Bevorzugte Generation

Ergänzung: 17.05.20

Das persönliche Beispiel: Unsere Eltern mussten sich mit bescheidenen Verhältnissen zufrieden geben. Das Auskommen war entsprechend.

Da die Grosseltern vaterseits früh verstarben, war ein Vormund für meinen Vater und die Tante zuständig. Dieser, zusammen mit der Gemeinde bzw. dem Fürsorgeamt und interessierten Kreise, haben es gerichtet! Die Grundstücke und der Besitz wurde veräussert bzw. versteigert. Die Interessierten und die Gemeinde waren die Nutzniesser. Sie rissen sich attraktive Grundstücke unter den Nagel. Als Vater von der Lehre zurück kam, besass er ausser einem Bankbüchlein nichts mehr!
Sein Haus am See mit der Schuhmanufaktur mitten im Dorf gab es, ausser einer Kiste übrig gebliebener Werkzeuge, nicht mehr. Was sollte einer tun, wenn die Grundlage ohne sein Wissen zerstört wurde?

Der Nauen Goliath mit der täglichen Fuhr ab der Kalk- u Steinfabrik, Beckenried

Eine Kalk- und Cementfabrik bot Arbeitsplätze in der Fabrik, im Steinbruch oder auf den Nauen an. Mein Vater «heuerte» auf dem Goliath, dem damals grössten Nauen an. Dieser gehörte der «Fabrik».

Nauen Schwalmis, NW Nr 23,  von Schiffmeister Edy Murer (+), Beckenried

Die Fabrik war primitiv aufgebaut. Man erzählte, dass sich die Fabrik zu einer Psychiatrie (Klappsmühle) lediglich dadurch unterscheidd, dass das Dach der Klappsmühle dicht sei… Der Rohstoff wurde aus den eigenen Steinbrüchen herangeführt oder aus der Sand und Kies Gewinnung, z.B aus Uri, aus dem Vierwaldstättersee bezogen. Die Transportschiffe wurden nur zum Teil und wenn, relativ primitiv maschinell be- und entladen. Am Bestimmungsort musste die Ladung oft von Hand ausgeladen werden. 25 Tonnen pro Mann und Tag war die Regel. Man kannte die 52-Stundenwoche! Auf den Nauen galten andere Arbeitszeiten.  Oft musste um 3 Uhr morgens abgefahren werden. Feierabend war, wenn der Nauen beret für den nächsten Tag in der «Wehri» festgebunden war.

Wer im Steinbruch arbeitete, musste die Steine nach der Sprengung von Hand in Stücke zerkleinern die etwa zwei Fäuste gross waren. Der Steinbrecher, ein Spielzeug zu dem, was man heute kennt, schlute keine grösseren Steine. Vater erlebte als Kind die Auswirkungen des ersten Weltkrieges, dann die Krisenzeit zwischen den Kriegen und während des zweiten Weltkrieges war er eingezogen. Er leistete seine tausend «Aktivtage» in der Armee.

Die Kalk- und Steinfabrik in Beckenried aus dem Jahr 1934, DasFabrikhaus an der Rütenenstrasse, oben im Bild. Foto: PD Otto Wyrsch Buochs
Feuerherd, so ähnlich

Wir lebten also in einfachsten Verhältnissen. Der Kochherd wurde mit Holz befeuert, ebenso der Ofen in der Wohnstube.

Holzfeuerofen in der Wohnstube

Holz sammeln, sägen, spalten und zum Trocknen legen, danach in denm Estrich buckeln und aufschichten

nahm eienn grossen Teil der Freizeit weg.  Immerhin verfügte das alte Fabrikhaus über WC’s mit Spülung. Dusche oder Bad waren jedoch Fremdwörter… Bis alle Kosten beglichen waren, verblieb vom Zahltag nicht viel übrig! Man hatte einen Radio, aber kein Telefon. Es gab zwei Fahrräder. Damit konnte der «Aktionsradius» etwas erweitert werden. Weiter als bis Stans, allenfalls Stansstad wurde nie gefahren. So etwas würde nicht in die heutige Freizeit- und Erebnisgesellschaft passen.

Mein Weg (Jahrgang 1942) führte in eine Zeit, wo alles vorwärts ging. Durch glückliche Umstände und den Einfluss der «Grossfamile» konnte ich eine solide Schulausbildung inkl. Internat, Alpine Schule Vättis, damals unter Rektor Benno Götti und Eigentümer Joseph Bonderer, sowie im Institut Sonnenberg, Vilters unter Rektor Jansen, und anschliessend eine gute Berufsausbildung bei den Pilatus Flugzeugwerken in Stans geniessen.

Stellen gab es nach dem Berufsabschluss genügend und man konnte mit einem für damalige Verhältnisse guten Schulsack eine erfolgreiche berufliche Karriere starten. Der zweite Weltkrieg löste in der westlichen Welt eine Entwicklung mit ungeheurer Antriebskraft aus. Weit reichende Änderungen in allen Lebensbereichen waren die Folge. Die breiten Massen sehnten sich Freiheit und Gleichberechtigung herbei. Schliesslich hatten sie dafür Leib und Leben eingesetzt. Nicht nur der politische, sondern auch der wirtschaftliche und der gesellschaftliche Bereich wurden in diesen Prozess einbezogen. Die Arbeitnehmer wollten einen grösseren Anteil an den Erträgen des einsetzenden Fortschritts als bisher. Und die Minderheiten begannen selbstbewusst zu werden und suchten die Beseitigung der sie treffenden Umstände bzw. Nachteile (Schwarze in den USA).
Der Sieg der Demokratien über den Nationalsozialismus und den Faschismus führten zu Erstarkung der freiheitlichen Werte. In den westlichen Ländern brachte der Aufschwung Gefühle der Zuversicht. Die Bevölkerung erwartete von der weiteren Entwicklung eine von Not und wirtschaftlichen sorgenfreie Entwicklung der Gesellschaft.
Der Glaube an die Zukunft wurde gestärkt. Wirtschaft und Technik entwickelten eine gewaltige Anziehungskraft. Die Berufsaussichten waren vielfältig und es liessen sich bisher fast ungeahnte Ziele erreichen.
Die Wissensentwicklung nahm in den vergangenen 200 Jahren zwar stetig zu. Die eigentlich exponentielle Steigerung begann etwa um 1950. Davon profitierte unsere Generation am meisten.

Denken wir an einige Errungenschaften, die sich nachhaltig auf die Gesellschaft auswirkten.
Die Entdeckung der Penicilline sowie später die Erfindung des Transistor 1947, dessen Weiterentwicklung zu den integrierten Schaltungen führte die Funktionen im Giga-Bereich zulassen. Heute hat praktisch jeder Haushalt einen Telefonanschluss, die meisten Haushalte verfügen über einen Internetanschluss und bald gibt es in jedem Haushalt einen PC.  Das Handy hat sich derart verbreitet, dass die Kids damit schon auf dem Schulhof damit herum springen. Das Auto hat sich so stark verbreitet, dass es schon bald zu viele davon gibt. Es gibt auch kontroverse Entwicklungen. Man hat vom Volk Mobilität verlangt und jetzt, wo jeder mobil ist, nimmt man ihm die Parkplätze weg! Die Flugzeugindustrie hat eine ungeahnte Entwicklung hinter sich. Der Mensch hat sich inzwischen so viele Werkzeuge geschaffen, die er zum Leben gar nicht benötigt.

Die Schweiz profitierte von der Neutralität und davon, dass sie nicht direkt in die Kriege hinein gezogen wurde. Die soziale Wohlfahrt (2006 bedeutendste Bundesaufgabe mit einem Budgetanteil von 27,7%) brachte den Menschen grosse Vorteile. Denken wir an die Einführung der AHV, die Ergänzungsleistungen zu AHV/IV, die Etablierung der Pensionskassen mit voller Freizügigkeit beim Stellenwechsel, das Drei-Säulenprinzip, die Entwicklung des Gesundheitswesens mit dem medizinischen Fortschritt inkl. Kostenentwicklung usw.

Unsere Generation profitierte also vom Wirtschaftsaufschwung (Übernutzung der natürlichen Ressourcen?!), von der Entwicklung zu einer Bildungsgesellschaft (Inflation der Berufe bzw. der Zertifikate?), von der ungeheuren Entwicklung im Informatikbereich (Dauerberieselung durch Informationen, Informationsüberflutung?), von der rasanten Entwicklung der Kommunikationsmittel usw. Das Produkteangebot ist heute derart gross, dass wir von Überfluss reden können.

Wer heute ins Pensionierungsalter kommt, kann rückblickend von einer guten Zeit reden. Mit Fleiss und Beharrlichkeit, mit stetigem Lernen und mit einer hohen Leistungsbereitschaft, konnte man es «zu etwas bringen», auch wenn bei «Null» begonnen werden musste und wenn man lediglich über eine gute Berufsausbildung verfügte.

Für das Alter ist dank konsequenter Einzahlung in die Pensionskasse gesorgt. Auch die dritte Säule ist finanziert. Es braucht lediglich die Gesundheit mit zu tun!

Jene die später kommen, werden andere Bedingungen haben (Globalisierung, Migrationsdruck von Osten und von Süden, Produktionskonkurrenz aus «Far East», bzw. aus Billiglohnländern, Überbevölkerung, Einfluss des Fundamentalismus, Energieknappheit, Ausbeutung durch eine neue «Oberschicht», die («Blut saugenden») Manager (gegen die sich das arbeitende Volk gelegentlich und hoffentlich wehren wissen wird), Neoliberalismus, Postkapitalismus => «Du besitzt zwei Kühe, die Du aber entlassen musst. Milch bekommst Du jetzt aus dem Ausland.» usw. Ich bin zuversichtlich, dass auch diese Hürden überwunden werden.

Heutige Generation haben sich an Wohlstand und überschwänglicher Überfluss weitgehend gewöhnt. Gibt es wirtschaftliche Probleme, oder sind Einschränkungen z.B. infolge einer Pandemie zu tragen, werden sie psychisch krank und haben kaum eine Ahnung, wie sie sich durch Selbstbeschäftigung dagegen stemmen können! Verweichlichung in breiten Kreisen! Wenn dann, nach Jahrzehnten der Glaub an das Machbare in allen Bereichen und die Gewohnheit, das Geld mit vollen Händen auszugeben gestört wird, kommt das grosse Erwachen. Nicht nur Arbeitnehmer vergassen das Sparen.  Auch Gewerbe, Betriebe, ja die fast die gesamte Wirtschaft hat kaum Reserven angelegt um einige Monate davon zehren zu können. Nun kommt was kommen musste: Der Ruf an den, den man bisher leiber aussen vor hatte.

Greift der Staat grosszügig ein und ordnet das Leben, kommen, kaum erkennt man etwas «grün» am Horizont, die Kritiker, Demonstranten, Unternehmer Gastronomen usw. und wünschen sich den Staat ins Pefferland! Dass die Milliarden an Überbrückung in Form von Krediten zurück bezahlt werden müssen wird sorgsam ausgeblendet. Wenn es dann aber so weit kommt, beginnt das Grännen erneut.

Am Ende des Prozesses werden ein Grossteil dieser Schulden sozialisiert! Ein zweites Mal! Während der Krise wurden die Arbeitnehmer auf Kurzarbeit gesetzt und allenfalls entlassen während den Aktionären aber trotzdem Dividenden ausbezahlt wurden – mit staatlicher Unterstützung notabene! Später einmal werden Argumente gefunden, dass viele dieser staatlichen Überbrückungskredite abgeschrieben werden. Die dannzumaligen Steuern und deren Erhöhungen, tragen dann die Lastesel der Nation, das arbeitende Volk, mit!


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