Zielgerichtetes unternehmerisches Handeln mit Gewinnorientierung steht nicht gegen moralisch/ethischen Werte. Wichtig ist ein guter Ruf auch als Erfolgsfaktor. Banken sind in Wirtschaft und Gesellschaft etabliert. Problematisch wird es, wenn es zu Exzessen kommt. Das Ansehen vieler Banken ist seit der Finanzkrise 2008 tief gesunken. Eine der Ursachen liegt bei den «Meistern des Universums». Es soll «Banker» geben, die sich als solche fühlen. Ein besonderer soll der Chef der US-Investmentbank Goldmann Sachs, Lloyd Craig Blankfein sein. Er hat ein ganz eigenes Bild von Gott:
(…) Entgegen allen Vorwürfen, er sei ein böser Bonze der die Öffentlichkeit verhöhnt, sei er nur ein Banker, der „Gottes Arbeit verrichte“….) 23 Mio Dollar bekam er inkl. Bonus für 2013 (2007 – ein Jahr vor dem Höhepunkt der Finanzkrise also – hatte sein Gehalt noch bei sagenhaften 68,5 Millionen Dollar gelegen). Mehr als zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Dafür mussten die 33400 Mitarbeiter mit weniger auskommen… Die Schweizer Top-Manager haben den Markt gut studiert! => Chef Manager Lohn Top 10 Schweiz | Info CH
«Vor 20 Jahren war die Haltedauer einer Aktie im Durchschnitt vier Jahre, und heute sind wir bei 22 Sekunden. Der Sinn, eine Unternehmensbeteiligung für 22 Sekunden zu behalten, also das kann mir keiner erklären.» – «Nicht fragen, ob das Sinn macht. Bei einer Bank ist es letzten Endes wie bei der Armee.» – «Ich habe einen Tag nach dem Studium mehr verdient als mein Vater als Ingenieur an seinem letzten Arbeitstag.» => Rainer Voss; er war einer der führenden Investmentbanker in Deutschland und machte Gewinne in Milliardenhöhe.
Autor/in: Reto Baer
Der Film diene Rainer Voss, um mit der Sache abzuschliessen. Oberflächlich gesehen eine gute Tat? Ein richtiger Abschluss mit der Sache würde voraussetzen, dass das gezockte Vermögen an jene zurückfliessen würde, die es geopfert haben. Aber es wäre nicht einfach, denn es waren nicht nur «Opfer», sondern auch Spekulanten am Werk. Wer möchte diese Spreu vom Weizen trennen?
Die Branche sucht eine neue Werteorientierung. Ob dies den bisherigen Akteuren gelingen wird? Ob im alten Fahrwasser navigiert wird, hängt von der Erholung der Wirtschaft und den Regulationen ab.
Das Gewinnstreben ist zweiseitig. Banken wollen hohen Gewinn. Anleger suchen hohe Rendite, CEO’s, Bankmanager und Berater streben nach hohem Lohn und Bonus. Die Mittel sind vielfältig. Hochfrequenzhandel (Kurzfristiges Denken), Zocken mittels hochspekulativen Aktionen, «künstlich» erzeugte Transaktionen innerhalb von Gruppen zur Steigerung der Aktivität und Beeinflussung von Margen sowie gegenseitiges Hochtreiben der Wetten, Spekulation auch mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln, usw. sind Stichworte. Mittlerweilen sind auch noch andere «Items» bekannt geworden (Liborskandal, Devisenmanipulation, Absprachen usw). Geht man von einem Null-Summenpiel aus, muss jemand die Zeche bezahlen. Die Finanzkrise hat es aufgezeigt. Es sind «Normalverdiener», Sparer und Steuerzahler!
Es würde auch anders gehen. Allerdings entspricht dies keines Falls einer Norm:
«(…) «Unsere Mitarbeiter sollen durch Boni nicht dazu verleitet werden, untereinander um Kunden zu kämpfen und diese falsch zu beraten» Zudem müsse man den einfachen Angestellten und den Aktionären etwas wegnehmen, wenn man dem Management Boni bezahle. …)» Tim Marschall, Leiter des Zürcher Private-Banking-Ablegers der dänischen Jyske Bank .
So lange alternativ bzw. ethisch agierende Banken nicht wie Pilze aus dem Boden schiessen, werden die Veränderungen disbezüglich gering sein.
Was abzusehen war: Durch die regulatorische Beschränkung der Boni wachsen die Gehälter. Es gibt unliebsame Nebenerscheinungen.
«(…) Die Banken fürchteten, dass ihnen ausländische Konkurrenten sonst Mitarbeiter abspenstig machten…)» mehr im Spiegel: «Gehaltsspirale: Bonus-Obergrenze treibt Löhne von Londons Bankern»
Die Personalverknappung auf dem Arbeitsmarkt hat sich die Finanzwelt weitgehend selber geschaffen. Nimmt man die obersten Chefs als Beispiel, kommt es vor, als spielten sie unter Giganten. Der Kampf wird von den Aktionären und Kunden finanziert.
AHV/BVG:
«(…)… Boni – unabhängig davon, ob sie regelmässig ausbezahlt werden oder nicht – unterstehen laut BSV der AHV-Beitragspflicht; denn laut Gesetz gelte als massgebender Lohn jedes Entgelt für Arbeit, die in unselbständiger Stellung auf bestimmte oder unbestimmte Zeit geleistet werde. Dabei sei es nicht entscheidend, ob Boni in bar oder in Form von Mitarbeiteraktien ausbezahlt würden.
Die Abgabe von mit Eigenkapital der Aktiengesellschaft liberierten Aktien (Gratisaktien) an Aktionärinnen oder Aktionäre, die zugleich Arbeitnehmende der Gesellschaft seien, stelle dagegen nicht massgebenden Lohn dar.
Ist ein Bonus AHV-beitragspflichtig, gehört er zum versicherten Verdienst in der obligatorischen beruflichen Vorsorge…)» mehr
Den hohen Boni ist der Kampf angesagt. Deckelung, Kontrolle, Regulation, neue Standards usw. sollen abhelfen. Rezepte sind schnell zur Hand…
Wirtschaftsblatt 26.11.2013: Amsterdam. Die niederländische Regierung will Boni und Abfindungszahlungen für Bankmanager begrenzen und dafür schärfere Regeln als die EU einführen. Die neuen Vorgaben aus Brüssel gingen nicht weit genug, erklärte Finanzminister Jeroen Dijsselbloem am Dienstag: «Die Zeit überzogener Boni und Abfindungen ist vorbei.»
ECO 02.04.2012: USA: Aussichtsloser Kampf gegen Banken. Nie mehr sollen Kunden wegen ihrer Banken zu Schaden kommen. Nie mehr soll die Politik Banken retten müssen. Das waren die hehren Ziele des US-Gesetzes Dodd-Frank-Act, das 2010 verabschiedet wurde. Vor allem der spekulative Eigenhandel der Banken sollte in seine Schranken gewiesen werden. Bis jetzt bleibt das Wunschdenken: Die Banker-Boni sprudeln bereits wieder, die nächsten Exzesse mit schwerwiegenden Folgen sind absehbar. => srf-player
Europäisches Parlament: EU-Grenze für Bakerboni: Krisenprävention oder Hexenjagd? Das Europäische Parlament und der Ministerrat einigten sich vor kurzem darauf, die jährlichen Bonuszahlungen an Bankangestellte auf die Höhe ihres Festgehaltes zu beschränken. Nach Zustimmung der Anteilseigner dürfen jährliche Boni maximal auf das Doppelte des Jahresgehalts erhöht werden. … Banken hätten auch das Recht, Boni zurückzufordern, wenn kurzfristige Profite langfristige zu Verlusten führen würden. mehr
Die Realität ist anders:
– Die UBS habe «operativ hervorragende Resultate gehabt, und alle strategischen Ziele erreicht», daher seien die Bonustöpfe besser gefüllt als 2012 (um 28% auf 3,2 Milliarden Franken), so Sergio Ermotti, Chef der UBS.
– CS wolle wieder vermehrt einer leistungsorientierte Vergütungspolitik nachleben.
– Deutsche Bank: Während das bisherige System in beiden variablen Vergütungskomponenten nahezu ausschließlich auf finanzielle Kennziffern ausgelegt war, beinhaltet das neue System eine deutlich stärkere Ausrichtung an den strategischen und geschäftspolitischen Zielen, den Werten der Bank und vor allem an der Kundenzufriedenheit und der Reputation der Deutschen Bank.
In diesem Zusammenhang wurde eine Ausweitung der Leistungskriterien in beiden Vergütungskomponenten vorgenommen, um die diversen Ziele und Herausforderungen, denen sich das Management bei der Führung des Unternehmens widmen muss, adäquat berücksichtigen zu können und ein stärkeres Maß an Ausgewogenheit und Nachhaltigkeit in der Bezahlung zu erreichen.
– Goldmann Sachs: Nach den EU-Regeln, die Anfang des Jahres in Kraft getreten sind, dürfen Banken, die in Europa Geschäfte machen, ihren Angestellten höchstens das doppelte Jahresgehalt als Bonus zahlen – und auch das nur mit der Zustimmung der Aktionäre… Weil die Höhe der Boni nun begrenzt ist und die Banken nur ungern ihre Fixkosten erhöhen, wollen wie Goldman viele Geldhäuser die Lücke schließen, indem sie je nach Position des Mitarbeiters eine bestimmte Vergütung zahlen. Gesehen in «Die Welt»: «Goldmann Sachs umgeht die neuen Boni-Grenzen«.
Kaum jemand glaubt, dass die Vergütungen (Lohn und Zulagen) drastisch fallen werden. Verändern wird sich die Form, wie diese erbracht werden. Die Kreationen werden darauf abzielen, dass neue Vergütungen nicht AHV- und BVG-pflichtig sind. Somit kommen die Sozialwerke zu kurz…
Echte Veränderungen wären höchstens bei einer neuen Geldordnung zu erwarten. Die masslose Geldschöpfung stösst scheinbar an Grenzen. Islamic Banking = Ethische Geldanlage? Ich glaube nicht, dass darin eine mögliche Lösung steckt. Auch diese Banken müssen Gewinne machen. Sie haben ein anderes (schariafähiges) Geschäftsmodell.
***
Lesen Sie im Finanzblog: In einer Woche ist Zahltag