Kuriosum: Warum soll Deutschland nicht mehr Wein produzieren?


Die ehemaligen Erzfeide sollen den «Motor der europäischen Integration» darstellen – Deutschland und Frankreich. Sie pflegen zwar eine intensive Zusammenarbeit, doch Spannungen, ja und Rivalitäten sind alltäglich. Égalité auch am Führungsanspruch!?
Die französiche Wirtschaft stockt. Die Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich serbelt. Es fehlt an Innovation, die öffentliche Ausgaben sind hoch und für wirksame Reformen fehlt es am guten Willen. Ist Frankreich der nächste Krisenkandidat? Die Verschuldungsquote ist hoch (60% des BIP wären als  zulässig. Frankreich wies 2012 90,2% und Deutschland 81,9% aus). mehr =>) und die Neuverschuldung liegt weit über der 3%-Vorgabe von Maastrich.

Politiker Frankreichs sehen das Heil darin, indem sie die deutsche Produktivität abbauen (Verringerung der Wettbewerbsfähigkeit!) wollen. Dadurch sollen Unterschiede in der Eurozone aus-, bzw. angeglichen werden! Ein Streich von Schildbürgern? Warum soll der Bauer seine beste Kuh zum Metzger bringen? Kurios dabei:

«(…) Die Arbeitsproduktivität ist in Frankreich überdurchschnittlich hoch: Pro Stunde schafft ein arbeitender Franzose laut Insee im Schnitt einen Wert von 45,4 Euro, das ist mehr als Deutschland mit 42,3 Euro und deutlich höher als der EU-Schnitt von 37 Euro – und auch mehr als in der Heimat von Titan-Chef Taylor mit 41,5 Euro. ..)» Die Welt: Der «faule Franzose» ist nur ein Klischee

Unbestritten ist jedoch auch, dass Frankreich in den vergangenen Jahren an Wettbewerbsfähigkeit verloren hat, auch wegen hoher Löhne und dem vergleichsweise rigiden Arbeitsmarkt.

Umkehrschluss: Sollten die Franzosen nicht versuchen, Deutschland dazu zu bewegen, mehr Wein, gar Bordeaux-Wein (!), zu produzieren…?

Alle sind gleich, nur einige sind gleicher! Von wegen Égalité: Präsident Hollande senkte für rund 200’000 Bürger das Rentenalter von 62 auf 60 Jahre (Deutschland hat den stufenweisen Anstieg auf Alter 67 geplant), erhöhte die Steuern massiv und erhöhte den Mindestlohn auf den höchsten Stand in der Euro-Zone. Konsequenz: bis auf 28% angestiegene Jugendarbeitslosigkeit.

Bei einem Finanzausgleich zwischen wirtschaftlich unterschiedlich starken Regionen wird wenigstens Geld hin- und hergeschoben. Hier geht es nicht um Verschiebung von Arbeit oder Produktivität, sondern um die Vernichtung von wirtschaftlichen Erfolgspositionen und Lastenverschiebung. Der Zahlmeister steht bereits fest! Dieser tut es nicht ungerne! Weil Deutschland vom Marshallplan nach dem zweiten Weltkrieg profitierte, will es «Verantwortung» übernehmen und sich solidarisch zeigen (Peer Steinbrück). Sehr selbstlos und natürlich ohne Absicht von Eigennutz…!

Ex-BDI-Chef Henkel in finanzen 100: «Deutschland wird zahlen müssen» 

Ebenso absurd wie die französiche Schildbürgervorstellung ist es, wenn deutsche und EU- Politiker von den Griechen mehr Produktivität fordern, ohne die dafür notwendigen Grundvoraussetzungen zu schaffen und die nötige Zeit dafür einzuräumen. Dass grosse Veränderungen Zeit brauchen müsste man in Berlin wissen. Schliesslich sind die «Ossis» noch existent, also nicht voll integriert! Man könnte ebenso gut von Deutschland verlangen, mehr Sonnenstrände anzubieten um den Touismus auszugleichen!

Deutschland wurde schon für sich als Wachstumsmotor der EU bezeichnet.

«(…) Im Vergleich zu französischen und britischen Unternehmen sind deutsche Unternehmen überproportional stark in Europa engagiert. Die deutschen Unternehmen tragen also mit ihren Investitionen erheblich zur Prosperität in Europa bei. …)»  (P. Englisch, Partner von Ernst-&-Young)

Auch ein Kuriosum: Der «Wachstumsmotor» Deutschland bekundet grosse Mühe, die Funktion von Stellwerken der Bahn sicher zu stellen. Und man steht beim Bau grösserer Projekte an, etwa beim Bau des Flughafens von Berlin oder Windparks werden nicht genutzt, weil das Netz nicht vorhanden ist. Der Ausbau der Rheintalbahn kann sich noch Jahrzehnte hinziehen. Im Zusammenhang mit der Neuen Alpentransversale NEAT, schafft Deutschland damit der Schweiz neben dem Fluglärmstreit, bei dem es längst nicht mehr um den eigentlichen Lärm geht, ein gewaltiges Verkehrsproblem. Und bald wird sich die Infrastruktur (Strassen, Brücken, Schienen) melden, denn diese ist an den Belastungsgrenzen angelangt. Die Rezepte liegen noch nicht vor! Aber wie ein wesentlicher Teil der Welt (EU) funktionieren soll, dafür glaubt man, über genügend Kenntnisse und Kompetenzen zu verfügen. Ansonsten verfügt man noch über die Kavallerie…

Die EU, auch nur schon die Eurozone, ist eine Gleichung mit sehr vielen Unbekannten – ein Fall, mehr für Mathematiker, denn für Politiker!

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