Gesundheitssystem bald vor dem Kollaps?


Deutschland: In Deutschland wird zu viel operiert – News.de.  Nur in Deutschland? Auch in der Schweiz gibt es Gruppen, die weniger unters Messer kommen. So haben Angehörige von Chirurgen signifikant weniger Gallenblasenoperationen und Frauen von Gynäkologen weniger Unterleibsoperationen als die übrigen, um nur zwei Beispiele zu nennen.
«(…) Doppelt so lange Wartezeiten beim Hausarzt wie bisher, eine katastrophale Versorgungssituation in Krankenhäusern sowie dramatisch überlastetes Personal: Dieses beunruhigende Szenario entwirft eine Studie zu dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel für das Jahr 2030, erstellt von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) und dem Darmstädter Wifor-Institut, einer Ausgründung des Lehrstuhls von Bert Rürup.  …
Pflegekräfte: Bis 2020 wird sich hier eine Lücke von mehr als 174.000 Krankenschwestern, Pflegern und Hilfspflegekräften auftun. Bis 2030 dürften es fast 480000 Kräfte zu wenig sein….)» mehr lesen:
 
DBfK ….Wenn Frau Dr. Merkel glaubt, die Personalprobleme in der Pflege mit Hartz IV Empfängern lösen zu können, beweist sie damit nur, dass sie nicht weiß, wovon sie redet“, sagt Gudrun Gille, Präsidentin des DBfK. …
… Schon heute fehlen in allen Sektoren des Gesundheits- und Sozialwesens qualifizierte pflegerische Fachkräfte. Dies war seit langem absehbar, blieb aber politisch unbeachtet. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind katastrophal. Pflegende sind überdurchschnittlich oft krank, sie sind ausgebrannt und verlassen den Beruf, den sie eigentlich lieben, da sich nicht mit der entsprechenden Qualität um die Pflegebedürftigen kümmern können. Durch die demographische Entwicklung steigt der Bedarf an pflegerischen Leistungen enorm an. Darauf gibt es derzeit politisch keine Antwort. Das Bundesgesundheitsministerium hat das Problem offensichtlich ebenso wenig erkannt wie die Kanzlerin. Das wird auch dadurch belegt, dass die Bundesregierung erst jüngst die Finanzierung der Kosten der Umschulung in einen Pflegeberuf gekürzt hat.

Financial Times Deutschland schrieb am 25. 02. 09: Slowakische Pfleger für deutsche Heime von Christine Maukel

«(…) Alte Menschen brauchen Hilfe, junge Leute brauchen Jobs. Internationale Interessen, der sich die sozialpädagogische Akademie im slowakischen Brezno angenommen hat.

Der durchschnittliche Deutsche ist 43 Jahre alt, in der Slowakei sind die Menschen im Schnitt acht Jahre jünger. Die alternde deutsche Gesellschaft braucht Pflegepersonal, während die vergleichsweise junge Slowakei Probleme hat, ihren Nachwuchs qualifiziert auszubilden.

Um daraus einen Gewinn für beide Länder zu machen, gründete das Europäische Bildungswerk für Beruf und Gesellschaft (EBG) vor zwei Jahren im slowakischen Brezno eine sozialpädagogische Akademie. Dort werden derzeit 120 Schüler zu Pflegern, Erziehern und Sozialarbeitern auch für deutsche Pflegeheime ausgebildet.

«Wir werben damit, dass die Absolventen später in Deutschland arbeiten können», sagte EBG-Projektleiterin Christa Kunze. Die Akademie wird komplett vom slowakischen Staat finanziert, gelehrt wird überwiegend nach nationalem Curriculum. Ein Drittel des Lehrplans kann die Akademie jedoch selbst gestalten.

Um die Schüler für den deutschen Markt zu qualifizieren, werden zusätzlich medizinische Inhalte vermittelt, die auch Bestandteil der deutschen Ausbildung sind. Dazu lernen alle Schüler von Anfang an Deutsch und absolvieren im dritten Jahr ein Praktikum in Deutschland, das ihnen das EBG vermittelt. Mit der Ausbildung erwerben die Absolventen gleichzeitig das Abitur, sodass sie später auch in Deutschland studieren können.)»

Die Frage sei gestattet: Wie lange dauert die dargestellte Win-Win-Situation?

Als ob kranke Menschen nur noch ein Produktionsfaktor wären…

Die Berater kommen – jeder auf seine Weise:

Management by Helikopter: Schnell eintreffen, viel Staub aufwirbeln und schnell wieder verschwinden. 

«(…) Die Gesundheitsbranche ist Deutschlands Arbeitgeber Nummer eins. Und laut der McKinsey-Studie «Deutschland 2020» könnte der Sektor ein noch stärkerer Wachstumsmotor werden. Das Gesundheitssystem aber krankt: Deswegen sollen Versicherte mehr Leistungen selber bezahlen, empfehlen die Berater. Mehr in WELT ONLINE: … Wie die Gesundheitsbranche Jobmaschine wird…

 
«(…) Den größten Handlungsbedarf sieht McKinsey bei der Finanzierung des öffentlichen Gesundheitssystems. Um das Kostenproblem zu lösen, fordert die Beraterfirma dem Bericht zufolge unter anderem, die Bürger bei der Finanzierung ihrer Gesundheit stärker als bislang in die Pflicht zu nehmen. …)»

Die Bürger werden «in die Pflicht» genommen. Sie müssen dafür sorgen, dass Spitaldirektoren und Chefärzte Gehälter bekommen, wie sie in der Finanzbranche üblich sind. Die ethischen Aspekte des Respekts und des Wohlwollens der Gesellschaft gegenüber den kranken Menschen wird der Gewinnmaximierung geopfert. In einer Zeit, wo selbst Wissen nur noch als Ware begriffen wird, wird selbst der Mensch auf eine «Ware» reduziert.

Management by Cowboy: Alles abgrasen und dann weiterziehen.

McKinsey & Co betreiben nichts anderes als einen Berater-Kapitalismus. Ziel ist die Wertschöpfung. Die Organisation dafür könnte gut und gerne solcher von organisierter Kriminalität entliehen sein. Ziel ist nicht die Optimierung der Abläufe, der Produktion. Ziel ist die gewaltsame Kontrolle der Wertabschöpfung. Dies erfordert ein grosszügiger Ausbau dieser Kontrolle.

Management by Zitronenpresse: Mit genügend Druck lässt sich immer noch etwas mehr heraus holen. 

Die von den Beratern empfohlenen und eingeführten Kontroll- und Überwachungsmassnahmen führen zu grossem Druck auf die Arbeitnehmenden. Die Beratungs- und Überwachungskosten werden erhöht, um die Löhne der Arbeitnehmenden effektiv zu senken (zu drücken!)! Man wird zwar insgesamt mehr Leute beschäftigen. Doch wenn damit erreicht wird, dass der Lohn auf den Ausgangslohn wesentlich gesenkt werden kann, z.B. 35% und die «Aufseher» auch auch nur 35% der Arbeitnehmenden bekämen, hätte man 17,5% Lohnkosten gespart – die Berater leben gut dabei!.

Es wird flachen Hierarchien das Wort geredet, während gleichzeitig Berater überhand nehmen! Den Eindruck, es gelte: «Bürokratie ist schlecht, mehr davon ist besser», wird man kaum los! Und hat ein Beraterteam die Ziele verfehlt, kommt das nächste, die Klinke ist noch warm. Man spricht einfach nicht darüber…

Zu Ende gedacht: Die Bürger kommen vermehrt unter den Einfluss einer imperialen Dienstleistungsökonomie. Diese garantiert Wertschöpfung (für wen?). Lobbyisten, Marketingspezialisten, Anwälte, die ganze Beraterindustrie – das sind die modernen Wachstumsgebiete!

Was kaum gesagt wird: Was die Berater schon alles verbockt haben, kommt in keiner Rechnung zum Ausdruck. Aber hin und wieder merken es auch die Dümmsten! Die Swissair wurde buchstäblich bis in den Bach hinunter beraten. Griechenland liess sich bis zum RUIN beraten. Dabei stand die amerikanische Bank Goldmann & Sachs der griechischen Regierung Pate, als es darum ging, die Bilanz zu «tunen» (frisieren). Die Finanzwelt hat es einmal mehr geschafft, eine Krise herauf zu beschwören, die letztlich die Bürger treffen.

Für die Schweiz hat dies wohl sehr einschneidende Auswirkungen. Im Gesundheitswesen zeichnet sich wie in anderen Wirtschaftszweigen vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung (Überalterung) ebenfalls ein Fachkräftemangel ab. Zu einem Teil ist dieser sogar selbst verursacht. In den Pflegeberufen hat man die höchste Stufe im sekundären Niveau (Diplomniveau II) ohne weiteren Massnahmen in das terziäre Niveau angehoben.  Fachleute welche mit der AKP-Ausbildung (3- oder 4-jährig!) und der Aneignung der «Fünf Funktionen» Anspruch auf das Diplomniveau II hatten, sind nun im terziären Niveau mit der Bezeichnung HF, Höhere Fachausbildung, anzutreffen. Wem man Status gibt, der verlangt diesen auch. Inzwischen sind sich viele im Klaren, dass die dreijährige Ausbildung zur Fachangestellten Gesundheit jene der DII nicht abzudecken vermögen. Nach wie vor fehlen Schulen, die genügend HF ausbilden und jene die DII anboten, sind inzwischen geschlossen worden. Versorgungsknappheit ist momentan «nur» regional zu beklagen und die Überlastung des Personals hält sich (noch) in Grenzen. Der Subventionstopf und der Futtertrog des Staates stellen «noch» unversiegbare Quellen dar. Sie werden dauernd übernutzt. Möglich ist dies u.a., weil noch immer Vertragszwang mit den Krankenkassen herrscht, alle von Wettbewerb reden, wo es diesen gar nicht gibt. Die Schweiz leistet sich eine der höchsten Ärztedichte weltweit. Allerdings zeigen Abnützungserscheinungen auf, dass auf eine Grenze hin gesteuert wird. Bis 2020, glaubt man den Wahrsagern, werden bis 80’000 Pflegekräfte zu suchen sein. Allein 60’000 davon werden in Pension gehen – keine Kleinigkeit!
«(…) Erhält in der Schweiz ein Arzt die Zulassung für eine Arztpraxis, müssen die Krankenkassen mit ihm abrechnen, egal ob er nun billig oder teuer behandelt. … Würde der Vertragszwang für Krankenkassen aufgehoben, könnten die Kassen selbst entscheiden, mit welchen Ärzten sie zusammenarbeiten wollen. …)»
Aufhebung des Vertragszwangs: dafür fehlt der Mut und wo dieser vorhanden wäre, wird er durch Lobbyisten abgewürgt.
 
Anstelle des Vertragszwangs sollte mehr in Qualität investiert werden.
 
41 medizinische Behandlungsfehler
Die Zahl scheint gering zu sein. Aber in Relation zur Stichprobe von 81 sind dies 50.6%! Man ist sich einig. Der Mensch ist keine Maschine. Doch eine Ausschussquote von über 50%, ermittelt mittels statistischer Methoden, würde auf dem Markt, in der Produktion und im Handel eine Rücksendung an den Absender bedeuten (Lieferant, Hersteller, …).
Bei der Stichprobe handelt es sich um eine Teilmenge einer Grundgesamtheit. Schon die  Zündhölzli-Fabrikanten wussten, dass er keine Vollkontrolle des Produkts vor der Auslieferung geben konnte –  jedes einzelne hätte probiert müssen…!

 

(sda) · Im Jahr 2010 hat die aussergerichtliche Gutachterstelle der FMH bei 41 von 81 überprüften Fällen Behandlungsfehler festgestellt. In etwas mehr als der Hälfte dieser 41 Fälle wurde ein Zusammenhang zwischen dem Fehler und einem Gesundheitsschaden festgestellt. Bei den anderen Fällen wurde zwar ein Fehler bei der Diagnose oder der Behandlung entdeckt. Er führte jedoch nicht oder nicht zwingend zu einem Gesundheitsschaden, wie aus dem Jahresbericht der FMH-Gutachterstelle hervorgeht, der in der neuen «Ärztezeitung» publiziert ist. (gefunden in der NZZ v. 23. 06. 11)

Da die Kontrollfunktion eine eindeutige Führungsfunktion ist, scheint es Führungesprobleme zu geben! Jeder Chef kann Arzt sein, aber nicht jeder Arzt Chef, obwohl man oft den Eindruck hat!
 
Zurück zu den Pflegeberufen! Das Dilemma: Die Ausbildungsstätten werden den Bedarf nicht abzudecken vermögen. Und, der Zustrom aus dem Norden, wo man sich bisher bequem eindecken konnte, wird drastisch zurück gehen. Man wird ausweichen müssen. Das hat wenigstens den Vorteil, dass nicht mehr nur eine Nation bevorzugt wird, und andere auf eine Art diskriminiert werden!
 
Handeln bevor der Notstand entsteht! – Mögliche Massnahmen:
  • Teilzeitpensen erhöhen (50% als unterstes Minimum)
  • Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Abschaffung, allenfalls massive Reduktion der geteilten Dienste besonders in der Pflege
  • Mittels geeigneter Massnahmen, die Personalerhaltung fördern.
  • Arbeitsabläufe optimieren
  • Führungskompetenz erhöhen
  • Erhöhung der Berufsverweildauer durch erhöhte Attraktivität! Wer über das Pensionierungsalter hinaus arbeiten will, dem soll dies unkompliziert ermöglicht werden! 
  • Erhöhung des Erwerbsvolumens (Erwerbstätigenquote, Beschäftigungsgrad, Erwerbsunterbrüche von Müttern) der ausgebildeten Pflegefachkräfte 
  • Koordination von Ausbildungen (alle Betriebe beteiligen sich an den Ausbildungskosten, Vermeidung von «Trittbrettfahrern», bedeutet, auch die privaten Unternehmen an der Ausbildung zu beteiligen).
  • Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf speziell für Frauen
  • Erhöhung der Anzahl auszubildender Pflegefachkräfte  => siehe auch Medienmitteilung: Nationaler Versorgungsbericht für die Gesundheitsberufe veröffentlicht, 11.12.2009
  • Das wichtigste aber muss sich die Führung verinnern: Nur gesunde Arbeitnehmer sind leistungsfähig. Respekt vor den Mitarbeitenden und das echte Interesse an Ihnen muss täglich gelebt werden.
  • Fluktuation auswerten und dem Kader periodisch vorlegen. Ziel: tiefere Fluktuation
  • Hauptpunkt: Gesamtreorganisation des Gesundheitswesens
  • mehr Ausbildung im eigenen Land, weniger Fachkräfte-Importe = weniger Völkerwanderung!
  • Mehr kompetente Führung, weniger Berater
  • Dem Volk sei nahe gelegt: gesund leben!
Was für die Schweiz und für Deutschland gilt, ist auch für Europa gültig! => Europa droht Personalmangel im Gesundheitswesen > Kleine Zeitung
 
Es scheint, dass die Strategien von einigen Tausend EURES-Beratern umgestellt werden muss. Anstatt die totale Mobilität, also eine moderne Völkerwanderung zu steuern, um europapolitischer Personenfreizügigkeit das Wort zu reden, werden die Anstrengungen dahin zu leiten sein, eigenes (inländisches) Humankapital nicht zu verschleudern. Denn dies würde Schädigung der eigenen Volkswirtschaft bedeuten! Betroffen vom Vorwurf wären dann zumal Institutionen wie die Zentrale Arbeitsvermittlung in Deutschland.
 
Es kommen weitere Kosten auf die Bürger zu: Die Politikerin Ruth Humbel meinte wörtlich, der geringere Administrativaufwand allein rechtfertige die Erhöhung der Krankenkassen. Ausserdem müssem man sich an weiter steigende Prämien und Gesundheitskosten gewöhnen… Kinderlose sollen Kinderprämie bezahlen. Kosten sollen die Verursacher bezahlen! Die Lobbyistin verlangt höhere Prämien für vereinfachte Abläufe! Das ist doch eine dreiste Frechheit!
 
Nun, die Hausärzte legen Lohnforderung auf den Tisch. Das kann man sogar nachvollziehen. Der Bundesrat geht aber davon aus, dass dem Bürger dafür das nötige Geld aufbringen werden! Wenn die Hausärzte im Vergleich zu ihren Kollegen an den Kliniken zu schlecht wegkommen, wäre auch die Frage angebracht, ob diese in den Kliniken nicht zu gut wegkommen! Anstatt, wie es in der Industrie dauernd passiert, die Betriebe auf Effizienz zu trimmen, zieren Forderungen an die Finanzen den politischen Himmel. Der Bundesrat wäre gut beraten, die Angelegenheit unter dem Aspekt der Kostenneutralität zu behandeln, den einen etwas mehr, den anderen etwas weniger! Aber er wird sich hüten, sich mit den Ärzten  und deren Lobbyisten anzulegen.
 
Im Wahljahr melden sich Politiker für eine Lösung. Nur, mit Wollen allein ist noch gar nichts erreicht => Politiker wollen Löhne der Chefärzte halbieren.
Und jetzt ist auch noch der Ständerat umgekippt! Die zusätzliche Belastung trifft den Prämienzahler, weniger den Steuerzahler!
«(…) BERN – Im Einklang mit dem Nationalrat hat der Ständerat am Mittwoch (15.6.11) seine eigene Vorlage gegen den befürchteten Prämienschub wegen der neuen Spitalfinanzierung beerdigt. Einmal mehr kritisierte er aber die Kantone, die Lasten zugunsten der Steuerzahler verschieben. …)» => mehr
Ein Advokat des Teufels würde es etwa so sehen: Es scheint, dass  sich niemand an den grossen Brocken «Gesundheit» wagt. Und es scheint, dass Umverteilen wichtiger ist, als nachhaltige Massnahmen. Es werden Neuerungen eingeführt, die mehr als die bisherigen kosten! Niemand weiss, ob die Volksgesundheit dadurch besser wird!  Die Spitalfinanzierung, die Finanzierung der Pflege und DRG, alles führt zu mehr Kosten. Von der Industrie ist man sich gewohnt, dass Kosten minimiert werden. Etwas böse ausgedrückt: Müsste das Gesundheitswesen Autos bauen, wäre dies der beste Beitrag an den Umweltschutz. Die Autos würden nämlich so teuer, dass sich kaum jemand ein solches leisten könnte.
 
Definition: Arzt „= Jemand, der für das kassiert, was Gott geheilt hat.“ (Zitate: aus Spanien) Daraus folgt: Würden die Leistungen, welche die Selbstheilung betreffen von den Gesamtkosten abgezogen, hätten wir ein schlankes, effizientes Gesundheitswesen.
 
Das Gesundheits- und Sozialwesen gleichen einem Ballon respektive einer Blase. Ballone brauchen bis zur Landung einen bestimmtem Anteil an Ballst. ist dies nicht der Fall wirds schwierig! Blasen haben die Eigenschaft, dass sie gelegentlich platzen. Die Blase Gesunheitswesen ist dank staatlicher Unterstützung relativ robust. In den letzten drei Jahren sind Gesundheits- und Sozialwesen um fast 50’000 Stellen gewachsen! Eine stattliche Zahl! Das Gesundheitswesen alleine beschäftigt mehr als eine halbe Million Menschen! Es macht nicht den Anschein, dass der medizinische Fortschritt arbeitssparend wirkt! Man gibt vor, dass die zunehmende Alterung mehr Personal verlange. Nimmt man sich aber die Mühe, den Zuwachs zu analysieren, so wird der Hauptanteil in der wachsenden Bürokratie zu finden sein!
Zur Anschauung: Wenn zwei Spitäler fusionieren oder wenigstens so tun als ob, dann werden Ressourcen frei gelegt. Es wird nur noch ein Direktor, eine Leitung, ein Ökonom, ein Rettungsdienst (mit doppelt so vielen Leuten…!) usw. benötigt. In der Folge wird im Pflegbereich eine ganze Station geschlossen. Wer glaubt, dass die Räumlichkeiten ausgeräumt und quasi hermetisch abgeriegelt werden, der sieht sich getäuscht. Kaum sind die Betten entfernt, übernimmt die Bürokratie den freien Boden. Plötzlich sind Schreibstuben entstanden, dass einen das Gefühl beschleicht, man befinde sich in einer staatlichen Tintenburg!
Wer als Schulabgänger Medizin studieren will sieht sich zwei Hürden gegenüber: dem Numerus clausus und den importierten Medizinern aus dem Ausland. Es ist kurzfristig kostengünstiger, im Ausland zu rekrutieren, als im Inland selber auszubilden! Ist dies nicht absurd?
Im Gesundheitswesen wird viel von Markt, Wettbewerb und von gesunder Konkurrenz geredet. Je mehr davon geredet wird, umso weniger ist davon vorhanden! Warum? Nun, die viel gepriesene freie Marktwirtschaft ist eine Fata Morgana, die die Köpfe täuscht. Die Realität entspricht einer perfektionierten Planwirtschaft. Am Ende der Rechnungsperioden deckt der Staat das Defizit. Einige machen es ganz schlau. Sie berechnen zuerst alle Kosten und alle Wünsche. Dann schlagen sie noch eine Sicherheitsmarge drauf. Nun wird ein «Globalbudget» ausgehandelt. Wird dieses unterschritten, darf über einen Teil des «Gewinns» selber verfügt werden. Da das zu erwartende Defizit schon eigerechnet ist, wird keines ausgewiesen werden müssen. So hat der Staat im Voraus den Fehlbetrag finanziert. Wen wunderts, wenn die Prämien für die Krankenkassen dauernd überproportional zur Teuereung und zur BIP-Entwicklung ansteigen? Jene die an den Hebeln sitzen tun deswegen nichts dagegen, weil sie sich selebr einschränken müssten. So lässt man dem Raubzug auf die Prämienzahler einfach freien Lauf.
 
Viele in der Industrie und im Dienstleitungssektor tätigen arbeitslos gewordene Betriebsberater, Organisationsberater und -entwickler haben längst das Gesundheitswesen entdeckt. Sie wenden ihre zum Teil fragwürdigen Methoden hier an. Nach aussen sichtbar, heben sie die Patienten zu Kunden umbenannt. Kundenbetreuung, Kundengewinnung, Kundenbindung … sind nun Begriffe, die sich vermehrt verbreiten. Nur ist ein Patient kein Kunde! Der Kunde kann den Lieferanten selber auswählen. Der Patient kann dies nur beschränkt. Der Kunde kann die Leistungen aushandeln, der Patient kann dies nicht. Der Kunde kann um den Preis feilschen oder einen Rabatt aushandeln, der Patient kann es nicht. Der Kunde kann ein Erzeugnis oder ein Produkt zurück geben, wenn die Qualität nicht stimmt. Der Patient kann dies nicht. Es versuche jemand der pro Jahr für über 10’000 Franken Medikamente benötigt, einen Mengenrabatt zu bekommen! Berater, die ihr Unwesen in der Finanzbranche oder in der Industrie trieben, sind im Gesundheitswesen meist an der falschen Adresse – deshalb, weil sie die Materie nicht verstehen.
 
Tagesanzeiger, 7. Apr. 2011 Die neue Spitalfinanzierung bringt für den Kanton Mehrkosten von 255 Millionen Franken pro Jahr. Mit einer Steuerfusserhöhung von 5 Prozent könnte das aufgefangen werden. Doch SVP, FDP und GLP winken ab. mehr =>  …Regierung will Steuern erhöhen…
 
Tagesanzeiger, 29. 4. 11 … Die Gesundheitskosten sind im Jahr 2009 auf 61 Milliarden Franken gestiegen – 4,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Pro Einwohner sind das monatlich 653 Franken. Nach Angaben des Bundesamts für Statistik machten die Gesundheitskosten ganze 11,4 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) aus – so viel wie noch nie zuvor. mehr =>So teuer ist das Schweizer Gesundheitswesen ….
und dann noch dies: Pflegende prangern Zustände in Spitälern an In einem Schwarzbuch sprechen Spitalangestellte von prekären Arbeitsbedingungen. Dies kann sogar nachvollzogen werden. Schliesslich ist es nicht neu, dass der Druck nach unten durchgereicht wird. Einmal mehr beissen die Hunde die Letzten.
 
Ungemach kommt noch von ganz anderer Seite: Das Gesundheitswesen der Schweiz scheint von den Mitgliedern der Krankenkassen und der öffentlichen Hand derart gut finanziert zu sein, dass es falsche Anreize schafft. => Der Spital-Chef, der mehr als der Gesundheitsminister verdient 
«(…) Die Hirslanden-Gruppe verteidigt gegenüber der «SonntagsZeitung» das hohe Salär ihres Direktors. Es entspreche marktüblichen Konditionen für vergleichbare Unternehmen auf internationalem Niveau, sagt Sprecherin Alenke Ambroz. So stehe Wiesinger 14 Kliniken vor, die über eine Milliarde umsetzen würden.  …)»
Hirslanden – Der Vergleich mit dem internationalen Niveau kennt man von der Finanzbranche. Der Direktor könnte den Versuch machen und sich im Ausland bewerben. Vielleicht würde er seinen Marktwert sehr schnell erkennen! In den 27 EU-Staaten fiele er nirgends auf rosigen Boden! Er könnte die Tour z.B. in Rumänien, Litauen oder Bulgarien starten.
 
Ungemach wird wohl auch von der Einführung von DRG kommen. Die Erfahrungen aus Deutschland zeigte, dass der Druck auf das Pflegepersonal massiv erhöht wurde. Kein Wunder, denn es wurden ca 30’000 Pflegefachleute abgebaut worden!
 
Einmal mehr ist in der Schweiz alles anders, hört man auf die Befürworter. Kritiker allerdings reden von einem «gesundheitspolitischem Bevölkerungs-Experiment», so Christian Hess, Chefarzt Innere Medizin am Spital Affoltern.  Mehr: «Arena»: …Führen Fallpauschalen zu «blutigen Entlassungen»?…
 
Die Baselbieter Regierung rechnet aufgrund der neuen Spitalfinanzierung mit rund 90 Millionen Franken Mehrkosten für den Kanton pro Jahr. => Badische Zeitung: …Teure Gesundheit…
 
Zitate: „Der beste Arzt ist die Natur, denn sie heilt nicht nur viele Leiden, sondern spricht auch nie schlecht von einem Kollegen.“
Ernst Ferdinand Sauerbruch (1875-1951), dt. Chirurg  
 
„Der Arzt hat in den Augen des Kranken ein dreifaches Gesicht: das eines Engels, wenn er ans Krankenbett tritt, das eines Gottes, wenn er geholfen hat, und das eines Teufels, wenn er die Rechnung schickt.“
Ernst Ludwig Heim, dt. Mediziner 
 
Aus dem personalblog:

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Das Finanzblog von Stephan Marti wird wärmstens empfohlen!


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