«Wenn’s pressiert, ist es bereits zu spät!» Autor unbekannt
«(…) Vollkommenheit entsteht offenbar nicht dann, wenn man nichts mehr hinzuzufügen hatt, sondern, wenn man nichts mehr wegnehmen kann. Die Maschine (das Flugzeug) in ihrer höchsten Vollendung wird unauffällig…)» Antoine de Saint Exupéry
Der etwas klein gewachsene Pilot wurde in am 08. Oktober 1948 Hergiswil, Nidwalden als Hansjörg Schmid geboren. Nach der Schule erlernte er den Beruf eines Mechanikers. Bei der SG Nidwalden erlernte er das Segelfliegen. Er war ein interessierter und fähiger Segelflieger. Nach dem Erwerb des Führerausweises kam die Charakterzüge langsam aber stetig immer deutlicher zum Vorschein. Schnell hatte er grosse Ambitionen und er verstiieg sich in seiner Ansicht, die Regelungen der SG Nidwalden würden seinen Zielen im Weg stehen. Man müsste für ihn Ausnahmen machen. Er wollte tun und lassen was er wollte!
Als er, 20 jährig Redaktor der Aero Revue wurde, brannten seine Sicherungen erstmals durch. Der Kleingewachsene, der Hansjörg zum Hans Georg wurde, stieg nun in die feinere Stoffetage vor. Er gehörte jetzt der Crème de la Crème an. Und jetzt hatte er im Aufstieg bis zur Unfähigkeit die erste Treppe des Aufstiegs erklommen. Ab jetzt war er kaum mehr zu bremsen. Er wollte es allen zeigen wer er war, nämlich der Grösste! Sein Traum wurde zum Wahn und er Start zu seinem letzten Flug war die Tat eines Wahnsinnigen.
Er sah sich dereinst in der Ahnengallerie der ganz Grossen wie etwa Charles Lindbergh.1927 startete er mit seiner „Spirit of St. Louis“ in New York und landete mehr als 33 Stunden später in Paris. Dies war offenbar ein Irrtum! Denn, bereits im Juni 1919 – also acht Jahre vor Lindbergh – flogen der Pilot John Alcock und der Navigator Arthur Whitten Brown miteinem Doppeldecker von Neufundland nach Irland. Allerdings nahm damals kaum jemand Notiz von ihrer Leistung.
Auch Antoine de Saint Exupéry (Der Kleine Prinzwollte er nacheifern.
Und es gab auch noch die nationale Ikone Walter Mittelholzer und dessen Leistungen zu bestaunen.
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Das was folgt habe ich aus verschiedenen Quellen und aus meinen Erinnerungen zusammengetragen. Einzelheiten entnehmen Sie dem Unfallbericht der SUST.
«(…) Sibylle Schmid hatte gerade die Stadtgrenze erreicht, als der Anruf kam. Der Verkehr in Richtung Zürich war dicht, die Fahrspuren waren verengt. Am Apparat war nicht Alexander. Es war André Göpfert, der sagte: «Sibylle, wo bist du?» – «Gleich hinter Basel.» – «Kehr um.» – «André, ich kann jetzt nicht, ich bin auf der Autobahn.» – «Sibylle, komm zurück.» – Sibylle Schmid nahm die nächste Ausfahrt. Muttenz. Sie fuhr hinaus. Als sie auf der anderen Seite die Autobahneinfahrt hinunterfuhr, sah sie über Basel die schwarze Rauchwolke….
Das Flugzeug streifte bei einer Quartierstrasse zuerst zwei Bäume und knallte dann an die Stirnseite des Daches. Beim Aufprall ging das Flugbenzin explosionsartig in Flammen auf; Wrackteile und der Pilot wurden auf einen benachbarten Kinderspielplatz geschleudert – nebenan spielten Kinder. Der Estrich brannte komplett aus.
Unfallursache ist laut BFU (heute SUST), dass das für einen Rekordflug umgebaute und voll gepackte Propellerflugzeug zu schwer und hecklastig war. Die Triebwerkleistung habe so nicht ausgereicht zum Beschleunigen, Steigen oder Abdrehen. Der Pilot habe deshalb geradeaus in Richtung Stadt fliegen müssen – er starb beim Aufprall sofort.
Der 59-jährige frühere MD-11-Linienpilot hätte gemäss Bericht die Probleme rechtzeitig erkennen müssen, denn er brauchte zum Abheben dreimal mehr Pistenlänge als erwartet.
Den Start habe er wohl wegen selbst verursachtem «Zeitdruck und Erfolgszwang» nicht abbrechen wollen. Auf der Suche nach Sponsoren hatte er Medien eingeladen.
Zwecks Publizität habe er seine einmotorige Maschine unbedingt an eine Eigenbau-Flugschau in die USA fliegen wollen, gut 7600 km nonstop, obwohl die Zeit nicht gereicht habe für Volllast-Testflüge und alle technischen Nachweise. Er habe auch das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) unter Druck gesetzt. Dort wollte er vereinfachte Vorgaben.
Während der Standardbausatz des Flugzeuges auf ein Gewicht von 1542 Kilogramm ausgelegt ist, bewilligte das BAZL unter Überlastbedingungen eine Abflugmasse von 2475 kg. Doch der BFU-Bericht hat eine reale Abflugmasse von 2602 kg errechnet – 127 kg darüber! Wegen Balance-Problemen wurden noch kurz vor dem Start Gewichte in die Kabine gelegt! (sda): NZZ: «Falscher Schwerpunkt bei Basler Absturzflugzeug»
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Es begleiteten genügend Fachleute den Erbauer von HB-YWN. Sie hätten wohl die Erfahrung und das Wissen gehabt, den Piloten auf die Gefahren hinzuweisen. Offenbar sind alle dem Nimbus «Flugkapitän» bzw. dessen Arroganz auf den Leim gegangen, bis hinauf zum BAZL. Ich enthalte ich mich eines weiteren Kommentars. Der Flugunfallbericht der SUST ist deutlich. => Schlussbericht
Siehe auch:
Der Long Range Irrsinn von Basel.
10. 06. 2009: Fliegen heisst landen – eine alte Weisheit
23. 07. 2007: Es gibt nicht viele berühmte, alte Piloten
Ergänzt am 04. 06. 2020, odh