Manager haben die Ethik entdeckt. Viele nehmen an entsprechenden Fortbildungen teil, einige mit der Betonung auf «Fort», zum Zeitvertreib, andere dagegen auf «Bildung». Dient die erworbene Erkenntnis einem besseren Handeln oder stellt sie einen Mosaikstein zur Gewinnmaximierung dar?
Ethik ist in Mode. Aber sie ist auch notwendig. Für den Einzelnen, wie für die Unternehmen. Produkte und Dienstleistungen mit sozial-verantwortlichem Image verkaufen sich immer besser.
Die Wahrnehmung ethischer Aspekte mag in Mode sein. Ethik ist keine Mode. Die Notwendigkeit ist unbestritten, aber nicht um sich besser zu verkaufen. Es geht um mehr als nur um Schlangenfängerei!
Unternehmen, die sich als ethisch präsentieren, haben die besseren Chancen, die dringend gesuchten High-Potentials zu rekrutieren.
Ethik als Mittel zum Zweck? Wie bringen High-Potentials das ökonomische Prinzip und die Ethik unter einen Hut? Etwa wenn eine Grossbank ihren eigenen Kunden verhökert, oder wenn Entlassungen zu höheren Aktienkursen führen soll?
«Mit einem eigentlichen Doppelspiel hat die Zürcher Kantonalbank (ZBK) ihren Ruf in den letzten Wochen arg ramponiert. Wegen ihrer Options-Geschäfte setzte sie sich dem Verdacht aus, ausländischen Investoren zum Einstieg bei Schweizer Traditionskonzernen zu verhelfen. Gleichzeitig war sie – wie im Fall Sulzer – die Hausbank des betroffenen Unternehmens». (NZZ, 27. 04. 07).
Doch wo Ethik drauf steht, ist nicht immer Ethik drin. Ein solides Grundwissen über ethische Modelle ist deshalb wichtig, auch für die Unterscheidung der eigenen Handlungsmotivationen
«Das Streben nach Harmonie äussert sich auch als Wille, mit gutem Gewissen zu handeln. Es bedeutet, gegen sich selbst die Achtung (Selbstachtung) und gegenüber anderen den Anstand und die «Gerechtigkeit» zu wahren».
So überzeugend diese Ethikmodelle argumentativ auch sind, sie bleiben unerhört; sie werden von unserer Gesellschaft konsequent übergangen. Es liegt auf der Hand, warum das der Fall ist. Um es mit Leonard Nelsons Worten zu sagen: «Die Welt wird sich nie nach dem richten, was in den Büchern steht, und wenn es tausendmal wissenschaftlich begründet ist. Nicht die Theorie bestimmt die Praxis, sondern die Macht der für oder gegen eine Sache sich einsetzenden Interessen.
Auch wenn die Theorie nicht die Praxis bestimmt, sie kann Weg weisenden Einfluss darauf nehmen. Eine Vertiefung in die Thematik ist für gewisse Berufsgruppen heute nicht mehr wegdenkbar, für andere empfehlenswert.
Fachpersonen des Sozial- und Gesundheitswesens sind täglich gezwungen, für andere Menschen weit reichende Entscheidungen zu treffen und zu vertreten. Neben professionsspezifischem Fachwissen gewinnt die ethische Reflexions- und Entscheidungskompetenz zunehmend an Bedeutung. Professionelle der Sozialen Arbeit, der Pflege, Medizin, Psychologie und weiterer Berufsgruppen sind vermehrt aufgefordert, ihre Entscheidungen ethisch zu begründen.Ethische Entscheidungsfindung in Organisation und Gesellschaft wird z.B. an der FH Nordwestschweiz, Olten, gelehrt
Als persönliche Bereicherung zum Thema empfiehlt sich Prof. Dr. Max Lüscher mit den Themen:
- Ethik, logische Begründung der ethischen Normen unter Lüscher-Colord-Diagnostic
- «Das Harmoniegesetz in uns» (7. Auflage ECON-Verlag, München).
- «Der 4-Farben-Mensch» (Mosaik bei Goldmann)