Moral und Ethik


Wir haben alle an der Schöpfung teil,
Wir alle sind Könige, Dichter, Musiker…
Man braucht uns nur wie Lotosblumen zu öffnen,
um zu entdecken, was in uns liegt

Henry Miller
 
Moral ist eine Erfindung als Machtmittel der Herrschenden in einer Gesellschaft. Wenige bestimmen darüber, was mehrere zu tun haben. Damit sind sie berechen- und manipulierbarbar. Moral ist das, was man in der Kindheit (als Mittel zum Zweck) eingeimpft bekommen hat (aufgezwungene, konfessionelle Gebote). „Du sollst nicht…“, „ Du darfst nicht…“ … «Gehirnpicker» („Eltern-Ich“), Laufhilfen für moralische «Gofen» – obrigkeitsgläubige Moral, die allerdings mit dem Gewissen nichts gemein hat.
 

Heinrich Himmler (Wikipedia) – hat am 4. Oktober 1943 in Posen hohen SS-Führern erklärt: «Wir hatten das moralische Recht, wir hatten die moralische Pflicht gegenüber unserem Volk, dieses Volk, das uns umbringen wollte, umzubringen.» Es ging in seiner Rede um die «Ausrottung des jüdischen Volkes». Er sprach jene an, die von der Massenvernichtung wussten und beteuerte, dass das Durchhalten angesichts der Leichenberge eine besondere Leistung gewesen wäre und das Besondere daran, dass dabei der Anstand gewahrt wurde. Dies sei ein «niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte». Pervertierte Vorstellung von Moral? Biologie und Rassenlehre contra nationalsozialistische Ideologie? Waren «Ehre, Treue, Kameradschaft und Schande ernst zu nehmen?

 
Wie würden wohl Palestinenser über Moral sinnieren oder etwa Nordkoreaner?

  • Wer meint, Moral diene der Selbsterhaltung, der versucht die Rücksichtslosigkeit mittels dem „Recht des Stärkeren“ zu legitimieren (faschistische Moral)!
  • Wer meint, Moral diene der sozialen Arterhaltung, der vernachlässigt, dass Zweckinteressen nicht die Basis eines objektiven, ethischen Gewissens sind. (kommunistische Ideologie)
  • Wer glaubt, Moral sei vererbt, versucht diese zu objektivieren um der vermuteten objektiven Ethik einen Anstrich zu geben.
  • Wenn nihilistische Antimoral annimmt, diese bestehe nur aus subjektiven, willkürlichen Verhaltensregeln, dann ignoriert sie die „übliche Moral“ und das und das objektive Gewissen.
  • Wer meint, das Verhalten sei das Ergebnis unwillkürlicher Aneinanderreihung von Reaktionen wie nach einem Kausalgesetz, der erklärt jede Moral und jede Ethik als nicht notwendig.
  • Würde eine Moral ohne jeglichen Missbrauch allein auf das gesetzmässige Gewissen beschränken, dann wären moralische Empfehlungen nützliche Wegweiser zu einem guten Leben.
Man kann die Begründung für ethisches Verhalten in einem natürlichen, innewohnenden «Gespür» bzw. Gefühl sehen. Jeder normale Mensch hat es. Es strebt nach harmonischem Ausgleich, ähnlich wie der Aufrichtmechanismus den künstlichen Horizont, ein äusserst wichtiges Fluginstrument, stabilisiert damit der Pilot das Flugzeug ohne Sicht in der Normallage halten kann. Oder etwas einfacher, ähnlich wie ein Danfossventil, welches die Temperatur der Radiatoren automatisch regelt. Um einen anderen Menschen nicht zu töten, braucht es für as einzelne Individuum weder ein Gesetz, noch ein (moralisches) Gebot! Gesetze braucht es allerdings für die nicht normalen Menschen. Wie lebt es sich denn ohne konfessionelles Korsett und gesellschaftlicher Moral? Was soll erfüllt sein, damit man leben kann, um sich wohl zu fühlen? Eine mögliche Antwort liegt in dem was folgt:

Die inneren Gefühle im Lot und in der Balance

  • Innerlich frei von Zwängen (politisch, parteilich, konfessionell, ideologisch, gesellschaftlich….), frei von Konventionen, frei von äusserem materiellen Wert, frei von missbrauchter Moral, unabhängig, frei in der Entscheidung, das zu wählen, was für sich am besten ist und am meisten Spass macht. Neben Wünschen und Ansprüchen kann man auch verzichten.
  • Vertrauen in sich und seine Kraft und Fähigkeiten. Man strenge sich an um das leisten zu können was man möchte.
  • Respekt, Achtung vor sich selber. Sich so verhalten und so handeln, dass es der ehrlichen Überzeugung entspricht (nach meinem besten Wissen und Gewissen). So fühlt man sich echt.
  • Innerlich Zufrieden durch eigene Autonomie. Es genügt, was die Situation und was die Beziehung zu bieten hat. Fordern, verzichten oder hergeben wie es die Situation verlangt. Man ordnet sich ein, jedoch nicht unter, ist bescheiden, friedliebend und fürsorgend. Man lebt nicht in der Leere; lebt in der Gegenwart und respektiert die Realität

Daraus ergeben sich:

1. Gerecht sein verlangt Entscheidungen nach eigener Überzeugung und bescheidene Einordnung in die Möglichkeiten. Ernsthaftigkeit ist die Folge
2. Aufgeschlossen sein bedeutet, gesundes Selbstvertrauen zu haben und sich frei und unabhängig zu fühlen. Heiterkeit ist das Ergebnis.
3. Toleranz will, dass man sich bescheiden einordnet, frei und unabhängig ist. So ist man unbelastet.
4. Verantwortung erwartet Entscheidungen aus ehrlicher Überzeugung und Selbstvertrauen. Selbstsicherheit ist das Resultat.
5. Aufrichtigkeit setzt Unabhängigkeit und ehrliche Überzeugung voraus. Selbständigkeit ist «Ich-Norm»
6. Gütiges Wohl-wollen setzt Bescheidenheit und Selbstvertrauen voraus. So kann man Zufriedenheit erfahren.
Wer an einem Ethikseminar teilnimmt und später als «Hausbanker im Investmentbereich» den Kunden den Wölfen zum Frass vorwirft, der verwechselt Ethik mit Ideologie und Machtgebahren.


Orte der Kraft


Orte der Kraft – Orte mit besonderer »Ausstrahlung« -. Sie sollen im Zusammenspiel von besonderen Quellen und Kraftlinien zu finden sein. Wer sie findet, respektive wer sich in deren Einflussbereich aufhält, soll tiefe Ruhe, heilende Kräfte, aufbauende Energien, und gar Kontakt mit dem Göttlichen finden.
Es wird viel über Orte der Kraft gesprochen. Oberflächlich gewinnt man den Eindruck, dass sich der Tourismus und religiöse Institutionen sowie Pendler, «Wasserschmöcker» und Co besonderen Nutzen daraus versprechen. Wenn ich schon dabei bin, erwähne ich ein Tourismus-Beispiel aus unmittelbarer Nähe: Flüeli-Ranft. Feste Analysenmethoden und Messinstrumente, um die Energiewerte zu messen, gibt es allerdings keine.

Die Wirkungseinheit zur Darstellung der «feinstofflichen Energie» nennt sich  Boviseinheit.
Folgt man den Orten, die Blanche Merz in ihrem Buch «Orte der Kraft in der Schweiz» erwähnt, lernt man die Schweiz von einer ganz anderen Seite kennen. So gesehen, «wirken die Kräfte in positivem Sinn».

Die subjektiven «Biophysikalischen Messwerte der vibratorischen Qualität» will man mittels einem Szintillationszählers objektiviert bzw. bestätigt haben. Aber das sogenannte Biometer soll nach wie vor eine der besten Methoden sein, um die globale vibratorische Qualität eines Ortes anzugeben. Die Methode setzt Fragezeichen, wird doch ein radiästhetisches Pendel eingesetzt, das zu subjektiven Ergebnissen führen muss, weil der Mensch als empfindlichster Bestandteil des «Messinstrumentes» ist.

Will man die «Kraft» selber erfahren und begibt man sich an einen «Kraftort», z.B. in die Kirche von St. Urban, so empfinde ich selbst unter «blauen Uhr», wo 24’000 Boviseinheiten wirken sollen, nicht mehr «Andacht», als an einem anderen Ort der Kirche, wo «nur 15’000 Einheiten wirken sollen oder in einer kleinen Waldkapelle, wo noch niemand nach Boviseinheiten gemessen hat (Blanche Merz, Orte der Kraft in der Schweiz).

Wenn ich abends auf meinem Balkon die Ruhe geniesse, dann kann ich das gleiche «Gefühl» entwickeln.

Das Feinstoffliche scheint mir zum Grobstofflichen so verschieden zu sein, wie sich das Kunstwerk eines Steinhauers vom Gesteinsbrocken unterscheidet, aus dem es hervorgegangen ist.

«(…) Baut man ein Kunstwerk wie eine Falle, die man mit ihm stellt? Der Fang ist von anderer Beschaffenheit als die Falle. Seht den Erbbauer von Kathedralen: er hat Steine verwandt und Schweigen mit ihnen geschaffen.)» Antoine de Saint Exupéry

Die «Kräfte» an den speziellen Kraftorten können physikalisch ebensowenig nachgewiesen werden wie die Seele oder das universal wirkende Harmoniegesetz in uns. Es finden sich jedoch Gründe zur Annahme der Existenz einer Seele und eines Harmoniegesetzes. Warum sollten Kraftlinien, Kraftorte, «Wasseradern» usw. reine Fiktion sein? Sollte des alles «hockus pockus» sein, dann ist immerhin der Unterhaltungswert beachtenswert.

Schon im alten China soll die Geomantie bekannt gewesen sein. Die Kelten sollen schon von der Wirkung von Kraftorten gewusst haben. Sie richteten dort ihre Kultstätten ein. In England kennt man die tellurischen Kraftlinien, die Ley-lines. Die Alten wussten auch von so genannten Menhiren. Und 1960 hat Dr. Hartmann in Deutschland das «Hartmanngitter» entdeckt.


Braucht die Presse Blogger?


Braucht die Presse Blogger? So wurde gefragt. Die Presse braucht sie vielleicht nicht. Sie ist sowieso weitestgehend «gleichgeschaltet». Die Profis unter den Journalisten und Medienschaffenden werden die Blogger nicht scheuen müssen, sofern sie nicht Mittelmass bleiben.
Der freie Journalismus ist durch staatliche Organe beeinflusst. Und er ist auch durch die wirtschaftliche und politische Ausrichtung der Verlagskonzerne beeinflusst. Mit der Pressefreiheit ist es daher nicht zum Besten bestellt.

Die Massenmedien sind Profitmacher und Ideologieträger zugleich. Sie verbreiten Form und Inhalte, um Geld zu machen und diesem strategischen Ziel ordnen sie alles andere Gesichtspunkte unter. Gottlieb Guntern, Maskentanz der Mediokratie, S. 72.

Somit sind u.a. die Journalisten die Wasserträger in diesem System. Sie können gar nicht frei sein! «Wessen Brot ich ess›, dessen Lied ich sing»!

Die Blogger sind nicht gleichgeschaltet. Weil sie nicht am Tropf von Verlagskonzernen hängen, sind sie im Ausdruck freier.

Der Blogger (NZZ 13. 04. 07) ist kein Leserbriefschreiber, der mit Name und Wohnort zu seiner Meinung steht. Da irrlichten unruhige Geister durch die Internet-Tagebücher (Blogs) als «Wildsäuli», «Brombeere», «Elefant», Göttliche Wahrheit» oder Hoffnungsmacherin. Es werden Beichtstühle angeboten, Seelenventile geöffnet, Psychiater ums Brot gebracht. Da wird die Bibel um Kapitel und Verse ergänzt, Witziges und Aberwitziges frei daher geplaudert, druckfrisch aufgetischt und copyfree dazu: Perlen unter Schweine geworfen. Wer sich schlau macht, lesen und schreiben lernt, eine Zeitung besorgt, ruft nicht nach Blog-Genuss. So aufregend ist diese Welt auch morgen nicht.
Erwin A. Sautter-Hewitt (Zumikon), NZZ 21./22. 04. 07

Falls ein angebotener «Beichtstuhl», den «inneren Druck» eines dafür Bedürftigen normalisiert hat, war der «Beichtstuhl» doch sinnvoll. Die Barmaid, die Coiffeuse, der Pater im Beichtstuhl und der Psychiater tun ja nichts anderes. Eine direkte Gewinnabsicht ist, wenigstens bei den zwei Erstgenannten nicht auszumachen. Der letzt Genannte hingegen verdient sich jedoch eine rote Nase damit, indem er statt der Ursache auf den Grund geht, in der Vergangenheit herumstochert und Ereignisse, die zu Erlebnissen wurden, dauernd aufwärmt und so die «Krankheit» am Leben hält und von der Vergangenheit in die Gegenwart hineinzieht….

Wenn ein Psychiater wegen eines Bloggers um sein Brot gekommen sein sollte, dann ist er nicht Opfer des Bloggers, sondern der «Naturselektion», sprich einer offenbar nötigen Strukturbereinigung geworden, die auf seinem Mist gewachsen ist.

Die Ergänzung der Bibel um Kapitel und Verse ist nicht eine Erfindung der Blogger. Da haben doch die Religionen mit ihren Vertretern und die Sekten die Welt schon längst nach «Steuerzahlern» abgegrast. Beim Seelenfang sind alle Mittel recht.

Der Fang ist von anderer Beschaffenheit als die Falle. Seht den Erbauer von Kathedralen: er hat Steine verwandt und Schweigen mit ihnen geschaffen.. Antoine de Saint Exupéry, «Dem Leben einen Sinn geben», DTV, 98, S. 155

Der Aberglaube wird sorgsam gepflegt. Zwar hat Papst Benedikt nun mutig die von der Kirche geschaffene «Vorhölle» abgeschaffen. Nägel mit Köpfen wäre die Abschaffung der Hölle zugleich gewesen! Aber das kann er nicht, sonst muss das Geschäft mit der Angst neu erfunden werden und die Geldmaschinen (Fatima, Lourdes, u.sw.) würden ihren Dienst nicht mehr erfüllen.

Blogger werden ihre Wirkung zeigen, wenn sie sich nicht mittelmässig verhalten. Es gibt das Beispiel des ägyptischen Bloggers, der eingesperrt wurde. Aber, wenn sich die Blogger elitär verhalten, kreative und innovative Ideen verbreiten, dann bekommen sie politischen Gegenwind. Killerphrasen werden sie jedoch «mit Links» überstehen.


Vier-Augen-Prinzip


Wenn man über Zero Defects redet, geht man vom primitivsten Anstand, eine Arbeit fehlerfrei zu erledigen aus. Da hat mich der Finanzblogger daran erinnert, dass es im Strassenverkehr oft Situationen gebe, wo etwas mehr primitiver Anstand und fehlerfreie Erledigung der «Arbeit» von Nöten wäre.

Über vierzig Jahre aktive Fliegerei haben mich gelehrt, auf mich selber Acht zu geben. Und im Strassenverkehr, wo man sich im Gegensatz zur Fliegerei meist nur mit zwei, statt wie dort mit drei Dimensionen begnügen muss, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich zu nahe kommt, wesentlich grösser.

Mit dem Fahrstil eines Bekannten, der jeweils sehr direktiv durch die Strassen fährt, habe ich nichts am Hut! Einmal auf die Gefährlichkeit hingewiesen lautete die Antwort: «Die anderen haben auch zwei Augen im Kopf». Diese Art von Vier-Augen-Prinzip zu praktizieren könnte fatale Folge zeitigen.

Da ist es mir lieber, davon auszugehen, dass ich mich im Strassenverkehr in einer sehr komplexen Situation befinde. Und für einmal ist es besser anzunehmen, dass alles was passiert, sachlichen Abläufen folgt und, dass man an die übrigen Verkehrsteilnehmer keine hohen Ansprüche stellt. Und oft, wenn man annimmt, der andere handle auf eine bestimmte Weise, wird man vom Gegenteil überrascht. Im Cockpit, wo im Teamwork gearbeitet wird und wo die Abläufe definiert sind, ist die Anwendung des Vier-Augen-Prinzips sinnvoll. Im Strassenverkehr gelten andere Gesetze. Von Team keine Spur, jeder gegen jeden wäre schon träfer. Nach über viereinhalb Jahrzehnten ohne nennenswerten Schaden (eben habe ich ein Holz angefasst!), kann ich mit Genugtuung feststellen, das richtige Gemisch an direktivem und rezeptivem teils variabel, teils konstant, ja integrativem und separativem Verhalten gefunden zu haben. Sich selber auf die Schulter klopfen? Mit nichten! Es ist weiterhin «aufpassen» angesagt. Vorsicht sei die Mutter der Porzellankiste. Aber übertriebene Vorsicht ist ebenso schädlich wie zu wenig davon.



Kuriositäten


Wenn jemand an einer Eisenbahntransversalen z.B.: Nord-Süd wohnt, kann sie oder er oder beide gemeinsam beobachten, wie ein «Autozug» Richtung Süden fährt.
Man stelle sich vor: Ein Güterzug voller Autos der gleichen Marke, alle in weisser Farbe, werden Richtung Süden (Italien) transportiert. Vielleicht ist es wirtschaftlicher, diese Autos auf dem Schienenweg nach Italia zu bringen, als wenn die italienischen Kunden direkt in Deutschland einkaufen würden um dann selber nach Süden zu fahren. Die Sprachbarrieren und die Formalitäten würden alles komplizieren!
Eine halbe Stunde später jedoch passiert das gleiche, nur in umgekehrter Richtung und die Autos sind rot. Nun werden italienische Produkte in die Schaufenster Deutschlands verschoben.
Man stelle sich vor: Dieses Hin und Her wiederholt sich periodisch, in kurzen Abständen.
Die Frage sei gestattet: Warum fahren diese in Deutschland nicht einfach weisse und jene in Italia nicht einfach rote Autos?
Man stelle sich vor: Es würden anstatt Autos, Kühlschränke auf die gleiche Weise ausgetauscht! Anders als Autos, die sich noch im Design, ein Stück weit im Motor und den damit verbundenen Emotionen unterscheiden mögen, sind doch Kühlschränke praktisch gleich, egal aus welcher Himmelsrichtung sie kommen. Im Wesentlichen unterscheiden sich diese Geräte doch nur noch durch das Firmen-Logo. Würde der «Prozess» rationalisiert, müssten lediglich die Firmenschilder hin und her transportiert werden. Ein Schritt weiter: Man würde die Firmenschilder direkt an der Produktionsstätte für die eine, die andere oder die dritte Firma herstellen und anbringen. Die Produktionsstätte in Deutschland würde also Produkte für Bauknecht, Electrolux, Zanussi (Electrolux!) usw., herstellen und jene in Italien ebenfalls. Man würde riesige Summen an Transportkosten, viele Arbeitsplätze und viel Energie einsparen! Allein die Strassenabnützung würde drastisch reduziert. Die Umwelt würde wegen der geringeren Belastung dankbar reagieren!
Sie werden nun einwerfen, dass dadurch der Konkurrenzdruck entfallen würde und dass neue Monopole entstehen würden, die freie Marktwirtschaft (Über «Das Geschwätz von der freien Marktwirtschaft» wurde umfassend recherchiert und berichtet) gestört wäre und, dass der Rationalisierungseffekt schnell verloren ginge. Als Gegner würde ich darauf aufmerksam machen, dass es genügend Möglichkeiten für Anreize zwischen den Produktionsstätten zu schaffen gäbe.
Man stelle sich weiter vor: Täglich werden riesige Milchmengen in Deutschland eingesammelt. Dann werden sie per Lastwagen nach Griechenland transportiert um Yoghurt herzustellen. Nicht für die Griechen, sondern für die Deutschen! Also noch ein Lastertransport zurück! Und ob alle Transportfahrzeuge immer voll ausgelastet sind?
Und wenn jemand eine Menge an Schrauben, Muttern oder sonstigen Einzelteilen zu konfektionieren bzw. weiter zu verarbeiten (veredeln) hat, dann scheut er keine Distanz, wenn er einen billigeren Produzenten findet! Halbfabrikate werden so durch halb oder ganz Europa hin und her verschoben. Warum ist so was möglich?

  • Rohstoffe und Energieträger werden zum Tarif «Null» ausgebeutet
  • Der Verbrauch an Erdöl, Kohle und Uran belastet die Umwelt, deren Kosten die späteren Generationen zu bezahlen haben Man denke, dass Atommüll die nächsten paar hundert tausend Jahre gehütet werden muss! Zum Vergleich: die Eidgenossenschaft ist gerade mal 716 Jahre alt… !
  • Die Transportkosten auf Schiene Strasse, Meer und in der Luft sind subventioniert – zum Nutzen des Welthandels, zum Schaden des einheimischen Gewerbes!
  • Grossrisiken bezahlt das Volk! Ein AKW haftet lediglich für eine Mia Franken! Demgegenüber wären bei einem GAU, Kosten in der Grössenordnung von 10 tausend Milliarden Franken zu erwarten
  • Unternehmer haften «nur» mit dem Aktienkapital. Es wäre besser, sie würden für den mutmasslich möglichen Schaden haften und sich dafür versichern müssen!

Nun: die Transporte sind indirekt subventioniert (z.B.: die Versicherungsprämien für mögliche Schäden sind zu tief, die Energie ist zu billig, weil natürliche Ressourcen ohne Erneuerungsaspekt abgebaut werden, die Bahnkosten werden nicht voll gedeckt, weil die Kosten politisch festgelegt sind, KKW-Strom ist zu billig, weil die Entsorgung der strahlenden Abfälle nicht auf den Strompreis überwälzt sondern sozialisiert werden usw.)
Den Konsumenten wird also vorgemacht, dass sie zu tiefen und attraktiven Preisen einkaufen könnten. Dass die Folgekosten, bezahlt via Steuern, dieser tiefen Preise (Umweltschäden, Sozialdumping, Ausbeutung) gleich mit eingekauft werden, wird wohlweislich verschwiegen. Warum sollte man klaren Wein einschenken und den grossen Umverteilungsprozess stören? Zuviel hängt davon ab. Die Wertabschöpfer können kein Interesse daran haben, den stabilen Ast, auf dem sie sitzen selber abzusägen!

Trotz Warnungen der Wissenschaft, die Umwelt subtil zu behandeln, fahren die Autozüge weiterhin einmal in die eine, danach in die andere Richtung…

Die «Dynosaurier» in Staat, Wirtschaft, Verwaltung werden ihr «Werk» ungeachtet der Warnungen fortsetzen. Sie werden den Weg der einfachen Antworten fortsetzen. Zeit für NachhaltigeBetrachtung und entsprechende Handlung fehlt! Mögliche Auswirkungen durch Klimaveränderung, ob natürlich ausgelöst oder von Menschenhand geschaffen, lassen sich heute erahnen. Selbst der Alpinismus ist betroffen.


Über Farben


Ich erinnere mich: Als Kind war ich von den wechselnden Farben des Sees beeindruckt. Tiefes Blau bei Föhn. Grünblau, ja fast Türkisblau bei klarem Himmel oder ein dreckiges, kaltes Grau mit etwas Grün bei kühlem Nordwind und tief liegenden Wolken, beeinflussten die Gefühle.
Das Himmelblau war mir sehr sympathisch. Im Engadin empfand ich das Blau des Himmels dunkler, angenehmer. Im Schlafzimmer der Eltern hingen dunkelblaue Vorhänge. Die wirkten beruhigend. Im Wohnzimmer war die Farbe der Vorhänge ähnlich dem «gelben Ocker». Die wirkten sanft aber spontan anregend und befreiend.

Das Grün der Wiesen, von dem es reichlich gibt, interessierte mich weniger. Das Rot der Schweizer Fahne, etwa an den Dampfschiffen und Nauen angebracht hingegen, «wirkte» stark. Rote Rennautos im Würfelspiel oder die roten Würfel wurden bevorzugt.
Das Violett, welches man in Kirchen antrifft, löste etwas Geheimnisvolles aus.

Als Viertklässler machte ich an einem Zeichnungs-/ Malwettbewerb mit. Offenbar gefiel den Juroren meine Zeichnung. Allerdings waren nach deren Beurteilung die Farben etwas zu wenig kräftig. Ich sollte nachbessern. Ich zeigte das «Bild» dem Lehrer und bat um Rat. Dieser begann sofort zu korrigieren, bis die Zeichnung überhaupt nicht mehr meinen Vorstellungen entsprach. Zu Hause lag dann die Sache etwas zu lange herum und sie wurde kurzum im Feuerofen entsorgt…. Das war nicht sehr motivierend und den in Aussicht gestellten Preis konnte ich somit ins «Kamin schreiben». Heute bevorzuge ich vor allem helle Farben. Gelb und Rot sind die Favoriten, nimmt man ein mit etwas Gelb aufgehelltes Rot, Hellgelb, Dunkelblau und Tannengrün.

Wenn ich an Farben denke, dann fällt mir spontan ein:

  • Raben-, pech- und brandschwarz gelogen (allgemein gebrächliche Ausdrücke)
  • Le bleu de bleu, das Blaue vom Blau, pingelig auf «welsch»
  • Grün und blau geärgert (allg. gebr.)
  • Les violets (les tantes), so werden die Homos in Frankreich genannt
  • Das neue Weiss, weisser als alle bisherigen Weiss (Weiss in der Werbung)
  • Der Vorteil schwarzer Wäsche: Sie bleibt länger weiss!
  • Rotlicht (-quartier). Die «Rotlichtquartiere» sind weltweit rot! Farben wirken bei allen Menschen gleich.

Die Menschen hatten schon in frühen Zeiten das Bedürfnis, mittels Farben bleibende Werte zu schaffen, Eindrücke festzuhalten oder einfach auf sich aufmerksam zu machen.

Die alten Meister, man sehe sich die Gemäldesammlung im Palazzo Pitti in Florenz an, verfügten bereits über hervorragende Mittel und Kenntnisse um diese in in ihren Werken umzusetzen. Seit Farben in Spraydosen erhältlich sind, kommen besondere «Kunstwerke» zum Vorschein. Ich denke an die Graffiti-Künstler. Da war doch jener Jugendliche, der an bester Lage mitten in der Stadt Zürich den eindrücklichen Satz hinspritzte: «Und mich sieht keiner». Offenbar hat er von Werbung das Wesentliche verstanden! Und ich denke an den Sprayer von Zürich, Harald Nägeli, dem es gelungen ist, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Fremdes Eigentum zu beschädigen war für offenbar kein Thema, denn er beglückte ja durch seine Kunst…. Mit seinem Eigentum (Weltwoche) jedoch hielt er es anders. Man darf ja einmal von der eigenen Meinung abweichen!

Nun handelt es sich hier nicht um irgendeinen Naegeli, sondern um Harald Naegeli, den famosen «Sprayer von Zürich» – den einzigen «Fall von Kunst im öffentlichen Raum, der internationale Ausstrahlung erreicht hat» in dieser Stadt, wie Philip Ursprung, Professor für zeitgenössische Kunst an der Universität Zürich, vor einem Jahr in der Wochenzeitung schrieb.

Es ist jedoch nur Prof. Dr. Max Lüscher mittels Farben sowie seinem kategorealen Denkansatz gelungen, «die Seele zu röntgen», die Gefühlslage der psychovegetativen Emotionalität differenziert zu messen, und die psycho-somatischen Ursachen sichtbar zu machen.

 


Ziel: fehlerfreie Arbeit

Zero – Defects (Z-D); Nullfehler Management

Wer viel arbeitet, macht viele Fehler. Wer wenig arbeitet macht wenig Fehler. Wer keine Fehler macht, wird befördert. Autor unbekannt

Man sehe sich, um sich zu vergewissern, die «Überständelager» seines Betriebes an. Und man überprüfe eine längere Zeit die Entsorgung des Ausschusses (Fehlleistungen) auf Art und Menge, oder man sehe sich die Estriche oder Keller von Spitälern an, wo meist die falsch eingekauften Produkte auf den Abtransport in den Osten warten…

Wären wir alle perfekt(er), es gäbe weniger Papierkörbe, weniger Reisswölfe, weniger Ausschuss und somit weniger unnötiger Verbrauch an wertvollen Rohstoffen und Arbeit.

Vom Anstand, eine Arbeit fehlerfrei zu erledigen

Wie viele Fehler oder wieviel Ausschuss ist bei der Erledigung einer Arbeit zulässig? Flugzeuge stürzen gelegentlich ab, das falsche Bein wird amputiert, oder tot nach ärztlichem Kunstfehler, Autos stossen zusammen, Schiffe sinken und verursachen grosse Umweltschäden, ein Staudamm bricht – was ist eigentlich zulässig und wie werden Risiken vermindert?

Zitate sinngemäss nach Joseph M. Wallner:

Fehlerfrei zu arbeiten ist (trotz der Erkenntnis, dass Irren menschlich ist) keine Hexerei, sondern Frage primitiven Anstandes.
In der Industrie hat sich die sonderbare Gepflogenheit eingebürgert, dass es «zulässig» ist und als durchaus normal gilt, einen bestimmten Anteil an Ausschuss zu erzeugen, das heisst also, einen Teil seiner Arbeit aus Faulheit, Unachtsamkeit, Gleichgültigkeit usw. falsch zu machen. Wenn die Ausschussquote in den letzten Jahren auch stark zurückgeschraubt wurde, so ist es immer noch unverständliche Tatsache, dass man einem Mitarbeiter (selbst einem Facharbeiter, der viele Jahre gelernt und mehrere Prüfungen abgelegt hat) trotz seines Berufsstolzes einen gewissen Prozentsatz fehlerhafte Arbeit, die entweder kostspielige Nacharbeit verursacht oder gar verschrottet werden muss, zubilligt.

Die Aussage gilt nicht nur für den Mitarbeiter in der Produktion eines Industriebetriebes sondern generell für die Erledigung der meisten Berufstätigkeiten, vom Hofarbeiter bis zum Generaldirektor.Beispiel Gesundheitswesen Schweiz: Dieses wird Jahr um Jahr teurer und zwar wesentlich über dem nationalen Wachstum. Und die Volksgesundheit wird deswegen im Vergleich kaum besser! Offenbar treibt ein kaum steuerbares Schiff so vor sich hin nach dem Motto : «Als wir die Ziele aus den Augen verloren, verdoppelten wir die Anstrengungen» (Marc Twain)

Was würden Sie sagen, wenn die Grosszügigkeit des «Sich Irrens» einem Piloten, einem Chirurgen, oder einem Buschauffeur zu einem festgelegten Prozentsatz zugesprochen würde? Wie gerne würden Sie in ein Flugzeug steigen oder sich einer Operation unterziehen, wenn Sie wüssten, dass etwas 10% der Flugzeuge abstürzen würden und zehn Prozent aller chirurgischen Eingriffe einen tödlichen Ausgang hätten? Oder wenn man Ärztliche Kunstfehler als von Gott gegeben zu betrachten hätte (Anm.odh)

Was wäre wenn:

  • Die Ehefrau etwa 10% des Haushaltsgeldes gedankenlos verpulvert oder verliert?

  • Der Zahnarzt etwa 10% seiner Arbeiten fehlerhaft ausübt, so dass der Zahn entweder unbrauchbar würde oder dauernd schmerzen würde, gar nicht daran zu denken, dass der Zahnarzt das fadenscheinige Recht hätte, in einem bestimmten Umfang die falschen Zähne zu ziehen.

Von den Mitarbeitenden im Hausdienst bis zum Chef de Cuisine, vom Service im Restaurant bis zum Piloten verlangen wir eine Leistung, die von vorneherein fehlerfrei und perfekt ist.

Hinter keinem dieser Berufe steht eine kostspielige Fertigungsprüfung, die laufend überwachen muss, dass die Fehlerquelle den zugestandene Prozentsatz nicht überschreitet.

Wo immer im Leben man Waren oder Leistungen erwirbt, verlangt man eine einwandfreie Qualität und eine absolute Leistung.

Es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, dass der Mensch gelegentlich Irrtümern unterworfen ist; aus diesem Grunde missglückt dann ab und wann eine Operation, stürzt gelegentlich ein Flugzeug ab und manchmal im Leben irrt sich ein Oberkellner zu seinen Ungunsten. Alle an solchen Missgeschicken beteiligten Menschen haben sich jedoch von vorneherein bis zum äussersten bemüht, keine Fehler zu machen. Wenn trotzdem etwas daneben ging, so war es das Unvermeidliche, das in den Rahmen dessen fällt,, wonach der Mensch irrt, solange er strebt. Während sich einst Könige aus Verzweiflung über ihre eigene Unvollkommenheit in ihr eigenes Schwert stürzten und während Unternehmer infolge eines einzigen Fehlers oft an den Rand des Bankrotts geraten, stellt sich ein Angestellter in der Industrie mit offensichtlich stolzem Bewusstsein an seinen Arbeitsplatz, nimmt es hin, dass hinter ihm ein Fertigungsprüfer steht, der die Qualität seiner Arbeit zu prüfen und zu sortieren hat und gestattet ihm nicht einmal ein Wort der Kritik, solange der Schund, den er herstellt, einen gewissen Prozentsatz nicht überschreitet. Diese Zustände sind in verschiedenen Ländern und innerhalb der Länder in den einzelnen Unternehmungen mehr oder weniger krass, aber man ist ihnen überall begegnet, in den USA, in Europa und in Lateinamerika.

Man weiss, dass, zum Beispiel Schimpansen nicht viele Jahre, sondern oft nur wenige Wochen brauchen, um ein gewisses Kunststück zu erlernen und dass sie es dann zeitlebens nicht mehr vergessen und fast immer fehlerfrei
ausführen.

  • Warum begehen Menschen Fehler?

  • Warum muss man in der Industrie eine gewisse Ausschussquote in Kauf nehmen?

  • Warum braucht man eine kostspielige Fertigungsprüfung, wenn ein Facharbeiter, der Ausschuss produziert, genau weiss, dass ein gewisser Teil seiner Produktion unbrauchbar ist und sie trotzdem unter die brauchbaren Teile mischt?

  • Warum werden Fehler überhaupt gemacht?

Die Gründer des Z-D-Programms haben drei hauptsächliche Gründe genannt, warum Fehler überhaupt entstehen:

  1. Ungenügende Ausbildung oder mangelnde Fachkenntnisse für die auszuführende Arbeit

  2. Ungeeignete Betriebsmittel(Maschinen, Werkzeuge) oder Methoden

  3. Mangelnde Aufmerksamkeit, Interesselosigkeit

Auf die ersten beiden Punkte hat der Mitarbeiter wenig Einfluss, es ist Sache des Unternehmers, den richtigen Mitarbeiter auszuwählen (Personalselektion), ihn richtig auszubilden (Unterweisung) und ihm die notwendigen Einrichtungen und Arbeitsunterlagen zur Verfügung zu stellen.. Der Unternehmer kann Punkt drei ebenfalls dadurch beeinflussen, dass er die Qualität, die der Mitarbeiter erzeugt, massgebend bewertet, so dass sie in seinem Einkommen zum Ausdruck kommt (Leistungsprämien).
«Zero-Defects» ist lediglich ein Schlachtruf; es befasst sich nicht mit pekuniärer Vergütung. Der ZF-Gedanke rüttelt an dem Gewissen jedes Mitarbeiters und nimmt ihn beim Wort, was seinen Berufsstolz und seine berufliche Ehre anbelangt.
Auf der Tatsache, dass sich nirgendwo im Kosmos ein Lebewesen ein Recht nehmen kann, einen festgelegten Prozentsatz an unbrauchbarer Arbeit abzuliefern, beruht die Theorie des «Zero-Defects»- Programms, das sich in zahlreichen amerikanischen Industrien erfolgreich durchgesetzt hat.

Zero-Defects – Ein Schlachtruf alleine genügt nicht!

  • Die Qualität eines Erzeugnisses oder einer Dienstleistung ist stets wichtiger als je zuvor .

  • Die Kosten dieser Qualität muss so tief wie möglich sein. Ausschuss und Fehlleistungen haben keinen Platz.

  • Nur gut motivierte Mitarbeitende sind auf die Dauer leistungsbereit und qualitätsbewusst und daher bereit, die entsprechende Verantwortung am Produkt oder an der Dienstleistung zu tragen.

  • Auch Unterlieferanten müssen dem Z-D-Gedanken folgen. Man muss ihnen einfach klar machen, dass man nicht bereit ist, Geld für das Aussortieren unguter Ware zu bezahlen.

  • Motivieren ja, Gängeln (Demotivieren) nein! Nur echt motivierte Mitarbeitende sind bereit, am Karren in die gleiche Richtung zu ziehen! Fühlen sie sich manipuliert, spielen sie nicht mehr mit.

«(…) Obwohl uns die Kunstgriffe des Manipulierens immer geläufiger werden, gibt es keinen anderen, erkennbaren, geschweige denn wünschenswerten Weg zu vernünftigen menschlichen Beziehungen als den der Aufrichtigkeit, Ehrenhaftigkeit und der gegenseitigen Achtung…)» (Philip R. Kelly, American Cyanid Company)

  • Trotz «Z-D»: Fehler müssen toleriert werden, weil Irren eben menschlich ist. Wird aus Fehlern gelernt, kommt man weiter.

  • Verpönt ist es jedoch, die gleichen Fehler zu wiederholen.

  • Es versteht sich von selbst, dass auch «geistige Arbeit» dem Z-D-Konzept unterworfen sind. Da wo es noch nicht geschehen ist, werden sich auch Bürokräfte daran gewöhnen müssen, dass der Schreibtisch ein Arbeitsplatz ist – auch wenn es sich bald um einen virtuellen Arbeitsplatz handelt.

Der Mensch als Mittel. Punkt!


Wer die Credos, Betriebsideologien (-«philosophien»), Leitbilder, Unternehmensgrundsätze ….liest, findet diese Behauptung so nie. Dort steht es anders geschrieben. Z. B.:

  • «Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt»

Am Beispiel von «BEGO» lesen wir u.a.:

  • Wir handeln nach dem Prinzip: Was für das Unternehmen gut ist, ist auf Dauer auch für jeden einzelnen Mitarbeiter gut.
  • Wir achten die Würde jedes Mitarbeiters und Partners. Klarheit und Wahrheit, Toleranz und Fairneß in der Zusammenarbeit sind unsere Basis für Erfolg, Harmonie und Freude an der Arbeit.
  • Wir fördern die persönliche Entwicklung, Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und das Verantwortungsbewußtsein unserer Mitarbeiter und bauen dabei auf ihren Stärken auf: Wer fordert, der fördert.

Leitsätze werden von Zeit zu Zeit neu definiert…!

Wie sind solche Standpunkte aus der Sicht von gemobbten Mitarbeitenden zu sehen?

Wie empfinden es Entlassene, die wegen Reorganisation, aus (oft vom betroffenen Unternehmen selbst verschuldeten) wirtschaftlichen Gründen, oder aus einer «Organisationsentwicklung» (die man von aussen ins Unternehmen bringt, um die «schmutzige Arbeit» zu erledigen), abgebaut oder einfach auf die Strasse gestellt werden?

Wenn es sich um ein Mitglied des Kaders handelt, stellt man eine Begleitung durch einen Psychologen in Ausssicht, der nach der Bekanntgabe des «Todesurteils» bereits vor der Türe wartet und gar im gleichen Unternehmen angestellt ist (Kostenminimierung)!

Oder der Betrieb bietet ein kostspieliges Outplacement an. Dass dabei nicht der Mitarbeitend im Mittelpunkt steht, sondern dass es um die «Gewissensberuhigung» des Arbeitgebers geht, kann man im Firmenprospekt nachlesen. Dies wird besonders dann deutlich, wenn es sich um eine mitarbeitende Person handelt, die um die 60 Lenze zählt und wo die Statistik der Beraterfirma bezüglich Altersgruppe/ Berufsgruppe eine Erfolgsquote von gegen Null ausweist!

Nutzen für den Arbeitgeber: Anerkennung bei der verbleibenden Belegschaft für das soziale Engagement der/den Entlassenen gegenüber, Vermeidung von Imageschäden, Wahrnehmung der Kommunikation gegenüber Belegschaft, Kunden, Medien, Lieferanten und der betroffenen Branche, Erarbeitung eines Sozialplanes sowie die interne und externe Unterstützung der freigestellten Menschen. XY hilft dem Arbeitgeber, Personalprobleme bei Organisationsveränderung verantwortungsbewusst zu lösen und der freigestellten Person , sich neu auszurichten. XY gibt dem Arbeitgeber die Gewissheit und das Gefühl, der oder den entlassenen Personen eine faire Chance gegeben zu haben…
Nutzen für den Arbeitnehmer: XY hilft dem Arbeitnehmer, den Trennungsschock rascher zu überwinden. Durch die Karrierebilanz und die persönliche, berufliche Zielsetzung wird eine positive und vielleicht längst nötige Veränderung ausgelöst. Die erarbeiteten professionellen Bewerbungsunterlagen und die erlernte Kommunikationstechnik können über eine Stellensuche hinaus nutzbringend verwendet werden.

Jedes Unternehmen kann in die Lage kommen, sich von Mitarbeitenden trennen zu müssen. Die Frage ist, wie man so etwas tut oder es menschlich und sozialverträglich tut.

Die Methode mit der Brechstange: Die Konzernleitung oder der Verwaltungsrat, allenfalls ein Regierungsrat bestellt einen berühmten «Betriebssanierer». Dieser weiss, dass jeder Betrieb mit der Zeit etwas «Speck»ansetzt. Das heisst, dass man sich einen etwas zu grossen Personalkörper leistet, oft wird von einem überproportionalen «Wasserkopf» gesprochen. Nach ein paar Jahren, besonders in guten wirtschaftlichen Zeiten, kann man ohne grosse Anstrengung und ohne die Leistungsfähigkeit des Unternehmens zu schädigen, etwa 10% der Belegschaft abbauen. Das könnte das Unternehmen selber bewältigen. Aber der Sanierer wird es tun. Er ruft das Kader zusammen, informiert, dass die Firma ohne Personalabbau nicht weiter existieren könne. Der «Wasserkopf» müsse abgebaut werden. Er meint z.B., dass der nichtproduzierende Teil der Belegschaft zu reduzieren sei. In der Folge werden einige Kriterien festgelegt. Danach wird das obere Kader an die Arbeit geschickt. Es wird innert Kürze erwartet, dass eine Personalliste «IST/SOLL» vorgelegt wird. Das obere Kader wird vom unteren Kader die Namen der Personen, die zu entlassen sind innert Kürze, quasi mit dem Termin «sofort» verlangen. Abbau z.B. 15%. Danach wird die Personalabteilung die blauen Briefe (Kündigungs­schreiben) schreiben. Das Kader wird erneut aufgeboten, um die wichtige Korrespondenz in Empfang zu nehmen um diese danach sofort den Betroffenen auszuhändigen. Diese haben nichts dazu zu sagen. Sie werden lediglich informiert und vor nackte Tatsachen gestellt. Bildlich gesprochen.: während die Organisationspyramide die Spitze oben hat, steht die Informationspyramide auf dem Kopf. Deswegen entsteht dort der Eindruck vom Management by Helikopter – Jemand Fremder kommt schnell und mit viel Lärm angeflogen, wirbelt viel Staub auf und verschwindet wieder.

In einer zweiten Runde wird der Betriebssanierer auch die obere Ebene ausdünnen. Dann werden die strategischen Ziele angegangen, allenfalls auch mit neuen Leuten. Ist dieser Prozess abgeschlossen, kann der Sanierer wieder gehen, die Rechnung schreiben, «zurücklehnen» und sich auf einen neuen Auftrag konzentrieren. Seine Effizienz wird sich unter den Firmen schnell herumsprechen.

Die sozialverträgliche Methode: Am verträglichsten ist jener Weg der gar nicht beschritten werden muss. Das würde bedeuten, dass der Betrieb seine Hausaufgaben laufend ausübt. Dazu gehört auch (Fürsorgepflicht des Arbeitgebers) dafür zu sorgen, dass «Marktfähigkeit» der Mitarbeitenden jederzeit erfüllt ist.

Aber da schon viele Geschäftsleitungen sich anhören mussten, dass die Fehlentwicklung auf Ihrem Mist gewachsen ist, wird es nicht zu vermeiden sein, dass von Zeit zu Zeit neue Besen zum besseren Kehren eingesetzt werden müssen. Es gibt viele Möglichkeiten, den anspruchsvollen Weg verräglich zu gestalten:

  • Ausnützung der natürlichen Fluktuation
  • Man legt Kriterien fest:
    • Junge Mitarbeitende, mit intakten Chancen auf dem Arbeitsmarkt
    • Doppelverdiener vor Alleinverdiendende
    • Ledige vor Verheirateten und Alleinerziehenden
    • «Freiwillige» die im Rahmen der Karrierenetwicklung ihren nächsten Schritt vorziehen
    • Frühpensionierung
    • Verlängerung der Kündigungsfrist
    • Klärung von finanziellen Härtefällen
    • Klärung der Marktfähigkeit der möglich betroffenen Mitarbeitenden
  • Erarbeitung eines Sozialplanes unter Einbezug der Vertragspartner

Die «Brechstange» ist wahrscheinlich sehr effizient, geht man vom ökonomischen Prinzip aus. Sie schafft aber viel Unsicherheit und auch Leid.

Die sozialverträgliche Methode ist anspruchsvoller und dauert länger. Vermutlich ist jedoch die Akzeptanz grösser. Für die kurzfristige Steigerung des Aktienkurses an der Börse ist sie wahrscheinlich weniger geeignet, weil es zu wenig schnell geht.

Die Betriebssanierer sind so effizient und erfolgreich, dass sie selbst vor der Hölle keine Angst haben müssen. Die bereits verstorbenen Kollegen hätten dort ganze Arbeit geleistet: Es sei so gut und umfassend rationalisiert, dass man keine weiteren Sanierer mehr brauche!

 


Über die einfachen Arbeiten


Sogenannt niedrig qualifizierte Arbeit wird laufend in Billiglohnländer (Offshoring) ausgelagert. Im Kampf um Marktanteile hat jener Produzent die Nase vorn, der bei vergleichbarer Qualität und Leistung, den günstigeren Preis anbieten kann. Viele Faktoren spielen dabei eine Rolle.

Die Transporte sind billig, weil «subventioniert». Aktiengesellschaften haften nur mit dem Aktienkapital, nicht für den möglichen Schaden, den sie anrichten können!

Die Energie ist billig, weil «subventioniert». Umweltkatastrophen wie jene der Exxon Valdez tragen die Bürger der betroffenen Gebiete, kaum angemessen jedoch die Transportfirmen oder die Energielieferanten. Ein AKW muss eine Haftung von 1 Mia Fr. tragen! Ein GAU würde vielleicht einige 100 Mia Fr. kosten, die wiederum die Gesellschaft zu tragen hat!

Die grossen Geschäftsrisiken tragen die Geschädigten. Pleiten von Grosskonzernen oder Finanzinstituten werden auf die Kunden, den Staat und somit den Steuerzahler abgewälzt.

AKW’s werfen vergleichsweise billigen Strom auf den Markt. Der anfallende hoch radioaktiver Atommüll muss für einige hunderttausend Jahre gehütet werden. Die Kosten dafür wird auf die Gesellschaft abgewälzt. Dadurch wird erneuerbare Energie (Wind-, Solarenergie) benachteiligt.

Was rentiert wird kapitalisiert, alles andere sozialisiert.

Henry Ford I setzte die «wissenschaftlichen Betriebsführung» nach Frederic Winslow Taylor hinsichtlich der Arbeitsteilung in die Praxis um. Seine systematische Personalpolitik, war sehr im sozialmechanistischen Denken verhaftet. Sie hat sich teilweise bis heute erhalten; wenn weniger bei uns, bzw. in den hoch entwickelten Industriestaaten, so doch in «Billig-Lohn-Ländern.

Taylor war vom homo oeconomicus, einem rein rationalen Wesen, welches aus mehreren unveränderlichen Eigenschaften besteht, geprägt. Ziel dieses Menschen sei, mit möglichst geringer Anstrengung möglichst viel Geld zu verdienen. Lediglich die Angst vor dem Hunger und die Habgier vermöchten ihn zum Handeln zu bringen.

Einige bemerkenswerten Aussagen aus Ford’s Personalpolitik:

Einstellung und Einführung von Personal: Unser gesamtes Personal wird sowohl für die Fabrik, wie für die Büros durch verschiedene Angestelltenabteilungen verpflichtet. Wie bereits erwähnt, engagieren wir niemals einen Sachverständigen. Ebenso muss jeder auf der untersten Arbeitsstufe anfangen – bisherige Erfahrungen gelten bei uns nichts.

Gestaltung der Arbeitsplätze: Für die meisten Menschen ist das Denken-Müssen eine Strafe. Ihnen schwebt als Ideal eine Arbeit vor, die keinerlei Ansprüche an den Schöpferinstinkt stellt.
Wenn ein Mann ausserstande ist, seinen Lebensunterhalt ohne Hilfe einer Maschine zu verdienen, ist es dann recht, ihm die Maschine zu entziehen, nur weil die Bedienung eintönig ist? Sollen wir ihn lieber verhungern lassen?

Anlernung und Ausbildung: Zum Lernen der verschiedenen Beschäftigungsarten sind folgende Zeiten erforderlich: 43% sämtlicher Arbeiten erfordern nicht über einen Tag Lehrzeit, 36% einen bis acht Tage, 6% ein bis zwei Wochen, 14% einen Monat bis zu einem Jahr, 1% ein bis sechs Jahre.

Informationswesen: Die eine Abteilung braucht durchaus nicht zu wissen, was in der anderen vorgeht. Sache der leitenden Persönlichkeiten, die den ganzen Arbeitsplan entwerfen, ist es, darauf zu achten, dass sämtliche Abteilungen folgerichtig auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten. Versammlungen zur Herbeiführung eines guten Einvernehmens zwischen den einzelnen Persönlichkeiten oder Abteilungen sind gänzlich überflüssig.

Behandlung und Führung der Mitarbeiter: Unsere Organisation ist so bis ins einzelne durchgeführt und die einzelnen Abteilungen greifen so ineinander, dass es völlig ausgeschlossen ist, den Leuten auch nur vorübergehend ihren Willen zu lassen. Ohne die strengste Disziplin würde völliges Chaos herrschen…. Die Leute sind da, um gegen einen möglichst hohen Lohn, eine möglichst grosse Menge Arbeit zu schaffen.
Wem unsere Arbeit nicht zusagt, muss gehen.
Persönliche Fühlungsnahme gibt es bei uns kaum: Die Leute verrichten ihre Arbeit und gehen wieder nach Hause – eine Fabrik ist schliesslich kein Salon.

Entlohnung: Die Lohnfrage schafft 9/10 der psychischen Fragen aus der Welt, und die Konstruktionstechnik löst die übrigen.
Fühlt der Arbeiter dagegen, dass sein Tageswerk ihm nicht nur die Lebensnotdurft, sondern darüber hinaus noch die Möglichkeit gewährt, seine Kinder etwas lernen zu lassen und seiner Frau Vergnügen zu schaffen, dann ist ihm die Arbeit ein guter Freund, und er wird sein Bestes hergeben.

Aufstiegsregelung: kaum mehr als 5% all derer, die um Lohn arbeiten, sind gleichzeitig bereit, die mit Lohnerhöhung verbundene erhöhte Verantwortlichkeit und Arbeitsmenge auf sich zu nehmen.
Die bei weitem überwiegende Maiorität jedoch will dort bleiben , wo sie hingestellt ist: sie will geführt werden. Sie will, dass man in jeder Beziehung für sie handelt und ihr die Verantwortung abnimmt. Daher besteht die Hauptschwierigkeit trotz des grossen Angebotes nicht darin, die Beförderungsberechtigten, sondern die Beförderungswilligen herauszufinden.
Ich glaube, in dem grossen Siebungsprozess unserer Fabrik landet jeder zum Schluss dort, wo er hingehört.

Diskussion:

  • Der homo oeconomicus gehört der Vergangenheit an. So sollte man meinen. Bestimmt ist er noch nicht ausgerottet. Würde man Arbeitsgestaltung und Produktionsmethoden weltweit vergleichen, dann würde man dem homo eoconomicus mehr als vermutet begegnen. Es si an die aktuelle Diskussion über die PC-Produktionen in Fern-Ost erinnert(Fastenopfer): Menschenunwürdige Arbeitsbedingungen.
  • Heute stellt man den Menschen in den Mittelpunkt – Oft meint man jedoch den Menschen als Mittel, Punkt. Das kommt besonders bei einer Entlassung zum Ausdruck.
  • Ohne Sachverständige kommt man heute nicht mehr aus. Immerhin erwartet man, liest man die Stellenoinserate aufmerksam durch, umfassende Fachkenntnisse sowie grosse Selbständigkeit. Loyalität wird zwar kaum erwähänt, aber Illoyalität gegenüber dem Arbeitgeber ausserhalb des Arbeitsplatzes (Verrat von Geschäftsgeheimnissen, Arbeit in der Freizeit für ein Konkurrenzunternehmen) wäre gar ein Grund zu einer fristlosen Entlassung. Wehe aber dem, der eine selbständige Entscheidung trifft! Loyalität und Selbständigkeit können sich ausschliessen!
  • Aufgabe, Verantwortung und Kompetenzen sind sehr oft nicht genügend aufeinander abgestimmt. Dass jemand eine riesige Arbeit zu bewältigen hat, und dabei bei praktisch Null Kompetenz am Schluss noch die gesamte Verantwortung tragen darf, ist keine Selltenheit.
  • Die Erfahrung neuer Mitarbeitender ist wichtig, wird aber oft zu wenig genutzt.
  • Betriebe sind auch heute noch keine Salons. Aber an der Zitrone wird wacker gedrückt. Der Druck wird allmählich unerträglich. Ob es den gut verdienenden Topmanagern auch so ergeht?
  • Die Maschine soll dem Menschen angepasst werden, was aber oft nicht getan wird! Man automatisiert, wo es sich rechnet, sonst findet man in Fernost Menschen die anstelle von Maschinen eingestzt werden…
  • Innerbetriebliche Information hat einen hohen Stellenwert. Es wird allerdings auch übertrieben. Es ist nicht wichtig, dass viel, sondern dass viel richtige Information fliesst.
  • Es wird viel für die Entwicklung der Kadermitarbeitenden sowie von Spezialisten getan. Ob man genügend für die basis tut?
  • Auch in hoch entwickelten Ländern gibt es Menschen, die für die Ausführung einfacher Arbeiten geeignet sind und bereit wären, dies zu tun oder dies gar wünschen, weil sie darauf angewiesen sind. Was wird aus ihnen, wenn die Produktion ausgelagert wird?

«(…) Jüngst wurde zum Beispiel durch einen Bericht in der britischen Zeitung Daily Mirror auf die Situation bei der Herstellung der Apple iPods aufmerksam gemacht. iPods werden von dem taiwanesischen Kontraktfertiger Foxconn in Shenzhen/ China produziert. Die Bezahlung der überwiegend weiblichen jungen Fabrikarbeiterinnen liegt illegal unterhalb des – eh schon nicht für die Sicherung des Lebensunterhalts reichenden – Mindestlohns, extreme Überstunden und 7-Tage-Wochen sowie die Nicht-Einhaltung von Arbeits- und Gesundheitsschutz sind dort die Regel. Foxconn ist jedoch kein Einzelfall: Vielerorts findet High-Tech-Produktion unter Sweatshop-Bedingungen statt. Dies ist die zweite Seite der Medaille, wenn über Exportsteigerung und technologische Spill-Over-Effects in Entwicklungs- und Schwellenländern debattiert wird. Denn ohne Zweifel sind es nicht mehr nur die entqualifizierten arbeitsintensiven Produktionsschritte, die nach Asien verlagert werden. Der deutsche Kontraktfertiger Infineon fertigt zum Beispiel neu eingeführte Halbleiterchips zunächst an seinem Forschungsstandort in Dresden. Die Massenfertigung findet dann aufgrund des Copyright-Schutzes in den USA statt und wird nach ca. zwei Jahren nach China verlegt. Die Verlagerungsstrategien werden von der Suche nach geringen Produktionskosten angetrieben. Denn in der Computerbranche sind derzeit die Gewinnmargen in der Produktion relativ gering und der Wettbewerb ist enorm – weshalb die beständige Suche nach neuen Niedrig-Lohnstandorten zur vorherrschenden Unternehmensstrategie im Produktions- und Montagebereich wird. Unterschiedliche Regionen werden weltweit zueinander in Konkurrenz gesetzt. Längst wird nicht mehr nur der Leiharbeiter in Deutschland mit seinen Kollegen in Singapur oder Malaysia verglichen, sondern der Standortwettbewerb hat den „globalen Süden“ erreicht. 2001 fanden in Zuge der Krise der New Economy starke Verlagerungsbewegungen von Osteuropa und Mexiko nach China statt. Heute gehen die ganz Mutigen bereits nach Vietnam. Mittels der permanenten Androhung zur Verlagerung drücken Unternehmen nicht nur Umwelt- und Arbeitsstandards, sondern eine realisierte Verlagerung kann auch in einer Region heftige Strukturkrisen auslösen…)»
(10.08.06: Sarah Bohrmann; Die Autorin Sarah Bormann ist Diplom-Politologin und Projektreferentin bei WEED e.V.

  • Die Auslagerung von einfachen Arbeiten in Billiglohnländer führt dazu, dass dort Arbeitskräfte ausgebeutet werden. Sie bekommen für Ihre Arbeit kaum existentsichernde Löhne. Hilfwerke werden sich den mittellosen Menschen annehmen müssen. Sie sammeln in «hoch entwickelten» Ländern Geld für die Unterstützung. Und die wirtschaftlich starken Nationen werden von Zeit zu Zeit Schulden erlassen. Indirekt subventionieren man dadurch die Ausbeutung.
  • Müssten dort mindestens existenzsichernde Löhne bezahlt werden die auch den Zugang zur Gesundheitsversorgung sowie die Absicherung für das Alter beinhalten würden, könnten viele Arbeiten nicht mehr ausgelagert werden, sehr zur Freude heimischen Gewerbes.


Staatliche Diskriminierung


Das suggerierte Ziel: Senkung der Kosten Unternehmen und der Konsumentenpreise sowie Belebung der des Wettbewerbs im Inland. Das VWL will dies mit der einseitigen Einführung des so genannten Cassis-de-Dijon-Prinzips erreichen.

Bisher hat die Schweiz zwei Wege verfolgt, um Handelshemmnisse abzubauen:
1. Automatischer Nachvollzug gewisser EG-Vorschriften
2. Abschluss internationaler Verträge über den gegenseitigen Marktzugang, speziell im Rahmen der bilateralen Verhandlungen.
Das Cassis-de-Dijon-Prinzip war eine Ergänzung zu diesen zwei Wegen.

 

Cassis de Dijon

In dieser Entscheidung lag dem EuGH 1979 folgender Sachverhalt zu Grunde. Eine Firma wollte in Deutschland den französischen «Cassis de Dijon» vertreiben. Dieses Getränk hatte einen Alkoholgehalt von 15-20 %. Gem. § 100 III Branntweinmonopolgesetz darf in Deutschland aber nur Likör mit über 25 % Alkoholgehalt vertrieben werden. Somit wurde es der Firma untersagt, den französischen Cassis de Dijon nach Deutschland einzuführen. Hiergegen klagte die Firma vor dem EuGH. Das Gericht musste entscheiden, ob inländische Normen, welche sowohl für Aus- als auch für Inländer gelten, ebenfalls Maßnahmen gleicher Wirkung i.S.d. Art. 28 des Vertrages zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (EG-Vertrag) sind. Der EuGH hat dies bejaht. Eine Maßnahme gleicher Wirkung liegt dann vor, wenn sich die Norm als Handelshemmnis auswirkt. Dies war hier der Fall. Parallel dazu hat der EuGH die sog. Cassis-Formel aufgestellt, in der er Rechtfertigungsgründe benennt. Danach müssen Hemmnisse für den Binnenhandel der Gemeinschaft, die sich aus den Unterschieden der nationalen Regelungen ergeben dann hingenommen werden, soweit diese Bestimmungen notwendig sind, um zwingenden Erfordernissen der Allgemeinheit gerecht zu werden. Insbesondere den Erfordernissen einer wirksamen steuerlichen Kontrolle, des Schutzes der öffentlichen Gesundheit, der Lauterkeit des Handelsverkehrs und des Verbraucherschutzes. Aus der Cassis de Dijon – Entscheidung ergibt sich daher, dass ein in einem Mitgliedstaat rechtmäßig hergestelltes und vermarktetes Erzeugnis grundsätzlich in das Hoheitsgebiet der anderen Vertragsstaaten importiert werden kann, sofern nicht eine der Beschränkungen des Art. 30 EG-Vertrag oder der sog. Cassis-Formel eingreift.

Die einseitige Einführung des Cassis-de-Dijon-Prinzips ist problematisch, politisch und wirtschaftlich. Weil der Bundesrat auf jegliche Gegenseitigkeit verzichten will, weicht er vom bisher verfolgten Weg der schweizerischen Handelsbeziehungen ab. Ausserdem vergibt er für künftige Verhandlungen mit der EU eine wichtige Karte aus der Hand.
Zu bedenken ist, dass der Markt auch für Nicht-EU-Produkte aus Ländern (Drittstaaten) mit denen die Schweiz Anerkennungsvereinbarungen getroffen hat, geöffnet werden müsste, um die WTO-Verpflichtungen zu erfüllen.

Die Diskriminierung: Exportprodukte müssten weiterhin nach den strengen Schweizer Vorschriften entsprechen. Die ausländische Konkurrenz wäre davon befreit.

Schaltet man das Gehirn auf die Stufe «XM» (xsunder Menschenverstand), so kommt man zum Schluss, dass eine unilaterale Einführung des Cassis-de-Dijon-Prinzips mehr Nach- als Vorteile bringt. Daher: Liberalisierung ja, einseitige Liberalisierung nein! Und: die Dominanz über die eigene Gesetzgebung darf nicht aus der Hand gegeben werden! Unsere Wirtschaft soll von den Behörden erwarten können, dass sie für gute Rahmenbedingen sorgt. Dabei müssen ökonomische, ökologische, soziale und gesellschaftliche Aspekte berücksichtigt werden. Mit dem Abbau oder der Vereinfachung bestehender Vorschriften und grosser Zurückhaltung vor neuen, wäre im Sinne der eingangs erwähnten Zielsetzung bereits viel getan und vorallem die Gleichbehandlung mit ausländischen Konkurrenten wäre gewährleistet.


Genau hingeschaut