Die Sippe des blauen Dunstes mal mit anderer Brille gesehen, man darf neben den ernsten Aspekten auch schmunzeln:
Der Zigarettenraucher ist der einzige, der den Rauch in sich hinein saugt, um das Gefühl der Leere auszufüllen (Angst vor der reizlosen Langeweile). Am Beispiel des Marlboro man, er ist der einflussreichste Mann, der nie gelebt hat, kann man abschätzen, was die Werbeindustrie investiert, um diese Angst gesellschaftsfähig zu machen. Wer glaubt, ein besonders Besonderer Zigarettenraucher zu sein, dreht diese selber. Ein Joint kann man als abgewandelte Zigarette sehen. Das Rauchen eines Joints dient eher der Flucht von der Wirklichkeit (Angst vor der Realität und der Gegenwart).
Der Kielzigarrenraucher (Villiger Kiel) ist alles andere als ein Geborgenheitslutscher. Zwischen den Lippen kaut er, wie ein anderer am Bleistift, an seinem Blasrohr, aus dem er meist wortlos wohlgezielte Gedankenpfeile abschiesst. Den «Kiel» steckt er sich wie einen Stachel in den Mund, als ob er sich durch einen langen Dorn abschirmen wollte, damit niemand in sein Denkrevier einbreche. Aus den Augenwinkeln beobachtet er jede Einzelheit. Kritisch und schlau, wie ein Sherlook Holmes, lässt er sich nicht in die Enge treiben. Er will sich und den anderen beweisen, dass er aus der Sackgasse findet. Das Signal der Kielzigarre drückt die Eigenschaft von Selbstbehauptung gegen jede geistige Einengung oder Abhängigkeit aus. Übrigens: Der «Kiel» wurde von einer Frau erfunden!
Wer eine Brissago dem Kiel vorzieht, kommt ohne Mundstück zurecht. Es gibt «Weibchen» mit dickerem «Rauchröhrchen) und «Männchen». Das Anzünden erfolgt mittels des im «Rauchröhrchen» befinden Halmes in graziöser Zeremonie.
Der Cigarrenraucher verhält sich völlig anders als beispielsweise der nervös und gierig inhalierende Zigarettenfritz. Selbstgefällig schmaucht und pafft er mit dem dicken Lutscher vor sich hin. Er kann sich das dicke Vergnügen zeitlich und finanziell leisten, ist die unausgesprochene Aussage. «Mir kann keiner» oder «mir können alle», scheint er zu denken, wenn er die dicke Cigarre mit gespreizten Fingern ins Gesicht steckt. Aus Angst der Überreizung greift er nach dem glimmenden Schnuller und suggeriert sich eine buddhaähnliche Zufriedenheit, die ihn gegen allen Ärger abschirmen soll. Das Signal der Kopfcigarre demonstriert den Anspruch auf Selbstzufriedenheit. Dass die Cigarre gar zu einem existenziellen Lebensinhalt werden kann, sei am Beispiel von Herrn Herzog angedeutet.
Die «ganz harten» Männer greifen zur Toscani oder zur Toscanelli. Die sind jedoch nicht gleich salonfähig wie die «richtigen» Cigarren (Angst vor Minderwertigkeit).
Ich verstehe, dass einer dem edlen Duft einer «Havanna» und einem feinen Cognac kaum widerstehen kann.
Der Pfeifenraucher hingegen, der sich am Pfeifenkopf festhält und mit seinen Kultinstrumenten stochert, stopft und anzündet, bevor er sich zu einer Stellungnahme bequemt, sucht für sein Selbstgefühl einen festen Halt. Seine Unsicherheit wurzelt in der Angst vor Weite und Verlorenheit. Er hat Angst vor dem Verlust an Einfluss und Geltung gegenüber der Umwelt. Besonders peinlich ist es ihm deshalb, was er als gesellschaftliche Zurücksetzung oder als Blamage auslegt. So wie er sich an der Tabakpfeife festhält, ist es ihm ein Bedürfnis, sich an irgend eine solide Sicherheit, an einen Glauben (Gott, Geld, oder Gesllschaft) anzuklammern, um harmonische Ruhe zu finden. Der Geborgenheitsdrang, der Hang zur friedvollen Sicherheit, führt die Kinderhand zur Mutterbrust, die Männerhand zum Pfeifenkopf, die Frauenhand…. Eine psychosoziale Betrachtung zeigt noch eine andere Sicht.
Tipps und Tricks deuten darauf hin, dass das Ritual von Anfang an gepflegt sein will.
Geräuchert hält länger! Da muss etwas dran sein. Ansonsten würden nicht Senioren für’s Peifenrauchen werben…
Ob sich die Pfeifenraucher an die Friedenspfeifen der Indianer erinnern? Eine besondere Zelebration stellt das Rauchen einer Wasserpfeife (Shisha) dar. Mit dem Bong wird auch Cannabis geraucht. Auch da gilt, was schon zum Joint bemerkt wurde.
Wir wissen heute, dass das Passivrauchen für Betroffene schädlich ist. Auch ist bekannt, dass grosse Gesundheitsrisiken mit dem Rauchen verbunden sind. Es gibt gute Gründe dafür, damit aufzuhören. Das ist einfacher gesagt, als getan. Einsicht, den Willen es zu tun und ein bisschen Durchhaltewillen sind schon erforderlich. Ich habe das 1977, nach durchzechter Nacht im Militärdienst geschafft (von ca. 50 Zigis pro Tag auf Null) und durchgezogen. Es ist bekannt, dass Tabakrauch sehr viele hochgiftige Schadstoffe enthält. Mittlerweilen setzen sich rauchfreie Zonen in öffentlichen Gebäuden, Gaststätten und an Arbeitsplätzen durch. Doch die Massnahmen bringen manch eine Gaststätte in Schwierigkeiten.
Andere Länder, andere Sitten. Beispiel Singapur: Rauchen: Man beachte, daß in Singapur das Rauchen in Bussen, Taxi’s, Aufzügen und öffentlichen Gebäuden sowie in allen klimatisierten Restaurants und Bars gesetzlich verboten ist. Vorbild für Europa: Jagd nach Raucher in Singapur:
Im Stadtstaat Singapur machen zivil gekleidete Polizisten Jagd auf Raucher. Wer erwischt wird, wo er nicht rauchen darf, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 1’000 Singapur-Dollar (rund Fr. 1’000.–) rechnen. Rauchen ist in Singapur praktisch in allen geschlossenen Gebäuden verboten, aber auch in der Warteschlange vor Taxen oder Bussen.
Quelle: singemäss, u.a.: Prof. Dr. Max Lüscher, „Signale der Persönlichkeit“ rororo 6942