Während der Schulzeit schlugen wir uns mit «Detektorradios» der Marke WISI herum. Wenn es gut ging, konnte man einen bis einige Sender auf Mittelwelle anzapfen. Hinten im Calfeisental, wo die Gabelung Richtung Giger Wald – St. Martin und Richtung Kunkelspass lag, war jedes Bemühen erfolglos. Der mächtige Calanda und die übrgen Berge waren «Schutzpanzer» genug. Andernorts, etwa in der Tamburenhütte der Stadt Zürich auf dem Albis war Beromünster klar und deutlich zu empfangen. Es brauchte lediglich eine Antenne, eine Erdung und ein Kopfhörer mit 2000 Ohm. WISI-Detektoren wurden üer 30 Jahre lang vertrieben! Eine Steigerung war der Ersatz des Kristalls durch eine Germanium Diode. Das wars dann! Später wurden «transistorisierte» Detektoren bzw. Einfachradios angeboten. Bei der Suche stiess ich eher zufällig auf den Hitachi T6, der sich als excellenter Mittelwellenempfänger im Kleistformat präsentierte.
„(…) im Jahr 1947 kam es zu einer bahnbrechenden Erfindung: dem Transistor. Die drei jungen Wissenschaftler Bardeen, Brattin und Shockley aus den USA hatten sich 1945 zusammengetan. Heraus kam ein Halbleiter aus Germanium, der den Stromfluss beeinflussen konnte.
…Es dauerte jedoch noch 10 Jahre bis man erkannte, dass der Transistor eine absolute Neuerung war.
Mehr in das Elektronik- Kompendium: …Geschichte der Halbleitertechnik…
1958 leistete ich mir unter grösster Geheimhaltung ein Weihnachts-geschenk. Es handelte sich um einen der kleinsten Transistorradios, den es auf dem Markt gab: Hitachi T&, genauer T 621.
Mein Schulfreund hatte ein mit Elektronenröhren bestücktes Kleinradio (6-Kreise, Superhet!) gebaut und dieses in eine kleine Cigarrenkiste verpasst. Ein kleines Meisterwerk! Das Volumen war etwa 6 bis 8 mal so gross wie jenes des T-621. Er benötigte die damals üblichen Kopfhörer. Und die machen ein unverkennbares Geräusch, wenn man sie gegen einander schlägt. Das wurde ihm zum Verhängnis, als die Zimmer-kontrolle überraschend auftauchte. Die Geschichte ist schnell erzählt. Das Radio musste bis Ende des Schulquartals abgegeben werden. Ich glaubte eine bessere Lösung gefunden zu haben, was sich auch herausstellte.
Hitachi TH-621
Der TH-621 war etwas grösser als eine Zigarettenschachtel von Marlboro (über den Marlboro Man und was von ihm dereinst übrig bleiben sollte, machten wir uns damals noch keine Gedanken. Auch speziell ausgeflippt sind wir deswegen nicht. Ich konnte Mittelwellen via Lautsprecher oder Ohrhörer empfangen.
Innenansicht mit Ferritantenne, Drehko, Akku-Box, Lautsprecher v.li. Transistor 6 TH-621, Hitachi Ltd.; Tokyo, Jahr 1957/ 1958
Prinzip Superhet allgemein; ZF 455 kHz Superhet
Wellenbereich Mittelwelle
Betriebsart / Volt Trockenbatterien / 9 Volt
Lautsprecher /Ausgangsleistung Dynamischer LS, keine Erregerspule (permanentdynamisch) 0.06 W / Ø 6.4 cm = 2.5 inch
www radiomuseum org Model: Transistor 6 TH-621 Material Plastikgehäuse (nicht Bakelit), Thermoplast
Form kleines Reisegerät oder «Taschenradio» < 20 cm.
Abmessungen (BHT) 72 x 113 x 32 mm / 2.8 x 4.4 x 1.3 inch
Transistoren 6
Bemerkung AM Radio, made by Standard for Hitachi (see SR-F22), 2 case colors with different equipped transistors known. – Bessere Innenansicht: Klicken und blättern genügt!
Ich war im Internat bezüglich Radio am besten ausgerüstet. Selbst während des Studiums und gelegentlich gar während der Schulstunde konnte ich, wenn ich gelangweilt war, Radio Vorarlberg oder Beromünster empfangen. Radio im Hosensack, Kabel von dort unter den Kleidern via Hemdärmel bis zum Armband der Uhr. Mit aufgestütztem Kopf fiel nicht auf, dass ein Ohrhörer in Funktion war und wenn nötig nahm ich den Arm weg… Die Gefahr, dass das Gerät «konfisziert» wurde, war sehr gross und die möglichen Konsequenzen unklar. Gekauft habe ich das Gerät bei Mira-Geräte in Lenzburg. Der Preis betrug Fr. 118.75. Das war viel Geld! Als Lehrling verdiente ich im Herbst 1959 Fr. 0.31 (31 Rappen) pro Stunde. Später handelte ich mit Elektrogeräten um das Sackgeld aufzubessern. So leistete ich mir einen etwas grösseren Radio, einen Nordmende Mambo mit Mittel- und Langwellen-Empfang. Das Gerät funktioniert noch. Ton und Empfang sind im Vergleich immer noch gut!
Nordmende «Mambo»
Damals sinnierten wir als Schüler, dass vielleicht in ferner Zukunft gar ein portables Fernsehgerät von ähnlicher Grösse erhätlich sein wird. Wenn wir heute ein BlackBerry oder einen Taschenfernseher zum Vergleich heranziehen…
…
Die Geschichte der Transistorradios begann aber schon 1954. Um diese Zeit hörten wir in der Tamburenhütte der Stadt Zürich auf dem Albis die Nachrichten noch, mittels eines Detektors mit Kopfhörer.
Die Halbleitertechnik hat sich inzwischen weit verbreitet. Ohne sie gäbe es keine PC’s und viel anderes auch nicht.
Die Entwicklung aber geht weiter. Mit dem Nanotransistor soll die Energieeffizienz um den Faktor 50 verbessert werden! Mehr: Pressetext: …Nano-Transistor erhöht Energieeffizienz um Faktor 50…
…
Wenn wir schon dabei sind: Britische Forscher haben den kleinsten Transistor entwickelt.
«(…) Er ist nur ein Atom dick und zehn Atome breit und aus dem Kohlenstoff-Material Graphen gefertigt. Graphen hat einen entscheidenden Vorteil für die weitere Verkleinerung von elektronischen Schaltkreisen. «Bei Graphen wird die Leistung besser, wenn die Transistoren kleiner werden» Mehr : Pressetext: …Kleinster Transistor der Welt nur ein Atom dick…
überarbeitet: 07. 08. 2018, odh