Der Zufall wollte es, dass Frau Mihaela D. kennen lernte. Jemand aus Rumänien sandte mir ein kleines Geschenk. Eine Flasche Țuică und eine Flasche Nusslikör. Hausmarke!. Der «Kurier», Ilie S., ich kenne ihn persönlich, gab seine Tasche ab und die gute Frau sollte dafür sorgen, dass ich sie abholen würde.
«(…) Untersuchungsergebnisse amerikanischer Biochemiker ergaben, dass der Genuss von Țuică in geringen Mengen Herzerkrankungen sowie Magen- und Gallenprobleme vorbeugen kann. Die Menge sei aber auf ein Höchstmaß von 30 Milliliter am Tag beschränkt. Die Forscher fanden heraus, dass das Getränk ein Enzym enthält, das die Bildung von Cholesterin in den Arterien verringern kann.[6] Eine andere Gruppe von Forschern, entdeckte sechs Substanzen, die die Produktion roter Blutkörperchen anregen. Die Anwendung des Getränkes sollte rund 10 bis 15 Minuten vor dem Mittagessen erfolgen, dies fördert die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung.[7]…)» Die Quelle.
Nach dieser Erkenntnis musste sofort die Tagesration inhalieren! «Noroc, si sanatate!» – «Zum Wohl sein!»
So staunte ich vor zwei Wochen nicht schlecht, als ich die frohe Botschaft hörte. Ich soll doch zum Brockenhaus in Zug kommen. Da wäre das Päckli parat. Also machte ich mich auf den Weg.
Ich hatte mich schnell durch gefragt und als ich nach Frau Mihaela rief, schoss es aus einer Ecke: «Sind Sie es, Herr O.?» – «Ja, der bin ich, buna ziua, Doamna!» «Buna ziua, buna ziua!»
Nachdem ich ihr ein kleines Mitbringsel überreicht hatte, hatte sie noch ein wenig Zeit für einen Schwatz. Ich war neugierig. Sie sei vor über 25 Jahren aus Bukarest in die Schweiz gekommen. Sie hatte weiter nichts, ausser ihre Habseligkeiten und zwei Töchter und einen Beruf als Elektroingenieurin. Ihr Leben sei auf und ab verlaufen, ähnlich wie eine Sinuskurve. Ja, der Mann habe sich seiner Verantwortung entledigt und sei verschwunden! Es sehe so aus, als sei sie etwas verwelkt und er verduftet! Es treffe jedoch nur das zweite zu…. 😉
Als Erstes musste sie eine Wohnung finden, dann eine Sprachschule ausfindig machen, um sich der Sprache in der neuen Umgebung mächtig zu werden. Sie habe eine Anstellung bei einem grossen Industriebetrieb in Zug gehabt.
Es sei nicht einfach gewesen und die meisten Bekannten hätten ihr abgeraten. Aber Mihaela D. gab nicht klein bei. Sie fasste Fuss und tat, was eine Mutter tut. Sie setzte alle Kraft dafü ein, damit ihre Töchter dereinst selbst gut durchs Leben kommen würden. Es gab Rückschläge. So machte sich bei ihr eine bösartige Krankheit bemerkbar. Zum Glück kam sie früh genug in richtige Hände. Die Gesundheit ist zurück! Diese Gemeinsamkeit nahmen wir sofort wahr und hielten uns kurz an einem Stück Holz fest! Wäre sie nicht bei der Arbeit gewesen, wir hätten gleich einen Schluck vom edlen Wasser getrunken!
Heute kann sich Miahela am Erfolg freuen. Eine ihrer Töchter wurde Juristin und die andere Architektin.
Sie wäre gerne in ihrem Land geblieben, doch sie konnte sich dort nicht entfalten. Sie hätte hier erst lernen müssen, was den meisten Schweizern eigen sei: Pünktlichkeit, Konzentration an der Arbeit um letztlich eine hohe Qualität zu erreichen sowie Beharrlichkeit. Viele ihrer Landsleute zu Hause könnten diesbezüglich noch dazu lernen.
Sie habe hier viel bekommen und jetzt, sei sie in der Lage, auch etwas zurück zu geben. In regelmässigen Abständen leistet sie Freiwilligenarbeit im Zuger Brocki der Frauenzentrale Zug.
Alle, die über Migration, Scheiasylanten, Wirtschaftsflüchtlinge usw. reden, sollten sich die Geschichte von Mihaela D. merken! Sie hat nicht nur genommen! Sie hat als Berufsfrau und als Mutter eine grosse Leistung erbracht. Ich sage:
Mihaela und allen rumänischen Landsleuten die mich kennen, wünsche ich frohe Weihnachten und ein harmonisches Neues Jahr!