Pensionierung – alles klar?


Die Evolution hat die Pensionierung nicht vorgesehen. Sie sieht Leistungserbringung bis ans Ende des Daseins vor. Wir werden dem gerecht. Das heisst aber nicht, dass wir zum Tod täglich auf die Welt einschlagen müssen. Unsere Gesellschaft hat aber die Pensionierung eingeführt. Wir nehmen sie an. Es werden andere Leistungen erbracht und wir finden vielleicht gar Zeit für die Musen, sofern genug gespart wurde und die Gesundheit dies zulässt. Ich könnte nicht einfach untätig sein und täglich ums Dorf herum laufen wie der Tiger im Zoo vor der Fütterung, um dem Publikum zu zeigen, dass ich ab jetzt unnütz bin und der Gesellschaft nur noch zur Last falle… Ausserdem sorge ich dem Umstand vor, dass die Pensionskasse die gleichbleibende Kaufkraft nicht aufrecht zu erhalten vermag. Will ich künftig nicht weniger haben, muss ich etwas dagegen tun.

Im Hinblick auf die Pensionierung sind wichtige Entscheidungen zu treffen. Falsche Annahmen wären fatal.

Zuerst aber stelle ich die üblichen Fragen:

  1. Wie lange kann, möchte und will ich voll arbeiten?
  2. Welches Kapital steht mir zur Verfügung?
  3. Wie gross sind die Leistungen der Pensionskasse (PK) und der AHV?
  4. Wie gross ist die Reduktion der Renten bei früzeitiger Pensionierung?
  5. Soll ich das Guthaben der Pensionskasse in Form einer Rente oder als Kapital beziehen?
Unter Umständen kann man sich diese Fragen gar nicht stellen. Dann nämlich, wenn man von heute auf morgen unangemeldet freigestellt, wegrationalisiert oder entlassen wird und der Arbeitsmarkt kein Interesse zeigt, oder eine adäquate Beschäftigung anbietet. Aber auch dann gilt einiges von dem was folgt zu beachten.
  • AHV: dafür muss mich frühzeitig anmelden (3-6-Mt vorher). Die zuständige Ausgleichskasse oder AHV-Zweigstelle gibt die Formulare ab. AHV-Beiträge: Auch nach einer Frühpensionierung oder einem Vorbezug der AHV-Rente müssen AHV-Beiträge bezahlt werden. Die Höhe der Beiträge sind vom Einkommen und vom Vermögen abhängig. Wer nach einer Frühpensionierung in einem Teilzeitpensum weiter arbeitet, kann die AHV-Beiträge senken. Seit 1. Juli 2008 wird in der AHV (also in der 1. Säule) schrittweise die neue, 13-stellige Versichertennummer
    angewendet. Sie werden rechtzeitig und automatisch entweder über ihre Arbeitgebenden oder von ihrer Ausgleichskasse mit den nötigen Informationen versorgt. Die AHV kann die Versicherten weiterhin über ihre bisherige Nummer identifizieren. Ihre neue AHV-Nummer erfahren die Versicherten spätestens mit der Zustellung des neuen AHV-Ausweises im Kreditkartenformat. Die Rentnerinnen und Rentner erhalten diesen von ihrer AHV-Ausgleichskasse voraussichtlich im August 2008, die Selbstständigerwerbenden und Nichterwerbstätigen im September/ Oktober 2008. Die nicht selbstständig Erwerbstätigen erhalten den AHV-Ausweis in aller Regel von ihrem Arbeitgeber, in besonderen Fällen von ihrer Ausgleichskasse im ersten Quartal 2009.
  • Wer meint, nach der Pensionierung würden die Steuern wesentlich geringer ausfallen, kann sich irren! Das Renteneinkommen ist zwar tiefer als das bisherige Gehalt, dafür können weniger Abzüge vorgenommen werden (dritte Säule, Berufsauslagen). Zwecks Optimierung sind noch einige Fragen zu klären: Ist das Vermögen hinsichtlich Steuern optimal angelegt? Wie fallen die Steuern aus, wenn ich die PK-Rente normal beziehe. Wie sähe dies bei einem Kapitalbezug aus? Ist die Hypothek optimal angepasst oder muss noch angepasst werden?
  • Welches Sorgen können im Zusammenhang mit der PK auftreten? Die PK passen die Renten nicht regelmässig der Teuerung an. Dadurch kann die Kaufkraft deutlich sinken. Nimmt man eine durchschnittliche Inflation von 2% an, sinkt die Kaufkraft nach 10 Jahren auf noch rund 81% und nach 20 Jahren auf noch rund 66%.
  • Soll ich die Hypothek in jedem Fall amortisieren? Dies lohnt sich, wenn die Nettorendite der Anlage nach Abzug der Steuern und Kosten kleiner ist, als der Hypozins nach Steuerersparnis. Und, falls Kapitalbedarf für eine grössere Investition oder für einen Vorbezug des Erbes an Kinder nötig würde, muss noch Kredit vorhanden sein. Die Banken gewähren Pensionierten oft keine neue Hypothek mehr und den Kredit stocken sie auch nicht ohne weiteres auf. Walter Wittmann empfiehlt, die Hypothek in jedem Fall zuerst zu amortisieren. Das mag gut sein, wenn sonst noch Kapital vorhanden ist.
  • Wer glaubt, dass er nach dem Kapitalbezug bei der PK über kein sicheres Einkommen verfügt, kann sich täuschen. Voraussetzung für die entsprechende Sicherheit ist eine den Verhältnissen angepasste Anlagestrategie. Gut geplant, versiegt diese Einnahmequelle nicht. Wenn’s gut läuft bleibt für die Nachkommen gar etwas übrig.
  • Ein zusätzlicher Einkauf in die PK bringt eine höhere Rente. Ob sich das lohnt, muss im Einzelfall geklärt werden. Die Steuerersparnis kann sich lohnen, oder auch nicht! Erst die Berechnung der voraussichtlichen Rendite zeigt, was sinnvoll ist. Die Rendite hängt von verschiedenen Faktoren ab: Höhe der Steuerersparnis bei der Einzahlung, Verzinsung des Guthabens, Steuern beim Bezug dieses Guthabens und vom Umwandlungssatz im Falle des Bezuges als Rente. Je nach Ergebnis soll eine andere Geldanlage geprüft werden.
  • Muss ich bei der Pensionierung die Vorsorgegelder beziehen? Das kommt auf die weiteren Ersparnisse an oder ob man noch etwas länger arbeiten will. Der Bezug der AHV-Rente kann bis zwei Jahre im Voraus oder bis fünf Jahre nach dem offiziellen Termin bezogen werden. Im ersten Fall gibt es eine Kürzung der monatlichen Leistungen im zweiten Fall eine Erhöhung. Auch viele Pensionskassen halten flexible Lösungen bereit. Freizügigkeitskonten und -policen lassen sich bereits ab 60 (Frauen 59) auflösen. Bei der Säule 3a gilt das gleiche wie für die AHV. Allerdings kann, wer länger arbeitet, die dritte Säule bis 70 (frauen bis 69) durch Beiträge äufnen.
  • Leibrenten sind nicht einfach rentabel und steuergünstig! Voraussetzung für eine gute Rendite einer Leibrente ist ein langes Leben des Versicherten. Man soll die Finger davon lassen, Pensionskapital zu beziehen um damit eine Leibrente zu finanzieren! Man soll sich nicht davon blenden lassen, dass Leibrenten nut zu 40% versteuert werden müssen. Diese werden nämlich mit Kapital finanziert, welches meist schon als Einkommen versteuert wurde!
  • In jedem Fall muss dem Aspekt «Testament» die notwendige Beachtung geschenkt werden. Wird nichts geregelt, erhält der Ehepartner die Hälfte des Nachlasses. Soll der hinterbliebene Ehepartner nicht in finanzielle Not geraten, ist entsprechend vorzusorgen. Mittels Testament oder Ehevertrag kann man sich gegenseitig begünstigen. Hat man sich ds PK-kapital ganz oder teilweise auszahlen lassen, ist eine Nachlassplanung sehr wichtig.
  • Wer über eine Kaderversicherung verfügt, muss diese mit ihrem Leistungsangebot in die Gesamtbetrachtung einbeziehen.

Quelle: VZ, Vermögenszentrum, news

 

Lesenswert:

Wer sich mit dem Thema Pensionierung eingehend befassen will, kann sich u.a. beim Vermögenszentrum kompetent informieren und beraten lassen.

Und falls noch Kapital zum Anlegen vorhanden ist, sei man vorsichtig, wnnin Aktien investiert werden soll! lesen Sie:

Der neue Wittmann bei Orell Füssli

Wednesday, den 20. August 2008 um 7:23

«(…) An den “emanzipierten Anleger” richtet sich das neue Fachbuch “Wie man erfolgreich investiert” von Prof. Dr. Walter Wittmann. Es könnte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen, herrscht doch grösste Unsicherheit im Markt, was man als Privatkunde noch kaufen kann. Soeben hat der bekannte St. Galler Privatbankier Dr. Konrad Hummler (Wegelin & Co.) in seinem jüngsten Anlagekommentar vor dem Einstieg in Bankaktien gewarnt und geschrieben “to big to fail” gelte nicht mehr. Wittmann, der oft als Schwarzmaler galt und zusammen mit Prof. Dr. Fredmund Malik in St. Gallen zur Ostschweizer Schule der Katastrophenwarner gehört, ist in seinem jüngsten Buch sehr gemässigt, dafür aber auch sehr nützlich. Er meint, man solle dann wieder Aktien kaufen (auf keinen Fall aber Derivate), wenn die Kurse sehr tief seien. Das ist jetzt offensichtlich der Fall, weshalb Dr. Hummler Nahrungsmittel- Pharma- und Energieaktien empfiehlt. Da man als Normalkunde einer Grossbank, wie UBS oder CS Group, mit einem Cash-Vermögen von unter Fr. 30 Mio. nur im Ausnahmefall mit einer wirklich aufmerksamen Beratung rechnen kann, lohnt sich Lektüre des jüngsten Wittmann’schen Werkes. Klug schildert er die Strategien von Warren Buffett (der jüngst grosse Verluste erlitten hat), von Benjamin Graham, Philip A.Fisher, Peter Lynch und André Kostolany. Eines wird daraus klar: Wer Geld verdienen will, muss gelegentlich auch verlieren können. Quelle: Klaus J. Stöhlker


4 thoughts on “Pensionierung – alles klar?”

  1. Für Blumen bin ich immer dankbar. Als Gegenleistung habe ich Steine für Gärten bereit…
    Ab und zu soll man Nägel mit Köpfen machen. Praktisch, pragmatisch vor theoretischem Abhandeln bis zum «Geht nicht mehr!»

  2. Hallo Carolus
    Wer lange lebt, ist länger krank. Wer gesund ist, wurde zu wenig untersucht. Wer früh stirbt ist länger tot. Einfache Algebra, was?! Falls du jedoch alt wirst und dann noch bei Sinnen bist, wir werden sehen, wie lange du als Blogger aktiv bist, dann wirst du dein Eichhoftee geniessen, dein Zigarettli rauchen und zufrieden sein, dass du noch täglich die Sonne geniessen kannst wie es meine Nachbarin tut. Sie war letzte Woche 90 und raucht pro Tag ein halbes Päckli Zigaretten. Das tut sie nun schon fast ein Viertel-Jahrhundert! Früher waren es etwas mehr. Sie ist «zwäg» und meint, «geräukt» halte länger…!
    Die Pensionskassen haben noch immer falsch gerechnet. So haben sie das Älter werden der Gesellschaft lange Zeit einfach nicht beachtet. Heute kürzt man lieber die Leistungen, anstatt, dass man sich etwas einfallen lässt, wie die Leistungsversprechen erfüllt werden könnten. Heute stellt man Verfettung bei der Jugend fest. Das wird dazu führen, dass die Langlebigkeit geringer wird. Wer will heute schon wieder entwarnen? Das Geschäft mit der Angst ist einträglicher. Ich weiss nicht, wie du bezüglich Pflegekosten versichert bist. Aber das wird ja vermutlich noch ein Thema werden! Die Mediziner werden dafür sorgen, dass die Konsultationen fleissig verrechnet werden, auch nur für ein Türöffnen mit der Frage «Na Frau «Grufti»… wie geht es uns denn heute?» …

  3. Ist die Kardinalfrage nicht, wie lange ich leben werde, insbesondere ohne Nachkommen, um dann gleich noch hinzuzurechnen, wie lange ich unbezahlbar hohe Pflegekosten zu kalkulieren hätte. Ein Frage, die insbesondere methusalemaltersgeile Nichtraucher und Gesundheitstalibane unbedingt beschäftigen sollte.

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