Schafft die Digitalisierung die Personalvermittler ab?

Man stelle sich vor: Alle Stellen suchende Talente platzieren ihre Daten in eine einzige zentrale und «sichere» Datenbank. Ein einziger, geprüfter Personaleintrag, verfügbar für alle! Das glaubt Vivek Anand, Geschäftsführer vom Schweizer Start Up Workonomix. «Blockchain als eine dezentrale und sichere Datenbank kann die Personaldienstleistungs-Wertkette digitalisieren und deren Effizienz steigern. Durch einen einzigen, geprüften Personaleintrag, verfügbar für alle». Personaldienstleister und Recruiter hätten somit Zugriff auf ein einziges verifiziertes Profil und könnten sich gegenseitig mit ein paar wenigen Klicks kennenlernen, den Vertrag abschliessen und die Arbeit aufnehmen.

Der Anfangslohn beträgt Fr. 7000.- pro Monat, x 13, später erhöht sich das Gehalt auf 8000 Franken x 13. Zusätzlich wird eine Leistungsprämie und ein Bonus ausgerichtet…!) – «Ok, dann komme ich später!»

Der «Einzige» wäre dann quasi der «Herrscher über alle».  Er würde es sich nicht nehmen lassen, die Kasse klingeln zu lassen! Seine gesammelten Daten wird er wohl in eine Cloud auslagern (out sourcen), wo Hacker ein neues Betätigungsfeld finden werden!

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Big Data lässt grüssen! Aber nicht nur! Auch da gilt was für den Computer seit seinem Entstehen gilt: «schit in, schit out!» Die «Bilanz» sagt es unter Die Big-Data-Lüge  treffend.

Julia Bryner, Leiterin Marketing & Events bei Swiss Staffing hat sich mit der Problematik befasst. Im Blog  Blockchain: Humbug oder Heiliger Gral für die Personaldienstleistung?, geht sie der Frage nach.

Nach meinen Erfahrungen wird der Personalvermittler nicht aussterben, aber seine Funktion wird sich ändern, ebenso die Anforderungen an ihn. Die Talentsuche wird anspruchsvoller werden. Das Tätigkeitsgebiet wird sich vermehrt auch ins Ausland verlagern  – dorthin, wo es Talente zu finden gibt.

Eine seriös geführte Datenbank kann den Papierkrieg vereinfachen. Die Prüfung, ob die «Chemie» zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer stimmt, kann die Datenbank kaum endgültig übernehmen. Eine gute Datenbank hat auch die Profile der Abnehmer ihrer Kunden! Diese à jour zu halten ist bei der relativ grossen Fluktuation anspruchsvoll und aufwändig. Freelancer, als erweiterter Arm einer HR-Abteilung, werden weiterhin erfolgreich agieren. Denn sie sind in der Lage, die «Perlen» zu finden! Ihre Algorythmen laufen im Kopf ab! Wer die Geografie gut kennt, kommt ohne GPS aus! Mit GPS geht es schneller. Auch der Personalvermittler legt sich seine Datenbank an! Er agiert vorläufig noch weitgehend analog. Er nutzt digitale Module um sich von Routinen zu befreien.

Wer nur Stellenlöcher im Stellenplan stopfen will (dieses unqualifizierte Vorgehen soll immer noch weit verbreitet sein), greift auf eine Datenbank zu. Ob damit auch die Fluktuation eingedämmt  wird, müsste sich noch bestätigen. Personal kann nicht wie eine Sache oder Aktien gehandelt werden! Es gibt jedoch Besserwisser, die daran glauben. Man bedenke: Ein Fehlbesetzung kostet je nach Funktion ein bis mehrere Monats-, im Extremfall gar mehr als ein Jahresgehalt!


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