Kreditkrise: Angst war noch nie ein guter Ratgeber


 
Der Umwandlungssatz wird reduziert, die Verzinsung wird reduziert und es werden gar „Null-Zinsrunden“ eingeführt. So kommen auch Pensionierte zum Handkuss. Aber man wird sie ein zweites Mal zur Kasse beten: mittels Inflation.

«(…) So wie Grün auf die Frage von Kaiser Franz Joseph, wie denn die Ernte heuer war, mit «Sehr gut Majestät, aber ohne ein bisserl Wucher könnten wir nicht leben…» müsste Grün heute sagen: «… ohne ein bisserl Inflation könnten wir nicht leben.» Und das ist wohl die Wahrheit. Denn ohne massvolle Inflation würde heute die Wirtschaft der freien Welt ersticken.
Die Weltwirtschaft braucht diese Art Stimulans wie der menschliche Organismus manchmal ein wenig Alkohol, Kaffee oder Nikotin. Warum? Weil die Staaten, die Städte, grosse und kleine Unternehmer, Baulöwen und Kaufleute alle so in der Kreide stehen, dass sie ohnen «ein bisserlInflation» nie von ihren Schulden entlasten könnten.
Diese gigantische Verschuldung mit hoher Zinslast wurde von Anfang an in der Hoffnung eingegangen, dass die Preise weiter steigen würden. Tun sie das nicht mehr, kann die ganze Welt pleite gehen – so wie plötzlich anhaltende Dürre blühende Felder vernichtet.
Mithin, wenn die Inflation unterNull sinken würde, könnten Millionen von Schuldnern ihre verpflichtungen nicht mehr einhalten. Gehen jedoch die Schuldner zugrunde, sind die Gläubiger ebenfalls fertig. Man muss nur ein bisschen realistisch denken, alles andere ist pure Heuchelei … Das waren André Kostolany’s Worte

«Vorwärts, Kameraden, wir müssen zurück!» – Heute sind wir infolge von «Wachstum» und «Fortschritt» schon ein bisschen weiter (zurück):

 Laurence Fink, Chef der Asset-Management-Firma Black Rock:

«(…) Ich denke, es wird gelingen, die Weltwirtschaft zu stabilisieren, aber mit ziemlich viel Inflation. 4 bis 5% Inflation wären kein Problem, im Gegenteil wunderbar, nicht zuletzt für den Immobilienmarkt, der noch keinen Boden gefunden hat. Aber wird es bei 4 oder 5% bleiben? Ich habe meine Zweifel.

Was raten Sie Ihren Anlage-Kunden? Wir empfehlen, von gewöhnlichen Schatzscheinen in inflationsgeschützte Staatspapiere zu wechseln. Mein ganz persönlicher Anlage-Tipp: Kaufen Sie einen Fonds mit Anleihen, die inflationsgeschützt sind, und dazu Aktien von ein paar Dutzend grossen profitablen Firmen wie BP oder Nestlé, und gehen Sie zwei Jahre auf eine einsame Insel im Südpazifik. Mehr in der NZZ am Sonntag: … „Das grösste Problem sind die Ängste“…

Finks Ratschläge sind mit Vorsicht aufzunehmen. Da er aus der Finanzbranche kommt, wird es in seinem Interesse liegen, die Wasser auf seine Mühlen zu leiten.

22. 09. 2003 war Fink noch eine unbekannte Figur. Spiegel Online: …Abgang einer Ära…

22. 10. 2008: n.tv : …US-Fondsgesellschaft Black Rock spürt die Finanzkrise…

Der Ratschlag, sich auf eine Insel im Südpazifik zurück zu ziehen wirkt zynisch (wer mal dort ist, wird länger als 2 Jahre bleiben), denn dort wird wegen der globalen Erwärmung bald der Boden in den Fluten versinken… Damit würden viele Probleme gelöst, indem grosse Vermögen frei werden…

«Geld regiert die Welt!» Wann endlich begreift «die Welt», dass man das Geschehen nicht der Hochfinanz, respektive dem Kapital alleine überlassen darf?

Die neue Weltordnung hat bisher sichtbar eine exponentiell ansteigende Verschuldung gebracht. Die Verschuldung, das Leben auf Pump, hat die Finanzkrisen produziert. (und wird weitere folgen lassen). Die Ursache: Gier. Eine neue Weltordnung kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Verantwortung, die wahrzunehmen ist, auf jeder Stufe eingefordert wird. Der Einzelne ist für sich selber verantwortlich. Bezüglich Konsum kann er sich leisten, was ihm seine „Wirtschaftskraft“ erlaubt – keinen Franken mehr. Das gilt für die Gemeinde, die Kantone, den umfassenden Staat, die Staatenbündnisse… Und: Wären weniger Unternehmen an der Börse, würde weniger gezockt. Ab und zu sei eine Illusion gestattet!


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