Freie Spitalwahl


Die kantonalen Gesundheitsdirektoren sind gegen die freie Spitalwahl. Aber sie möchten mehr Transparenz, mehr Effizienz und mehr Markt. Das scheint unbestritten zu sein.

Wer das Bedürfnis habe, eine noch grössere Auswahl in der ganzen Schweiz zu haben, schliesse für wenig Geld eine Zusatzversicherung ab. Wenn nun aber der Kanton den Anteil der Zusatzversicherung für die freie Spitalwahl übernehmen solle, koste dies rund eine halbe Milliarde Franken pro Jahr.

Weil die Kosten im Gesundheitswesen seit langem überproportional zur Wirtschaft steigen, können sich viele Menschen in diesem Land die Prämien für die Krankenkassen nicht mehr leisten. Somit haben sie keine Möglichkeit, sich eine Zusatzversicherung für die freie Spitalwahl zu leisten.

Wer sich die Zusatzversicherung bisher leisten konnte oder leistete, wird dies auch weiterhin tun. Im Sinne einer Gleichbehandlung wäre es angezeigt, Minderbemittelten ein Angebot zu unterbreiten. Wenn die öffentliche Hand und die Versicherer, die ja an mehr Markt, Effizienz und Transparenz interessiert sind zusammenspannen würden, könnten sie die Kosten für diese Zusatzversicherung wenigstens für die interessierten Minderbemittelten übernehmen. Es gibt so oder anders grosse Unterschiede. Kantone mit einem einzigen Kantonsspital haben eine kleineres Angebot (kleinere Auswahl oder keine) als grosse, mit mehreren kantonalen Einrichtungen.

Wer an die Gesetze des Marktes glaubt, wird sehen, dass diese Investition mehr als zurückfliessen wird! «Marktversagen ist eine seltene Ausnahme» (Alan Greenspan). Man will im Gesundheitswesen mehr Markt. Dann sollte man nochmals über Parallelimporte für Medikamenten nachdenken.

Man wünscht mehr Effizienz. Mehr Effizienz bedeutet, mit den gleichen Ressourcen mehr zu leisten oder das gleiche mit weniger Ressourcen zu erbringen. Da wir uns das zweit teuerste Gesundheitswesen weltweit leisten, müssten die Ressourcen redimensioniert werden. Wir werden es aber erleben, dass neben den schönen Absichtserklärungen kaum echt gehandelt wird. Die Kosten werden weiter steigen. Niemand getraut sich, die «Heilige Kuh» anzufassen. Anstatt wirksam zu handeln, verliert man sich in Begriffsdefinitionen.

Die Begriffe Effektivität und Effizienz werden im Zusammenhang mit der Kostendämpfung im Gesundheitswesen sehr gerne verwendet, allerdings oft ohne klar umschriebene und operationalisierbare Bedeutung. Die zugrundeliegenden englischen Wörter efficient, effective und auch efficacious1 können allesamt mit wirksam übersetzt werden.2

In der Betriebswirtschaftslehre spricht man von Effizienz im Sinne einer Zielerreichung mit geringstem Aufwand bzw. die richtigen Mittel zur Zielerreichung innerhalb einer Organisation einzusetzen. Dies wurde durch den Managementwissenschaftler Peter F. Drucker geprägt.
Aus Distanz gewinnt man den Eindruck, dass niemand an einer wirksamen Lösung, die Kosten im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen, interessiert ist. Man arbeitet nach dem Prizip: «Management by Caterpillar: «Man schiebt die grossen Haufen so langsam vor sich hin»!
Der Ausruf eines berühmten Reformators: «Tut etwas Mutiges!» ist angebracht.


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