem Grenchner Regionalflughafen wird aufgelöst.

Tony Birrer war 48 Jahre lang Fluglehrer auf einmotorigen Flugzeugen und verbrachte fast vier Jahre in der Luft.
© Peter Brotschi
Peter Brotschi, Autor des Berichtes über Tony Birrer

Fast vier Jahre lang in der Luft mit einmotorigen Flugzeugen: So viele Flugstunden hat Tony Birrer gesammelt. Der Fluglehrer schaut auf ein Leben zurück, das er ganz im Dienst der Leichtaviatik verbracht hat. Instruktor in der Luft zu sein war für ihn weit mehr als ein Job, es war die Berufung schlechthin. Nun hört er auf und seine Flugschule auf dem Grenchner Flughafen wird aufgelöst.

34’847 Stunden in der Luft– vier ganze Jahre

Noch einmal steht Tony Birrer für das Zeitungsfoto vor seinem Flugzeug und streicht mit der Hand über den Propeller der Rockwell AC14 Commander. 48 Jahre lang war er Fluglehrer auf Leichtflugzeugen und war in dieser Zeit exakt 34’847 Stunden in der Luft. Das sind fast vier Jahre seines Lebens. Mit dieser Zahl steht er zuoberst auf dem Podest aller Pilotinnen und Piloten in der Schweiz in Sachen Flugstunden.

Insgesamt hat er 106’542 Landungen absolviert und dies alles ohne einen Unfall und ohne, dass der Flugzeugmotor auch nur einmal gestottert hätte. Über 3000 Personen durfte er in dem fast halben Jahrhundert fliegerisch begleiten, aus- und weiterbilden. 500 Schülerinnen und Schüler hat er von der ersten Flugstunde bis zur Motorflugprüfung begleitet. «Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich so vielen Menschen die Schönheit des Fliegens beibringen durfte», schreibt er im Abschiedsbrief an seine Kunden.

Als Experte des Bundesamtes für Zivilluftfahrt hat er 1350 Motorflugprüfungen abgenommen. 127 einmotorige Flugzeugtypen hat er selber geflogen.

Nichts deutete darauf hin, dass Tony Birrer dereinst der Mann mit den meisten Flugstunden in der Schweiz sein sollte, als er als Bauernsohn im Luzerner Hinterland aufwuchs. Doch er begeisterte sich früh für die Aviatik.

Aufgewachsen im Luzerner Hinterland

Nach der Lehre als Automechaniker arbeitete er in der damaligen Direktion der Militärflugplätze (DMP) und erlernte in der Freizeit das Segel- und Motorfliegen. Danach folgten Wanderjahre als Mechaniker und diverse anderen Jobs in Südafrika, Kanada und den USA.

Mit dem Ziel Linienpilot absolvierte er 1970 nach seiner Rückkehr die Instrumentenflug-Ausbildung in Zürich. Damals waren Pilotenstellen in der Verkehrsluftfahrt aber Mangelware. Deshalb folgte er dem Rat eines Kollegen und schloss die zusätzliche Ausbildung zum Fluglehrer ab. Das Praktikum führte ihn auf den heute geschlossenen Flugplatz Ascona.

Nun war Tony Birrer definitiv in seinem Wunschberuf angekommen und betätigte sich als leitender Fluglehrer in Beromünster. 1978 folgte die Selbstständigkeit mit einer eigenen Flugschulabteilung auf dem Flugplatz Triengen unter der Flugschule Flying Ranch. Nach zehn Jahren musste er dies wegen einer Nachfolgeregelung aufgeben und wechselte auf den Euro-Airport zur Flugschule Basel.

Vor 24 Jahren kam Birrer nach Grenchen

1996 gründete er erneut eine Einzelfirma und wechselte nach Grenchen, wo ihm der Verwaltungsrat der Regionalflugplatz Jura-Grenchen AG die Erlaubnis zum Führen einer Flugschule erteilt hatte.

Tony Birrer hat durch seine Leidenschaft für die Aviatik weit über das Pensionierungsalter gearbeitet. Durch die aktuelle Wirtschaftskrise und wegen seines gesundheitlichen Zustandes ist nun mit 79 Jahren Schluss.

Er verhehlt aber nicht, dass er gerne weiter aktiv geblieben wäre. Aber zurückschauend ist er zufrieden mit sich und seinem Berufsleben: «Ich würde nichts anderes machen, wenn ich nochmals auf Feld eins zurückgehen könnte», gibt er zu verstehen.

Privat zieht es Tony Birrer von seinem Wohnort Egerkingen zurück in den Heimatkanton nach Beromünster, wo er einst mit seiner Familie gelebt hat. Ganz aus der Fliegerszene wird Tony Birrer aber nicht verschwinden. Als Passagier und Begleitpilot wird er weiterhin mit seiner geliebten Leichtaviatik verbunden bleiben.

Tony schob och das Folgende nach: file:///C:/Users/Herbie/AppData/Local/Temp/CCE15062020_0004-2.pdf

Anmerkung: Ich lernte Tony im Birrfeld kennen, wo er einst auch aktiv war. Seinem Wunsch, dort selbständig eine eigene Flugschule zu betreiben, konnte ihm leider nicht gewährt werden. Nimmt man das Arbeitsjahr mit 48 Wochen (ex Ferien) à 42 Std, ergibt es ziemlich genau 20 Arbeitsjahre die Tony in der Luft war.

Eine Richtigstellung: Während seiner aktiven Zeit ereignete sich auf der Axalp ein fataler Flugunfall. Paul Birrer war Militärpilot (Kommandant FlSt 11), Teamleader der Patruoille Swiss  und flog den Hunter J-4014 zu Schrott und kam dabei um. Paul war nicht der Bruder von Tony, wie es auch Fredi Birrer nicht war, der im Schupfart als Fluglehrer tätig war. Dies teilte mir Tony heute mit! Der Hunter sollte im Rückenflug über die Krete fliegen.  Er touchierte dabei bei einem Fotoshooting eine Krete über der Axalp. Trümmer töteten auch den Piloten Ernst Saxer.

Der Unfallflug am 18. April 1968 über der Axalp des Hunter MK 58 J-4014 mit P. Birrer am Steuer
Ernst Saxer,(+), Pilot Flst10 und Fotograf  Tödlicher Unfall auf der Axalp am 18. 04 .68 (Bild: BZ)

Kreten werden mithilfe des Zielgerätes an- und überflogen, wenn es in geringem Abstand sein muss. Es war offenbar zu tief oder es hat geblendet.Der Überflug sollte im Rückenflug erfolgen etwa nach dem Schema: Aufziehen in Normalfluglage (+g), 180° um die Längsachse drehen auf Kretenhöe, Nase nach unten ziehen wie beim Beenden eines Loops, aufdrehen in Normallage und den Fluchtweg im Gelände mit +g fortsetzen. Bei diesem Manöver muss wohl etwas dazwischen gekommen sein!

HB-FAN, nach dem Unfall durch Ernst Saxer am Dambuschpass

Mit Ernst Saxer tritt auch jener Pilot ab, der einst den ersten Pilatus Porter, HB-FAN, während Eiselins Dhaulaghiri Expedition hoch oben auf dem Nordost Col kaputt flog.

Emil Wick um 1978

Man gab dem Steuerknüppel die Schuld am Desaster, indem behauptet wurde, die Manschette über dem Alurohr des Sticks habe sich abgelöst. Der Steuerknüppel wurde mehrfach nachgebaut und mit vierschiedenen Toleranzen (extremen weit, normal extrem eng) und auf die Temperaturen, die geherrscht haben mussten, gekühlt. Kein Versuchsträger versagte!  Der Steuerknüppel war es

Offiziell wurde die Besatzung mittels einer DC 3 zu finden. Es war wohl zu hoch für diese Grossmutter. Als man keine Lebenszeichen fand, wurde die Übung abgebrochen. Man staunte nicht schlecht, als die bereits für verschollen erklärte Mannschaft zu Fuss in Pokhara eintraf. Ab dieser Zeit herrschte Eiszeit zwischen der Expeditionsleitung und dem Porterteam.

Dass der Motorenmechaniker Hans Reiser von Pilatus wegen des nötigen Motorenwechsels am HB-FAN mit von der Partie war, wurde versehentlich «vergessen»!

Siehe auch: http://www.flymicro.com/everest/index.cfm?page=docs/History/Emil_Wick.htm


Schreiben Sie einen Kommentar

Genau hingeschaut