Dem Gesundheitswesen Schweiz laufen die Kosten davon…


Da wundert es einen nicht, dass auch die Heuschrecken zugegen sind und sich eine, oder gleich mehrere Scheiben für sich abschneiden.

Die Medi-Clinic-Gruppe aus Südafrika kauft die Schweizer Spitalgruppe Hirslanden. Sie bezahlt für die 13 Spitäler 2,85 Milliarden Franken.

Das sieht ganz nach einem Raubzug zu Lasten des Gesundheitswesens Schweiz und den Patienten und Prämienzahlern aus. Somit sind mehrere Spitäler in neuen Händen.

Das Beispiel «St. Anna» in Luzern mag zeigen, was abläuft. Die St. Anna-Schwestern boten während fast 100 Jahren eine hervorragende Privatklinik im Zentrum der Schweiz an. Der selbstlose Einsatz der Ordensschwestern hat Werte geschaffen. Das System ist daran gescheitert, dass dem Orden der Nachwuchs fehlte. Das Haus wurde 2002 an die Hirslandengruppe verkauft. Der Preis: etwa 90 Mio Franken.
Im gleichen Jahr kommt Hirslanden unter die britische Firma BC Partners. Die UBS kassierte für diesen Deal ca. 930 Mio Franken für 13 Spitäler. Nun, 5 Jahre später wird erneut gedealt. Die Medi-Clinic aus Südafrika übernimmt Hirslanden für etwa 3,5 Mia Fr.! Faktor rund 4! Fazit: Bei Faktor 4 für die ganze Hirslandengruppe sind die St. Anna- Schwestern einmal mehr schamlos ausgenützt worden, das ist allerdings vornehm ausgedrückt!

Der Kostentrend im Gesundheitswesen zeigt laufend aufwärts. Der Zahlenspiegel «Gesundheit» zeigt es deutlich. Die Zunahme der Kosten und der Leistungen sind eindrücklich, und die Zunahme der Ärzte auch. Im internationalen Vergleich leistet sich die Schweiz das zweit teuerste Gesundheitswesen. Der Bürger ist der wichtigste Leistungserbringer respektive Direktzahler. Er leistet seine Beiträge via Versicherungsprämien, direkte Zahlungen (Selbstbehalte, Frannchise) sowie durch die Steuern.

Krankenkassenprämien – Die unheilige Allianz

Jeden Herbst fühlen wir Schweizer uns schlecht – dann nämlich steigen die Krankenkassenprämien. Aber deswegen gleich losjammern? Wir bezahlen doch nur, was wir vom Gesundheitswesen verlangen und auch bekommen: mehr, mehr, mehr. Erkundungen an der Schmerzgrenze.

Kürzlich, erzählt Dr. med. Andreas Luder aus Interlaken, habe ihn eine sparsame ältere Dame in der Praxis angerufen. Wegen Rückenschmerzen habe sie übers Wochenende in der Apotheke ein rezeptfrei erhältliches Schmerzmittel gekauft. Nun brauche sie ein Rezept für die Krankenkasse. Zwar sei das Medikament billig, drei Franken nur, aber wenn sie zusätzliche Pillen nachbestellen wolle, gehe das eben doch ins Geld. Sie wäre froh, wenn ihr Arzt das Rezept gleich an die Apotheke schicken könnte.

Als der Arzt am Abend joggen ging, steckte er das Couvert, um das Porto zu sparen, eigenhändig in den Briefkasten der Apotheke. Während des Laufens dachte und rechnete er nach, wer alles von diesem kleinen Ereignis profitierte. Erstens: die ältere Frau. Sie muss die drei Franken nicht selbst bezahlen, sofern ihre Franchise bereits aufgebraucht ist. Zweitens: der Apotheker. Die Abgabe mittels Rezept berechtigt ihn zum Bezug der Patientenpauschale von Fr. 9.20 und der Apothekerpauschale von Fr. 4.30. Drittens: er selbst, Dr. med. Luder. Er darf, muss aber nicht, die Position 00.0110 (telefonische Konsultation durch den Facharzt) oder 00.0140 (ärztliche Leistung in Abwesenheit des Patienten) verrechnen, was Fr. 13.85 bis 17.40 ausmacht, je nach Kanton.

Zum Schluss kostet das Medikament, das eigentlich in jeder Apotheke für drei Franken erhältlich wäre, Fr. 30.35 bis 33.90, je nach Kanton, vollständig bezahlt von der Krankenkasse. «Eine nette Geschichte, nicht wahr?», findet Dr. med. Andreas Luder aus Interlaken.

Eine typische Geschichte. Das System funktioniert tadellos, im Kleinen wie im Grossen multiplizieren sich die Kosten zu einem stolzen Umsatz. Zuoberst steht der Wunsch des Patienten, der Patientin. Er oder sie kriegt, was er oder sie verlangt, gratis. Und alle andern Beteiligten helfen gern und verdienen mit…. Lesen Sie über die unheilige Allianz weiter!

Dass da selbst der Preisüberwacher stutzig wird, ist nicht erstaunlich. Der Einsatz von Generika anstelle der Originalpräparate hat nicht die geschätzten Einsparungen gebracht. Die Pharmafirmen manöverieren einfach die Politik aus.

So ist es nicht verwunderlich, dass man sich ein teures Gesundheitswesen leistet.

Wenn es sich lohnt aus dem Ausland «Renditen» im Gesundheiswesen abzuschöpfen, dann stimmt einiges nicht. Dass die Kosten aus dem Ruder laufen und erodieren, verwundert nicht. Das Gesundheitswesen ist mehrheitlich subventioniert. Es wird mit falschen Anreizen sozialisiertes Geld kapitalisiert um es abzuschöpfen.

Die neue Besitzerin von Hirslanden wird wohl kaum beweisen wollen, dass ein etwa dreimal höherer Kapitaleinsatz keine Kostenwirksamkeit auf die Krankenkassenprämien ausmache. Zuerst werden Kosten generiert, dann den Kassen der Tarif bekannt gegeben, danach abkassiert. Das Bundesamt für Sozialversicherungen und der Gesundheitsminister werden es absegnen… Man kann die Pferde auch am Schwanz aufhängen! Aber man könnte statt Heuschrecken zu füttern, den Geldtopf verkleinern indem man den Versicherten tiefere Kranken-Versicherungsprämien anbieten würde. Dann hätten alle etwas vom grossen Geldkuchen.


2 thoughts on “Dem Gesundheitswesen Schweiz laufen die Kosten davon…”

  1. Ja hallo, ich bin froh, dass ich keine Rezepte brauche, bevor ich mit dem Auto zum Service in die Garage fahre! Es gibt immer schlechte Beispiele. Ich habe bisher mit meinen Ärzten bis auf zwei Ausnahmen gute Erfahrungen gemacht. Zum Glück bin ich selten darauf angewiesen. Wäre es anders, mein Vertrauen wäre nicht geringer!
    Vielleicht läuft die Entwicklung im Gesundheitswesen mal dort hin, dass die Überregulierung verringert wird. Es würde endlich mehr Markt bedeuten, von dem so viel geredet wird, von Leuten, die diesen Markt gar nicht wollen! Allerdings hege ich meine Zweifel, denn wer schüttet schon seinen «gesponsorten» Futtertopf aus? Dass wir uns das zweit teuerste Gesundheitswesen weltweit leisten ist eine Tatsache. Wenn Rationalisierungsfachleute und Organisatonsentwickler in Betriebe kommen, dann weiss jeder: 10 Prozent reduzieren, kann man jederzeit, ohne dass auch nur etwas an der Leistung und an der Qualität ändert. Meist ist aber das Sparziel höher. So ergeht es auch einem Spital, wenn die «Sanierer» gerufen werden. Dann fliegen die Federn. Es wird fusioniert, Leute werden entlassen usw. Aus dieser Sicht, könnte der Gesunheitsminister die Leistungen mal mit 10% Kürzung belegen. Von oben nach unten! Die Volksgesundheit würde nicht beeinträchtigt! Er wird es nicht tun! Die Interessensvertreter sind zu mächtig. Auf dass wir weiter schön umverteilen…!
    Mit den besten Grüssen – odh

  2. Ein typischer Fall von Fehlinformation. Das Medikament konnte die Kundin ohne Rezept in der Apotheke beziehen (dem Preis nach handelt es sich um Dafalgan tbl 500mg). Dementsprechend fällt es NICHT unter die LOA, die leistungsorientierte Abgabe die die Krankenkassen und Apotheken ausgehandelt haben. Die gilt NUR FÜR REZEPTPFLICHTIGE MEDIKAMENTE, die GANZ von der Grundversicherung übernommen werden. Demnach ist die nette Rechnung des Arztes falsch. Die Apotheke verdient nur die Marge an den 3 Franken (vielleicht 90 Rp). That’s it. Keine Pauschalen oder Checks. Dazu muss sie noch, wenn die Kundin es über die Apotheke an die Krankenkasse abrechnet die ganze Verwaltungsarbeit machen. Wer an der Sache verdient ist der Arzt, der ein Rezept ausstellt, für etwas, für das es kein Rezept bräuchte – und wenn es nur diese Tabletten sind, dauert es ewig, bis sie die Franchise erreicht hat und die Kasse ihr etwas zahlt – auch sie hat nur den Verwaltungsaufwand.
    Toll, nicht?

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