Neue Arbeitsformen – wird die Welt irre?


Mein Grossvater sagte mir einst, dass es zwei Sorten von Menschen gäbe. Die, die arbeiten und die, die sich die Lorbeeren für diese Arbeit einheimsen. Er sagte mir, ich solle versuchen in der ersten Gruppe zu sein; es gäbe dort viel weniger Konurrenz.

Indira Gandhi

Neue Arbeitsformen stellen Arbeitnehmer vor neue Herausforderungen

Gesehen in: HR Today Newsletter 1/2012

Bern (sda). Ständige Einsatzbereitschaft, egal, wo man sich gerade befindet: Der moderne Job hat sich durch neue digitale Möglichkeiten und neue Arbeitsformen verändert. Bei diesen Voraussetzungen ist Abschalten schwieriger denn je und muss erst noch gelernt werden.

Die Arbeitszeit lässt sich flexibel einteilen, und der Arbeitsplatz ist da, wo man gerade ist –  das ist Experten zufolge die Arbeitsform der Zukunft. «Workstyle» nennt sie sich im Fachjargon. Momentan setzen erst wenige Unternehmen auf diese moderne Form der Arbeitsorganisation. Doch im Jahr 2012 werden wohl einige dazukommen.
Der Anspruch an Arbeitnehmer, überall und immer erreichbar und verfügbar zu sein, verstärkt sich. «Im Wettbewerb um die besten Talente binden Unternehmen Mitarbeiter als ganze Personen, verlangen aber auch quasi ständige Einsatzbereitschaft», sagt Jens Meissner.
Meissner ist Professor für Organisation und Innovation sowie Leiter des Masterstudiengangs Risk Management an der Hochschule Luzern. Er untersucht die Auswirkungen der neuen Arbeitsformen und deren Risiken.

«My cloud ist my castle»

Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind fliessend. Die nötigen Daten, die individuelle Informationswelt hat die moderne Arbeitskraft stets dabei, weil die Daten nicht mehr auf dem eigenen Computer, sondern in übers Internet zugänglichen Netzwerken (so genannten Clouds) gespeichert werden. «My cloud ist my castle», fasst Meissner den Trend zusammen.
Die Entwicklung wird begleitet von einem so genannten Laissez-Faire-Führungsstil. Dem Einzelnen werden mehr Freiräume und Verantwortung geboten. Selbstmanagement-Kompetenz und Selbstführung sind darum zentrale Fähigkeiten der Zukunft.
Für die Arbeitnehmer wird es immer schwieriger, sich abzugrenzen und abschalten zu können. «2012 wird deshalb das Jahr des Burnouts», prophezeit Meissner. Denn mit den neuen Freiheiten umgehen muss erst gelernt werden. Beratungsunternehmen in diesem Bereich haben darum Hochkonjunktur.

Menschen statt Jobs

Bei der Arbeitsform der Zukunft dominieren Projekte. Die Arbeitswelt ist derart komplex geworden, dass Chefs Verantwortungen an Teams delegieren müssen. Als Auswahlkriterien gelten nicht etwa «Job-Kategorien», sondern Aufgaben und Personen. «Mit den richtigen Leuten an spannenden Aufgaben zu arbeiten, geht vor.»
Netzwerke sind wichtig. Laut Meissner geht es nicht um Freundschaften, sondern darum, dass man Beziehungsqualität aufbaut, die einen miteinander arbeiten lässt.
Die Forscher des Gottlieb Duttweiler Institute GDI haben denn auch Beziehungen und alles, was man unter «Social» subsummieren kann, zum Zukunftstrend schlechthin erkoren. War es früher das eher an Familienbeziehungen angelehnte und diskret behandelte «Vitamin B», das Tür und Tor öffnen konnte, sind es heute die Freundschaften. Sie sind transparent, ihr Wert wird durch Internetplattformen messbar.

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Man denke selber über die Konsequenzen nach!

Nicht von ungefähr: «(…) CS schickt Händler aus Sicherheitsgründen in die Ferien – Als eine der letzten Grossbanken verordnet die Credit Suisse ihren Händlern längere Pausen ohne Computerzugang und Blackberry. So soll die kriminelle Versuchung gebremst werden. …)» Tagesanzeiger vom 28. 12. 11. 

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Empfehlung: Lesen Sie das Finanzblog von Stephan Marti!


2 thoughts on “Neue Arbeitsformen – wird die Welt irre?”

  1. @ SMS: Es wundert nicht! Ich bin mir aber fast sicher, dass bei der Behandlung lediglich die Symptome angegangen werden. Würde die Ursache gesucht und öffentlich gemacht, könnte eine Wirkung erzielt werden. Leider weiss man nicht, viele Bourn-out-Betroffene sozialisiert werden (müssen)!

  2. «Fast jede vierte Führungskraft in Deutschland ist von Burn-out bedroht.» Gefunden in bild der Wissenschaft – 1/2012 – Studie der Uni Bochum

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