Vom UgelUgel-Macher


«Es tut mir leid, wir treffen hier die Auswahl für die Infanterie. Da können wir keinen «UgelUgel-Macher» aufnehmen!» Freilich antwortete der Offizier gegen besseres Wissen, etwa so wie jener Kommandant, der seinem Befehl Nachdruck verlieh, als er einen Hydranten mit einem Soldaten verwechselte und, als er darauf angesprochen wurde meinte: «Das geht mich nichts an. Mein Befehl gilt auch für Akademiker!» – Was er denn nun tun solle, fragte der Anwärter.
«Melden Sie sich doch bei der Flab!». Aber bei der Flab ist man auch nicht bereit und schickt ihn in die nahe liegende Fliegerkaserne aber auch dort bekommt er eine Absage. So wandert er durch die ganze Armee-Organisation und alle Waffengattungen (man kann die Angelegenheit abendfüllend ausdehnen!), bis jemand auf die Idee kommt, er soll sich doch bei der «Marine» auf dem Vierwaldstättersee melden. 
 
«Marine»-Übung auf dem Urnersee
Er kommt zum Aufnahme – Büro bei der SVG, die für die Rekrutierung zuständig ist. Die Armee hat dies wegen der geringen Nachfrage outgesourct. Er meldet sich also beim Empfang, erklärt dass er von Beruf Ugelugelmacher sei und, dass ihn deswegen keine andere Armeeeinheit gewollt habe. Bei der SVG ist man hellhörig, führt ihn einem Inspektor vor und dieser sagte: «Ok, wir sind bereit, dir eine Chance zu geben. Wir veranstalten eine Rundfahrt mit einem Kanonenschnellboot. Der Weg führt bis in den Urnersee. Unterwegs machen wir die Test’s und das Interview. Vor dem Rütli wird angehalten. Dort wird in ein anderes Schiff umgestiegen. Wenn alle Test’s gut verlaufen sind, werden wir Sie dort in unsere Truppe feierlich aufnehmen. Da auch wir noch nie einen «UgelUgel-Macher» in unseren Reihen hatten, müssen Sie uns aber dann noch erklären, was ein «UgelUgel-Macher» ausmacht. Kommen Sie morgen um 8 Uhr an den Landungssteg bei der Werft. Und vergessen Sie ihr Gesellenstück nicht, damit wir uns ein endgültiges Bild machen können. Schliesslich muss am Schluss ein Bericht an den Generalstab geschrieben werden und da sind Facts immer gut!»
 
Am nächsten Tag trifft der «UgelUgel-Macher» pünktlich am besagten Ort ein. Er wird gebeten das Schiff, ein Schnellboot P41 zu betreten und im hinteren Teil (achtern) Platz zu nehmen. Dann werden zuerst die Personalien überprüft. Danach darf der Kandidat zusehen, wie das Boot ablegt, rückwärts aus dem Hafen fährt und schliesslich mit Vollgas Richtung Chrüztrichter, fährt. Es folgt das Interview und schon bald nähert sich das Schiff Flüelen. Es macht einen weiten Bogen Richtung Seedorf und nimmt dann in langsamer Marschgeschwindigkeit an der Isleten vorbei, Kurs aufs Rütli.
 
300 m ausserhalb der Schifflände geht das Boot auf Position. Dann legt das Patr Boot Uri,  seitwärts an, wird kurz vertäut und es wird umgestiegen. Nachher begibt sich das erst bestiegene Boot zu seinem Ausgangspunkt zurück.
 
Patr Boot Uri «im Dienst»
 
Auf dem Patr Boot Uri (sehen Sie sich weitere Bilder hier an!) beginnt die Spannung zu steigen. Der Kommandant der Vierwaldstättersee-Marine stellt feierlich den UgelUgelmacher vor und erwähnt, dass dies seit Bestehen der Marine das erste mal sei, dass ein so ausgefallener Beruf hier nun in die Reihe aufgenommen werde, vorausgesetzt, dass der «UgelUgel-Macher» überzeugend darstellen könne, was den ein UgelUgel sei. Er würdigte den Werdegang des jungen Mannes, wies auf die Wichtigkeit der Vierwaldstätterseemarine hin und gab noch einen geschichtlichen Abriss über den Weg der «URI», von der Entstehung bis zum Einsatz hier auf diesem See ab.
 
Dann wurde der junge Mann aufgefordert, sein Gesellenstück zu präsentieren, das er extra für diesen Tag angefertigt hatte. Er trat vor, nahm seinen Rucksack zur Hand und packte sorgfältig ein in Halbpergament eingepacktes Werkstück aus. Er legte dieses vorsichtig auf den kleinen Kartentisch, versorgte das Papier in den Rucksack, verstaute diesen unter dem Tisch und zwar so, dass niemand darüber straucheln konnte. Nun nahm er das Werkstück in die Hand. Man konnte eine viereckige Grundplatte erkennen, etwa im Mass 8×8 cm und 15mm dick. Die oberen Kanten waren um 45° gebrochen (4×4 mm). Die Grundfläche war mit der Feile bearbeitet, die Qualität betrug 3 Dreiecke: fein geschlichtet. Die Oberfläcche war geschabt, etwa so wie man hochpräzises Maschinenbett schabt, also mit einem sehr engen Netzt von tragenden Punkten. Sämtliche Masse lagen innerhalb von 0.02 mm! Auf dieser Platte war ein Würfel montiert und zwar so, dass eine Würfelecke als Auflagefläche diente. Der Würfel wurde aus Vollmaterial Stahl 70 von 40×40 auf 39×39 ± 0,02 mm gefeilt, danach auf Hochglanz poliert, sämtliche Ecken waren abgerundet. Pro Fläche blieb ein Kreis mit einem Durchmesser von exakt 39 mm übrig. Auf dies Fläche waren die Augen des Würfels eingefräst. Verwendet wurde dafür ein Fingerfräser mit einem Durchmesser von 6mm mit kugelförmiger Stirnseite. Die Augen des Würfels waren so angebracht, dass die Summe der Punkte mit der gegenüberliegenden Fläche jeweils die Zahl 7 ergab.
 
Alle Anwesenden waren tief beeindruckt ob diesem hohen handwerklichen Können des Ugelugelmachers. Dieser trat nun in den Mittelpunkt, erklärte kurz die Entsehung dieses edlen Werkstückes, zeigte es allen Anwesenden noch einmal von allen Seiten und er war etwas stolz, als er merkte, dass sogar die «hohen Tiere» der Armee ihm den Respekt zollten.

«Erklären Sie uns jetzt bitte noch die Funktion dieses überzeugend sauber geschaffenen Werkstückes!» befahl der Kommandant. Der UgelUgelmacher erklärte nun deutlich, dass es sich hierbei um ein echtes UgelUgel handle.

«Wie ist das zu verstehen)», wollte der Kommandant wissen. «Einen Moment bitte!», sagte der «UgelUgel-Macher», «ich erkläre es gleich!» Der «UgelUgel-Macher» erfasste das UgelUgel, trat einen Schritt zur Seite gegen die Reling mit Blick zu den Anwesenden. Er bat um absolute Aufmerksamkeit und um Mäuschenstille. Dann erfasste er das UgelUgel fest mit seiner rechten Hand, machte eine Drehbewgung, ähnlich einem Kugelstösser und warf das UgelUgel in den See. Alle konnten nun ein deutliches «ugelugelugelugelugel…» hören, welches aber langsam verstummte, während das UgelUgel in der Tiefe des Urnersees verschwand…..

Auf der Rückfahrt nach Luzern machte das Boot noch einen Abstecher nach Stansstad, wo der Neue die Festung Fürigen, ansehen konnte. Dort wurde dann mit ein halben Liter Rotwein pro Mann und einem Sandwich aus der Armeeküche der Kaserne Oberdorf die Aufnahme gebührend gefeiert. Die anschliessende Rückfahrt zur Werft der SGV verlief ohne weiteren Höhepunkt.

Und seit diesem Tag, weiss nun auch die Schweizer Armee, was ein «UgelUgel-Macher» ist. Und wenn er nicht gestorben ist, so lebt er noch heute!

Ob die Marine auch von der P26 benutzt wurde, ist mir zur Zeit nicht bekannt. Zur «Marine»:

Einst:

Das P41-Boot «Bönigen» © Stiftung HAM,  Quelle
 
 

P41 Boote, in Beckenried waren diese im » Rütenenseeli» in einer speziellen Schiffshütte gut geschützt und unauffällig stationiert.

heute werden etwas modernere Boote verwendet.

Patrouillenboot 80 (P80) in Fahrt auf dem Vierwaldstättersee. Bild: Kdo LVb G/Rttg

ASMZ 11/2009 (siehe auch)

Das Patrouillenboot «Mars» der Schweizer Armee mit 60 km/h und 260 PS unterwegs auf dem Zürichsee. (Manuela Matt) , Zürichsee-Zeitung

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6 thoughts on “Vom UgelUgel-Macher”

  1. @Finanzblogger
    In 20 Jahren kommt höchstens dann etwas zum Vorschein, wenn unseren Seen der Stöpsel ausgezogen wird!
    FEAM’s haben andere UgelUgel’s hergestellt. Wenigsten war es bei uns und im weiteren Umfeld so. Kann sein, dass man bei Hasler’s anders sah, aber das gehört bekanntlich der Geschichte an. Das beschriebene stammt von einem Maschinenmechaniker/Werkzeugmacher

  2. @hari
    «Dem Inschineer ist nichts zu schwer!» Die Details sind eher für Patrioten, die im Hintergrund dafür sorgten, dass im Falle des Falles wenigstens etwas organisiert ist, was auch noch wichtig wäre.
    Es gab auch während dem 2. Weltkrieg Patrioten, die für’s Rechte schauten. So wurden Massnahmen getroffen, dass die Hochöfen der Zementfabriken oder etwa die Öfen der Glashütten usw. nicht missbraucht würden, sollte sich eine ähnliche Entwicklung wie in unserem nördlichen Nachbarschaft einstellen. Dies dann, falls die Sympatisanten Oberhand gewonnen hätten oder ein Einmarsch durch die Wehrmacht erfolgt wäre.

  3. … und noch was auf p1127 …
    Das Lesen hat Spass gemacht und nun weiss ich, weshalb ich damals bei der Hasler AG keine FEAM-Lehre absolvierte. 90 Stifte haben in der Bodennweid zusammen UgelUgels gefeilt und so etwas konnte mich nicht wirklich begeistern … dann doch eher, was 2020 ans Tageslicht kommen soll … wenn überhaupt.

  4. …interessant witzig, was ein ugelugelmacher ist !
    Die Details nur die Ingenieuren verstaehen koennen… wenn noch paar im Armee geblieben sind! … ts…

  5. Moritz erzählte diesen Witz auf seine Art, nach dem wir zusammenn eine halbe Flasche Reiswein (hochprozentigen) genossen hatten. Er war gerade «besonders in Stimmung» wegen eines weit herum einschlägig bekannten Arschloches, das ihm einmal mehr auf den Wecker ging.
    Das Floss, «Sun Plate» war der Name, wurde seriell hergestellt. Moritz hatte ein Patent darauf! Siehe mehr unter GB Patent 1089918

    Leider kann man derzeit die Prinzipskizze nicht einsehen! Am Vierwaldstättersee waren die runden Flosse in Buochs, Weggis (Lützelau), Luzern (Hermitage) und Horw. Ein grosses, ovaales Floss war im Strandbad Tribschen und im Lido. In Lungern ist jetzt noch ein solches Floss im Betrieb.

  6. Mit Spannung habe ich diesen Bericht gelesen und bin froh, dies bis zum Schluss gemacht zu haben. Daher weiss ich jetzt, was ein UgelUgel-Macher macht. Das Trockene daran widerspiegelt genau wîe Moritz zu sein pflegte. Wenn ich an Moritz denke, kommt mir dabei immer das rot/weisse Badefloss in den Sinn, das viele Jahre im Strandbad Horw zu sehen und zu benützen war.

    Oski

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