Man spreche von Innovationspolitik…. Fathi Derder FDP/VD)
Nicht alle meinen dasselbe: Innovation heisst wörtlich „Neuerung“ oder „Erneuerung“. «Schöpferische Zerstörung» (Schumpeter)! Also Gutes wird durch Neues, Anderes, immer mehr mit künstlich verkürzter Lebensdauer erzeugt. Man schaffe dadurch Arbeitsplätze. Dass dabei aber auch Ressourcen (Humancapital, Rohstoffe und vieles Anderes verschleudert werden, kommt wenig zum Ausdruck. Die meisten meinen eher neue Ideen und Erfindungen (Patente) und deren wirtschaftliche Anwendung/Umsetzung.
Von den „Innovatoren“ die auch noch politisch tätig sind, erfährt man keine „Innovation“ betreffend Reduktion der Hochpreisinsel Schweiz. Logo: Das drückt die Margen…
Ein Innovationsbeispiel: Das analoge Telephon und auch das ISDN-Telefon gehören bald der Vergangenheit an. Telefoniert wird 2017 via IP, also über die Datenleitung des Internets. Ob und wie die ISDN-Installationen zu gebrauchen sind, konnte Swisscom meinem Telephonelektriker nicht sagen. Man weiss aber, dass gewechselt wird! Über «Erhebliche Nachteile für die Kunden» muss sich jeder selber erkundigen! Wie bei Stromausfall Notrufe funktionieren sollen, weiss auch noch keiner! Ähnliches wird mit dem Radio passieren wenn auf «Digital» umgestellt wird! Ich debke einmal nur an die Automobilisten….
Namhafte Unternehmen, beweisen täglich, dass in der Schweiz erfolgreich produziert werden kann. Und es gibt immer noch welche, die dazustossen. Es sind die Voraussetzungen die stimmen: Stabile Rahmenbedingungen, der Zugang zu gut ausgebildeten Fachkräften und eine zuverlässige Infrastruktur. Dazu gehört die sichere Versorgung mit Elektrizität, Wasser und Gas. Dass das Abwasser nicht nur abgeführt, sondern auch gereinigt wird und dass Müllabfuhr und Receycling funktionieren, nimmt man als gegeben hin. Oft werden die kurzen Wege unterschätzt. Andere Disziplinen sind praktisch um die Ecke verfügbar!
Weil alles da ist und stets funktioniert, müsste die Bereitschaft, ordentliche Steuern zu bezahlen eigentlich kein Thema sein. Ist es aber oft doch. Einfach deswegen, weil Heuschrecken als Maximierer in der Gewinnabschöpfung besonders auffallen. Sie drängen Firmen in Niedriglohnländer und unser Staat kann diesen noch Kohäsionsmilliarden nachwerfen – freiwillig und ohne dafür etwas einzuhandeln…
Der Kanton Solothurn ist in den Genuss des Zuzuges der Firma Biogen gekommen. Diese investiert etwa eine Milliarde Franken in den Standort Schweiz und schafft um die 400 neue Arbeitsplätze. Der Kanton konnte in Luterbach ein genügend grosses und erschlossenes Grundstück anbieten (Areal der Borregaard).
Gut so!
Der Verlust eines einzigen grösseren Arbeitgebers kann den wirtschaftlichen Tod einer Region bedeuten. Neuzuzüge befruchten die Wirtschaft. Der Franken wird dann mehrmals ausgegeben und so entstehen nachgeschaltete Unternehmen und Gewerbestrukturen. F&E zu unterstützen ist wichtig und dringend. Sind die Ziele klar, können die Mittel sowie die Kontrolle über die Verwendung und die Effizienz definiert werden.
Es gibt auch jene, die ständig nach guten Rahmenbedingungen schreien, etwa FDP-Nationalrat Ruedi Noser, bis vor Kurzem noch für den Beitritt der Schweiz zur EU, der die Idee eines Innovationsparks seit zehn Jahren vorantreibt betonte, die knappste Resource für erfolgreiche Forschung sei der Platz. Den wolle man zur Verfügung stellen. Es gehe um einen Innovationspark mit fünf Standorten. Ziel ist, so Noser, mehr private Forschungsgelder in die Schweiz zu holen. Oder ist ein Teil jenes Geldes gemeint, welches die Schweiz jährlich der EU schickt? Was ist, wenn im Ausland zu wenig Forschungsgelder locker gemacht werden können? Die Schlaumeier werden schon vorgesorgt haben. Im Kleingedruckten sind die erforderlichen Ergänzungen bestimmt so formuliert, dass das Volk indirekt via Steuern zum Zug kommt!
Forscher die am Puls der Entwicklung stehen haben ganz andere Schwerpunkte!
„(…) Die knappste Ressource in der Forschung ist die Finanzierung von individuellen Grundlagen Forschungsprojekten so wie sie der Schweizerische Nationalfonds unterstützt. Die zweite knappste Ressource ist für den Unterhalt von Instrumenten und Service- bzw. Reparaturkosten von Geräten die mit Drittmitteln erworben werden müssen. Oft ist es möglich Instrumente, z.B. ein konfokales Microskop oder ein spezielles Massenspektrometer zu erwerben und dafür Gelder einzuwerben, aber für den Unterhalt danach ist es kaum möglich Gelder dafür zu bekommen.
Meiner Meinung nach werden momentan viel zu viele Gelder für Forschungsschwerpunkte und Forschungszentren vergeben und die einzelnen, z.T. sehr innovativen und findigen Forscher erhalten keine Gelegenheit mehr, eine verrückte Hypothese zu testen, Und der Zugang zu teuren Geräten bleibt ihnen verwehrt. Entweder ist man im grossen Klub dabei, oder man hat es wirklich schwer. Zentren und Schwerpunkte verschlingen oft mehr Ressourcen für administrative Aufgaben. Die EU Forschung ist ein gutes Beispiel. Grosse Projekte mit 20 Gruppen und einem immensen administrativen Aufwand haben reelle Chancen Gelder zu erhalten. Ohne eine Firma, die die Koordination der Eingabe durchführt, ist eine Eingabe für Forschungsgelder kaum mehr möglich. Wenn aber über 20% der Gelder für die Koordination und Administration vergeben werden, ist das nicht sehr effizient.)“
Kommt dazu, dass diese Einzelkämpfer die Mittel selber beschaffen müssen, dabei aber kaum administrativ unterstützt werden. Wenn dann in Zusammenarbeit mit der Industrie ein gutes Projekt in Aussicht steht, kann es gut daran scheitern, dass die Administration für sich einen unverschämten „Overhead“ abzweigt, ohne dafür etwas getan zu haben!
Nosers Aktivität um den Militärflugplatzes Dübendorf ist auffällig.
«Es funktioniert», stellte ETH-Präsident Lino Guzzella fest und zählte einige Erfindungen auf, die in der Schweiz entstanden sind. Aber er ergänzte sogleich, dass sich Innovationen nicht planen liessen. Entscheidend sei der richtige Humus, damit sich in einem Innovationspark Ideen entwickeln könnten.
Der erwähnte Humus allerdings hat nichts mit Erde zu tun! Innovativ ist jemand dann, wenn eine Idee zündet und nicht, wenn ein Stück Land zu ergattern ist! Denken kann man auch in Treppenhäusern, die an eher unwegsamem Gelände hervorragend funktionieren!
Kurzsichtige Profit-Haie stürzen sich wie die Geier auf ein bisschen ebenes Land und verkünden dem Volk Innovations-Aktivität. Als ob Innovation von ebenem Land abhängig wäre! Dabei geht es primär um den Profit des einzelnen Unternehmers und um die Verscherbelung oder „Filetierung“ des Bodens! Die alten Trickdiebe, die «Hützer», Ganoven und Spieler werden aktiv. Ihre „Drehs“ sind von weitem erkennbar!
Im Bereich Flugplatz Dübendorf tummeln sich viele „exotische“ Fische! Da wäre der ehemalige BAZL-Chef Raymund Cron, der zum Geschäftsführer der Stiftung Swiss Innovation Park, der Dachorganisation und nationalen Trägerschaft für den dezentral organisierten Schweizerischen Innovationspark wird. Hoffen wir nicht, dass der Bock zum Gärtner gemacht wurde! Nun, die Hoffnung ist der Tod des Kaufmanns! Das sehen andere genau so! Immerhin lässt seine Geschichte aufhorchen und daher kaum Gutes erahnen. Als Direktor des BAZL behinderte er die Fliegerei, bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Seine Förderer waren Georg Theiler (FDP). Sein „Ziehvater“ für das Amt BAZL war Genosse Ex-Bundesrat Moritz Leuenberger. Dem passte ein Fliegerbremser voll ins Konzept. Dass Cron das BAZL zu einem personalintensiven Juristenclub machte, störte kaum jemanden. Die Vorgeschichte holte ihn ein. Korruption, schwarze Kassen, Urkundenfälschung und Veruntreuung bei der Batigroup führte schliesslich zu einer bedingten Strafe. Danach tritt er aus dem BAZL aus. Tränen weinte ihm niemand nach. Dem Zerstörer werden sehr gute Qualifikationen attestiert. Ein Widerspruch?
Nun zu den Rahmenbedingungen:
- Eine Bundesbürgschaft von 350 Mio Franken
- 71 Hektaren bestes Land im Baurecht (99 Jahre!), gratis und franko! Bei Bodenpreisen von um die 1500 Fr/ qm und Büropreisen von um die 3000 Fr/qm kein Klecks sondern eine gewaltige Subvention!
- Zinsen dafür gehen an den Verein Swiss Innovation Park, nicht an den Eigentümer „Bund“! Der Mieter überweist die Zinsen in seine Kasse!
- Retortenstadt nach altem nicht bewährtem Muster, politisch realisiert
Subventionsjäger, Bodenspekulanten, Energiewender (Swisscleantech), Betonlobby, Filz und Planwirtschafter scheinen jenen Humus auszumachen, der mit dem Dünger der Innovationspolitik eine politisch motivierte und beeinflusste Forschung ermöglichen soll.
Wer einen Flugplatz zerstört, müsste zuerst den Beweis erbracht haben, dass er schon einen solchen realisiert hat! Die Realisation eines Flugplatzes ist in der Schweiz wahrscheinlich eines der schwierigsten Unterfangen. Ergo sollten Flugplätze erhalten bleiben.
Ob es gut ist, wenn sich der Staat und die Politik in die Grundlagenforschung einmischt? Je nach dem, wer am Ruder ist beeinflusst die politische Kraft zumindest gewisse Projekte, fördert oder behindert sie. Sollte dies die Zukunft sein, hätten wir es bald mit ideologisierter Forschung zu tun. Es liegt dann an den Wissenschaftlern, sich nicht beirren zu lassen!