Was es bedeutet, wenn der Vergaser infolge von Dampfblasen in der Benzinzufuhr, oder wegen Vereisung «aussteigt», habe ich selber zwei mal hautnah erlebt. Deswegen braucht man ja nicht gleich herunter zu fallen, aber es kommt halt trotzdem vor. «Gewöhnliche Piloten» üben sich nicht regelmässig und intensiv mit den Notmassnahmen. Als Fluglehrer ist man diesbezüglich in einer konfortableren Lage.
Mit den Schülern werden systematisch Notlandeübungen exerziert – und mit jeder Übung lernte ich auch selber!
Einmal passierte es kurz nach der Startkurve mit einem Piper J3C. Höhe: ca. 100 m über Grund. Hinten am Seil hing eine Rhönlerche (zweisitziges Schul-Segelflugzeug), die zu einem Schulflug gestartet war. Ich konnte die Kurve bei gleichzeitiger Einnahme der Gleitfluglage beenden, klinkte das Seil aus, überliess den Segler seinem Schicksal, und landete ohne Motorleistung, also mit stehendem Propeller, im Gegenanflug auf der Piste. Das Segelflugzeug landete zwei Minuten später ebenfalls. Keine spezielle Aufregung, alles lief glimpflich ab!
Eine eingehende Kontrolle ergab keine weiteren Mängel. Nach diesem Vorfall konnte der Motor problemlos gestartet werden und er lief wie eine Uhr «zuverlässig» weiter…! Meine Vermutung, dass es sich um die Bildung von Dampfblasen gehandelt haben könnte, wurde von einem Spezialisten bestätigt. Bei der Verwendung von Autobenzin, muss der Bildung von Dampfblasen ein spezielles Augenmerk gewidmet werden.
«(…)Neben der Oktanzahl ist vor allem die Flüchtigkeit, d.h. der Dampfdruck, ein wichtiges Kriterium, um die Bildung von Dampfblasen mit Sicherheit auszuschliessen. Das verwendete Flugbenzin muss vollkommen wasserfrei sein, da schon geringe Mengen zu Vereisungen führen und damit die Flugsicherheit beeinträchtigen können. Shell Switzerland: …Flugbetriebstoffe…
Ein anderes Erlebnis ereignete sich mit einem SF-25 B Falke. Nach Rücksprache mit dem Leiter der Flugschule, war nichts einzuwenden, auch bei regnerischem Wetter Flugschule zu betreiben. Das Flugzeug ist wegen Regenempfindlichkeit bekannt (Aerodynamik). Mein Flugschüler führte den Start aus. Schnell bemerkte ich, dass wir kaum richtig steigen konnten. Auch baute sich die Geschwindigkeit nicht richtig auf. Ich sah mich um allfällige Not-Landemöglichkeiten um. Dies boten sich aber nicht gerade vorteilhaft an. Inzwischen waren wir, ich hatte das Steuer übernommen, auf dem Gegenanflug und ich beschloss, die Volte möglichst fertig zu fliegen. Im stabilisierten Landeanflug übergab ich die Steuer, damit der Schüler doch noch etwas von der Übung hatte. Er befolgte die Anweisung exakt und flachte sehr tief ab – zum Glück! Das Flugzeug fiel durch wie ein Brett. Resultat: sehr harte Landung mit einem geplatzten Reifen. Die Analyse zusammen mit einem Luftfahrinspektor (Flugzeugkontrolleur) ergab, dass eine Vergaservereisung vorlag. Es kam zusätzlich heraus, dass dieser Typ extrem anfällig auf Vereisung sei und, dass es bei kritischen Bedingungen (Luftfeuchtigkeit, Temperatur) ratsam sei, mit der Vergaservorwärmung bis zum Startplatz zu rollen, damit auf zu linieren und erst während der Starbeschleunigung diese auszuschalten. Das Manual sah nichts dergleichen vor! Auch wusste der Flugzeughersteller lange Zeit nicht, dass das Flugzeug regenempfindlich war…
Heute gibt man sich bezüglich Sicherheit noch mehr Mühe! Daher:
Mittwoch, 20.2.2008, 13:41 Uhr
Flugzeug-Vergaser führt zu Abstürzen
Es werden keine Flugzeuge vergast! (Anm.: odh)
(Bild: bfu)
Die bisherigen Vorkehrungen des Herstellers und der zuständigen Behörden seien ungenügend, heisst es in einem Bericht des BFU. In der Kritik steht damit das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL). Dieses hatte den Schweizer Flugzeugbesitzern nur empfohlen, den betroffenen Vergaser zu ersetzten.
Das BFU verlangt nun aber, dass die mangelhaft konstruierten Vergaser vom Typ Marvel Schebler/Precision Airmotive MA-4-5 und MA- 4SPA innerhalb einer bestimmten Frist durch ein geeignetes Produkt ersetzt werden müssen. Eine Stellungnahme des BAZL steht noch aus.
Undichter Schwimmkörper
Das BFU listet in seinem Bericht zehn Vorfälle zwischen 2003 und 2007 auf. Dabei kam es zu Pannen, Notlandungen und einem tödlichen Absturz. Bei allen betroffenen Motoren war der fragliche Vergaser eingebaut.
In sechs Fällen wurde nachträglich ein undichter Schwimmkörper in dem Motorenteil festgestellt, was ein richtiges Funktionieren der Maschine verhinderte. Von den betroffenen Schwimmkörpern wurden nach Angaben des BFU bisher 17’000 Stück hergestellt.
sda
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